Florian Illies - Anleitung zum Unschuldigsein

  • Untertitel "Das Übungsbuch für ein schlechtes Gewissen"


    Aus dem Klappentext:


    "Das Leben könnte so schön sein. Wenn unser schlechtes Gewissen nicht wäre, das große, unbekannte Wesen hinter unserer Stirn und unser ständiger Begleiter: Wenn wir an einem Bettler vorbeigehen oder Nutella aufs Brot streichen, wenn wir ... bei Rot über die Ampel gehen. Du musst kein schlechtes Gewissen haben? Von wegen."


    Ein ganz amüsantes Buch, um zwischendurch mal das ein oder andere Kapitel zu lesen und festzustellen, wie blöd man sich manchmal fühlt aus 1000 nichtigen oder gar keinem Grund. Selbsterkenntnis ohne den erhobenen Zeigefinger.
    Hinter jedes Kapitel setzt der Autor eine Aufgabe, z.B. "Heute lasse ich einen Tramper im Regen stehen", "Heute kaufe ich einen Tisch aus Tropenholz, einen Teppich, der in Kinderarbeit hergestellt wurde und 10 Schachteln Eier aus einer Legebatterie" oder "Heute fahre ich nach Italien und schäme mich dafür, Deutscher zu sein".


    Der Autor Florian Illies, Feuilleton-Redakteur bei der FAZ, ist auch Autor des Buches "Generation Golf".


    Jorinde

  • Nett geschrieben und eigentlich ganz unterhaltend. Wenn ich ehrlich bin, ein Buch, dass ich in einem Rutsch in der Leseecke vom Hugendubel durchgelesen habe. Für mich war's bessere Wartezimmer-Lektüre. Nix, was bei mir Platz im heimischen Regal verbrauchen dürfte.


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von Tanzmaus
    Ich glaub´, ich sollte denen mal den Tipp geben, dass Du sie als Bib mißbrauchst ;-)


    Nicht wirklich, da ich ja auch schon genug Geld bei denen gelassen habe. :-) Aber die Lese-Ecke ist prima, wenn man mal ein bischen früh dran ist und noch Zeit hat oder einfach mal das Gewitter draussen abwarten möchte. Da sind dann solche Bücher, wie die vom Illies gerade gut genug.


    Gruss,


    Doc

  • Ich war bei dem Buch sehr zwiegespalten. Einerseits war es köstlich unterhaltsam und ich habe Tränen gelacht. Andererseits habe ich während des Lesens den Eindruck bekommen, dass Illies der Generation Golf wesentlich weniger ironisch distanziert gegenübersteht, als ich nach seinem Debut vermutete. Der Gesamteindruck bleibt zynisch. Meiner Ansicht nach täte der Gesellschaft ein bißchen mehr schlechtes Gewissen und ein bißchen weniger Zynismus gut. Und ich befürchte, dass an vielen Lesern die Satire vorbeigeht und sie sich in ihrer Egozentrik bestätigt fühlen - wenn es denn Satire ist. Der Satiregrad ist hier wohl papierdünn.


    Ich bin übrigens wieder daha! *gg*

  • Ok ich lese.... und ja ich fühle mich bestätigt, denn:


    Ich habe ein schlechtes Gewissen,....


    ...darum gehe ich in meinem Heimatdorf nicht mehr zum Bäcker, weil dort hinter der Theke die ehemals klassenbeste Schulkameradin steht und ich es nicht ertrage ihr, die sie doch Abi (1,2) hat, gegenüber zutreten während sie mir meine Brötchen in eine Tüte packt.


    ...wenn ich genüßlich ein Steak esse, während die Damen um mich herum an ihrem Salat mümmeln und mit fiesen Blicken meine nicht vorhandene Hüftpfunde suchen.


    ...wenn ich an einem Obdachlosen vorbeigehe, seine dargebotene Obdachlosenzeitung ablehne und ihm nicht mal nen Euro in seine Mütze werfe, weil ich genau weiß, daß ich ihn heute abend wieder in der Ausnüchterungszelle sitzen habe, wenn ich das tue.


    ...wenn ich mich über eine Woche nicht bei meiner Mutter gemeldet habe (egal, ob mein Telefon kaputt, war ich im Nachtdienst war oder Urlaub in Mexiko gemacht habe)


    ...weil ich mein Katzenklo nur einmal die Woche gründlich reinige und den Rest der Woche nur die Klümpchen raustue und auffülle, während andere Menschen offenbar mit Schäufelchen und Sagrotan bewaffnet nach jedem Katzenklogang das Teil grundreinigen.


    ...wenn ich mal wieder das teuere Obst und Gemüse vom Wochenmarkt entsorgen kann, weil ich doch nicht dazu gekommen bin, es zu essen oder zuzubereiten.


    ....wenn ich für nur eine Jeans die Waschmaschine anwerfe.


    ...wenn ich mit dem Auto zum Joggen fahre.




    HIMMEL JA, ich fühle mich sogar schlecht, wenn ich mit Vaters SLK im Urlaubsort in eine Tiefgarage rolle, während der Ottonormalhotelbesucher, seinen VW Polo vor der Türe parkt und dieser dort aufgebrochen wird. Dabei vergesse, ich dann in der Regel, daß ich für den beschissenen Tiefgaragenplatz ja auch 100 € bezahlt habt, für die der Polofahrer zu knickerig war.


    so nu ist gut... ich geh weiterlesen

  • Schon etwas her, dass ich es gelesen habe.


    Ich weiß aber noch, dass ich es ziemlich schnell durchgelesen und viel dabei gegrinst habe.


    Nur leider muss ich auch gestehen, ich kann mich kaum noch an den Inhalt erinnern, mehr an das Gefühl, welches ich habe, wenn ich an das Buch denke, und das ist positiver Art.
    Ob das darauf zurückzuführen ist, dass ich es so schnell gelesen habe, oder ob das daran liegt, dass der Inhalt nicht so einprägsam war, kann ich nicht wirklich sagen.
    Aber bei Generation Golf gehts mir auch so.

  • Ich habe das Buch auch schon vor einiger Zeit gelesen. Kann mich ebenfalls nicht mehr wirklich an den Inhalt erinnern. An das Thema jedoch umso mehr. Hab auch ziemlich oft grinsen müssen. Sah dann ungefähr so aus: :grin


    Gruß


    TequilaSunrise