"Mädchen"- Bücher von Barbara Lüdecke

Ich kenne die Bücher zwar nicht genau, aber es hört sich typisch 50er / 60er Jahre an. Liege ich richtig damit, wenn ich die Bücher mit der "Bräuteschule" in eine Schublade stecke :chen?

'Von 12 bis 16'?

Aber hallo!

Ich habe das Buch zum meinem zwölften Geburtstag bekommen. Es wurde meine BIBEL.
Es war das Modernste vom Modernen. DAS Leben an sich.
Ich erinnere mich, daß ich sogar mein Zimmer entsprechend der Farbpalette umgeräumt habe. Genauer gesagt: ich habe meine Ravensburger Taschenbücher nach Farben sortiert ...

Die Schneider-Bücher waren ja sowieso alle weiß.

Aber im Ernst:
es hat mein Teenager-Dasein geprägt.
Einrichtungstips, Hobbys, Blicke aufs Berufsleben, Diäten (das Photo mit dem Mädchen auf der Waage!!). Selbstzusammengerührte Gesichtsmasken mit Joghurt (einmal und nie wieder), Schönheit versus Charme (die wichtigeste Frage!), Kleider.
Siebziger Jahre pur.
Es hat mich als heranwachsendes Mädchen ernst genommen. DAS war die Botschaft und ich habe sie vernommen. Ein Buch, mit Leineneinband (!), für MICH.
Soviel Aufwand für ein Mädchen. Das war wichtig.

Es muß noch bei meinem Eltern im Schrank liegen. Ich bezweifle, daß ich es je fertigbringe, mich davon für immer zu trennen. Es hatte übrigens zur Folge, daß ich später angefangen habe, Bücher dieser Thematik zusammenzutragen. Ich besitze welche aus den frühen zwanziger Jahren bis heute.

Die Unterschiede sind erstaunlich gering.
Das bringt eine zum Denken.

Ob das Buch eine Autorin hatte, hat mich im Übrigen nie gekümmert. Es hat zu mir gesprochen. Das war alles, was zählte

magali

Barbara Lüdecke hat auch die Texte zu den Jahrbüchern "Meine Welt" gesammelt.
Ich hab hier Band 3 (1977) bis Band Band 6 (1980) von meiner Ma, und irgendwie finde ich die klasse und nicht alle Themen sind antiquiert oder angestaubt.
Und mit "Bräuteschule" haben die echt nix zu tun!

Majorana

Publikationen, sei es als Buch oder als Zeitschrift für Mädchen und junge Frauen haben eine sehr lange Tradition. Die Urform dessen, was wir heute darunter verstehen, setzt im letzten Drittel des 18. Jh. ein.
Es geht dabei ja darum, die Mädchen in ihre gesellschaftliche Rolle einzuführen bzw. darin zu bestärken.
Das fängt an mit Zusammenstellungen von Geschichten, Gedichte und Auszügen aus der Literatur zur sog. 'Geistesbildung' des jungen weiblichen Publikums, ergänzt durch Rätsel, Stickmuster, Strickmuster, Basteleien, Kochrezepte etc. pp. Gibt es in allen Variationen, von konservativ bis fortschrittlich. Und in jedem Format, vom Taschenbuch bis zur Bildbandgröße. Und für jede Altersstufe so ab. ca. 12 bis Anfang 20.
Das war ein sehr beliebtes und angesehenes Genre, in den Anfängen haben auch Autoren wie z.B. Schiller für solche Publikationen geschrieben. Auch später finden sich immer wieder Beiträgerinnen und Beiträger, die heute zu den Klassikern oder gar zur Weltliteratur gehören. Und natürlich Berühmtheiten der jeweiligen Zeit. Das war also nicht 'Pipifax', weil es 'für Mädchen' war.
Ab dem Ende des 19. Jh. finden sich oft auch Artikel zu politischen Themen, je nach Ausrichtung der Publikation natürlich. In konservativ-christlichen Publikationen geht es eher um Sozialreformerisches, in anderen ums Frauenwahlrecht. Und immer alles umrahmt von Basteltips, Schönheitstips, Rätseln und Geschichten. Es werden aber auch Berühmtheiten porträtiert, Luther oder Bismarck, es gibt Reiseberichte. Es gibt viele Illustrationen, später Photos.

Ich liebe die Dinger, hätte ich mehr Platz, würde ich gezielt sammeln. So besitze ich nur das eine oder andere Beispiel für bestimmte Richtungen. z.B. eines von 1941 (!), das eine wilde Mischung ist aus absolut fortschrittlich-modern : Mädchen sollen politisch bewußt, berufstätig, sportlich, aktiv und unternehmungslustig sein, und halt daneben blöden Nazikram. Was den 'modernen' Anteil betrifft, sind so manche vergleichbare Publikationen aus den fünfziger Jahren konservativer.
Schon verrückt.
Mein ältestes stammt von 1907.

Zu Deinen Fragen:

ich habe 'Von 12 bis 16' von meinen Eltern bekommen, als Gemeinschaftsgeschenk. (Ich schätze, meine Mutter hat es ausgesucht :lache)

Ja, die Sache mit den Farben hat meine Aufmerksamkeit für Farben überhaupt geweckt. Nicht daß ich mich sklavisch an die Regeln gehalten hätte, aber ich entwickelte einen eigenen Sinn für das, was paßt und was nicht, für Variationen und vor allem, wie wichtig so etwas ist, z.B. fürs Wohlfühlen im eigenen Zimmer. Und das alles vor Feng Shui!

Klar habe ich die Gesichtsmasken ausprobiert, ich war wild auf so etwas. Leider besitze ich weder die nötige Geduld noch das Geschick dafür, so Zeugs zuzsammenzurühren. Das gab ein schreckliches Gemantsche. Und meine Mutter wurde bald nervös, wenn ich mich nur in Richtung Küche bewegte. Ich höre ihr 'Keine Eier! Die sind fürs Abendbrot!" noch heute.

Woher hast Du Deins und wie kommst Du auf Barbara Lüdecke? Hast Du auch umgeräumt? Kleidertips umgesetzt?

lazybear

Jaaa! 'Meine Welt'. Davon steht auch eins hier und stimmt, Barbara Lüdecke ist vertreten, mehrfach.

Die Mädchen Bücher habe ich mir früher immer aus der Bücherei ausgeliehen und eine Ausgabe hatte ich auch in meinem Regal. Leider besitze ich die nicht mehr.