Sharpe 1
Originaltitel: Sharpe’s Tiger
Inhalt:
Richard Sharpe und die Belagerung von Seringapatam 1799
Richard Sharpe, Soldat im 33. Regiment, welches in Indien stationiert ist, denkt ans Desertieren. Sein Sergeant, der unvergleichliche Hakeswill, denkt daran, Sharpe fertigzumachen, weil er ihn haßt und weil er dessen Freundin für sich haben will. Er schmiedet eine böse Intrige gegen Sharpe, die diesen beinahe das Leben kostet.
Doch Sharpe hat Glück im Unglück, denn Colonel McCandless, der wichtige Informationen für die geplante Einnahme der Stadt Seringaptam hat, ist spurlos verschwunden. Als sich McCandless’ Neffe, Lieutenant Lawford freiwillig meldet, sich auf die Suche nach seinem Onkel zu machen, besteht er darauf, keinen anderen mitzunehmen als Private Sharpe. Damit rettet er diesem das Leben, vorerst, denn stattdessen steht den beiden Männern nun ein übler Tod bevor, wenn sie von den Schergen des Tippoo Sultans, Herr Seringapatams, als Spione entlarvt werden.
Für seinen Regimentskommandanten Colonel Wellesley ist es ein Idiotenplan, der nur dazu dient, zwei Männer in den sicheren Tod zu schicken, Lawford, der ein feiner Offizier werden könnte, und Sharpe, um den es aber ohnehin nicht schade ist.
Wenn er sich da nur mal nicht täuscht.
Autor:
Als Bernard Cornwell aus Liebe zu seiner amerikanischen Frau nach Amerika ausgewandert ist, konnte er dort zunächst keine Arbeitserlaubnis bekommen. Daher hat er begonnen, seinen ersten Roman zu schreiben, „Sharpe’s Eagle“, nicht der chronologisch erste, aber der erste veröffentlichte Roman über Richard Sharpe, Offizier aber nicht Gentleman und der ultimative „Rogue“. Eine Legende war geboren, unterstützt durch die spätere Verfilmung als mehrteilige TV-Film-Reihe.
Cornwell hat „Sharpe“ von Anfang an nicht ganz chronologisch geschrieben und später begonnen, seine Vergangenheit zunächst als Private und seinen ungewöhnlichen Weg zum Offizier zu erzählen. Aktuell ist er – neben anderen sehr erfolgreichen Projekten – damit beschäftigt, die Lücken in Sharpes Karriere zu füllen.
Dies führt dazu, daß sich die Reihenfolge der Romane ständig ändert, wenn neue Einschübe dazukommen. Aktuell sind wir bei 21 Romanen, beginnend mit Seringapatam 1799 und endend mit einer Art Epilog in Chile 1821 („Sharpe’s Devil“), ein paar Jahre nach Waterloo. Daher auch die Einordnung hier, denn alle späteren Romane spielen im 19. Jahrhundert.
Die Bücher wurden vor einiger Zeit bereits teilweise auf Deutsch übersetzt, allerdings als „Sharp“. Es wäre zu wünschen, daß Lübbe nun die ganze Reihe komplett neu auflegt, bei den alten Übersetzungen – die ich nie gelesen habe, immer nur Englisch – unter Rückgabe des geklauten E. Der Anfang ist mit „Sharpes Feuerprobe“ gemacht. Band 2, „Sharpes Sieg“ erscheint im Frühjahr 2009 und ist vermutlich die Übersetzung von „Sharpe’s Triumph“.
Meinung:
Ich liebe diese Serie und Richard Sharpe sowieso. Ich habe nicht chronologisch gelesen, sondern mit den zuerst geschriebenen Büchern begonnen, die vor allem Sharpes Karriere im Krieg um die Iberische Halbinsel behandeln, immer im Schatten Wellesleys, später Wellingtons.
Für mich war es daher ein besonderer Leckerbissen, später in der Zeit zurückzugehen und ihn als jungen Private wiederzutreffen. Das ist diese Geschichte.
Sharpe ist auch als junger Soldat ein ausgesprochen faszinierender Charakter, dem man bereits ansieht, daß er nicht dazu ausersehen ist, als Kanonenfutter zu enden, auch wenn ihm dies noch lange nicht bewußt ist. Der verhängnisvolle Wunsch nach einer Karriere als Offizier steht ihm noch bevor. Hier tritt er zum ersten Mal aus der Masse der Soldaten hervor, nicht zufällig allerdings, denn Lawford, der ihn bewundert und auch etwas fürchtet, erkennt sein Potential.
Wellesley nicht, aber wie sollte er auch, Snob der er ist. Die erste Begegnung des arroganten Aristokraten mit dem Soldatenabschaum ist schlicht genial.
Eine wichtige Figur dieses Buches – und der ganzen Serie – ist auch der wunderbare Sergeant Hakeswill. Ich habe noch selten eine widerlichere Romanfigur getroffen. So abscheulich, so böse, man muß ihn einfach lieben. Oder bin das nur ich, die ein Problem hat?
Auch die Geschichte an sich ist ausgesprochen spannend, wie Sharpe und Lawford sich als angebliche Rekruten nach Seringapatam einschleichen und Sharpe seine Loyalitäten prüfen muß. Was schuldet er der britischen Armee? Gar nichts, doch Lawford und McCandless schuldet er etwas, denn diese beiden Männer schenken ihm ihr Vertrauen, ihre Freundschaft und noch etwas viel wertvolleres: sie lehren ihn lesen und schreiben.
Und am Ende, wie sich das bei Cornwell und speziell in dieser Serie so gehört, steht eine große Schlacht, hier die Einnahme Seringapatams, die spannend und blutig geschildert wird.
Doch zuerst muß Sharpe einen anderen Gegner besiegen: Sharpes Tiger.
Natürlich ist Sharpe fiktiv und natürlich fragt man sich irgendwann, wie der historische Wellington trotz seiner eigenen nicht unbeträchtlichen Fähigkeiten – ich gestehe, ich wurde durch Cornwell nicht nur Sharpe- sondern auch Wellington-Fan – es jemals zu irgendetwas bringen konnte. Doch steht am Ende jedes Romans ein kurzes Nachwort, in dem Cornwell die Geschichte wieder richtigstellt. Er nimmt sich zwar seine Freiheiten für Sharpe, weiß aber, wovon er schreibt.