127 Seiten, 3 Landkarten, kartoniert
Verlag: Verlag C. H. Beck, München, 2004
ISBN-10: 3-406-50830-8
ISBN-13: 978-3-406-50830-1
Kurzinhalt / Klappentext
Dieser Band schildert Geschichte, Kultur und Religion der nordamerikanischen Indianer von der präkolumbianischen Zeit bis zur Gegenwart. Der Reichtum der materiellen und geistigen Kultur der Indianer, ihrer gesellschaftlichen und politischen Organisation, ihrer Mythen und ihrer religiösen Vorstellungen wird darin ebenso behandelt wie die tragische Geschichte der indianisch-weißen Beziehungen und das Leben in den Reservaten.
Über die Autoren habe ich leider nicht viel gefunden.
Werner Arens, Dr. phil. habil., lehrte von 1992 - 1998 Amerikanistik an der Universität Stuttgart.
Hans-Martin Braun, Dr. phil., lehrt Anglistik an der Universität Paderborn.
Informationen im Internet zur weiteren Vertiefung (in deutscher Sprache)
- < Klick > Themenportal „Wilder Westen“ bei Wikipedia
- < Klick > Das Indianer-Wiki, eine freie Enzyklopädie über die Indianer Nord-, Mittel- und Südamerikas
- < Klick > Eine private Seite über die Indianer Nordamerikas
- < Klick > Das Indianer-WWW, eine sehr umfangreiche Site über die Indianer in Nord-, Mittel und Südamerika
Meine Meinung
Solche kurze Einführungen in ein umfangreiches Thema bergen die Gefahr, ihrem Anspruch nicht zu genügen. Diese Gefahr ist bei diesem Buch eindeutig nicht gegeben. Die Autoren bieten in der Tat einen Überblick über Geschichte, Kultur und Religion von früher Vorzeit an bis in unsere Tage. Sicherlich mit der durch den Seitenumfang vorgegebenen Kürze und Stichpunktartigkeit, dabei aber gut und flüssig zu lesen. Besonders interessant fand ich die „Beigaben“ wie Landkarten, aus denen die Verteilung der Stämme zu ersehen ist, oder auch die Aufteilung des Kontinents in „Plateau“, „Plains“ usw.
Zwar folgt das Buch sehr wohl unserem „weißen“ Verständnis von Geschichte, aber dennoch wird es dem behandelten Thema gerecht. Damit meine ich, daß eine Einteilung vorliegt, wie wir „Weißen“ uns eben eine solche (nur) vorstellen (können):
- Einleitung
- Amerika vor Kolumbus
- Materielle und geistige Kultur
- Die indianischen Religionen
- Indianisch-weiße Beziehungen
- Die Indianer heute
Und dennoch schaffen die Autoren zu vermitteln, daß die Sichtweise der Indianer eigentlich eine andere, eine ganzheitliche ist. Eine Trennung in ein säkulares Leben sowie eine davon getrennte Religion gab es nicht. Mündliche Abmachungen waren gültig - was sollte da so ein nutzloses Stück Papier? Landbesitz, wie wir ihn kennen, war den indigenen Völkern völlig fremd und absolut unverständlich. Wohingegen die weißen Einwanderer auf ihrem Standpunkt und Sichtweise beharrten und in der Regel nicht mal den Versuch unternahmen, die andere Seite zu verstehen. Aus diesem „Kulturkonflikt“ heraus entwickelte sich - vereinfacht gesagt - mit zwangsläufiger Notwendigkeit der Untergang der indianischen Völker. Noch nie ist mir das, die eigentlichen Ursache für deren totale Niederlage, so bewußt und klar geworden wie bei der Lektüre dieses kleinen Buches.
Und selten wurde die indianische Sichtweise in so wenigen Sätzen zusammengefaßt wie zum Beispiel hier:
Diese von fast allen nordamerikanischen Stämmen geteilte ganzheitliche Weltsicht beruht auf einer Ordnung des Seins, der zufolge es auf keiner Ebene des Geschaffenen, seien es Pflanzen, Tiere oder Menschen, eine Über- oder Unterordnung gibt. Aus solch einer holistisch verstandenen Ordnung folgt die Abhängigkeit aller Dinge und aller Wesen von allem anderen; in ihr gründet auch das Prinzip der „Achtung vor dem Leben“, das in zahlreichen Riten seinen Ausdruck gefunden hat.“ (Seite 59)
Mit dem Massaker an den Sioux am Wounded Knee am 29. Dezember 1890 endet endgültig das unabhängige Leben der indianischen Völker. Auf diese Tragödie folgten noch viele weitere, ohne daß es gelang, die Indianer auszurotten. Wer aber glaubt, das Kapitel sei damit abgeschlossen, irrt, denn der Schlußsatz des Buches bezieht sich auf das Jahr 2000, auf eine Resolution der Republikanischen Partei des Staates Washington, in der die Abschaffung der souveränen Reservatsregierungen und die Auflösung der Reservate gefordert wird.
Man glaubt sich ins 19. Jahrhundert zurückversetzt, wenn man hört, dass John Fleming, der Initiator dieser Resolution öffentlich äußert, man müsse gegebenenfalls den Widerstand der Stämme durch Armee und Luftwaffe, Marinesoldaten und Nationalgarde brechen.
Der Text dieser Resolution ist < hier > zu finden (in englischer Sprache, ganz unten). Manche Dinge ändern sich anscheinend nie. Auch nicht im sich ach so modern wähnenden 21. Jahrhundert.
Kurzfassung:
Ein gut lesbarer Überblick über die Indianer Nordamerikas. Zur Erstinformation genauso geeignet wie zur Wissensauffrischung. Empfehlenswert.
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