'Das Vogelmädchen und der Mann, der der Sonne folgte' - Kapitel 15 - Ende

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  • „Rache“ - so beginnt dieser letzte Abschnitt und läßt erahnen, was folgen muß. Das „Fußballspiel“ mit den Köpfen ihrer Brüder läßt das Faß überlaufen. (Was für eine Idee aber auch. :yikes Daß da alle so mitmachen?) Gewundert habe ich mich nur über zweierlei: daß die Ch’eekwaii so selbstverständlich davon ausgehen, daß Vogelmädchen nach diesem Schock das ganze Lager aufräumt, und warum die nicht schon früher auf die Idee gekommen ist, auf diese Art zu fliehen. Sie hätte ihnen das alles vergeben können, denn Sklaven werden immer mißhandelt. Das verstand sie. (Seite 174). Das ist wohl die Antwort auf diese Frage.


    Auch Daagoo macht sich auf den Weg nach Hause. Er jedoch hat keine Möglichkeit, sich für den erlittenen Verlust seiner Familie zu rächen.


    Er fühlte sich wie ein Fremder in dieser Welt, in der er geboren war. Vielleicht war seine lange Reise umsonst gewesen. (Seite 183). Bei dem Gedanken habe ich dann doch erst mal innehalten müssen.


    Die vielen Jahre der Wanderschaft haben ihn verändert, reifen, zur Ruhe kommen lassen. Endlose Jahre ist er gewandert, hat weite Entfernungen zurückgelegt, ist seinen Träumen gefolgt. Um am Ende doch wieder dahin zurückzukehren, wo alles angefangen hatte. Dieses Bild des Auszuges, der Suche, der letztlichen Heimkehr, empfand ich als ungeheuer stark und eindrucksvoll.
    Daagoo blickte in den klaren, blauen Himmel hinauf und wünschte sich, seinem Vater irgendwie sagen zu können, daß er endlich die Lebensweise seines Volkes verstand. (Seite 199.)


    Nur wer lernt, sich unter das Gesetz zu stellen, wird dessen Existenz nicht mehr als Zwang erleben. Totale Freiheit erwächst nur dem, der sich in die Ordnung dieses Kosmos einfügt, so daß er selbst mit dem Gesetz verschmilzt. Diese Sätze auf Seite 266 von „Schicksal als Chance“ sind mir beim Lesen eingefallen.


    So endet schließlich ein teilweise hochdramatisches Buch nach Jahren von Schmerz und Leid in Ruhe und Frieden für die beiden Hauptbeteiligten. Sie würden die Vergangenheit hinter sich lassen und der Zukunft entgegengehen.



    Sehr interessant fand ich das Nachwort, in dem die Autorin über ihre Quellen sowie den Umgang damit berichtete. Vor allem, daß sie bei Vogelmädchen im Handlungsverlauf der Legende folgte und gerade kein „politisch korrektes“ Ende schrieb, hat mir imponiert. Alles andere hätte nicht gepaßt, auch wenn natürlich Häuptling Iggiagruk das erst mal erschrecken mußte. In seinem Nachwort fand er jedoch sehr gute Worte dafür, auch für die heutige Situation, in der die beiden Völker eher zusammen arbeiten denn sich bekriegen.


    Die wesentliche Aussage dieser Geschichte ist, daß wir alle unser Zuhause aus verschiedenen Gründen verlassen, um doch eines Tages wieder dorthin zurückzukehren. Und das gilt für beinahe jeden Menschen. (Seite 210.)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    „Rache“ - so beginnt dieser letzte Abschnitt und läßt erahnen, was folgen muß. Das „Fußballspiel“ mit den Köpfen ihrer Brüder läßt das Faß überlaufen. (Was für eine Idee aber auch. :yikes Daß da alle so mitmachen?)]


    Ich hatte ja gedacht, es gäbe keine Steigerung mehr in der Grausamkeit, aber es gibt sie doch! Ich kann gut verstehen, dass Vogelmädchen Turak und Akpa tötet. Aber dass sie auch ihren Sohn umbringt, muss doch hart gewesen sein.


    Zitat

    Original von SiCollier
    So endet schließlich ein teilweise hochdramatisches Buch nach Jahren von Schmerz und Leid in Ruhe und Frieden für die beiden Hauptbeteiligten. Sie würden die Vergangenheit hinter sich lassen und der Zukunft entgegengehen.


    "Wir müssen Vertrauen in die Zukunft haben" (S. 185)


    Was für ein schönes Buch! Wie kunstvoll Velma Wallis die beiden Legenden miteinander verbunden und ineinander verschränkt hat. Und Daagoo und Vogelmädchen sind tolle Figuren.


    Zitat

    Original von SiCollier
    Sehr interessant fand ich das Nachwort, in dem die Autorin über ihre Quellen sowie den Umgang damit berichtete. Vor allem, daß sie bei Vogelmädchen im Handlungsverlauf der Legende folgte und gerade kein „politisch korrektes“ Ende schrieb, hat mir imponiert. Alles andere hätte nicht gepaßt, auch wenn natürlich Häuptling Iggiagruk das erst mal erschrecken mußte. In seinem Nachwort fand er jedoch sehr gute Worte dafür, auch für die heutige Situation, in der die beiden Völker eher zusammen arbeiten denn sich bekriegen.


    Interessant fand ich auch, was sie über ihre Idee schreibt, ein Lied zum Tausch anzubieten. Was für ein toller Brauch, dass ein Lied, das ertauscht worden ist, zum alleinigen Eigentum des Stammes wird, der es erworben hat.


    Nachdenklich gemacht hat mich im Nachwort von Häuptling Iggiagruk:
    "Für beide Kulturen sind die Feinde heute der fehlende Gemeinschaftssinn, die Ablenkungen, des modernen Lebens, Identitätskrisen und der Verlust der Sprache."


    Warum hat Velma Wallis eigentlich nur die beiden Bücher geschrieben? :gruebel

  • Zitat

    taki32
    Aber dass sie auch ihren Sohn umbringt, muss doch hart gewesen sein.


    Das habe ich auch gedacht; allerdings hatte der - wie früher im Buch angedeutet - keine Ahnung, wer seine richtige Mutter ist, und er hatte Vogelmädchen mindestens genauso schlimm gequält wie die anderen. Insofern glaube ich nicht, daß (noch) irgendeine Beziehung zwischen ihr und ihrem Sohn bestand. Und wenn, war die so schwach, daß sie auch nichts mehr verhindern konnte.



    Zitat

    taki32
    Nachdenklich gemacht hat mich im Nachwort von Häuptling Iggiagruk:
    "Für beide Kulturen sind die Feinde heute der fehlende Gemeinschaftssinn, die Ablenkungen, des modernen Lebens, Identitätskrisen und der Verlust der Sprache."


    Den Satz habe ich auch zwei Mal gelesen. Er trifft wohl nicht nur auf die Völker Alaskas, sondern auf die Indianer überhaupt zu (und genauso auch auf indigene Völker anderer Kontinente).


    Ich habe mich mal vor einiger Zeit mit Sprachen beschäftigt (also nicht gelernt - leider) und war überrascht, wie viele verschiedene es auf der Erde gibt. Bzw. gab, denn die meisten sterben aus. Falls es wen interessiert.
    < Klick > da geht es zur Startseite von SIL, eine (christliche) Organisation, die Sprachen dokumentiert.
    < Klick > hier eine Site (von SIL), die dieses bietet: „An encyclopedic reference work cataloging all of the world’s 6,912 known living languages“
    - beide Seiten in englischer Sprache -


    Ich habe zwar noch einige Links zu indianischen Sprachen, doch das würde hier zu weit führen.



    Welma Vallis hat übrigens eine drittes Buch geschrieben, das allerdings nicht auf deutsch erhältlich ist. Da ich nicht weiß, ob ich das hier reinkopieren darf, habe ich es nur per Amazon mit verlinkt. < Klick > - da geht es zur Website des Verlages mit einer Beschreibung (in englischer Sprache). Das Buch werde ich mir vermutlich besorgen.
    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Ich habe mich mal vor einiger Zeit mit Sprachen beschäftigt (also nicht gelernt - leider) und war überrascht, wie viele verschiedene es auf der Erde gibt. Bzw. gab, denn die meisten sterben aus. Falls es wen interessiert.
    < Klick > da geht es zur Startseite von SIL, eine (christliche) Organisation, die Sprachen dokumentiert.
    < Klick > hier eine Site (von SIL), die dieses bietet: „An encyclopedic reference work cataloging all of the world’s 6,912 known living languages“
    - beide Seiten in englischer Sprache -


    Ich habe zwar noch einige Links zu indianischen Sprachen, doch das würde hier zu weit führen.


    Ich finde es sehr, sehr traurig, dass Sprachen aussterben. Mit jeder Sprache, die stirbt, geht ein Stück Kultur unwiederbringlich verloren. Und es sind ja auch europäische Sprachen vom Aussterben bedroht.


    Zitat

    Original von SiCollier
    Welma Vallis hat übrigens eine drittes Buch geschrieben, das allerdings nicht auf deutsch erhältlich ist. Da ich nicht weiß, ob ich das hier reinkopieren darf, habe ich es nur per Amazon mit verlinkt. < Klick > - da geht es zur Website des Verlages mit einer Beschreibung (in englischer Sprache). Das Buch werde ich mir vermutlich besorgen.


    Vielen Dank für den Hinweis!


    Warum ist das Buch denn nicht auf Deutsch erschienen? Wie schade. :-(

  • Zitat

    Original von taki32
    Warum ist das Buch denn nicht auf Deutsch erschienen? Wie schade. :-(


    Na ja, soweit ich es verstanden habe, behandelt es keine alten Legenden, sondern das Leben heute. Und wer hier in Deutschland interessiert sich schon für einen kleinen Indianerstamm in Alaska, dessen Name man noch nicht mal richtig aussprechen kann? Aber vielleicht gibt es ja doch irgendwann eine deutsche Ausgabe.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")