"Street Lavender" - Chris Hunt

  • Das Buch ist nicht auf Deutsch übersetzt worden.


    Zum Buch


    Willie Smith wächst um 1880 in ärmlichen Verhältnissen im Londoner East End auf. Er lernt schon früh, seinen Körper zu verkaufen, um der Armut zu entrinnen. Und er entdeckt, dass er sich zu Männern hingezogen fühlt. Nach dem Tod seiner Mutter nimmt ihn ein bibeltreuer Verwandter auf. Dort muss er feststellen, dass seine Möglichkeiten aufgrund seiner Herkunft begrenzt sind. Er möchte gerne Einfluss auf die Gesellschaft haben und soziale Reformen haben, dafür bräuchte er aber viel Geld, und um reich zu werden, bräuchte er zunächst soziale Reformen, die es jemanden mit seiner Herkunft ermöglichen, eine Chance im Leben zu bekommen. In seiner Wut, dass sein Cousin die Möglichkeit bekommt, auf eine Universität zu gehen, während ihm nur eine Lehre angeboten wird, macht er etwas, das dazu führt, dass er ohne Prozess in einem üblen Gefängnis landet. Danach landet er auf der Straße und arbeitet zunächst in einem Bordell, später freiberuflich. Seine Kunden sind Männer aus der feinen viktorianischen Gesellschaft, die nach aussen hin Heterosexualität vortäuschen. Obwohl Willie seinen Job relativ gerne macht, sucht er nach der wahren Liebe und sehnt sich danach, etwas in der Gesellschaft zu verändern.


    Zum Autor


    Keine Ahnung. Ich habe weder im Buch noch im Netz etwas gefunden.


    Meine Meinung


    Das Buch wird in der Ich-Form von der Hauptfigur Willie mit feiner Beobachtungsgabe und einger guten Prise Humor erzählt. Gut gefallen hat mir, dass Willie sich nicht als Opfer seiner Vergangenheit sieht, sondern die Konsequenzen seines Verhaltens trägt ohne zu jammern. Die Liebesgeschichte fand ich einfach wunderschön. Die Wahl des Handlungszeitpunktes ist interessant, da 1885 die Sektion 11 des Criminal Law Amendment Acts in Kraft trat, die männliches homosexuelles verhalten rekriminalisiert hat. Am Ende des Buches führt der Autor einige Sachbücher auf, die er für seine Recherchen benutzt hat.


    Das Buch ist schon 1986 erscheinen und leider vergriffen. Es noch eine Fortsetzung "N wie Narcissus", in der Willie allerdings nur als Nebenfigur auftritt und die leider richtig teuer ist. "Street Lavender" ist in sich abgeschlossen.

    Vielen Dank an Uta, die mir dieses schöne Buch ans Herz gelegt hat. :knuddel1



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  • "Street Lavender" ist ein wunderbares Buch und Willie Smith ist ein wundervoller Charakter und Erzähler. Erstmals gelesen habe ich "Street Lavender" etwa 1990, seitdem vier oder fünf Mal und werde es auch sicher wieder lesen. In einer Mischung aus Naivität, Altklugheit, Humor und Weisheit erzählt Willie aus seinem Leben und das viktorianische London und seine Bewohner werden von ihm sehr bildhaft beschrieben.


    In armen aber doch respektablen Verhältnissen aufgewachsen lernt Willie jung, dass er zum Überleben Geld verdienen muss. Er wurde religiös erzogen, Willie glaubt an Gott und er möchte "ein guter Junge" sein. Willie merkt aber auch früh, dass er Jungen- und Männerkörper anziehend findet. Homosexualität ist noch kein Begriff, aber "widernatürliche Beziehungen" zwischen Männern werden als pervers und krankhaft angesehen und mit Zuchthaus bestraft. Zu Beginn ist Willie noch zu jung, um sich um gesellschaftliche Konventionen Gedanken zu machen. Hervorragend vom Autor umgesetzt ist, wie der zehnjährige Willie vieles noch nicht durchschaut, durch den Ich-Erzähler Willie die Informationen für den Leser aber trotzdem durchscheinen lässt.


    Die viktorianische Moral ist sehr rigide, körper- und lustfeindlich und oftmals scheinheilig. Willie ist ein sehr positiver Mensch, er akzeptiert sich wie er ist. Sein "erstes Mal" erlebt er mit jemandem, den er liebt und dem er vertraut. Da er seinen Körper und Sex mag, ist es für ihn kein moralisches oder persönliches Problem seinen Körper zu verkaufen, damit kann er mehr in einer Nacht verdienen als mit einer sogenannten "respektablen" Arbeit in einer Woche.


    Mit zunehmendem Alter und Erfahrung entwickelt sich sein Blick auf die gesellschaftlichen Zustände. Er hat einen klaren Verstand, der ihn das soziale Gefälle, Ungerechtigkeit und Scheinheiligkeit seines Umfeldes wahrnehmen lässt, denn auf seinem Lebensweg und durch seine *Arbeit* trifft Willie auf Angehörige aller Klassen der viktorianischen Gesellschaft.


    Willie ist aber auch auf der Suche nach der wahren Liebe und die Liebesgeschichte in "Street Lavender" ist wunderschön. Mehr sollte man dazu nicht sagen, sondern selber lesen!

  • Uta, wenn das die Rezension aus Deinem Link ist, nimm sie bitte lieber heraus wegen des Copyrights. Der Link allein reicht für alle Interessierte aus! :wave Dankeschön. :kiss

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)