Die Stützen der Gesellschaft - Henrik Ibsen

  • OT: Samfundets Stotter (1877)


    Kurzbeschreibung:


    Reclamausgabe


    LONA HESSEL. Also eine Lüge hat dich zu dem gemacht, der du bist.
    BERNICK. Wem entstand damals ein Schade daraus?
    LONA HESSEL. Prüfe dich selbst auf Herz und Nieren und sage mir, ob nicht du Schaden genommen hast.
    BERNICK.Prüfe alle Menschen auf Herz und Nieren, und du wirst keinen finden, der nicht zumindest einen dunklen Punkt hat, den er verbergen muß.
    LONA HESSEL.Und ihr nennt euch Stützen der Gesellschaft!
    BERNICK. Die Gesellschaft hat nun mal keine besseren.



    Diogenesausgabe


    Gerade als Konsul Bernick sein ganzes Ansehen braucht, um ein asoziales Eisenbahnprojekt durchsetzen zu können, in das er sein ganzes Vermögen investiert hat, taucht seine unliebsame Verwandtschaft auf: sein Schwager, ein angeblicher Ehebrecher und Dieb, und seine exzentrische Halbschwester. Nun zeigt sich, daß auch Konsul Bernick einiges zu verbergen hat...



    Henrik Ibsen:


    Henrik Ibsen, geboren 1828 in Skien, ist wohl der wichtigste und berühmteste skandinavische Dramatiker. Nach einer Apothekerlehre und Dramaturgentätigkeit verschrieb er sich ab 1854 ganz dem Theater. Er starb 1906 in Oslo.



    Inhalt:


    Eine norwegische Küstenstadt gerät in Aufregung. Die Verwandten des ersten Bürgers der Stadt, Konsul Bernick, welcher eine Reederei und Wert besitzt, die vor 15 Jahren nach einem Skandal aus dem so moralischen Ort nach Amerika geflüchtet sind kehren zurück. Zugleich will Bernick eine Eisenbahnlinie bauen.



    Eigene Meinung:


    Henrik Ibsen hat mich zuletzt schon mit „Gespenster“ positiv überzeugt und der positive Eindruck setzt sich fort. Ibsen zeigt einen Ort, der in der Zeit der Industrialisierung mit den modernen Umwälzungen konfrontiert ist: moderne Maschinen ersetzten Arbeiter in der Reederei, die soziale Frage kommt auf, die Arbeiterbewegung entsteht. Thematisch ein sehr modernes Stück mit auch für unsere Zeit aktuellen Fragestellungen. Interessant auch zu beobachten, welche Erklärungsmuster schon damals aktuell waren, so kommt alles moralisch Verdorbene natürlich von außerhalb des eigenen Ortes.


    In diesem Rahmen spielt sich das individuelle Drama ab. Die Abwägung des wirtschaftlichen Erfolgs eines Einzelnen gegenüber den Interessen der Allgemeinheit. Fragen des moralischen Handelns in der Unternehmensführung, verpackt in eine Familiengeschichte, die die Heuchelei der vermeintlich moralischen Stützen der Gesellschaft zu Tage fördert.


    Neben den interessanten Themen hat mich dieses Stück auch wieder sprachlich überzeugt. Eine einfache Sprache, die es aber vermag präzise und klare Bilder und Eindrücke zu vermitteln.

    Anm: Alternativ ist eine Ausgabe des Diogenes Verlages lieferbar. (ISBN 3257230281, 12,9 €)