Grass ist ein Ungetüm. Ich weiß nicht, inwieweit er das selbst beeinflusst hat, aber aus einem Schriftsteller, der durchaus Bemerkenswertes zu sagen hatte, der seine Zeit betrachtet hat und ihr nicht selten weit voraus war (nur in einer ganz bestimmten Sache nicht :grin), ist etwas geworden, das sich unecht anfühlt, gleichsam künstlich, und irgendwie klebrig. Vermutlich geschieht das mit vielen Schriftstellern, denen zu oft gesagt wurde, dass sie wichtig sind. Aber seinem neueren Werk wohnt eine große Leere inne, eine wiederkäuende Sinnlosigkeit. Und es ist ichbezogen, und zwar ausschließlich. Meiner Meinung nach ist die künstlerische Laufbahn eigentlich beendet, wenn man diesen Punkt erreicht hat. Was Grass selbst wenig stören dürfte, kann er vom Olymp der Nobelpreisträger doch jeden beliebigen Quark auf das Kulturvolk absondern.
Für mich war eigentlich schon nach der Danziger Trilogie Schluss. Einige Romane - wie "Der Butt", "Die Rättin" und "Ein weites Feld" - habe ich dennoch gelesen, was dieses Urteil aber nur verfestigt hat. Und, um zur Ausgangsfrage zu kommen: Nein, es ist sicher kein Muss, "Die Box" zu lesen. Es sei denn, man verspürt das dringende Bedürfnis, unbedingt mitreden zu können. Worüber auch immer.