OT: „Twilight of the Superheroes“
Kurzbeschreibung:
Mit genauem und doch zärtlichem Blick beschreibt die in New York lebende Deborah Eisenberg eine amerikanische Realität, die zunehmend chaotischer, brutaler und unkontrollierbarer geworden ist. "Dämmerung der Superhelden" erzählt im Rückblick von einer Freundesgruppe im extravaganten, glitzernden Manhattan zu Beginn des neuen Jahrtausends, und erst allmählich begreift man, dass das, was die jungen Leute von ihrem luxuriösen Penthouse aus beobachten, die Attacke vom 11. September ist. Andere Geschichten beschreiben Misfits, Begegnungen von Kindern und Kindeskindern und auseinanderdriftende Familien, in denen manchmal schon ein falsches Wort genügt, um alte Ressentiments wiederaufflammen zu lassen. Konzentrierte, formal perfekte Studien von Deborah Eisenberg - einer Meisterin der amerikanischen Kurzgeschichte.
Über die Autorin:
Deborah Eisenberg, 1945 in Chicago geboren, studierte Latein, Griechisch und Anthropologie. Sie lebt mit ihrem Partner, dem Dramatiker und Schauspieler Wallace Shawn, in New York.
Eigene Meinung:
Dieses Buch umfasst fünf Erzählungen. Der Begriff Kurzgeschichten erscheint mir aber nicht treffend. Deborah Eisenberg erzählt in den jeweiligen Geschichten jeweils eine längere Episode aus den Leben ihrer Protagonisten. Oft werden einzelne Szenen fragmentartig geboten. Mit unglaublich treffenden Bildern und Vergleichen und einer sehr angenehmen Sprache zieht sie den Leser in einen Sog, was bei mir bei vier der fünf Erzählungen zutraf.
Diese haben als verbindende Klammer Situationen in Amerika nach 2001. Wir haben eine Gruppe strauchelnder Collegeabsolventen, die in lähmender Passivität erstarren. Einen schwulen Anwalt in einer zerrütteten Familie. Die Situation des Alterns. Eine sich auseinanderlebende Familie.
Beeindruckt hat mich in den Geschichten vor allem die Tiefe. Schnell und mit wenigen Szenen hat es Eisenberg geschafft jeder der Erzählungen eine eigene Note zu geben, sie in einem treffenden Ton zu erzählen und hat dabei mit eindrucksvollen Bildern gearbeitet. Dadurch ist es ihr gelungen die Stimmung und Atmosphäre sehr gut rüberzubringen. Spannend fand ich auch die Auseinandersetzung mit den USA. Einer Gesellschaft, die durch die Anschläge vom 11. September wie gelähmt erscheint. Die ihre Rolle in der Weltpolitik zu hinterfragen beginnt und zu zweifeln beginnt. Daneben sind die Erzählungen voll mit interessanten Gedanken und Denkanstößen.