Klappentext:
Ende einer Nacht spürt den letzten Stunden Romy Schneiders nach.
Eine der berühmtesten deutschen Schauspielerinnen steht am Wendepunkt ihres Lebens.
Sie ist tablettensüchtig und tieftraurig, aber auch bereit, noch einmal neu zu beginnen.
Von der Öffentlichkeit zurückgezogen, bewohnt sie mit ihrem Freund und ihrer Tochter ein luxuriöses Apartment in Paris, wo sie für einen großen deutschen Verlag ihre Memoiren schreiben will.
Als sie in einer Mainacht des Jahres 1982 das Haus verlässt, weil sie nicht schlafen kann, streift sie noch einmal durch die Stadt. Schließlich sucht sie den mystriösen Le Petit Docteur auf, letzte Anlaufstelle für einige wenige Privilegierte.
Über den Autor:
Olaf Kraemer, geboren 1959 in Cuxhaven, studierte Publizistik und Ethnologie in Berlin und lebt als freier Drehbuchautor und Schriftsteller in München. Zuletzt erschien von ihm High Times - Mein wildes Leben, die Biografie von Uschi Obermaier.
Ende einer Nacht ist sein erster Roman.
Meine Meinung:
Auf 188 S. unternimmt Olaf Kraemer den Versuch, die letzten sieben Stunden im Leben Romy Schneiders zu rekonstruieren.
Das Interesse eines Verlags an Romys Memoiren stellt den äußeren Anstoß für sie dar, sich an Kindheit und Jugend, an die ersten Schritte vor der Kamera, an die großen Erfolge und die bitteren Dramen ihres Lebens zu erinnern.
Die Tragödien im Leben der Romy Schneider überwiegen:
Die Trennung von Alain Delon und der darauf folgende Suizidversuch,
der Selbstmord ihres Ex-Manns Harry Meyen, der bei Romy schwere Schuldgefühle auslöste,
und schließlich das Jahr 1981, in dem neben der Scheidung von Daniel Biasini, dem Vater ihrer Tochter Sarah und einer Nierenoperation, der sich Romy unterziehen musste, Romys Sohn David Christopher beim Klettern über eine Zaunspitze tödlich verunglückte.
Der Missbrauch von Betäubungsmitteln, der sich schon während ihrer Ehe mit Harry Meyen abzuzeichnen begonnen hat, bestimmt fortan Romys Alltag:
Die kleinen Helfer zu rufen bedeutete, sich einzupegeln in gedämpfter Euphorie, unterhalb von Freude und oberhalb von Schmerz;
Am Ende des Romans lässt Kraemer seine Figur im Alkohol- und Tablettendelirium noch Pläne für einen Entzug und damit ein anderes, besseres Leben schmieden, was den Tod Romys als Unfall und nicht als Selbstmord nahelegt.
Ich habe mich auf die Lektüre dieses Buches gefreut, seit ich es in der Vorschau gesehen habe, das Cover ist wunderschön gestaltet und ich habe mir auch inhaltlich viel versprochen.
Leider wurde Ende einer Nacht meinen Erwartungen nicht gerecht.
Ich vermute, das liegt zu einem großen Teil an Kraemers Konzeption:
188 S. für die Darlegung eines derart bewegten Lebens sind ohnehin schon knapp bemessen, für Emotionalität bleibt da kein Raum mehr.
Und genau das hat mir gefehlt: Gefühl.
Der Roman ist eine Achterbahnfahrt durch das Leben der Romy Schneider, zu rasant, um mehr aufnehmen zu können als schemenhafte Bilder aus dem Augenwinkel.
Die Erzählperspektive, die Kraemer gewählt hat, personales Erzählen, das oft in die erlebte Rede übergeht, verdeutlicht nur das Manko dieses Romans:
Der Leser soll Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt von Romy Schneider erhalten, bekommt aber de facto nur einen Schnelldurchgang durch deren Biographie. Die Figur an sich bleibt kalt, sperrig und kaum fassbar.
Ein ambitioniertes Vorhaben von Kraemer, den "erste[n] Romy-Schneider-Roman in deutscher Sprache" zu verfassen, meines Erachtens ist er damit gescheitert.