Trans- Amerika - Tom McNab

  • Trans- Amerika
    Originaltitel: Flanagan’s Run (1982)
    Autor: Tom McNab
    Übersetzerin: Verena von Koskull
    Aufbau Verlagsgruppe Berlin
    549 Seiten, 22,95 Euro



    „Hier bin ich“, sagte er.
    „Und genau das tue ich.
    Ich laufe. Deshalb bin ich
    anders als ihr.“


    Der Autor: Tom McNab wurde 1933 in Glasgow geboren. Bevor er als Journalist und Motivationscoach arbeitete, war er Leistungssportler und Trainer. Sechs Jahre hielt er den schottischen Rekord im Dreisprung und trainierte u.a. die britische Leichtathletik-Nationalmannschaft. Seine Romane waren Bestseller. Tom McNab lebt in St. Albans bei London.


    Klappentext: 1931, auf dem Gipfelpunkt der großen Depression, richtet Charles C. Flanagan den Trans-Amerika-Super-Marathon aus, einen Wettlauf nicht nur gegen Arbeitslosigkeit und Rezession. Am Ziel des Rennens, das von Los Angeles über die Rocky Mountains, durch Al Capones Chicago bis nach New York führt, erwarten die Sieger hohe Geldpreise und eine gesicherte Existenz. Schnell entbrennt ein erbarmungsloser Wettkampf unter den Läufern. Dazu zählen der ehemalige Gewerkschaftsführer Mike Morgan, vom FBI wegen Mordverdachts verfolgt, der Sprinter Hugh McPhail aus den Kohlegruben von Glasgow, ein englischer Lord, eine Mannschaft der Hitlerjugend, eine ehemalige Revuetänzerin und ein junger Mexikaner, der nur als Sieger sein Dorf vor dem Hungertod bewahren kann. Doch nur einer darf gewinnen.


    Meine Meinung: Tatsächlich gab es 1928/29 die Bunion Derbies. Damals bekannt unter C.C. Pyle's International Trans-continental Foot Races. Organisator war der Sportpromotor "Cash and Carry" C.C.Pyle. Er hoffte, ein Vermögen damit zu verdienen und setzte einen ersten Preis von $25000 aus. Auch wenn nicht nur die besten Läufer angelockt wurden, so fand sich am 4. März 28 ein internationales Feld von 199 Läufern am Start in Los Angeles. Nach 84 Tagen beendeten 55 Läufer das Rennen am Madison Square in New York.


    Angelehnt an dieses Rennen hat Tom McNab seinen Roman geschrieben. Ein Roman, der sicherlich viele, die das Laufen zu ihrem Sport gemacht haben, ansprechen wird. Mit klarer Sprache erzählt McNab die Geschichte der Teilnehmer, berichtet über ihre Herkunft und was sie bewogen hat, dieses Rennen zu laufen, dessen Stecke weiter ist, als je ein Läufer in seinen Trainigseinheiten geplant hat. Viele treten an wegen des Preisgeldes und weil sie sonst nichts zu verlieren haben und die meisten scheitern schon auf der ersten Etappe. Langsam kristallisiert sich ein Favoritenfeld heraus und neben den sportlichen Fakten, die sicherlich für Insider interessant sind, werden auch die Erlebnisse rund um die riesige Veranstaltung geschildert. Da gibt es politische Kräfte, die auf jeden Fall verhindern wollen, dass die Läufer ihr Ziel erreichen, persönliche Feindschaften, aber auch Freundschaften und so etwas wie Kameradschaft, die sich unter den Konkurrenten bildet.


    Leider hat McNab bei der Handlung auf einige Klischees zurückgegriffen, und so erinnert sein Werk an die guten alten Road-Movies aus Hollywood. Es finden sich Protagonisten, die auf dem Weg zu sich selbst sind und es geht darum, einen Kampf gegen den eigenen Willen und den eigenen Körper zu kämpfen und natürlich dabei die wahren Werte in sich zu entdecken.
    Auch bei der Auswahl seiner Charaktere und deren Herkunft und Eigenschaften hätte er ein wenig mehr Sorgfalt walten lassen können, denn diese Kombination „verschiedener“ Helden hat es in vielen Filmen so oder so ähnlich schon gegeben. Man findet den schweigsamen, düsteren Typen, der nicht viel Worte macht, aber zur Stelle ist, wenn Hilfe benötigt wird, den weisen Alten, zu dem alle aufschauen, die gedrillten und humorlosen Hitlerjungen und die schwache und von allen bewunderte Frau, die es noch allen zeigen wird, genauso, wie den englischen Lord, der sich von seinem Butler am Rolls sein Essen servieren lässt.


    Trotz dieser Schwäche – er überzeichnet die Charaktere selten und so bleibt das Rennen und die abgeforderte Leistung im Vordergrund und bietet dem Leser gute solide Unterhaltung, denn dass, was auf und neben der Rennstrecke passiert ist manchmal tragisch, manchmal amüsant, oft spannend und immer interessant und auf keinen Fall langweilig.

  • Danke für die Rezi! In der neuen bücher bin ich auf dieses Buch gestoßen und war sofort neugierig. Aber ich denke, ich warte aufs TB.


    Edit: 5. Januar: juchu! Ich brauche nicht mehr aufs TB warten, hab jetzt das Leseexemplar! :-)

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Fritzi ()

  • Danke Eskalina für Deine Rezi,


    ich hatte das Buch auch in der "Bücher" entdeckt und auf meine WL gesetzt. Obwohl ich gar nicht laufe :lache
    Aber der Klappentext hört sich einfach interessant an und jetzt - nach Deiner Rezi - muß ich das Buch wohl haben. :lache



    Fritzi


    ich will auch ein Leseexemplar :beleidigt *neidischguck* :lache

  • Mir lief das Buch heute in der Buchhandlung über den Weg, war mir aber nicht sicher, ob es wirklich was für mich ist. Wahrscheinlich warte ich lieber noch aufs Taschenbuch oder hol' es mir in der Bibo...

    "Es gibt einen Fluch, der lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben!" [Echt zauberhaft - Terry Pratchett]

  • Vielen Dank für die Rezension Eska, die hatte ich bis dato echt übersehen..:nerv


    die Geschichte klingt spannend, allerdings denke ich, dass ich aufs Taschenbuch warten werde :-)



    trotzdem interessierte Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Ich habe das Buch gerade zu Ende gelesen und es hat mir wirklich gut gefallen - obwohl ich mit Laufen eigentlich überhaupts nichts am Hut habe. Manche "Zufälle" sind zwar ein bisschen arg konstruiert, aber gut unterhalten wird man mit dem Buch auf jeden Fall.


    buzzaldrin Ich hab's mir aus der SLUB ausgeliehen und geb's dann jetzt zu Semesterbeginn wieder zurück. Nur so als Info, falls du es dir nicht selbst kaufen willlst :wave

    "Es gibt einen Fluch, der lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben!" [Echt zauberhaft - Terry Pratchett]

  • Eine Geschichte über Motivation – ein Sportroman, nicht nur für Läufer


    Geschichten über Leistungssportler sind oft Geschichten über Motivation, Leidenschaft und Leidensfähigkeit und heroische Momente. So auch der Roman „TransAmerika“ von Tom McNab.


    USA, 1931: die Große Despression hat ihren Höhepunkt erreicht, die Bevölkerung der Welt, kämpft täglich gegen Arbeitslosigkeit und Rezession. In dieser Zeit richtet Charles C. Flanagan den Trans-Amerika-Super-Marathon aus, ein Wettlauf mit internationalen Teilnehmern, der für diese nicht nur ein Wettlauf gegen die Zeit ist, sondern auch ein Wettlauf um eine gesicherte Existenz ist, da am Ende des Rennens die Sieger hohe Geldpreise erwarten. Der Marathon führt die Sportler quer durch die Vereinigten Staaten von Amerika, von Los Angeles über die Rocky Mountains durch Al Capones Chicago bis nach New York. Zum bunten Teilnehmerfeld gehören unter anderen Mike Morgan, ehemaliger Gewerkschaftsführer, der vom FBI wegen Mordverdacht verfolgt wird, Hugh McPhail, ein Sprinter aus den schottischen Kohlegruben, eine Mannschaft der Hitlerjugend, ein englischer Lord, der bereits an Olympia teilgenommen hat, eine ehemalige Revuetänzerin, ein junger Mexikaner, der als Sieger sein ganzes Dorf vor dem Hungertod bewahren könnte, ein alternder Profi-Marathonläufer. Aufgrund der hohen Siegprämien wird der Marathon schnell zum erbarmungslosen Wettkampf. Dennoch erkennen die Läufer, dass diese große Distanz nur der überwinden kann, der in der Lage ist Allianzen zu schließen... Aber nicht nur der Marathon wird zur hohen Herausforderung für Sportler und Organisatoren – zur Umsetzung des Wettkampfes sind auch im Umfeld hohe Widerstände zu überwinden.


    Tom McNab erzählt am Beispiel unterschiedlichster Teilnehmer am Trans-Amerika-Super-Marathon, was Menschen dazu bringt, Höchstleistungen von sich abzufordern und zu vollbringen und dabei bis an persönliche Grenzen zu gehen. Oberflächlich betrachtet, schildert der Autor die Faszination des Laufens, diese könnte aber genauso für eine andere Sportart bestehen, womit Tom McNabs Geschichte zu einer Erzählung über die Faszination und Motivation zur Leistung wird. Bemängeln könnte man vielleicht, daß Tom McNabs Charaktere zur Ausarbeitung der Botschaft teilweise zu typisiert sind, weshalb nie die Tiefe in der Charakterdarstellung erreicht wird, wie sie Liebhaber des Filmes „Chariots of Fire“ erwarten würden. Meinem Lesevergnügen war dies jedoch in keiner Weise abträglich, da der Autor die Geschichte des Trans-Amerika-Super-Marathons durchgängig spannend, kenntnisreich und mitreissend erzählt. Die vielen kleinen Geschichten um Personen und Ereignisse des Spektakels machen die Lebendigkeit des Romans aus und bereichern die eigentliche Handlung.


    Tom McNabs Roman „TransAmerika“ ist ein Sportroman nicht nur für Sportler, der eine interessante Geschichte über Leistung, Leidenschaft, Leidensfähigkeit, Schmerz und Hoffnung angereichert um Intrigen und kleine und große Gefühle spannend erzählt. Ein Roman, der gute Unterhaltung garantiert.


    8 von 10 Punkten

  • Mir hat das Buch auch gut gefallen und kann mich nur anschließen. :-)


    Obwohl ich Nicht-Läuferin bin, habe ich mich gut unterhalten gefühlt.
    Und ja - Klischees gibt es.


    :wave

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf