Poker - Mein Jahr als Zocker - Anthony Holden

  • Kurzbeschreibung (Klappentext):


    Ein Jahr lang versucht sich der englische Journalist Anthony Holden als professioneller Pokerspieler. Seine Reise führt ihn zu den mal glamourösen, mal zwielichtigen Spielstätten des internationalen Pokers. Mit viel Witz und Selbstironie erzählt er von gerissenen Zockern und tragischen Helden, von betrügerischen Exzentrikern und großen Träumern.


    Über den Autor:


    Antohny Holden, 1947 geboren, arbeitete als Jorunalist und Musikkritiker. Mit seinen Pokerkolumnen in verschiedenen englischen Zeitungen erwarb er sich eine große Fangemeinde. Er verfasste auch viel beachtete Biographien übe Laurence Olivier, Tschaikowsksy, Shakespeare und das britische Königshaus.


    Meine Meinung:


    Anthony Holden ist vielen Lesern besser bekannt als Autor von Biographien über Mitglieder des englischen Königshauses und Shakespeare, den als Platzhirsch eines Casinos. Doch zwischen den Pokerweltmeisterschaften (World Series of Poker) 1988 und 1989 entschloss sich der Autor es als professioneller Spieler auf Zeit zu versuchen. Die während dieser Zeit gesammelten Erfahrungen, die Hochs und Tiefs, hat Holden in sein Buch „Poker – Mein Jahr als Zocker“ gesteckt.


    Holden war, bevor er gänzlich als freier Autor arbeitete, unter anderem stellvertretender Chefredakteur der TIMES. Einige Absätze im Buch handeln von einem Zwist zwischen ihm und Rupert Murdoch, der bereits damals Besitzer der TIMES war. Nach diesem Streit kündigte Murdoch Holden. Doch dies ist nur eine kleine Randanekdote. Die Erfahrung auf seinem Metier macht sich bereits auf den ersten Seiten bemerkbar. Mit viel Humor und einer Portion (Selbst)Ironie führt Holden den Leser in die Glamour- und Glitzerwelt des Pokers, gleich ob in London oder Las Vegas, ein. Viele Pokerpartien werden, mal mehr mal weniger, detailliert geschildert; meist in der Variante Texas Hold ‘em.


    Als „Vorkenntnis“ müssen die Wertigkeit der Blätter beherrscht werden, sprich ein Paar wird von zwei Paaren geschlagen usw. Ohne dieses Wissen wird wenig Lesefreude aufkommen, da andernfalls die Partien keinen Sinn ergeben. Es wird schlicht nicht begreifbar, wieso sich Holden über eben jenen Pot so sehr freut, oder bei einer anderen Hand knapp am Bankrott vorbei geschrammt ist. Die Schilderung der spannendsten Partien nimmt einige Seiten in Anspruch, die, ohne Kenntnis der Blätter, überblättert werden können.


    Nach der Lektüre dieses Buchs ist man nicht nur um einige Pokerweisheiten reicher, sondern bekommt auch eine Ahnung davon wie sich das Leben als Profi an fühlen muss. Gratis Suiten, in denen jedoch wenig geschlafen wird. Vom Geklapper der Chips erfüllte Pokersäle, und das bittere Gefühl mit einer guten Hand aus einem Turnier geworfen zu werden. Angereichert wird das Buch mit einigen grundlegenden Tipps über das Spiel. Leser, die sich tiefer greifend mit dem Thema beschäftigten möchten, finden im Anhang eine Auswahl an Pokerbüchern, die Holden zur „Vorbereitung“ gelesen hat.


    Ebenso wird Unterhaltendes mit Wissenswertem verknüpft. Einen Abschnitt des Buchs beschäftigt sich mit den wichtigsten Utensilien im Poker: die Spielkarten. In den meisten Casinos wird das französische Spielkartendeck verwendet. Neben der Herstellung dieser Karten wird auch deren Bedeutung erläutert. Der Herz Bube stellt beispielsweise den Ritter Lancelot aus der Artussage dar, der Kreuzkönig Alexander den Großen. Doch auch die historische Entwicklung des Pokerspiels sowie seiner wichtigsten Spielarten wird erklärt.


    Poker wird gemeinhin als Glücksspiel deklariert. Hiergegen schreibt Holden an, in dem er aufzeigt welchen Stellenwert Statistik und die Wahrscheinlichkeitsrechnung bei Poker auf hohem Niveau besitzen, und welche Mühe betrieben wird, um den Faktor Glück so gering wie möglich zu halten. Doch im Endeffekt muss auch der Autor zugeben, dass es ohne dieses, und sei es nur ein kleines Quentchen, manchmal einfach nicht ausreicht, um zu gewinnen.


    Im gesamten betrachtet ist die Schilderung der Pokerwelt jedoch zu einseitig geraten. Viele Zeilen sind berüchtigten Spielern gewidmet, die in legendären Partien hohe Geldbeträge gewannen. Doch nur wenig schreibt er über diejenigen, die in Vegas sprichwörtlich ihr letztes Hemd gesetzt, und verloren haben. Über diejenigen die die Spielsucht gepackt, und nicht mehr aus ihren Klauen gelassen hat.


    Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass Neuerungen in der Poker-Welt nicht beachtet wurden, genauer das inzwischen weit verbreitete Online-Poker. Das Buch behandelt die Zeit zwischen 1988 und ‘89, die mir vorliegende Ausgabe ist jedoch erst 2007 erschienen. So hätte ein Kapitel über das Online-Poker, insbesondere über seinen Stellenwert innerhalb der Profi-Szene nicht nur dieser Neuheit Rechnung getragen, sondern hätte auch dem Buch gut getan.


    „Poker – Mein Jahr als Zocker“ bleibt ein sehr gut geschriebenes Buch, das einen Einblick in die Welt der Profi-Pokerspieler gewährt, sich jedoch nicht als Lehrbuch, sondern vielmehr als eine Einstieg in dieses Spiel, verstanden werden will. Unterhaltsam ist es auf jeden Fall.

  • Mr. Kuschel hat das Pokern auch für sich entdeckt. Das wäre doch mal ein nettes Mitbringsel, oder?




    Edit: Schon erledigt, gerade gekauft.

    Diese Eintrag wurde bisher 47 mal bearbeited, zultzt gerade ebend, wegen schwere Rechtsschreipfeler.

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