hat sich der autor totgeschrieben?

  • Zitat

    Original von Markus_98
    Daran sind GUTE Autoren noch nie gescheitert. Wer den schnellen Euro mit ein paar hingeklatschten Zeilen machen will, mit dem hab ich kein Mitleid.


    Danke für die Einschätzung!


    Es gibt niemanden, der "den schnellen Euro mit ein paar hingeklatschten Zeilen machen will" - das funktioniert vielleicht bei 'ner US-Trademark oder bei einem längst etablierten Namen. Aber deutschsprachige Autorinnen und Autoren haben in dieser Hinsicht nicht die geringste Chance. Hier geht es um Herzblut.


    Und das hat gegen die geballte Macht eines Konzerns nur dann eine Chance, wenn der jeweilige Lektor am selben Strang zieht.


    Grüße aus der schönen neuen Welt der Medien!


    Iris

  • Zitat

    Es gibt niemanden, der "den schnellen Euro mit ein paar hingeklatschten Zeilen machen will" - das funktioniert vielleicht bei 'ner US-Trademark oder bei einem längst etablierten Namen. Aber deutschsprachige Autorinnen und Autoren haben in dieser Hinsicht nicht die geringste Chance. Hier geht es um Herzblut.


    Selten so gelacht. Wahrscheinlich am meisten bei Dieter Bohlens Biografie !

  • Zitat

    Original von Tom
    Hallo, Markus_98.



    Interessante These. :wow Belege?


    Ja klar. Lies mal die Biografien der 100 grössten Schriftsteller, dann weisst Du, was ich meine.

  • Zitat

    Original von Markus_98
    Lies mal die Biografien der 100 grössten Schriftsteller, dann weisst Du, was ich meine.


    Toller Tip. Daran hätte ich natürlich nie gedacht.
    Nur ... das wird bei einigen echt schwierig. Z.B. Homer, Sappho, Sophokles, Vergil, Wolfram, Gottfried, Ekkehard, Murasaki ...


    Oder gelten die nicht?

  • Zitat

    Ja klar. Lies mal die Biografien der 100 grössten Schriftsteller, dann weisst Du, was ich meine.


    Welche 100 größten? Die 100 vordersten der aktuellen Verkaufslisten oder die "100 größten" nach Definition MRR/Markus_98? Wenn Du die Klassiker meinen solltest, dann reden wir über längst vergangene Zeiten. Wenn Du die aktuellen "Charts" meinen solltest, reden wir zu 90% von amerikanischen Importen. Lies mal die Biographien der dreihunderttausend jährlich manuskripteversendenden "Autoren" oder die der knapp 3.000, deren Erstlinge auch erscheinen oder die derjenigen, die einen Erstling draußen haben/hatten, aber dann vom Verlag in den Ofen geschoben wurden, metaphorisch natürlich. Wenn Du meinst, daß sich "gute" (wasndas?) Autoren auch durchsetzen, dann halte ich dem entgegen, daß erstens ein monstermäßiges Glück dazu gehört, überhaupt einen Erstling zu veröffentlichen, noch viel mehr, damit Erfolg zu haben, ganz zu schweigen davon, von den Verlagen genügend Rückhalt zu bekommen, um mit adäquatem Zeitaufwand einen entsprechend plazierten Zweitling zu schreiben. Schriftsteller sein, sagte man, bedeutet zu 10% Inspiration und zu 90% Transpiration, aber inzwischen liegt das Verhältnis bei 0,01 zu 99,99. :grin

  • Tom
    Qualität setzt sich durch. Das war so und wird so bleiben.


    99 % aller dieser Autoren ( oder die sich dafür halten ) von denen Du schreibst können eben einfach nichts ( oder zuwenig )
    Für viele ist es eben nur ein Weg von "Wie werde ich berühmt" und dafür wird eine mittelmässige Geschichte gezimmert, die sich mit Glück rege verkauft. Und dann wird die 2. oder 3. Geschichte eben noch grausliger.


    Pro Jahrzent erscheinen eben nur eine Handvoll wirklich guter Leute auf der Bildfläche. Die 299000 anderen können ihre Manuskripte von mir aus wegwerfen. Nur weil einer eine Geschichte in fehlerfreiem Deutsch schreiben kann und sich für einen 2. Goethe hält entsteht nichts lesenswertes.

  • Hallo, Markus.


    Zitat

    Qualität setzt sich durch. Das war so und wird so bleiben.


    Nicht auf dem aktuellen Buchmarkt. Natürlich setzen sich nur die Leute durch, die auch gewisse Qualitäten haben - zum Beispiel schreiben können, aber eben auch der aktuellen Marktlage (bestimmt durch die Verlage) genügen -, aber die Anzahl derer, die sich trotz der Fähigkeit, gute Geschichten gut zu erzählen, nicht durchsetzen, ist weitaus höher. Selbstverständlich ist das auch ein Problem der Nachfrage - es gibt sowieso zu viele Bücher.


    Übrigens ging es ja nicht darum, wer es überhaupt schafft, seinen Erstling rauszubringen - es ging darum, daß es die Verlagspolitik inzwischen dramatisch erschwert, unter brauchbaren Bedingungen an vernünftigen Nachfolgeprojekten zu arbeiten.


    Zitat

    99 % aller dieser Autoren ( oder die sich dafür halten ) von denen Du schreibst können eben einfach nichts ( oder zuwenig )


    Keine Frage. Ganz Deiner Meinung. Siehe hier.


    Zitat

    Für viele ist es eben nur ein Weg von "Wie werde ich berühmt" und dafür wird eine mittelmässige Geschichte gezimmert, die sich mit Glück rege verkauft.


    Die Leute, die aus dieser Motivation heraus und auf diese Art schreiben, erreichen überhaupt nichts.

  • Zitat

    Original von Markus_98
    Qualität setzt sich durch. Das war so und wird so bleiben.


    Das ist angesichts der Realität auf dem Buchmarkt schlchtweg naiv.


    Zitat

    99 % aller dieser Autoren ( oder die sich dafür halten ) von denen Du schreibst können eben einfach nichts ( oder zuwenig )
    Für viele ist es eben nur ein Weg von "Wie werde ich berühmt" und dafür wird eine mittelmässige Geschichte gezimmert, die sich mit Glück rege verkauft. Und dann wird die 2. oder 3. Geschichte eben noch grausliger.


    Ich will dir hier ja grundsätzlich gar nicht widersprechen -- nur haben solche Leute so gut wie keine Chance auch nur bemerkt zu werden. Sie publizieren per BOD oder POD, in unverkäuflichen Anthologien und per Druckkostenzuschuß. That 's it. Kein Lektor kriegt deren Ergüsse zu sehen, bestenfalls die armen Lektoratspraktikantinnen, die erste Adresse für die Postkörbe voller "unverlangt eingesandter Manuskripte" (kurz UEMs). Und da wird, wenn 's hoch kommt, nach 1-3 Seiten ausgesiebt, oft schon nach dem Anschreiben. Und erst recht, wenn das Exposé ein müder Sermon ist.


    Verlage wählen Manuskripte nicht danach aus, ob "einer eine Geschichte in fehlerfreiem Deutsch schreiben kann", sondern ob der Verfasser eine Geschichte erzählen kann, die sich verkaufen läßt. Eine, die vermutlich die Herstellungskosten für das fertige Buch wieder einspielt. D.h. eine, die sich vieltausendfach verkaufen läßt.


    Wenn du dich über die Qualität der angeboteten Waren beschwerst, dann wende dich damit zunächst mal an die Buchhändler und die Verlage, damit letztere merken, daß Leser nicht verarscht werden wollen.
    Aber solange sehr viele Konsumenten Bücher nach Bestsellerlisten auswählen (die ohnehin kaum mehr als ein öffentlichkeitswirksamer Teil eines wohldurchdachten Vertriebssystems sind), wird sich daran nichts ändern.

  • Noch eine Ergänzung: Ich kenne einen Wiener Autor, der unglaublich gut schreibt, zwingend, fesselnd, stilistisch weit jenseits des Einheitsbreis, aber seine Projekte haben bisher keinen Verlag gefunden, weil er zwar - auch nach Meinung einiger mir bekannter Lektoren - unglaublich gut schreibt, aber auf dem aktuellen Buchmarkt nicht zu plazieren ist. Jetzt geht er daran, quasi selbstvergewaltigend marktgängiges Material zu schreiben, um sich auf diese Art einen Einstieg zu verschaffen - in der Hoffnung, daß er danach für "seine" Schreibe einen Fuß in der Tür hat. Solche Strategien müssen Autoren inzwischen verfolgen. Hier setzt sich nicht die Qualität durch, sondern die Programmpolitik der Verlage.

  • Tom
    Schriftsteller sollte nie Beruf ( zum Broterwerb ) sein, sonst unterliegt man den Zwängen von denen Du schreibst.


    Ich schätze mal grob, dass über die Hälte aller heute als "bedeutend" eingestufte Schriftsteller ihre Bücher auf eigene Kosten verlegt haben und zu Lebzeiten grad mal die Druckkosten ihrer Werke reinbekommen haben, aber nichtmal eine Aufwandsentschädigung für die Arbeitsstunden. Auch damals haben die Leute eben lieber "Groschenromane" gelesen.


    Heute hast Du eher die Chance über moderne Medien relativ kostengünstig auf Dich aufmerksam zu machen.

  • Zitat

    Original von Tom
    Hier setzt sich nicht die Qualität durch, sondern die Programmpolitik der Verlage.


    Die - nebenbei bemerkt - vielfach von Leuten bestimmt wird, die die Käufer ihrer Produkte schlichtweg verachten -- und das obwohl zumindest einige von ihnen sich selbst einem hochfliegenden kulturellen Anspruch verschrieben haben.

  • Hallo, Markus.


    Zitat

    Schriftsteller sollte nie Beruf ( zum Broterwerb ) sein, sonst unterliegt man den Zwängen von denen Du schreibst.


    Wenn man das Schriftstellersein als Nebenjob oder gar als Hobby betreibt, schafft man es nie. Die erste Frage, die Dir ein Verlagschef stellt, wenn Du es dann bis in sein Büro geschafft hast, ist: "Und? Können wir von Ihnen noch mehr erwarten?" Und wenn Du die verneinst oder mit "vielleicht, ich betreibe das ja als Hobby" beantwortest, kannst Du gleich wieder aufs Fahrrad steigen.


    Zitat

    Ich schätze mal grob, dass über die Hälte aller heute als "bedeutend" eingestufte Schriftsteller ihre Bücher auf eigene Kosten verlegt haben und zu Lebzeiten grad mal die Druckkosten ihrer Werke reinbekommen haben, aber nichtmal eine Aufwandsentschädigung für die Arbeitsstunden. Auch damals haben die Leute eben lieber "Groschenromane" gelesen.


    Hast Du diese Informationen den Biographien der 100 größten Autoren entnommen? :-)


    Zitat

    Heute hast Du eher die Chance über moderne Medien relativ kostengünstig auf Dich aufmerksam zu machen.


    Uh, uh, ganz gefährlicher Trugschluß. Viele Nachwuchsautoren glauben, eine WebSite oder ein Ms auf "romansuche.de" oder Selbstverlag oder BoD oder dergleichen mehr würde den Einstieg vereinfachen. Das Gegenteil ist der Fall. Tausende Kleinverlage werden pro Jahr gegründet, ebenso viele selbstverlegte Erstlinge erscheinen per DigiDirekt oder BoD, das Netz quillt über vor Sites von Möchtegernautoren - und die Talentscouts, die man auf der Suche nach neuen Autoren wähnt, interessiert das einen Scheiß. Solche Leute werden dann Opfer der DKZ-Abzocke und ähnlicher Systeme.

  • Zitat


    Noch eine Ergänzung: Ich kenne einen Wiener Autor, der unglaublich gut schreibt, zwingend, fesselnd, stilistisch weit jenseits des Einheitsbreis, aber seine Projekte haben bisher keinen Verlag gefunden, weil er zwar - auch nach Meinung einiger mir bekannter Lektoren - unglaublich gut schreibt, aber auf dem aktuellen Buchmarkt nicht zu plazieren ist.


    Dann muß er sein Zeugs eben selber vermarkten, wenn er dran glaubt. Langfristig wird man, falls er Qualität hat, auf ihn aufmerksam. Aber wer natürlich den schnellen Ego-befriedigenden Erfolg sucht wird es so nicht schaffen.

  • Zitat

    Original von Markus_98
    Schriftsteller sollte nie Beruf ( zum Broterwerb ) sein, sonst unterliegt man den Zwängen von denen Du schreibst.


    Da gebe ich dir unumwunden Recht.


    Zitat

    Ich schätze mal grob, dass über die Hälte aller heute als "bedeutend" eingestufte Schriftsteller ihre Bücher auf eigene Kosten verlegt haben und zu Lebzeiten grad mal die Druckkosten ihrer Werke reinbekommen haben, aber nichtmal eine Aufwandsentschädigung für die Arbeitsstunden.


    Deine Schätzung ist schlichtweg falsch. Die literarischen Klassiker standen nicht erst seit Goethe bei Verlegern in Lohn und Brot. Das galt schon für die Antike. und vom Schreiben allein konnten und können die wenigsten leben.


    NB: Du kriegst per Selbstveröffentlichung auch die Druckkosten nicht rein, aber lassen wir das ...


    Zitat

    Heute hast Du eher die Chance über moderne Medien relativ kostengünstig auf Dich aufmerksam zu machen.


    Als 1 unter 100,000,000? Tapfer!


    Ich wünsche dir viel Freude bei deinen schriftstellerischen Ambitionen.

  • Zitat

    Original von Markus_98
    Dann muß er sein Zeugs eben selber vermarkten, wenn er dran glaubt. Langfristig wird man, falls er Qualität hat, auf ihn aufmerksam. Aber wer natürlich den schnellen Ego-befriedigenden Erfolg sucht wird es so nicht schaffen.


    Wenn deine Begabung so groß ist wie dein Ego ... dann hast du dich schon selbst widerlegt, denn du würdest längst als bedeutender Literat gehandelt werden.


    Ich glaube allerdings eher, daß du - bildlich gesprochen - nachts im Wald laut singst.

  • Zitat

    Dann muß er sein Zeugs eben selber vermarkten, wenn er dran glaubt. Langfristig wird man, falls er Qualität hat, auf ihn aufmerksam.


    Nicht auf diesem Planeten. :grin


    Natürlich gibt es - und viele verweisen gerne darauf, wie sie ja auch darauf verweisen, daß es Lottomillionäre gibt - Fälle wie Matthias Praxenthaler (fürchterlich!), der sein "Horst, der Held" im Selbstverlag herausbrachte, was sich so gut verkaufte, daß dtv aufmerksam wurde, aber die Chance hierfür ist in etwas so groß wie die, daß jetzt ein aus 999er Gold bestehender Meteorit auf meinem Balkon einschlägt. Selbstvermarktung und Selbstverlag wird inzwischen von so vielen Möchtegernautoren betrieben, daß zwar eine ganze Branche goldene Nasen damit verdient, aber ein Weg, seinen literarischen Erfolg vorzubereiten, ist das nicht (mehr - war es vielleicht mal, vor fünfzig Jahren, aber auch da nicht wirklich).

  • Zitat

    Wenn man das Schriftstellersein als Nebenjob oder gar als Hobby betreibt, schafft man es nie.


    Zeig mir große Autoren, die von ihren Büchern gelebt haben.


    Da unterscheiden wir uns. Du willst mit Büchern Geld verdienen und berühmt werden und Dich dem Markt unterwerfen.


    Meinst Du Ein Joyce oder ein Proust hätten je etwas geschrieben, wenn sie so gedacht hätten ?

  • Zitat

    Original von Tom
    Wenn man das Schriftstellersein als Nebenjob oder gar als Hobby betreibt, schafft man es nie.


    Jein!
    Wenn du dir vom ersten Ms. an vornimmst, vom Schreiben leben zu wollen, begibst du dich in Abhängigkeit vom Apparat Verlag -- und der frißt dich mit Haut und Haaren!