Über den Autor
Christian Haller wurde 1943 in Brugg, Aargau, geboren und studierte Zoologie an der Universität Basel. Acht Jahre lang war er als Bereichsleiter der "Sozialen Studien" am Gottlieb-Duttweiler-Institut in Rüschlikon / Zürich tätig und vier Jahre als Dramaturg am Theater "Claque" in Baden. Von 1994 bis 2000 war er Mitglied der Theaterkommission der Stadt Zürich. Er ist Kolumnist der Aargauer Zeitung und lebt als Schriftsteller in Laufenburg. Christian Haller wurde u. a. mit dem Aargauer Literaturpreis 2006 und dem Schillerpreis 2007 ausgezeichnet.
Kurzbeschreibung
Das Dilemma der Liebe. Eine Dreiecksgeschichte der ganz besonderen Art.
Höchst kunstvoll und mit einmaligem Taktgefühl erzählt Christian Haller eine Dreiecksgeschichte der ganz besonderen Art, erzählt er von schmerzlichen Abschieden und neuen Anfängen - und dabei von dem, was im Leben zählt: der Liebe.
Erst als er aus dem Krankenhaus in seine Wohnung zurückgekehrt ist, wird sich der Paläontologe Emile Ryffel bewusst, dass sich sein Leben für immer verändert hat. Denn in der Nacht zuvor musste er seine Frau, die engagierte Filmproduzentin Lia, mit Gehirnblutungen in die Universitätsklinik einliefern, wo sie seitdem im Koma liegt. Die Ärzte wissen nicht, ob sie jemals aus eigenen Kräften wieder leben kann. Und als wäre das nicht schon schwierig genug, hat er sich seit kurzem noch in Klara verliebt, eine junge Bekannte seiner Frau. Er weiß, dass er nach Lias Erkrankung die Affäre mit Klara eigentlich beenden sollte, und ist doch nicht fähig dazu. Denn so sehr er Lia liebt, ist er doch zugleich erfüllt von der Sehnsucht, aus den erstarrten Gewohnheiten seines Lebens auszubrechen und sich einmal wieder leicht zu fühlen und unbeschwert zu sein. Um Klarheit über sich und die auf ihn zukommenden Entscheidungen zu bekommen, versucht Emile mit dem Blick des Paläontologen sein Leben und seine Liebe zu Lia und zu Klara zu betrachten. Doch gerade der analytische Blick kommt in dieser Situation an seine Grenzen. Denn seine Frau, die mit dem Überleben kämpft, kann er nicht alleine zurücklassen. Aber genauso wenig will es ihm gelingen, seine Gefühle für Klara zu verleugnen. Höchst kunstvoll und mit einem bewundernswerten Taktgefühl erzählt Christian Haller von diesem Dilemma, in das sich sein Held immer stärker und offenbar immer rettungsloser zu verstricken scheint.
Meine Rezension
Emile und Lia sind, so scheint es, ein starkes Paar. Er, der Paläontologe - Sie, die vieldiskutierte Filmproduzentin. Zusammen haben sie sich in der kleinen Wohnung in der Trottenstiege ein Zuhause geschaffen.
Doch eines Tages werden sie von einem schweren Schicksalsschlag erschüttert: Lia erleidet eine Gehirnblutung und wird ins Krankenhaus eingeliefert. Dort liegt sie nun im Koma und Emile kommt aus dem Krankenhaus in sein leeres Zuhause zurück.
Er blickt sich um und sieht vor sich, was in der Nacht zuvor passiert ist. Zu schmerzlich ist die Erinnerung, als dass er sich ihr sofort aussetzen wollte. Also geht er Kaffee trinken. In einer Zeitung sieht er zufällig einen Artikel mit einem Bild seiner Frau. Schmerzlich wird ihm bewusst, dass es das letzte Bild von ihr sein könnte.
Wieder zuhause ruft Emile eine Kollegin seiner Frau an, um sie über die Geschehnisse zu informieren. Doch warum ruft er eine Kollegin seiner Frau an? Man spürt, dass er die Geschichte loswerden muß, zu sehr belastet sie ihn. Hat er keine Freunde, denen er so etwas anvertrauen kann?
Da ist Klara, noch ganz jung, keine 20, und die Tochter eines Kollegen von Lia. Alle zusammen wollten sie einen Abend verbringen, doch dann erlitt Lia ihre Gehirnblutung. Dennoch treffen Emile und Klara sich eines Abends und dann immer öfter. Ganz vorsichtig kommen die beiden einander näher…
Emile erzählt in Rückblenden sein Leben, Lias Leben ihrer beider Zusammenleben und die Gefühle, die er in Bezug auf Klara entwickelt. Dazwischen immer wieder als Bestandsaufnahme der Zustand seiner Frau. Er liebt Lia unverbrüchlich und will für sie da sein, doch er kann dieser „Liebe auf Zeit“ mit Klara einfach nicht entrinnen – und er will es auch gar nicht. Dann erwacht Lia aus dem Koma…
Ein zumindest für mich sehr ungewöhnliches Buch. Die Beschreibungen z.B. des Zuhauses sind schlicht und schnörkellos, aber sehr intensiv. Das Buch ist in einem eigenwilligen Stil geschrieben, in einer klaren Sprache, die Überflüssiges weglässt und zügig auf den Punkt kommt. Das Buch hat mich – ich kann aber beim besten Willen nicht erklären, warum – an „Ein Tag mit Herrn Jules“ erinnert.
Das Buch entspricht absolut nicht meinem Beuteschema – aber es hat mich dennoch angesprochen. Ich kann nicht immer „so etwas“ lesen, aber ich fand es eine überraschend angenehme Lese-Erfahrung. Hat mir gut gefallen.