Die Box von Günter Grass: Ein muss?

  • Die Box – Günter Grass
    Dunkelkammergeschichten


    Steidl-Verlag, 215 Seiten


    Handlung:
    "Knips mal Mariechen" ruft der Schriftsteller, wann immer seine treue Freundin ein Foto für ihn machen soll. Maries Schnappschüsse haben es in sich, denn ihre alte Agfa-Box ist anders als andere Kameras: Seit sie den Krieg überstanden hat, zeigt sie mehr als die Wirklichkeit - sie kann in die Vergangenheit und die Zukunft schauen, Wünsche und Ängste in Szene setzen.


    Viel später sitzen die acht Kinder des berühmten Schriftstellers beisammen, längst erwachsen geworden. Im lebhaften Dialog lassen sie das Leben ihrer komplizierten Familie Revue passieren, und jeder erinnert sich auf seine Weise an den Vater, die Kindheit, an Maries Wunder-Box und ihre verblüffenden Bilder.


    Günter Grass schreibt in diesem Buch seine Autobiographie fort. Zugleich hat er mit der "Box" der Fotografin und Freundin Maria Rama, die ihn und seine Familie ab Mitte der fünfziger Jahre bis zu ihrem Tod 1997 begleitete, ein heiteres Denkmal gesetzt.


    Über den Autor
    Günter Grass wurde am 16. Oktober 1927 in Danzig geboren, absolvierte nach der Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft eine Steinmetzlehre, studierte dann Grafik und Bildhauerei in Düsseldorf und Berlin. 1956 erschien der erste Gedichtband mit Zeichnungen, 1959 der erste Roman "Die Blechtrommel". 1965 erhielt der Autor den Georg-Büchner-Preis. 1994 erhält er den Karel-Capek-Preis. 1999 wurde ihm der Nobelpreis für Literatur verliehen. Grass lebt in der Nähe von Lübeck.



    Ich frage mich, ob ich Günter Grass neues Buch sofort kaufen und lesen muss.


    Hier sind schon Artikel zum Buch, das anscheinend heute erschienen ist.


    Die Zeit


    [URL=http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,555088,00.html]Spiegel[/URL]



    Folgende im Netz zu findende Anmerkungen/Stichpunkte zum neuen Buch sind auffällig:
    Autobiographisch, Nachfolger von Beim Häuten der Zwiebel
    Melancholisch, humorvoll
    Mild, versöhnlich
    Märchenhafter Ton
    Alterswerk
    Kein Grass-Einsteigerwerk
    (Man muss Grass Werk kennen, um in Die Box alles zu verstehen)
    Wenig neues
    Interesse an Grass als Person muss vorhanden sein
    Sprachlich ungewöhnlich


    Insgesamt bleibe ich unschlüssig.
    Wer weiss schon mehr?
    Werdet ihr das Buch auf jeden Fall lesen oder auf keinen Fall?
    Wer sowieso nie ein Günter Grass Buch lesen würde, braucht sich hier nicht zu äußen.

  • Ich mag Grass nicht, daher für mich kein MUSS!
    Ich konnte weder mit der Blechtrommel, noch mit Katz und Maus geschweige denn mit dem unsäglichen Zwiebelbuch etwas anfangen......
    Letzteres fand ich so belanglos, daß ich nicht mal eine Rezi dazu verfaßt habe und das heißt einiges.... :rolleyes


    Sprich: Grass ist ein eitler überschätzter Pfau und dieses Buch ist gewiss kein MUSS!

  • Ich musste im vergangenen Schuljahr "Im Krebsgang" lesen. War eines der (für mich) schwächsten Bücher seit langer Zeit - so eins, wo man sich wirklich durch jede Seite quält. Da mir insbesondere der Schreibstil nicht gefallen hat, ist bei mir Günter Grass auf der Schwarzen Liste gelandet, sympathisch war mir der Mann sowieso noch nie. Demzufolge werde ich das neue Buch wohl auch nicht lesen... Also: Kein Muss!


    (In der Fernsehsendung Aspekte hatten sie gestern auch was darüber erzählt. Aber wahrscheinlich ist es da sicherer auf renommiertere Urteile zu vertrauen ;-) )

    "Es gibt einen Fluch, der lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben!" [Echt zauberhaft - Terry Pratchett]

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von saz ()

  • Überschätzt :gruebel
    Vor allem denke ich, dass ich Grass sich selbst überschätzt. Ist eine Autobiographie, dann noch in mehreren Teilen überhaupt unbedingt notwendig, nur weil er ein erfolgreicher Schriftsteller ist?


    Wo ist für ihn der unbedingte, dringende Grund, sein Leben aufzuschreiben?


    Im Zweifelsfall hätte er die Autobiographie auch weglassen können, ohne sein Werk dadurch zu schmälern.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Wo ist für ihn der unbedingte, dringende Grund, sein Leben aufzuschreiben?


    Das frage ich mich auch, wobei ich mich das auch bei vielen anderen Verfassern von Autobiographien frage.

  • Zitat

    Original von saz
    (In der Fernsehsendung Aspekte hatten sie gestern auch was darüber erzählt.


    Schade, Aspekte habe ich verpasst. Aber vielleicht kommen noch andere Sendungen über das Buch im Fernsehen.
    Wer eine bemerkt, kann es bitte hier posten.

  • Grass ist für mich persönlich immer ein MUSS. Obwohl ich den Menschen Grass nicht ausstehen kann, bin ich von seinen Büchern immer wieder neu fasziniert.


    Grass polarisiert, Grass ist mehr als umstritten - man kann immer wieder neu herrlich über ihn diskutieren bzw. engagiert streiten. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich lese die Bücher von Grass sehr gerne, weil ich seinen Stil schätze. Dennoch ist ein Buch für mich niemals ein MUSS. Früher war ich da anderer Ansicht, aber es gibt soviel mehr Lesenswertes als man in einem Leben schafft. Hauptsache, man liest, was Freude macht und interessiert.

  • Ich hab Grass' Stil kennen- und lieben gelernt, als er die Laudatio auf einen der Preisträger des Friedenspreises des Buchhandels hielt. Eine verdammt umstrittene aber grandiose Rede. Politisch brisant, literarisch auf allerhöchstem Niveau.
    Ich las weitere Reden und verschiedene Bücher. Und hatte mit manchen meine Mühe, mit der Rättin z.B. hingegen gar nicht.


    Ob ich das neue Buch kaufe, weiss ich nicht. Ein MUSS gibt es für mich bei keinem Autor, da einfach nicht jedem alles gefällt, und dann ist das ja auch OK.
    Nur: einen derart rennomierten Autor wie Grass als überschätzt zu bezeichnen, finde ich reichlich vermessen. Mag ja sein, dass einem der Stil nicht gefällt. Aber diese Formulierung erweckt bei mir den Eindruck, als sei der eigene Geschmack der einzige sinnvolle Maßstab. ...

  • ich habe von Grass bisher zwei Bücher begonnen - und beide abgebrochen.


    Er liegt mir einfach nicht. Vielleicht versuche ich es irgendwann noch mal, aber zu einem Muss wird sein neues Bücher für mich daher nicht gerade

  • Ein "Muss" gibt es für mich - was lesen betrifft - glücklicherweise schon lange nicht mehr.
    Höchstens Interesse oder kein Interesse...


    Im Falle des neuen Grass war ich interessiert, bis ich Freitag Aspekte gesehen habe. Der Bericht über das Buch dort hat mein Interesse erst mal ein bißchen abgekühlt - und so werde ich entspannt auf das Taschenbuch warten.

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • Zitat

    Original von Queedin
    ich habe von Grass bisher zwei Bücher begonnen - und beide abgebrochen.


    Er liegt mir einfach nicht. Vielleicht versuche ich es irgendwann noch mal, aber zu einem Muss wird sein neues Bücher für mich daher nicht gerade



    :write Kann ich so direkt unterschreiben. Ich weiss nicht, aber ich kann seiner Erzählweise nicht wirklich etwas abgewinnen. Auch tu ich mich sehr mit seiner Art zu schreiben schwer.

  • Der Kulturzeit-Bericht war teilweise hart, kam mir aber fair vor. Auf jeden Fall informativer als die meisten Zeitungsbeiträge.


    Man sollte bei diesen Buch also die Erwartungen wohl etwas herunterschrauben. Doch man darf von einem 80jährigen Autoren vielleicht auch nicht bei jedem Buch ein Meisterwerk erwarten.
    Ein sentimentales Alterswerk über sich und seine Familie ist das Normale.


    Aus dieser Perspektive gesehen, beginnt mich das Buch fast doch wieder zu interessieren.


    Vollkommen überflüssig und unangebracht finde ich dei Störaktionen von Grassgegnern zu Günter Grass Lesung aus seinem Buch. :pille


    Natürlich braucht man mit ihm nicht einverstanden sein, aber es gibt genug schlimme und aktive Feindbilder, gegen die sich niemand herantraut.
    Warum also ausgerechnet auf einen Schriftsteller losgehen?