The Pirate's Daughter - Margaret Cezair-Thompson

  • The Pirate’s Daughter, Margaret Cezair-Thompson, Headline Publishing Group, 2007, ISBN 978-0-7553-4437-6


    Zur Autorin: (frei übersetzt lt. Klappentext)
    Margaret Cezair-Thompson ist in Jaimaika geboren und aufgewachsen. Ihr erster Roman , der gefeierte "The True History of Paradise", wurde 1999 veröffentlicht und war für den angesehenen IMPAC Award nominiert; "The Pirate’s Daughter" gewann den allerersten Essence Literary Award for Fiction. Sie ist Lehrerin für Englisch am Wellesley College und lebt in Massachusetts.


    Links:
    Jamaika bei Wikipedia
    Errol Flynn bei Wikipedia
    Offizielle Webpage Errol Flynn



    Meine Meinung:
    Beim Schmökern in der englischen Abteilung einer größeren Buchhandlung fiel mir Margaret Cezair-Thompsons Roman „The Pirate’s Daughter“ in die Hände. Die Grundidee des Romans sprach mich einigermaßen an und wie so oft bei Romanen mit historischem Hintergrund habe ich mir als erstes das Nachwort der Autorin angeschaut – und das Buch daraufhin sofort gekauft.


    Jamaika, 1946: Als der legendäre Abenteurer und Säbelrassler Errol Flynn mit seiner Jacht in Jamaika anlegt, ist auch die 13-jährige Ida Joseph, neugierig, den Hollywoodstar zu sehen und kennen zu lernen. Jamaika ist für den unbeständigen Hollywoodstar eine Offenbarung, ein tropisches Paradies, das Abenteuer und einen Neustart zu versprechen scheint. Flynn kauft Navy Island, eine vorgelagerte Insel, richtet sich dort ein Zuhause ein und empfängt viele seiner Freunde unter anderem auch aus Hollywood. Trotz des großen Altersunterschieds verliebt sich Ida in den charismatischen Star. Als Tochter eines einheimischen Friedensrichters, der Flynn in vielen Dingen unterstützt und zu seinem Freund wird, hat sie Zu- und Umgang mit ihrem Idol und der für ihn exotische Teenager findet seine Beachtung. Ida’s Kind, May, das so viele Eigenschaften von ihrem berühmten Vater geerbt hat, trifft diesen nur einmal. Oft hat sie unter ihrer Abstammung zu leiden und lange sucht sie nach ihren Wurzeln und einer eigenen Identität. Lange gehütete Familiengeheimnisse treten erst nach schlimmen Ereignissen zutage...


    The Pirate’s Daughter ist eine Geschichte über Leidenschaft, Liebe, Mut, Sorg- und Rücksichtslosigkeit. Die Geschichte einer Mutter, die darum kämpft ihr Kind zu behalten und zu schützen, die Geschichte einer Tochter, der es schwer fällt, zu ihren Wurzeln und damit zu sich zu finden. Eingebettet sind diese Geschichten in das historische Umfeld Jamaikas, das sich von der britischen Kolonie zur Unabhängigkeit entwickelt und an der harterkämpften neuen Unabhängigkeit wachsen muss, um zu Stabilität und innerem Frieden zu kommen. Margaret Cezair-Thompson gelingt es dabei hervorragend, Fakten und Fiktion zu vereinen. Errol Flynn hat tatsächlich eine Jamaika vorgelagerte Insel gekauft und dort gelebt, auch die charakterliche Ausgestaltung seiner Person, die innere Zerrissenheit mit ihren Ursprüngen und Folgen, die die Autorin zeigt, entspricht wohl tatsächlich seiner realen Persönlichkeit. Ida Joseph und ihre Tochter sind jedoch fiktiv.


    Idas Geschichte hat mich nicht von Beginn an gefangen genommen, steuerte sie doch unvermeidlich auf die Affäre Idas mit Errol Flynn zu. Entschädigt wurde ich in dieser Anfangsphase des Romans durch das Flair Jamaikas, das Margaret Cezair-Thompsons erzählerisch erzeugt. Doch mit der Geburt von May gewann die Geschichte für mich zunehmend an Reiz, zunächst mit der Frage, wie Ida mit ihrem Schicksal umgeht, dann mit der Frage wie sich May entwickelt und als May ins Teenageralter kommt zunehmend mit der Frage wie sich die Mutter-Tochter-Beziehung dieser beiden unterschiedlichen Frauen entwickelt, auf die so viele Wesenszüge, Schicksalsschläge und Erlebnisse Einfluss nehmen. Ab der Hälfte des Buches hat der Roman auf mich einen Sog entwickelt, dass ich das Buch tatsächlich kaum noch aus der Hand nehmen konnte, was vor allem an der Intensität der Charakterdarstellungen und der zunehmenden poetischen Kraft in diesem Teil liegt. Eine Pressebeurteilung des Independent sagt, dass Jamaika dem wundervollen Konfekt, das Flynn in Inselleben verwebt, die Schau stiehlt – aus meiner Sicht sind es Ida und May, die die Faszination des Romans ausmachen. Und ich mag beide, die sicherheitsliebende Ida, die nur einmal im Leben etwas riskiert, als sie isch Hals über Kopf in Errol Flynn verliebt, und die wilde, unbeständige, abenteuerlustige May. Dennoch ist Jamaika nicht nur historische Kulisse, Margaret Cezair-Thompson arbeitet Rassen- und Klassenunterschiede und Jamaicas politische Entwicklung von 1946 bis 1976 in ihren Roman ein.


    Es würde mich nicht wundern, wenn „The Pirate’s Daughter“ von Magaret Cezair-Thompson, das ich als faszinierend und berührend erzählte Mischung aus Familiensaga, Liebes- und Beziehungsdrama und historischem Roman erlebt habe, bald auch in deutscher Übersetzung erhältlich wäre.


    9 von 10 Punkten

  • @ Batty


    das freut mich, daß sich die Rezi interessant anhört. Irgendwie bin ich noch ganz besoffen von diesem Buch und habe eher das Gefühl, ihm so gar nicht gerecht geworden zu sein.


    Was ich ganz toll fand, ist, daß alle Figuren in der Geschichte Fehler haben und Fehler z. Teil wirklich schwerwiegender Natur machen, interessante Charaktere sind, aber sie werden aus dem Charakter oder ihrer Vergangenheit nachvollziehbar.

  • Nachdem ich gerade "Under a blood red sky" von Kate Furnivall angefangen habe, fällt mir im Nachhinein auf, daß die Sprache von Margaret Cezair-Thompson deutlich schlichter ist. Trotzdem würde ich das Buch nicht als weniger wertvoll einschätzen. Sie schafft es offensichlich mit einer schlichteren Sprache ein klares leuchtendes Bild zu schaffen und poetisch zu wirken. Vielleicht vergleichbar mit einem expressionistischen Maler.

  • Zitat

    Original von Pelican
    Sie schafft es offensichlich mit einer schlichteren Sprache ein klares leuchtendes Bild zu schaffen und poetisch zu wirken. Vielleicht vergleichbar mit einem expressionistischen Maler.


    Dann ist es doppelt ein Buch für mich, solche Bücher liebe ich! :-]

  • "wenn Pelican ein Buch empfiehlt, kann's mir eigentlich nur gefallen..."
    Eine kleine Arbeitshypothese, die sich einmal mehr bestätigt hat.


    Mir war allerdings ein bisschen bang vorab; hatte ich doch den Urlaub mit A. S. Byatts "Frederica-Quartett" verbracht, meinem absoluten Highlight dieses Jahr - jedes Buch danach würde es schwer haben, das wusste ich, nachdem ich am letzten Urlaubsmorgen die letzte Byatt-Seite gelesen hatte.
    Aber als ich bis zum Transfer zum Flughafen noch Zeit hatte und kein anderes Buch mehr dabei, nahm ich trotzdem "The Pirate's Daughter" zur Hand - und war ab der ersten Seite sofort in diesem Buch drin.
    Und gänzlich hingerissen von Cezair-Thompsons Stil - herrlich!!


    Ich geb's zu: als ich noch ein kleines Mädchen war (irgendwann in den Jahren zwischen langen Zöpfen und Mireille-Mathieu-Haarschnitt), war ich bis über beide eierschalenverklebte Ohren rettungslos verknallt in Errol Flynn.
    Das war ein Mann nach meinem Geschmack!
    (dass ich deshalb - fiktional - einen Hang zu verwegenen, dunklen Männern habe oder - real - ein Faible für Männer mit eingekerbtem Kinn, verweise ich in das Reich wilder Spekulationen :chen )


    Großartig fand ich an diesem Buch, dass die Autorin Flynn facettenreich zeigt, mit allen Nuancen zwischen Schwarz und Weiß: den glamourösen, verwegenen Star, den Lebemann und Frauenheld, der sein Leben exzessiv lebt, vor der Zeit altert und in der Realität keinen persil-reinen Charakter besitzt.


    Überhaupt - die Romangestalten!


    Zitat

    Original von Pelican
    Was ich ganz toll fand, ist, daß alle Figuren in der Geschichte Fehler haben und Fehler z. Teil wirklich schwerwiegender Natur machen, interessante Charaktere sind, aber sie werden aus dem Charakter oder ihrer Vergangenheit nachvollziehbar.


    Das kann ich nur :write


    Mit Ida hatte ich allerdings streckenweise meine Probleme; ich war mehrfach versucht, ihr tüchtig den Kopf zu waschen - aber trotzdem war sie für mich als Charakter in sich stimmig, und sie ist mir ungeachtet ihrer Fehler ebenso ans Herz gewachsen wie fast alle anderen Personen, die den Roman bevölkern.
    Aber niemand hat mich so erobert wie May, die ich auf Anhieb ganz fest ins Herz geschlossen hatte.
    (und ich fand Nigel als fiktionalisierten Ian Fleming ganz wunderbar!)


    Es gab einige wenige Stellen, an denen mir das Buch zu dürftig war - da hat mir ein einziger, dürrer Satz ohne Emotionen einfach nicht genügt. Und gegen Ende ging es mir zu schnell -


    Aber ich will nicht rummäkeln; das sind nur Kleinigkeiten, die nicht weiter ins Gewicht fallen.


    Das Buch verbindet auf meisterhafte Weise Landschaftsbeschreibungen, Geschichte, Kultur und Mythen Jamaicas mit einer Familien- und Liebesgeschichte, geschrieben in einer wunderbaren Sprache, bunt und lebendig, ohne überladen zu sein. Ich habe die Blüten gerochen und das Salz des Meeres, und ich hab' die Sonne auf den Wellen glitzern gesehen...


    Als Fazit kann ich nur eines sagen: Kaufen! Lesen! Drin versinken! :anbet


    P.S.: Danke, Pelican, für den Schubser hin zum Buch!

  • Ich hab das Buch letzten Monat gelesen und verschlungen wie schon lange keines mehr.


    Es wimmelt von wunderschön beschriebenen Figuren, Ida, ihr Vater, Oni auf ihrem Berg, natürlich Errol, den man liebt und gleichzeitig haßt, May, die einen unglaublich weiten Weg zurücklegt und bei Nigel... Ich dachte auch immer an Ian Fleming aber ich war mir nicht sicher :-)


    Toll fand ich auch, daß man sich richtig nach Jamaica leben kann, man hat das Gefühl, man wäre schon mal dort gewesen.


    Nach der Lektüre des Buches mußte ich erstmal alles mögliche im Internet recherchieren, über Errol, seine Zaca, Ian Fleming...


    Hach, kurz und gut: Ein tolles Buch!

  • Ich bin unbedarft vor einigen Monaten in einer Buchhandlung voller Preisreduzierter Bücher über The Pirate's Daughter gestolpert und habe es so gut wie blind gekauft. Ich war noch ganz im Bann von Pirate Latitudes von Michael Crichton, und habe mich durch das Pirate blenden lassen. Bei 2,50 achtet man auch nicht immer soo genau auf Klappentext oder die große 1946 auf dem Cover :lache


    Naja, als ich es mir zu Hause dann mal etwas näher angeschauen habe ist es auf dem Sub leicht nach hinten gerutscht, aber interessiert hats mich trotzdem allemal, daher lags doch nicht lange auf dem Sub.


    Das Buch lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Auf jeden Fall ist es schön geschrieben, die Charaktere sind wunderbar aufgebaut, man fühlt sich teilweise richtig in Jamaica anwesend. Es ist eine sehr schöne Geschichte. Was mir denke ich klar einen Teil des Zaubers des Buches fehlen lassen wird ist, dass ich zu jung für das Buch bin. Das ist jetzt nicht so gemeint, das ich es an sich nicht erfassen kann, sondern das ich Errol Flynn als Filmstar mal gar nicht mitbekommen habe. Ich schaue eh wenig Filme, daher weiß ich momentan echt nicht, ob ich überhaupt schonmal nen Film mit ihm gesehen hab.


    Was mir an dem Buch etwas fehlt ist Spannung - jedoch lässt sich da natürlich auch fragen, ob solch eine Geschichte Spannung benötigt. Es ist ja kein Thriller oder Krimi. Sicherlich möchte das Buch den Leser eher mit Atmosphäre und den Charakteren an sich fesseln - wofür eigentlich auch gute Voraussetzungen da sind. Wie vorher geschrieben, manchmal fühlte ich mich direkt nach Jamaica versetzt. Doch im Endeffekt hat mir das nicht genügt, ich hatte kein Problem auch mal mitten im Kapitel Pausen zu machen und ähnliches.


    Alles in allem ein schönes Buch, was mich jedoch nicht ganz so einfangen konnte. Ich bin jedoch auch nicht typischerweise der Typ, der solche Geschichten liest. Alles in allem aber trotzdem 7 Punkte.