Sonia Rossi - Fucking Berlin

  • Ich habs jetzt am Wochenende gelesen, ach was, verschlungen triffts eher. Wollte auch nur mal ein bisschen reinlesen, eher gegen die Langeweile und dann bin ich voll hängen geblieben. Der Schreibstil ist schön flüssig und umgangssprachlich. Zum Thema wurde ja schon viel gesagt.


    Ich werd nun auf jeden Fall mal nach dem Nachfolger Ausschau halten.

  • Werte Miteulen,


    es gab bereits vor Sonia Rossi das Genre des Hurenromans.
    Allerweil hielten sich Exhuren (oder solche, die es behaupten gewesen zu sein) für bemüßigt, aus ihrem Berufsalltag zu erzählen.
    In diesem Fall ist das außerordentlich ungelungen.


    Das Aufregendste an dem Werk ist das Cover und der Titel; das Zweitaufregendste die Vita, die man sich für Lady Rossi so zusammen gequiltet hat.


    Ansonsten ist das Werk weder amüsant noch sexy noch erfrischend;
    sondern destruktiv, nicht mal eine Milieustudie, unglaubwürdig bisweilen und:


    Es ist, wenn man mal die spröden, lustlosen Pseudosexszenen (Von denen es reichlich weniger gibt als befürchtet), die Geschichte einer Frau, die letztlich um die nicht vorhandene Liebe eines schwachen Mannes bettelt.
    Diese Story hätte auch im Umfeld einer Zahnarzthelferin spielen können, wäre aber vermutlich nicht so gut zu verkaufen gewesen.
    Und das in einer, hmm… Sprache verfasst, die sich nach Ultra-Realität anhören soll, es aber an Erzählhandwerk vermissen lässt, diplomatisch gesagt.


    Es ist sicher kein Hurenroman, der in seiner Tradition sowohl Sinnenfreude als auch Depression, Rotlichtmilieu und Coolness, Hauptstädtisches Flair und Sex mit dem Matheprofessor vereint - so wie es transportiert wird. Und wie ich es aufgrund der Verlagsverkaufe erhofft habe.


    Wer auf der Suche nach Erotik, Hintergründe, Geheimnissen, oder auch nur einem einzigen originellen Gedanken ist – der ist hier falsch.


    Jemine, all die gemordeten Bäume für das Papier…


    _Nina

  • Im Sommer 2001, als Sonia Rossi 18 Jahre alt ist und ihr Abitur in der Tasche hat, hält sie nichts mehr in ihrem Geburtsland Italien. Ihr Ziel ist Berlin, dort will sie Mathematik studieren. Sie gibt sich ein Jahr, um die Zulassung fürs Studium zu schaffen und ihr Ehrgeiz wird belohnt. Innerhalb eines Jahres lernt sie so gut Deutsch, dass sie für das Mathematikstudium zugelassen wird. Doch das Geld ist knapp. Sie hält sich im ersten Jahr als Kellnerin, Putzfrau und mit ähnlichen Tätigkeiten über die Runden. Schnell lernt sie Ladislav, genannt Ladja, kennen und lieben. Anfangs weiß sie nicht, dass er sein Geld als Stricher verdient, denn er ist Pole und ohne gültige Papiere in Deutschland. Als sie dahinter kommt, beendet er seine "Tätigkeit", was allerdings bedeutet, dass er mehr und mehr auf ihre Kosten lebt.


    Mit Beginn ihres Studiums wird es immer schwerer, nebenbei jobben zu gehen, doch als sie einen TV-Bericht über Web-Cam-Girls sieht, überlegt sie nicht lange. Sie hat einen schönen Körper und mit Online-Strip ist schnelles Geld zu machen. In der Tat läuft es anfangs sehr gut für sie und sie kann ihr Studium sowie ihr Leben mit Ladja finanzieren. Doch dann gibt es Streit mit ihrem Arbeitgeber und sie hört auf. Doch schon bald ist das Geld alle und sie muss, wohl oder übel, einen anderen Job machen. Ihr nächster "Nebenjob" beinhaltet Ganzkörpermassagen. Anfangs schläft sie nicht mit den Männern, doch es wäre leicht verdientes Geld - 50 € zusätzlich. Irgendwann überwindet sie ihre Skrupel und ab und an gibt es für die Kunden auch mehr als eine Massage. Die Geschäfte hingegen laufen immer schlechter, so viele Billig-Bordelle eröffnen, sodass bald die Kundschaft ausbleibt.


    Wieder versucht sie ein Leben außerhalb des Rotlichtmilieus zu führen, doch als das Geld knapp wird, sieht sie keine andere Wahl, als erneut anschaffen zu gehen. Ladja ist ihr keine sonderlich große Hilfe, meist sitzt er nur zu Hause vor dem Fernseher und kifft und dennoch heiraten die Beiden. Doch nach wie vor liegt es an ihr, ihrer beider Leben und ihr Studium zu finanzieren. Doch dann trifft sie Milan, einen Freund ihres Mannes und verliebt sich zum ersten Mal in ihrem Leben. Ihr Mann mag ahnen, womit sie den Familienunterhalt verdient, doch vor Milan will sie es um jeden Preis geheim halten. Doch auch Milan ist in dem Milieu kein Unbekannter.


    Eine überaus offenherzige Autobiographie! Was treibt eine junge, schöne und vor allem intelligente Studentin dazu, anschaffen zu gehen, ihren Körper und ihre Seele zu verkaufen? In Sonias Fall war es Liebe, die Liebe zu ihrem späteren Ehemann und die Einsicht, dass sich wohl mit keinem "Nebenjob" der Welt schneller Geld verdienen lässt - doch hat diese "Arbeit" Spuren in ihrer Seele hinterlassen. Immer wieder will sie aussteigen, doch sobald das Geld knapp wird, muss sie wieder anfangen, das Leben muss ja finanziert werden. Den Schreibstil fand ich sehr angenehm zu lesen, wobei mir allerdings zwischendrin immer wieder der Gedanke gekommen ist, ob es nicht einen anderen Weg gegeben haben könnte.

  • Ich verstehe die Begeisterung für dieses Buch nicht. Von wegen starke Frau. Heiratet ein Weichei der sich aushalten lässt. Studiert in einem fremden Land ohne sich vorher konkret eine Vorstellung darüber zu machen wie sie das ganze finanzieren soll. An der Lebensgeschichte ist gar nichts bewundernswertes. Sätze wie "traurig, dass eine Frau das mit sich machen lassen muss" verstehe ich beim besten Willen nicht. Hätte sie ihren polnischen Ehemann mal in den Hintern getreten oder gleich zum Teufel geschickt. Eine Frau mit ihrem Verstand, und den muss sie ja zwangsläufig haben, wenn sie schon Mathematik studiert, kann doch besser mit ihrem Leben umgehen?!
    Endgültig das Fass zum überlaufen gebracht hat Frau Studentin für mich, als sie schwanger wurde. Mir fehlen da die Worte.


    Die Danksagung ist ein Witz. Frau Rossi dankt allen Familienangehörigen und Freunden für die Unterstützung...welchen Freunden? Während des Buches konnte ich nur eine halbwegs wahre Freundin ausmachen, die Jule. Alle anderen sind oberflächliche Bekanntschaften wie die Mitstudierenden oder ihre Freier. Auch dankt sie der Familie....die Familie die in Italien wohnt! Weit weg von Berlin. Während es Zeitraumes des Buches war sie vielleicht zweimal in Italien.


    Das arme Kind, ich will gar nicht wissen, was im zweiten Buch alles abgeht wenn Frau Rossi ihren Mr. Right sucht.