Straßburg - Hermann Schreiber

  • Inhalt


    Die oberrheinische Metropole Straßburg war in ihrer zweitausendjährigen Geschichte stets eine Nahtstelle zwischen den Völkern: zunächst zwischen Kelten, Römern und Germanen, dann bis in die aktuelle Gegenwart zwischen Deutschen und Franzosen. Nicht immer war dieses Verhältnis friedlich; erst nach dem 2. Weltkrieg wurde der Weg zu einer dauerhaften Aussöhnung frei und Straßburg die Europastadt schlechthin. Doch bereits in den Jahrhunderten zuvor bescherten die vielfältigen Austauschbeziehungen der Stadt an der Ill und seinen Einwohnern wirtschaftlichen Wohlstand, bewirkte das Zusammentreffen der Nationen eine hohe kulturelle Blüte. Das Münster, eine der bedeutendsten europäischen Kathedralen, in dem sich deutsche und französische Einflüsse harmonisch verbinden, kann als das augenfälligste Symbol für diese befruchtende Symbiose gelten.
    Der erfolgreiche Sachbuchautor Hermann Schreiber nähert sich der elsässischen Hauptstadt unter der Prämisse, dass sich in der Gegenwart mit der europäischen Einigung eine Entwicklung vollendet, die in der gesamten Geschichte der Stadt bereits angelegt war: Straßburg und seine Geschichte schufen die Europastadt Straßburg, als musste es so sein. Brillant erzählt gibt dieses Buch den Blick frei auf die Möglichkeiten europäischer Geschichte, die sich in Straßburg auf einzigartige Weise bündelten.


    Der Autor


    Prof. Dr. Hermann Schreiber, geboren 1920 in Wiener Neustadt, zählt seit Jahrzehnten zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Sachbuchautoren. Der Kulturhistoriker und Romancier hat Frankreich stets als seine zweite geistige Heimat begriffen und bereits kurz nach dem 2. Weltkrieg als Mitarbeiter und Chefredakteur deutsch-französischer Zeitschriften die Aussöhnung mit dem Nachbarland in Gang zu bringen gesucht.
    Er ist außerdem Autor eines vielgelesenen Elsass-Buches.
    Zuletzt erschienen von ihm:
    "Florenz. Eine Stadt und ihre Menschen", sowie
    "Die Neue Welt. Die Geschichte der Entdeckung Amerikas".


    Meine Meinung


    "Zwischen den Zeiten, zwischen den Völkern" lautet der treffende Untertitel dieses wunderschönen und gut lesbaren Buches.
    In einem Stil, der informiert, ohne den Leser mit unnötigen Details zu belasten, erzählt Hermann Schreiber die wechselhafte Geschichte Straßburgs, von der ehemaligen Keltensiedlung bis zur modernen Hauptstadt Europas.
    Argentoratum, so hieß Straßburg zur Römerzeit, war im Laufe ihres Bestehens sowohl die Stadt der Wechsler und Händler als auch der Soldaten und Bischöfe. Sie sah die Judenverfolgungen und den Einzug des Schwarzen Todes im Mittelalter ebenso, wie die Reformatoren und Wiedertäufer an der Schwelle zur Neuzeit.
    Seit dem 9. Jahrhundert durch die "Straßburger Eide" dem Deutschen Reich zugehörig, wurde Straßburg 1681 unter dem Sonnenkönig Ludwig XIV. französisch.
    Die "Freie Reichsstadt Straßburg" war aber auch Universitätsstadt und zog viele bedeutende Persönlichkeiten an.
    Dem Aufenthalt Goethes in Straßburg ist ein ganzes Kapitel gewidmet, aber auch andere, deren Namen mit der Stadt in Verbindung gebracht werden können, finden gebührende Aufmerksamkeit, wie etwa Georg Büchner, um nur einen zu nennen.
    Von der Französischen Revolution über den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 und die beiden Weltkriege führt uns der Autor bis ins Straßburg der Gegenwart.
    Der Leser, der die europäische Hauptstadt noch nicht kennt, und Hermann Schreiber durch die Jahrhunderte gefolgt ist, wird nun ein Gefühl für diese Stadt und ihre Geschichte entwickelt haben.


    Mir hat das Lesen dieses Buches große Freude bereitet. Es ist niemals mühsam dem Autor in der Entwicklung der Stadt zu folgen, und die historischen Ereignisse werden immer wieder durch Legenden und Geschichten in der Geschichte aufgelockert.
    Gefehlt hat mir allerdings ein Kapitel über das berühmte Straßburger Münster. Dass es nur in einzelnen Nebensätzen Erwähnung findet, ist der einzige Kritikpunkt, den ich mir anzubringen erlaube.
    Davon abgesehen ist Hermann Schreiber mit diesem etwa 300 Seiten umfassenden Buch, erschienen 2006, eine kleine Kostbarkeit gelungen, die Lust auf mehr aus der Feder dieses Autors macht.