Liebe bis in den Tod - Barbara Bronnen

  • Klappentext:


    Ist es Liebe bis in den Tod, wenn man einem geliebten Menschen beim Sterben hilft?
    Das wenigstens behauptet der 80jährige Rentner Emanuel Forster, der an einem strahlenden Herbsttag seine schwer kranke Frau erschossen und den in letzter Minute der Mut verlassen hat, ihr auf gleiche Weise in den Tod zu folgen.
    Nun steht er vor Gericht: Angeklagt wegen Totschlags. Oder war es Tötung auf Verlangen? Handelte der alte Mann nicht eher aus Mitleid? Oder gar Selbstmitleid? Das sind die Fragen, die Richter Anselm Joos in seinem letzten Fall vor der Pensionierung beschäftigen (...)


    Über die Autorin:


    Barbara Bronnen, in Berlin geboren, lebt seit 1957 in München, wo sie Germanistik und Philosophie studierte.
    Seit 1970 freie Schriftstellerin. Umfangreiches Werk, Romane, sowie Essays und Features.


    Meine Meinung:


    Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis kehrt Emanuel Forster in das Haus zurück, das er beinahe 60 Jahre lang mit seiner Frau Käthe bewohnt hat. Sie ist nicht mehr da, aus dem Leben geschieden durch seine Hand, und doch ist sie allgegenwärtig:
    In ihrem Spitzennachthemd, das immer noch über dem Stuhl hängt, ihrem Lieblingssessel, in Forsters Gedanken und Erinnerung.
    Richter Anselm Joos hat soeben den letzten Fall seiner Karriere zum Abschluss gebracht. Das Urteil ist gesprochen, die Akte geschlossen und doch ist da etwas, das der Richter nicht ohne weiteres im Gerichtssaal zurücklassen kann, denn die Fragen, die der Fall Forster aufgeworfen hat, rühren an seine persönliche Vergangenheit.
    Abwechselnd erzählen die beiden Männer rückblickend ihre Geschichte.
    Es sind Fragen der Ethik und Moral, die Bronnen hier literarisch verarbeitet und gerade deshalb war ich angenehm überrascht, dass sie das in einer distanzierten Art und Weise vermag.
    Ich hatte an keiner Stelle das Gefühl - zum Beispiel durch Figurenzeichnung oder Erzählstil - in meiner eigenen Sicht auf die Geschehnisse beeinflusst oder gelenkt zu werden. Vielmehr ist die Art und Weise, in der hier aktive Sterbehilfe thematisiert wird, sehr differenziert und einfühlsam.
    Liebe bis in den Tod ist ein ganz leiser, intensiver Roman, der mir vor Augen geführt hat, dass die Denkmuster von "Richtig" und "Falsch" in einigen Situationen unhaltbar sind.
    Ich gestehe, dass mich der Roman sehr berührt hat, und ich an mehreren Stellen geweint habe.
    Jedenfalls lässt er mich in nachdenklicher Stimmung zurück und ich werde vermutlich noch einige Zeit brauchen, bis ich die Gedanken und Fragen, die mir jetzt im Kopf rum schwirren, sortiert habe ...


    P.S.: Für diejenigen, die es interessiert:
    Das Buch ist ein Leseexemplar. Ich habe ein Schaufenster für den Archeverlag gemacht und durfte mir als Dankeschön ein Buch aus deren Programm aussuchen. Da ich meinen Teil also schon geleistet und mir das Buch darüberhinaus selbst ausgesucht habe, darf davon ausgegangen werden, dass meine Meinung darüber nicht "gekauft" ist ... ;-)

  • Das hört sich gut an, Seestern. Ich habe bestimmt schon vor gefühlten 20 Jahren mal was anderes von der Autorin gelesen (irgendwie ging es da um Mütter und Töchter :gruebel), das mir aber nicht so gefallen hat.


    Kennst Du eigentlich dieses Buch von ihr? Um das schleiche ich nämlich auch schon seit einiger Zeit... :grin

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von Batcat


    Kennst Du eigentlich dieses Buch von ihr? Um das schleiche ich nämlich auch schon seit einiger Zeit... :grin


    Leider kenne ich es nicht. Liebe bis in den Tod ist bisher das einzige Buch, das ich von ihr gelesen habe. Ich kann Dein Schleichen also nicht beenden ... Gib Dir einfach nen Ruck :grin

  • Och ne, muß das sein? Ich suche inzwischen in Rezis nach Hinweisen oder Stichwörtern, warum ich ein Buch nicht brauche (ich habe doch schon so viele). Aber hier finde ich keines. :cry Zumal es ein Thema ist, das mich auch immer mal wieder umtreibt (vor allem, seit ich vor einigen Jahren, als es mit meinem Vater zu Ende ging, in der Situation war, entscheiden zu müssen, wie und ob weiterbehandelt wird).


    Also dann: danke für die Rezi, das Buch wäre mir sonst mit Sicherheit entgangen. Unter Umgehung der Wunschliste gleich in einen meiner Warenkörbe verschoben, damit es nicht vergessen wird.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • ...es nimmt kein Ende.... die Wunschliste wächst und wächst. Das Buch muss ich unbedingt haben.

    Danke für die Rezi, Seestern. :wave

    LG, Uhu :katze


    Bücher bergen mehr Schätze als jede Piratenbeute auf einer Schatzinsel... und das Beste daran ist, daß man diese Reichtümer an jedem Tag im Leben aufs neue genießen kann. (Disney, Walt)

  • Meine Meinung:


    Wie Seestern es beschrieben hat.....es sind Fragen der Ethik und Moral und im Gegensatz zu Seestern wäre mir ein
    bißchen Stellungnahme der Autorin ganz recht gewesen.


    So kratzt dieses Buch irgendwie nur an der Oberfläche und ich bin oft mit meinen Gedanken abgeschweift,
    aber nicht, wie man erwarten sollte im Thema geblieben.


    Schade, mich hat das Thema sehr interessiert. :-(

  • Finde ich natürlich schade, dass Du enttäuscht bist, Piefi.
    Gegen das "Oberflächliche" muss ich allerdings vehementen Einspruch erheben ;-)
    Mir persönlich kommt es immer sehr entgegen, wenn ein Autor den Leser selbst denken lässt und ihm nicht alles vorkaut. Wie gesagt, es ist schade, dass das Buch Dich nicht erreicht hat, besonders gefällig will es nicht sein, das stimmt. Aber eines ist es ganz sicher auch nicht, und zwar oberflächlich :-)