Mark Rothko - Eine Biografie - James E. B. Breslin

  • Kurzbeschreibung (Klappentext-Auszug): Rothkos Aufstieg zu einem der führenden Maler des 20. Jahrhunderts ist auch ein Teil der Kunstgeschichte, in der die in Europa geborenen Künstler sich nicht mehr an Paris orinetieren, sondern mit New York ein neues Kunstzentrum bekommen haben. [...] Breslin [recherchierte] in siebenjähriger Arbeit akribisch. Teils bislang unaufgearbeitetes Material sowie hunderte Interviews bilden die Grundlage dieser Biographie.


    Über den Autor:
    James E. B. Breslin, gestorben 1996, Englisch-Professor an der University of California, Berkely und Autor der Bücher "From Modern to Contemporary Art: American Poetry", "1945-1965" und "William Carlos Williams: An American Artist".


    Meine Meinung:
    Mark Rothko musste wahrscheinlich wie kaum ein anderer Maler für die, von Ausstellungsbesuchern oft geäußerte „Das kann ich doch auch“ - Meinung, herhalten. Seine rechteckigen Werke, die meist nur wenige Farben enthalten, werden oft als freundlich und froh interpretiert. Rothko sah das anders. „[Jene die] in den Bildern [Heiterkeit] erkannt zu haben glauben, muß ich sagen, daß ich in jedem Zentimeter dieser Bilder die äußerste Gewalt eingefangen habe“.


    Wie es zu dieser Einstellung kam, und was sie begründete, sind nur eine der vielen vielen Fragen, die in der Biografie „Mark Rothko – Eine Biographie“ von James E.B. Breslin umfassend beantwortet werden. Das Cover wird vom Bild Number 12 aus dem Jahre 1951 geziert. Im Buch selbst finden sich 21 Farb- und 53 Schwarz-Weiß-Abbildungen wieder. Diese zeigen neben seinen Werken teilweise Rothko selbst, aber auch Menschen, die in seinem Leben von besonderer Bedeutung waren, wie beispielsweise seine Familie.


    Wenn sich ein Buch Biografie nennen darf, so ist es dieses. Rothkos Leben wird in einer solchen Ausführlichkeit dokumentiert, dass der Eindruck entsteht, der Autor habe es mit einem Skalpell seziert, um so alle Querschnitte, Gedanken und Gefühle vor sich auf einen Tisch zu legen um sie zu begutachten, zu analysieren und zu ordnen. Das ist ihm außerordentlich gut gelungen.


    So schreibt er nicht nur, dass Rothko, als er noch Marcus Rothkowitz hieß, laut seinem Bruder Moise ein empfindliches und auffallend feinfühliges Kind war, sondern auch von der Legende, dass Rothko als kleiner Junge Zeuge eines Massakers durch Kosaken wurde. Sie sollen die Juden in einen Wald gebracht, und dort gezwungen haben, ein rechteckiges, großes Grab auszuheben. Rothko hielt daran fest, sich lebhaft an dieses Ereignis zu erinnern.


    Natürlich liegt für Biographen eine große Versuchung hierin die Quelle für seinen Hang zum Rechteck zu sehen. Doch auch hier hat Breslin mit seinem feinen Skalpell angesetzt, und ist nicht der eben genannten Sichtweise gefolgt, was so einfach gewesen wäre. Er verneint vielmehr diese Legende, zum einen da es in dieser Gegend von Dvinsk, wo Rothko aufwuchs, keine Progrome gegeben habe und Massengräber eher typisch für den Holocaust seien.


    So erfährt der Leser vieles, ist nach dem Abschluss der Lektüre, wenn diese aufmerksam genossen wurde, ja fast ein Rotko Experte. Man erfährt kleine Begebenheiten aus seinem Leben, die jedoch umso bitterer gewesen sein mussten. Als die zwei älteren Brüder Rothkos erste eigene Ausstellung im Museum of Modern Art besuchen, lässt einer, nach 57 gesehenen Werken nur die Bemerkung fallen: „Ich wusste gar nicht, daß das hier so groß ist.“


    Doch auch Rothkos Beziehungen zu seinen Werken, und deren Wechselwirkung mit der Gesellschaft werden thematisiert. Ebenso wird immer wieder Bezug auf seine persönlichen Lebensumstände genommen und wie sich die Probleme in diesem zu Rothkos Selbstmord steigerten. Das Buch ist sehr gut recherchiert, so gut wie alle Zitate sind mit Quellen belegt und die Bildauswahl im Buch ist vielfältig. Wenn es einen Kritikpunkt gibt, so ist es die Länge mit über 700 eng beschriebenen Seiten sehr lang.


    Wer keine unbändige Neugier auf Rothkos Werke und sein Leben verspürt, wird dieses Buch vermutlich nur in Auszügen lesen. Trotz allem, und wenn man es auch nur Stück für Stück liest, bleibt es eine hervorragende Biographie, um dessen Lektüre die Freunde von Rothkos Werken nicht herum kommen.