Zwei im Sinn - Bettina Steinbauer

  • Inhalt:


    Dies ist die Geschichte von Klara und Arthur. Auf einem Kongress lernen sie sich kennen, und schnell zeigt sich, was sie gefunden haben die große Liebe. Doch von Anfang an steht fest, eine Zweisamkeit im Sinne einer Lebensgemeinschaft ist nicht gewollt. Es soll das große Ausnahmeerlebnis werden.


    Doch schon bald muss sich Klara fragen: Was können Liebende einander geben? Wie bedingungslos kann Liebe sein? Wo sind ihre Grenzen? Und ist man bereit, diese Grenzen einzu halten und vor allem sie auszuhalten? Das Ringen um die einzigartige Liebe gleicht keiner üblichen Romanze. Klara kämpft und hofft und hadert mit tiefem Ernst jenseits aller Seichtheit und Verklärung.


    Bettina Steinbauer formuliert mit beeindruckender Sprachkraft die Nuancen im Liebeswerben, die feinen Bedeutungsunterschiede im Verhalten, in den Blicken, beim Warten und gibt damit einer Tiefe Raum, die beglückend, schmerzvoll und anrührend zugleich ist. In Zeiten, da Beziehungen sich auf Kompromisse reduzieren und Partner zu wegklickbaren Objekten werden, beschwört dieser Roman noch einmal eindringlich das Geheimnis und die Verheißung idealer Liebe.


    Meine Meinung:


    Worte wie Schokolade


    Als Klara, eine alleinerziehende Mutter von drei Kindern, Arthur auf einem Kongress kennen lernt, erscheint dieser sehr arrogant durch seine Art und Weise, mit Menschen zu reden und umzugehen. Doch tief in ihrem Innern spürt Klara den Wunsch, ihm näher zu kommen. So kann sie auch die Tatsache, dass er eigentlich verheiratet ist, nicht davon abhalten, eine leidenschaftliche Nacht mit ihm zu verbringen.


    Ihr ist klar, dass es bei dieser einen Nacht bleiben soll. Umso erstaunter und verwirrter ist sie, als sie im Urlaub mit ihren Kindern plötzlich SMS-Nachrichten von Arthur bekommt, deren Worte mehr an Gefühl ausdrücken, als sie es zuvor je geahnt hätte.


    Arthur vermisst sie und zeigt ihr das sehr deutlich, verpackt in wunderschöne Worte. Sehr schnell fühlt sie, dass mehr in ihr tobt als ein heißer Vulkan einer vergangenen Nacht. Sie verliebt sich in Artur und das auf eine ganz ungewöhnliche Art und Weise.


    Ihre Liebe bedarf nicht vieler Worte. Vielmehr lebt sie durch ihr „Sein“. Nur ein einziges Mal bekommt der Leser die berühmten drei Worte zu lesen und dennoch spürt man die Liebe, die längst einen gemütlichen Platz in Klaras Herzen eingenommen hat in jedem Wort. Die Art, wie sie sich SMS-Nachrichten schicken, erinnert fast an die poetische Zeit der Romeos und Julias aus der Vergangenheit. Auch reden Arthur und Klara nicht viel. Die Autorin hält den Leser also nicht durch endlose Dialoge gefangen, sondern vielmehr durch die Gedankenkunst, die Klara an den Tag legt. Oft musste ich Sätze mehrfach lesen. Nicht, weil ich sie nicht verstanden hätte, sondern weil die Schönheit der aneinandergeketteten Worte mich schier fasziniert hat. Worte wie Schokolade, die man sich auf die Zunge legt und sie dort langsam zergehen lässt.


    Doch schnell merkt Klara, dass Arthur ein Mensch ist, der seine Liebe nicht zeigen kann. Er versteckt sie und so auch sich hinter gut ausgewählten Worten, doch hören kann Klara sie nicht. Und deshalb fängt sie an zu leiden. Sie liebt und möchte zurückgeliebt werden. Vielleicht tut Arthur dies. Aber doch auf seine ganz eigene Art und Weise. Er scheint kein Gefühlsmensch zu sein, sondern eben der Physiker, mit dem er in seinem beruflichen Leben seinen Mann steht.


    Als Leser bekommt man die Vermutung, dass Arthur lieben würde, wenn man Liebe berechnen könnte. Wenn Liebe nach einer Formel durchschaubar wäre. Dann wäre Arthur vielleicht in der Lage, sie zuzulassen. Oder können die Worte von Klara ihn vielleicht doch eines Tages dazu bringen, seine Gefühle zu offenbaren? Schlägt sein Herz für Klara? Liebt er? Kann er lieben? Sie haben 269 Seiten lang Zeit, die Antworten auf diese Fragen zu finden. Vielleicht sollten Sie zum Ende des Buches auch Taschentücher bereitlegen. Ich jedenfalls brauchte sie.


    Den Schreibstil der Autorin ordne ich der absoluten „Upper Class“ zu. Sehr gewählt und zu keiner Zeit kitschig, führt Bettina Steinbauer uns während dieses Liebesromans an der Hand. Manchmal hatte ich das Gefühl, als würde sie mich anschauen und mir ganz selbstbewusst sagen: `Das kennst Du doch auch, oder?` Und ja, ich habe mich in vielen Sequenzen dieses Buches wiedererkannt und mag es deshalb vielleicht umso mehr. Über den Geschmack von Büchern lässt sich bekannter Weise streiten, aber gerade in diesem Fall stimme ich meiner eigenen Meinung mal wieder kopfnickend zu, in dem ich sage, dass das eigene Leben, die eigene Vergangenheit, die eigenen Lieben sicher immer eine ganz große Rolle dabei spielen, ob wir einen Roman mögen oder nicht.


    Erwähnenswert finde ich übrigens auch das toll gemachte Cover. Wenn man es nach dem Lesen betrachtet, sagt auch dies mehr als tausend Worte. Da ich zu den Lesern gehöre, die den Schutzumschlag beim Lesen abmachen, kann ich noch sagen, dass der Einband des Buches auch sehr geschickt gewählt wurde. Wir finden hier einen grauen Nadelstreifen-Look, den ich nun mit Arthur verbinde und ein zart rosa farbenes Lesebändchen, welches für mich die Weiblichkeit und vor allem die zarte Liebe Klaras versinnbildlicht.


    Alles in allem: Ein grandioses Meisterwerk der Liebe mit Sätzen, die man sich herausschreiben sollte, um sie zu verinnerlichen. Als Beispiel sei hier der folgende Satz von Seite 214 erwähnt: „… warum darf das Glück bei Dir nicht glücklich sein?“ Liebesromane müssen und sollten nicht kitschig sein, sondern sie dürfen gerne auch literarisch wertvoll sein, wie dieses Debüt von Bettina Steinbauer.

  • Klappentext - Ein Auszug: Es gibt eine Hoffnung, die da heißt: Irgendwann findet man seine große Liebe, die einzige, die einzigartige. Eines Tages ist jeder mal dran. So reiht man sich aneinander wie Bedürftige mit leeren Tellern vor einer Suppenküche – mehr oder weniger geduldig. Denn eines glauben alle zu wissen: Wenn die Hungrigen endlich ihre Ration in Händen halten, dann, ja dann wird alles gut. Ein Trugschluss. Klaras und Arthurs Geschichte läuft anders. Sie ist aufwühlend, erbarmungslos und schönt nicht…(Der Rest des Klappentextes trifft meiner Meinung nach nicht besonders zu)



    Meine Meinung: Eine in ihrer Komplexität schwer zu beschreibende Liebesgeschichte, die Bettina Steinbauer in ihrem Debüt mit einer beeindruckenden Sprachkraft erzählt. Auf einem Kongress beginnt das Verhältnis von Klara und Arthur. Von vornherein steht fest, dass es nur bei einer Affäre bleiben wird, denn Arthur stellt klar, dass er seine Frau liebt und Klara, die ihre Unabhängigkeit nicht verlieren will, ist das nur allzu recht. Doch ganz langsam beginnen sich die Strukturen aufzulösen. Sie merkt es und sie flüchtet, doch nimmt sie sich selbst immer mit. Sie baut Mauern zwischen ihrem Verstand und ihrem Gefühl, doch sie erweisen sich als nicht standhaft, zerbröckeln nach nur einer sms von ihm zu Staub und weichen einer Hoffnung, die sie sich selbst immer wieder eingestehen muss. Sie setzt Grenzen und sie überschreitet sie – inkonsequent, glücklich – unglücklich, wie das Wetter an einem wechselhaften Apriltag.


    Wer das Chaos dieser Gefühle kennt, der weiß, dass man nur aus einer gewissen Distanz solch eine Beziehung nüchtern analysieren kann und so sehen wir, so lässt uns Bettina Steinbauer, die sich anbahnenden dunklen Wolken am Horizont sehen, die Klara in ihrer inneren Zerrissenheit zuerst übersieht – Arthur lässt Gefühle nicht an sich heran, er schreckt davor zurück und verbirgt alles hinter einer Maske der Überlegenheit. Er hat Angst vor Kontrollverlust, er ruht in sich selbst, doch nie in Klaras Liebe. Er hat es nicht nötig, um Verständnis zu werben und greift nicht zu dem alten Hilfsmittel, die Geliebte durch Denunzieren der eigenen Frau zu erhöhen. Stattdessen bedient er sich mal leicht ironisch, mal spielerisch, ihrer Gefühle, genießt ihr Zusammensein und teilt – ohne es zu wissen – Klaras Leben ein, in ein Davor und ein Danach. Er ist bei ihr, wenn er es will und lässt sie allein, wenn sie ihn braucht und als sie allein nach einer Liebesnacht in einem Hotel erwacht, fühlt sie sich von ihm vergessen, wie man einen Schlüsselbund vergisst…


    Ich bin immer noch überwältigt, von diesem Roman, der ohne viel Handlung vorzuweisen, in solch einer Sprachgewalt diese Liebesgeschichte erzählt. Hier wird nichts beschönt, man findet keinen Kitsch, es wird nicht auf die Tränendrüse gedrückt – nein, man erlebt „nur“ den Verlauf einer ganz normal beginnenden Liebe, realistisch geschildert, enorm klug hinterfragt und anspruchsvoll erzählt. Ein wunderbares Buch, und eines der wenigen, die ich noch ein zweites Mal lesen werde, um seine vielen Facetten zu begreifen.

  • Heute habe ich angefangen "Zwei im Sinn" zu lesen.
    Es ist ein Buch über Liebe - Die Hauptpersonen Klara und Arthur sind die zwei Liebenden. Ob beide bereits wissen, dass sie in den Anderen verliebt sind?
    Arthur und Klara treffen sich unerwartet, dennoch befindet sich etwas magisches zwischen Ihnen. Unerwartet treffen sich beide wieder, was Ihnen beiden nicht unangenehm zu scheinen mag. Arthur ist eigentlich eine Person, die Klara eigentlich nicht bevorzugt. Er ist das genaue Gegenteil und so scheint es besondere Liebe zu sein, die die beiden verbindet. Als Klara nach Ihrer gemeinsamen Nacht in den Urlaub mit den Kindern fährt - meldet sich Arthur via SMS und so beginnt ein sehr philosophischer Abschnitt des Buches, welcher sich im Nu wegliest.
    Der Schreibstil der jungen Autorin ist sehr von Gefühl betont und man fühlt sich schnell mit den Protagonisten verbunden und erlebt ihre Welt.
    Bin jetzt bei der Hälfte des Buches angelangt und es ist wirklich sehr schön. Mehr nach dem Ende des Buches.

  • Ich bin wahrlich kein Fan von Liebesromanen und mit Kuschelschmusebüchern kann man mich nicht hinter dem Ofen hervor locken, doch dieser Roman, war so ganz anders, als das Erwartete.
    Kein HappyEnd, kein "Oh wie wir uns alle lieben!", oh nein.
    Zarte warme Worte, bittere Enttäuschung und eine Liebe, wie es sie nur in der Phantasie geben kann, dazu tolle Örtlichkeiten, Texel, Griechenland, Frankreich. Kulinarische Erlebnisse und ein zarter Feingeist....
    Ich bin wirklich hingerissen und in meiner Begeisterung verzeihe ich auch die teilweise für meinen Geschmack dann doch etwas zu abgehobenen Träumereien oder die hier und dort auftauchende Unbeholfenheit der Protagonistin.


    Das Sprachgefühl in diesem Buch ist einfach unheimlich angenehm und auch wenn das Happy End eben kein wirkliches ist, verbuche ich das Buch unter den Büchern, die einem ein gutes Gefühl geben und sich warm und wohlig anfühlen und in die man sich einwickeln will, wie in eine warme Decke.


    Alle Daumen hoch für diesen wirklich wirklich schönen, intelligenten und lieblichen Roman.

  • Ich kann mich der allgemeinen Begeisterung nicht uneingeschränkt anschliessen.


    Sprachlich gehört das Buch ohne jeden Zweifel in die oberste Kategorie. Aber das reicht mir in diesem Fall nicht aus, um rundum mit diesem Buch glücklich zu werden.
    Es gibt doch einige Dinge, die mir immer wieder aufgestossen sind:


    An erster Stelle der eigentlich unsägliche Arthur, er war mir so oft unsympathisch und hat mich durch seine Handlungen absolut genervt.
    Dann einige Szenen ( Bsp. griechisches Lokal, "deutsche Spießigkeit" ) die mich mit ihrer Aussage doch sehr erstaunt haben.
    Und die Tatsache, dass Klara natürlich eine Schwester mit Hotel in Griechenland hat, eine Freundin, die ihr ihr Ferienhaus in Frankreich überlässt, die überraschenden Besuche von Arthur immer nur in der Woche stattfanden, in der die Kinder beim Vater waren - also alles Dinge, die mir ziemlich unrealistisch vorkommen, zumindest so gehäuft.
    Es ist natürlich um Welten leichter, mit Krisen klarzukommen, wenn man solch tolle Fluchtmöglichkeiten hat.


    Wirklich gut gefallen haben mir die Szenen mit ihren Kindern, diese waren so überzeugend und gefühlvoll, eben einfach nur schön. :anbet


    Im Prinzip war es ein Märchen, Klara hat sich ihren Träumen verfangen, eine realistische Liebesbeziehung war es für mich nicht.


    Das Buch bekommt von mir 7 von 10 Punkten.

  • Für mich ein sehr schöner, realistischer, tragischer Liebesroman, in dem die Beziehung von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist, da Arthur gebunden ist. Das hätte Klara bewußter sein müssen....doch die Liebe frägt nicht danach.
    Gut heraus gearbeitet von Bettina Steinbauer wurde die wachsende Zerrissenheit von Klara gegenüber ihren Gefühlen, wie sie sich in ihrer Liebe zu Arthur immer mehr verliert, leidet und schließlich stürzt.... Klara kommt mit der Rolle der Geliebten nicht klar...."...meine Liebe zu ihm hatte keinen Punkt."
    Arthur dagegen ist immer Arthur, ein Mann der weiß was er will, braucht und nicht zulassen wird.
    In gewisser Weise beherbergt der Roman doch ein Happy-End, denn Klara findet langsam aber sicher wieder zu sich selber, gewinnt wieder Kontrolle über ihr (Gefühls)Leben......"Und ein letztes Mal spreche ich ihm, ihm, der schon nicht mehr da ist, meine Liebe aus - du warst mein Anfang, und mein Ende, weil mich ein Weniger nicht mehr begeistern , beseelen und berühren wird und weil es ein Mehr als Alles nicht gibt."


    Bettina Steinbauers klarer, in der Gegenwart gehaltener Sprachstil war für mich anfangs schon einwenig gewöhnungsbedürftig, hat mich aber mit der Zeit angesprochen und überzeugt, gefesselt und berührt.