Deutsch oder Englisch? - Welche Sprache ist besser für Literatur geeignet?

  • Es wurde ja schon oft darüber gesprochen, dass einige Leute englischsprachige Bücher der deutschsprachigen Bücher vorziehen, weil die Übersetzung doch oft nicht stimmig ist.


    Bei mir stimmt dies ebenfalls. Darüberhinaus möchte ich eine weitere Diskussion in Gang bringen, und stelle hiermit die Frage, ob die englische Sprache sich nicht viel besser aufgrund ihrer Feinheit und Vielfalt für Literatur eignet, als das zwar viel schwierigere, aber etwas grobere Deutsch?


    Meiner Erfahrung nach sind englische Bücher durch einige Gründe etwas ganz besonderes, durch die Sprache (1 Wort kann zB mehrere Bedeutungen haben), durch die Satzsstellung usw.


    Ich spreche hiermit gerade die Klassiker an, wie Shakespeare.


    mfg

  • Ich glaube nicht, dass Shakespeares Verse - so edel sie auch sind- als besser bezeichnet werden können als die von Goethe. Und ich habe beides gelesen: Shakespeare und Goethe im Original. Ich könnte mir nicht vorstellen, dass mir der "Faust" in einer englischen Übersetzung besser gefallen hätte.


    Es ist mE wichtig, dass der Dichter seine eigene Sprache beherrscht, dann wirds auch ein Lesegenuss.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Ich würde sagen: Jedes Werk und jeder Autor hat seine eigene Sprache.


    Auf jeden Fall sind Bücher (das gilt aber auch für die meisten Filme) im Original besser, denn beim Übersetzen gehen oft Wortspiele, kleine Spitzen und Pointen verloren und es bedarf schon eines sehr sensiblen Übersetzers, die Stimmung, die ein Buch im Original rüberbringt, bei der Übersetzung ebenso stimmig zu übertragen.


    Ich würde aber nicht pauschal sagen: z.B. Englisch ist die Sprache der Klassiker - es gibt genügend echt, lesenswerte deutsche Klassiker.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Es hat glaube ich viel eher etwas mit der ganz speziellen Feinheit einer jeden Sprache zu tun, die dafür verantwortlich ist, dass Übersetzungen manchmal nicht so gut gelingen. Auch im deutschen gibt es Redewendungen und Wortspiele, deren Wirkung bei einer Übersetzung in eine andere Sprache verloren gehen. Das dürfte der Grund dafür sein, dass die meisten Bücher und Filme im Original besser ankommen.


    Pauschalierend zu behaupten, englisch eigne sich besser und klingt geschliffener als das Deutsche, halte ich für falsch.

  • Es kommt auf die Sprache des Autors an. Wenn im Deutschen ein Autor seine Bücher mit Alliterationen und geflügelten Wörtern schmückt, geht das bei der Übersetzung oft völlig unter. Im Englischen ist es umgekehrt.


    Zitat

    Ich glaube nicht, dass Shakespeares Verse - so edel sie auch sind- als besser bezeichnet werden können als die von Goethe.


    Da bin ich ja anderer Meinung. Nicht wegen der Sprache, sondern wegen dem Stil. Aber da fällt mir auch ein: Shakespeare im Original zu lesen, wäre -zumindest für mich- so gut wie unmöglich, weil das ja noch "altes" Englisch ist, genauso wenig verstehe ich aber Verse von Walther von der Vogelweide (und Engländern ginge es mit diesem Original ohl genauso wie uns mit Shakespeare). Mittelalterlich- ne Sprache für sich! (Das reimt sich!)

  • Hallo, Hinterwäldlerin.


    Zitat

    Wenn im Deutschen ein Autor seine Bücher mit Alliterationen und geflügelten Wörtern schmückt, geht das bei der Übersetzung oft völlig unter. Im Englischen ist es umgekehrt.


    Das muß nicht sein - lies mal "The Great American Novel" (deutsche Fassung) von Philip Roth. Da liegt der Protagonist am Anfang im Krankenhaus, und der Arzt hat ihm bei Strafe die Alliterationen verboten. Grandios! :-)


    Natürlich ist die Mutter-/am besten beherrschte Sprache immer die erste Wahl, und sie beeinflußt die entstehende Literatur. Da gibt es kein schlechter oder besser. Übersetzungen sind ein ganz anderes Thema.

  • ... und was ist mit Französisch, Italienisch, Russisch, usw.?


    ... und was ist mit Dialekt und Slang?


    Jede Sprache der Welt hat ihre Eigenarten, ihre speziellen Möglichkeiten und Schwächen (auf Literatur bezogen).


    Die Frage "Welche Sprache ist geeigneter für die Literatur?" klingt für mich ähnlich wie, welche Hose bei Regenwetter geeigneter ist, eine blaue oder eine grüne.


    Was die Frage: Original oder Übersetzung angeht? betrifft, stimme ich Batcat und Idgie zu.


    Jorinde

  • Sorry, aber die zugrundeliegende Frage ist völliger Quatsch.


    Es mag mnehr oder weniger gute Übersetzungen geben, aber warum sollte irgendeine Sprache besser oder schlechter geeignet sein für Literatur? Es gibt nicht "die Literatur"! Jede Sprachengemeinschaft hat ihre eigenen, aus der eigenen Sprache gewachsenen literarischen Traditionen.


    Dachte ich jedenfalls.


    Verwunderte Grüße,


    Iris :wave

  • Zitat

    Original von Iris
    Es mag mnehr oder weniger gute Übersetzungen geben, aber warum sollte irgendeine Sprache besser oder schlechter geeignet sein für Literatur? Es gibt nicht "die Literatur"! Jede Sprachengemeinschaft hat ihre eigenen, aus der eigenen Sprache gewachsenen literarischen Traditionen.


    *unterschreib :write



    Liebe Grüße,
    milla

  • Stimmt, war nicht so eine tolle Frage. Dann anders:


    Lest ihr bevorzugt Literatur der deutschen, oder englischen Sprache? Warum? Ist es wirklich nur die Übersetzung? Oder habt ihr auch andere Gründe so wie ich, die Weltsprache Englisch für sich selber zu verbessern usw.?


    mfg

  • Zitat

    Pauschalierend zu behaupten, englisch eigne sich besser und klingt geschliffener als das Deutsche, halte ich für falsch


    Auch wenn die Behauptung grober Unfug ist, gibt es nicht nur eine Handvoll derer, die ihr uneingeschränkt zustimmen würden. Das sind vor allem diejenigen, die in der angloamerikanischen Kulturschwemme ganz vorne rumdümpeln und alles cool und trendy finden, was da so über den Teich rüberschwappt, ob nun konservierte Katzenschädel in Anhängerform oder Maden mit Speck für den Hunger zwischendurch - politisch motivierter Antiamerikanismus hin oder her, es ist ja nicht nur in Deutschland so, daß den Bürgern das Bewußtsein für die eigene Kultur mehr und mehr abhanden kommt. Jaja, Goethe, Kleist und Schiller, Rilke und Hebbel habe man in der Schule gelesen. Stinklangweilig sei das Ganze! Aber wenn Shakespeare oder Byron, Steinbeck oder Hemingway draufsteht, wird 'geistig masturbiert' bis zur Besinnungslosigkeit, bis zum interpretatorischen Erbrechen auf der Metaebene. Zweifelsfrei gibt es diese überragenden englischsprachigen Dichter, diese Dichter gibt's aber auch in Hülle und Fülle Deutschen, im Französischen oder im Japanischen. Gute Literatur ist einzigartig, menschlich und berührend, egal welcher Sprache sie sich bedient.

    »Wer die Dummköpfe gegen sich hat, verdient Vertrauen.«
    Sartre

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  • Zitat

    Original von Historikus
    Lest ihr bevorzugt Literatur der deutschen, oder englischen Sprache? Warum? Ist es wirklich nur die Übersetzung? Oder habt ihr auch andere Gründe so wie ich, die Weltsprache Englisch für sich selber zu verbessern usw.?


    Ähmm ... du meinst Bücher, die ursprünglich auf Englisch geschrieben wurden, stimmt 's?


    Kommt drauf an. Manche Autoren sind wirklich schwierig (Joyce! Roth! J.F. Cooper und Hawthorne!), da brauche ich eine Übersetzung, bei anderen geht es ziemlich gut ohne. Lesen tu ich zum Vergnügen, daß mein Englisch sehr gut ist, weiß ich auch so.


    Ich sollte mal anfangen, französische, italienische und spanische Bücher zu lesen ... :grin

  • Hi großer Bär, :grin


    Zitat

    Auch wenn die Behauptung grober Unfug ist, gibt es nicht nur eine Handvoll derer, die ihr uneingeschränkt zustimmen würden.


    Schau, ich meine es so:


    Englischsprachige Bücher mag ich nicht nur sehr gerne, weil ich gerne Englisch durchgehend lerne, sondern, da wirst du mir zustimmen, fasziniert es mich, wenn es zB für das Wort "schön" zig Bezeichnungen auf Englisch gibt. Diese Sprachvielfalt finde ich sensationell.


    Wobei ich aber ebenfalls die deutsche Literatur verehre, fals das falsch rübergekommen ist. ;-)


    Aber jede Sprache hat ihre Vor- und Nachteile, ihre Stärken und Schwächen.


    Zitat

    Das sind vor allem diejenigen, die in der angloamerikanischen Kulturschwemme ganz vorne rumdümpeln


    Pass auf was du sagst! :-)


    Als ich einmal in einer emotional geführten Diskussion in einer Bar gegenüber einen Mann, der auf alles Amerikanische schimpfte, fragte, warum er gerade eine Lewisjeans trägt und einen Hamburger ist, habe ich eine auf die Nase bekommen. ;-)


    mfg

  • Es kommt darauf an:


    Ich würde niemals Eichendorf oder Novalis in Englisch lesen wollen - das ist deutsche Romantik und äußert sich auch in der Sprache!


    Andererseits ist ein englischsprachiger Shakespeare einer deutschen Fassung immer vorzuziehen, selbst wenn die Übersetzung noch so gelungen ist. Für Oscar Wilde gilt dasselbe.


    Bei Krimis finde ich, kann man in Englisch viel mehr Spannung erzeugen, deshalb ziehe ich diese Sprache da eigentlich vor. "He felt that something was wrong" hat einfach eine ganz andere Wirkung als "Er spürte, dass etwas nicht stimmte." Da fiebert man im Englischen doch gleich viel mehr mit.


    Hundefreund

  • "Lest ihr bevorzugt Literatur der deutschen, oder englischen Sprache?"


    Ich hab einige Lieblingsautoren unter den englischsprachigen und einige unter den deutschsprachigen Autoren. Da ich beide Sprachen gleich gut beherrsche (im schriftlichen) geht es mir nur darum, ein interessantes Buch zu finden. Und das bitte in der Originalsprache.


    Hab mal "Happy Birthday, Turk" in der englischen Uebersetzung gelesen, weil die Buecherei diese hatte, das deutsche Original aber nicht. Der Humor des hessischen Dialektes war vollkommen weg.


    Leberts "Crazy" kann ich hier auch problemlos auf englisch bekommen. Aber ich glaub ich werd den umstaendlichen Weg gehen und es versuchen auf deutsch zu bekommen.


    Eine ausnahme: Patrick O'Brian hat mir im englischen Original bisher nicht gefallen. Da spielt die Sprache des 19.Jhd. eine zu grosse Rolle. Im Gegensatz zu anderen historischen Romanen ist er in der woertlichen Rede ziemlich autentisch. Ich ueberleg daher das auf deutsch mal zu lesen.


    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Interessante Frage!


    Ich glaube jedoch, man kann das so nicht sagen: Englisch ist besser oder Deutsch ist besser. Es kommt halt auch sehr auf die Art des Buches an, das Genre, den Schreibstil, etc., etc. Ein Shakespeare ist auf Deutsch sicher nicht dasselbe wie auf Englisch, mMn jedoch nicht schlechter. Es haben beide Sprachen ihre eigenen Feinheiten, Worspiele, usw.


    Mir kommts beim Lesen weniger drauf an, dass alles Englisch ist, weil ich die Sprache so mag (und ich liebe Englisch, ich will's schließlich studieren :-]), sondern darauf, dass ich ein Buch so lesen kann, wie's geschrieben wurde. Und Shakespeare (um nochmal zum Beispiel zurückzukommen) hat nun mal nicht auf Deutsch geschrieben, sondern auf Englisch.


    Bei russischen Autoren bleibt mir leider nix anderes übrig, als zu einer Übersetzung zu greifen, dann aber auch zur Deutschen, weil's einfach leichter zu lesen ist. Da sind mir die Wortvielfalt und Feinheit der englischen Sprache dann auch wieder egal :grin.

  • Zitat

    Original von Jorinde
    Die Frage "Welche Sprache ist geeigneter für die Literatur?" klingt für mich ähnlich wie, welche Hose bei Regenwetter geeigneter ist, eine blaue oder eine grüne.


    Das gefällt mir! :grin


    Und es beantwortet wohl auch die neue Frage - wenn mich ein Buch interessiert, dann lese ich es halt in der Sprache, in der es geschrieben ist, ob das nun Deutsch oder Englisch ist.


    Kann sein, dass mir manchmal eher nach englischem oder amerikanischem Krimi-Humor ist und manchmal eher nach deutschem Sprachwitz... das liegt dann aber an der Art des Buchs, nicht daran, ob's nun Deutsch oder Englisch ist.

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Hi His,


    Du könntest doch mal für uns prüfen, welch mannigfaltige Möglichkeiten es im deutschen gibt, das Wort "schön" auszudrücken... :grin


    Weißt Du, meine Englischlehrer wollten mir auch immer was vom englischen Wortreichtum und der deutschen Spracharmut erzählen. Ich hatte eigentlich viel mehr den Eindruck, daß die sich mit dem deutschen Wortreichtum, mit den Möglichkeiten der differenzierten Ausdrucksweise in der deutschen Sprache, nie beschäftigt haben...


    Bye
    :wave Pelican


    P.S.: Ich lese auch oft englische Originale zwecks Erhaltung und Vertiefung meiner Englischkenntnisse. Bücher, deren Original einen anderen Sprachursprung hat als Englisch, lese ich in der deutschen Übersetzung.

  • Zitat

    Original von Pelican
    Du könntest doch mal für uns prüfen, welch mannigfaltige Möglichkeiten es im deutschen gibt, das Wort "schön" auszudrücken... :grin


    Au ja! :hop


    Zitat

    Weißt Du, meine Englischlehrer wollten mir auch immer was vom englischen Wortreichtum und der deutschen Spracharmut erzählen. Ich hatte eigentlich viel mehr den Eindruck, daß die sich mit dem deutschen Wortreichtum, mit den Möglichkeiten der differenzierten Ausdrucksweise in der deutschen Sprache, nie beschäftigt haben...


    Das ist so ziemlich die absurdeste Theorie die ich hinsichtlich von Sprachen gehört habe. Der größere Wortreichtum des Englischen ist ein scheinbarer, er hat seine Ursache in den unterschiedlichen Sprachschichten.
    Die Begründung ist purer Unfug!
    Jedes Wort in jeder Sprache hat ein Bedeutungsfeld. Es gibt keine zwei Sprachen auf dieser Welt in dem die Bedeutungsfelder von Worten deckungsgleich sind. Deshalb stehen in Lexika stets mehrere Übersetzungsmöglichkeiten hinter einem Wort.
    Der Hang, im Deutschen eine irgendwie minderwertige Sprache zu sehen, ist ein Relikt des 20. Jhs. - geboren aus dem Niedergang der k.u.k. Monarchie und der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs.
    Es gibt meiner Ansicht nach keine Sprache, die allen anderen überlegen ist -- es ist eine Frage von Politik und Wirtschaft, "Weltsprachen" zu erschaffen. In Kultur und Gesellschaft überwiegt normalerweise die eigene (Haupt-)Sprache einer Sprachgemeinschaft.


    Liebe Grüße,


    Iris :wave