Die Box von Günter Grass: Ein muss?

  • Grass ist ein Ungetüm. Ich weiß nicht, inwieweit er das selbst beeinflusst hat, aber aus einem Schriftsteller, der durchaus Bemerkenswertes zu sagen hatte, der seine Zeit betrachtet hat und ihr nicht selten weit voraus war (nur in einer ganz bestimmten Sache nicht :grin), ist etwas geworden, das sich unecht anfühlt, gleichsam künstlich, und irgendwie klebrig. Vermutlich geschieht das mit vielen Schriftstellern, denen zu oft gesagt wurde, dass sie wichtig sind. Aber seinem neueren Werk wohnt eine große Leere inne, eine wiederkäuende Sinnlosigkeit. Und es ist ichbezogen, und zwar ausschließlich. Meiner Meinung nach ist die künstlerische Laufbahn eigentlich beendet, wenn man diesen Punkt erreicht hat. Was Grass selbst wenig stören dürfte, kann er vom Olymp der Nobelpreisträger doch jeden beliebigen Quark auf das Kulturvolk absondern.


    Für mich war eigentlich schon nach der Danziger Trilogie Schluss. Einige Romane - wie "Der Butt", "Die Rättin" und "Ein weites Feld" - habe ich dennoch gelesen, was dieses Urteil aber nur verfestigt hat. Und, um zur Ausgangsfrage zu kommen: Nein, es ist sicher kein Muss, "Die Box" zu lesen. Es sei denn, man verspürt das dringende Bedürfnis, unbedingt mitreden zu können. Worüber auch immer.

  • Und wie sieht es aus mit seinem neuen Werk?


    Grimms Wörter - Günter Grass


    Ich habe eine Lesung von Grass aus diesem Buch gehört und bin immer noch unschlüssig, ob es sich hierbei überhaupt um einen richtigen Roman handelt.



    Kurzbeschreibung

    Die Brüder Grimm erhalten im Jahr 1838 einen ehrenvollen Auftrag: Ein Wörterbuch der deutschen Sprache sollen sie erstellen. Voller Eifer machen sie sich ans Werk. Aberwitz, Angesicht, Atemkraft fleißig sammeln sie Wörter und Zitate, in wenigen Jahren sollte es zu schaffen sein. Barfuß, Bettelbrief, Biermörder sie erforschen Herkommen und Verwendung, sie verzetteln sich gründlich. Capriolen, Comödie, Creatur am Ende ihres Lebens haben Jacob und Wilhelm Grimm nur wenige Buchstaben bewältigt.
    Günter Grass erzählt das Leben der Brüder Grimm auf einzigartige Weise als Liebeserklärung an die deutsche Sprache und die Wörter, aus denen sie gefügt ist. Er schreibt über die Lebensstationen der Märchen-Brüder, über ihre uferlose Aufgabe und die Zeitgenossen an ihrer Seite: Familie und Verleger, Freunde, Verehrer und Verächter.
    Spielerisch-virtuos spürt Grimms Wörter dem Reichtum der deutschen Sprache nach und durchstreift die deutsche Geschichte seit der Fürstenherrschaft und den ersten Gehversuchen der Demokratie. Von der Vergangenheit mit ihren politischen Kämpfen und ganz alltäglichen Sorgen schlägt Günter Grass manche Brücke in seine eigene Zeit.