hat sich der autor totgeschrieben?

  • Kennt Ihr auch Autoren, von denen die ersten wirklich gut waren und die dann immer schlechter werden.
    Trotzdem werden sie von den Verlagen und auch von den Rezensionen hochgejubelt. Ich kann das nicht verstehen.


    Beispiele: John Grisham
    Petra Hammesfahr (leider!)
    Ingrid Noll
    Mary Higgins Clark
    und, ich wage es kaum zu schreiben, auch Mankell war früher um einiges besser!


    Ob das wohl damit zusammenhängt, dass die Verlage einfach alles auf den deutschen Markt schmeissen, was ein jetzt arivierter Schriftsteller irgendwann einmal geschrieben hat.


    Wie geht es Euch damit?

  • Fuer mich faellt Anne Rice in diese Kategorie. Interview with the Vampire und auch noch Lestat als Folgeband fand ich sehr sehr gut und originell. Aber irgendwann wurd es einfach nur noch langweilig


    Bei Dan Brown hab ich allerdings die umgekehrte Erfahrung gemacht. Da ist "The Da Vinci Code" nicht nur das bisher letzte sondern auch m.M. sein bestes und je mehr man zurueck geht umso schwaecher werden die Buecher. Sein erstes "Digital Fortress" wuerd ich gar nicht mehr empfehlen.


    Gruss aus Calgary,Canada
    beatrix

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Ja, Noah Gordon hatte ich vergessen. Alle seine Bücher NACH Medicus waren einfach grottenschlecht! Vor Medicus: der Diamant des Salomon und die Klinik z.b. tolle Bücher.


    Am meisten ärgert es mich bei Petra Hammesfahr. Der stille Herr Genardy war ein Superbuch und jetzt diese Geschichte mit den beiden Frauen, die sich zum verwechseln ähnlich sehen, wohl nur etwas für eingefleischte Fans.


    Oder ist hier jemand über 18 Jahren, der den Coach von Grisham wirklich gut findet?


    lg Bea

  • Es ist aber auch nicht leicht. Da hatte man Erfolg mit einem Buch und dann erwartet alle Welt - angefangen vom Verlag über die Feuillletonisten bis hin zu den Lesern (Reihenfolge nicht wertend) -, daß man nachlegt. Und zwar in Augenhöhe, mindestens. Während aber gerade die Erstlinge quasi eine Quintessenz des Daseins des Schriftstellers darstellen und alles an Herzblut, Entwicklung, handwerklichem Können usw. repräsentieren, ergibt sich alles an Folgewerken aus einer vielschichtigen Drucksituation, und die bisweilen recht lange Zeit, die sich der Autor für sein Debüt genommen hatte, steht auch nicht zur Verfügung. Eine Krux. Arbeitsschreiber, die sich einfach irgendein Thema nehmen und halt ein Buch dazu schreiben, haben es in dieser Situation leichter, aber auch diesen Leuten geht irgendwann der Stoff aus, die Ideen schwinden, die Figuren werden blasser - es hat ja auch ein Leben als Schriftsteller begonnen, plötzlich bewegt man sich in einem anderen Umfeld, wird gefeiert, hat Termine, sitzt nicht mehr nächtelang im Kämmerlein und brütet über Charaktereigenschaften von Nebenfiguren. Gleichzeitig erwartet der Markt auch noch Kontinuität - wer will vom begeisternden Krimiautor plötzlich einen Science-Fiction-Reißer lesen oder von der Emanzipationskomödienautorin eine verkopfte Familiensaga? Man will als Autor, aber man darf nicht mehr. Viele Autoren haben mit dem Erstling auch ihr Pulver verschossen - der gute Benjamin Lebert, hochgelobt, verfilmt und mit monströsen Vorschüssen für das zweite Werk versehen, hat mit "Der Vogel ist ein Rabe" sehr eindrucksvoll gezeigt, was man für eine Bauchlandung hinlegen kann, wenn die Puste ausgegangen ist. Solche Einwegautoren sind nicht schlechter als andere, aber es ist eben ein gerüttelt Maß der Kreativität und Energie in das erste Buch abgeflossen, und dann dauert es einfach sehr, sehr lange, bis wieder was Vernünftiges kommt, kommen kann. Aber der Markt ist grausam, und in fünf Jahren würde niemand mehr ein Buch von Lebert zur Kenntnis nehmen. So ist "Der Vogel ist ein Rabe" wenigstens ein Achtungserfolg geworden - ja, verlacht und zerrissen, aber so ist das Leben.


    Was ich sagen will: Als Autor schöpft man. Ideen kommen nicht von selbst, jedenfalls gute Ideen. Wenn aber die Zeit zum Beobachten fehlt, und die, Ideen reifen zu lassen, wenn der Druck groß ist und auch noch wächst, dann sollte es verständlich sein, daß auch mal Mist rauskommt. Ich habe enorme Hochachtung vor Autoren, die sich diesem Druck widersetzen und es - auf mir bisher nicht transparente Art - schaffen, immer wieder tolle Bücher rauszuhauen, aber die Zahl derer, die kontinuierlich auf hohem Niveau arbeiten ist tatsächlich geringer als die Zahl der anderen.

  • Hallo Tom,
    bei deinen Zeilen kommt bei mir das Gefühl hoch, dass jeder Autor Angst hat sein 2. Werk zu schreiben, da es nicht an das erste heranreichen könnte (nachdem das erste ein großer Erfolg war, mal vorausgesetzt). Sehe ich das so richtig oder wird einfach drauf losgeschrieben und gehofft, dass sich der Erfolg von allein wieder einstellt? Was meinst du und auch die anderen Autoren zu dieser Frage?

  • ich glaube, da hat tom recht!


    die meisten zweiten bücher werden dann schon immer ein abklatsch vom ersten. hat sicher auch damit zu tun, dass man ja nach dem ersten erfolg auf dieser welle weiterreiten will...


    ausserdem finde ich das garnicht so schlecht, dass sich ein schriftsteller so "ein bissel" wiederholt - jedenfalls, was sein stil betrifft. schliesslich bin ich ja deswegen von seinem ersten buch begeistert gewesen. aber künstler müssen sich immer wieder selbst neu erfinden, sonst wird es auch für den "verbraucher" langweilig. so ist das halt immer ein gratwanderung...


    ein beispiel von mir sind die deutschen platten von "element of crime" - die erste "damals hinterm mond" gehört für mich zu den ewigen besten, aber die folgenden waren immer nur eine laue kopie.



    bo

  • Ich würde das fast mit den berühmten oneHitwondern vergleichen


    Es gibt Bücher, die schlagen ein, wie eine Bombe, danach kommt nur noch warmer Aufguß der gleichen Geschichte.


    Und warum? Weil man als Kunde als Leser, als Hörer..nochmal das gleiche Gute will....die Verlage wollen antürlich auch nochmal den Bombenerfolg...nun..nicht jeder Schriftsteller, Künstler hat das eben drauf.


    Es gibt tatssächlich Schriftsteller, nach dem Motto, hast du ein Buch von ihm gelesen, hast du alle gelesen.



    So sehe ich das als Alexnormalverbraucher

  • Hallo Wolke!


    Wenn ich mich mal einmischen darf ...


    Ich würde es nicht Angst nennen, aber man steht unter ziemlichem Druck, und im besten Fall mischt sich ein erhöhtes Maß an Verantwortungsgefühl gegenüber den Lesern hinein: Man will den Erwartungen, die man mit dem ersten Buch erfüllt hat, gerecht werden.


    Wenn allerdings weiterer Druck hinzukommt, und dieser dem Verantwortungsgefühl zuwiderläuft, dann wird es schwierig ...
    Liebe Grüße, :knuddel1


    Iris

  • Zitat

    Original von Tom
    ...Was ich sagen will: Als Autor schöpft man. Ideen kommen nicht von selbst, jedenfalls gute Ideen. Wenn aber die Zeit zum Beobachten fehlt, und die, Ideen reifen zu lassen, wenn der Druck groß ist und auch noch wächst, dann sollte es verständlich sein, daß auch mal Mist rauskommt.


    Das kann man nicht verallgemeinern. Wenn man die Biografien berühmter Autoren liest findet man etliche, denen die Ideen nie ausgegangen sind, sondern eher die Lebenszeit, sie alle zu Papier zu bringen.

  • Hallo, Markus_98.


    Zitat

    Das kann man nicht verallgemeinern.


    Das habe ich ja auch nicht behauptet. Ich schrub auch, daß es viele Autoren gibt, die lange Zeit ein sehr hohes Niveau halten und vor Ideen sprühen, fraglos.

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Braucht man sich ja nur unter den Eulen umgucken. :lache Den meisten scheinen die Themen nicht auszugehen.


    Das liegt zweifellos daran, dass irgendwo im weltweiten Wahnsinn Werbung gemacht wird, für diesen Tummelplatz. :grin

  • Das finde ich absolut bei Elizabeth George und Martha Grimes!
    Und nach "Barins Dreieck" ist auch Hakan Nesser für mich "gestorben".


    grüße von missmarple

    "Ein Archäologe ist der beste Ehemann, je älter eine Frau wird, um so mehr interessiert er sich für sie."
    Agatha Christie


  • Allerdings fehlt das hohe Niveau :grin


    *ducktsichmalvorsichtig*

  • missmarple
    gleich mal meinen Lieblingschriftsteller Hakan Nesser in Schutz nehme:


    Barins Dreieck ist meines Wissen weit vor allen anderen geschrieben worden und wurde, als die nordische Krimiwelle so hoch schlug einfach noch mit auf den deutschen Markt genommen.
    Gerade Hakan Nesser wird meiner Meinung nach von Buch zu Buch besser!


    lg Bea

  • Hallo, ihr Lieben!


    Zitat

    Original von Tom
    Ich schrub auch, daß es viele Autoren gibt, die lange Zeit ein sehr hohes Niveau halten und vor Ideen sprühen, fraglos.


    Dazu braucht es nicht nur Ideen und Tatkraft, sondern auch eines Verlags, der voll hinter dem Autor steht und ihn motiviert und fördert.
    Da zumindest in den großen Publikumsverlagen "Marktinteressen" alles Handeln beherrschen, ist das keine Selbstverständlichkeit.


    Liebe Grüße,


    Iris :wave

  • Zitat

    Dazu braucht es nicht nur Ideen und Tatkraft, sondern auch eines Verlags, der voll hinter dem Autor steht und ihn motiviert und fördert. Da zumindest in den großen Publikumsverlagen "Marktinteressen" alles Handeln beherrschen, ist das keine Selbstverständlichkeit.


    Die Zeit der engagierten, altruistischen und mäzenenhaften Lektoren/Verlagschefs geht zuende. Bücher werden mehr und mehr zum reinen Produkt, auf der ganzen Linie, Zahlen und Strategien bestimmen das Handeln, viele Autoren werden zum Kanonenfutter. Ist leider so. Insofern bin ich mit meinem beschaulichen Berliner Verlag sehr zufrieden, aber dem steht als Contra ein weitaus schwächeres Vertriebsnetz gegenüber. Irgendwas ist ja immer. :-)

  • Zitat


    Dazu braucht es nicht nur Ideen und Tatkraft, sondern auch eines Verlags, der voll hinter dem Autor steht und ihn motiviert und fördert.


    Daran sind GUTE Autoren noch nie gescheitert. Wer den schnellen Euro mit ein paar hingeklatschten Zeilen machen will, mit dem hab ich kein Mitleid.