R. E. M. - Michael Marshall Smith

  • Der Autor: Michael Marshall Smith studierte Philosophie in Cambridge, bevor er anfing für die BBC Komödien zu schreiben. Seine phantastischen SF-Romane wurden von der Kritik hoch gelobt, er wurde schnell mit Autoren wie Orwell und Huxley verglichen. Er schreibt unter dem Namen Michael Marshall inzwischen auch Thriller, zB. die "Straw Men"-Trilogie, deren letzter Band "Blutsbruder" im November erscheint.


    Inhalt: Hap Thompson, Herumtreiber und Exganove, hat einen recht lukrativen Job: Im Jahr 2016 ist es möglich, Träume von einem Menschen zum anderen zu übertragen, und so zB. Alpträumen zu entgehen. Und genau damit verdient Hap sein Geld. Viel mehr bringt aber des "Parken" von Erinnerungen, was jedoch illegal ist. Hap hat nun leider die Erinnerung an einen Mord in seinem Hirn, und leider keine Ahnung, wer das Opfer oder wer die Täterin ist. Er muß die Mörderin finden, um die Erinnerung, die ihm lebenslänglich Gefängnis einbringt, wieder loszuwerden. Mit einem treuen Freund aus alten Zeiten und seinem ebenso treuen Wecker macht er sich auf den Weg, verfolgt von einem Polizisten, der mit Hap noch was abzumachen hat und einer Schar seltsamer Gestalten in schicken Anzügen, die scheinbar jeden seiner Schritte kennen. Die Schlinge zieht sich langsam zu, und Haps Zeit läuft ab...


    Meine Meinung: Ich habe dieses Buch vor ca. acht Jahren zum ersten Mal gelesen, auf Empfehlung meiner Rowohlt-Vertreterin, und bis heute ist R.E.M., neben den anderen beiden Smith-Romanen, eines der tollsten Bücher die ich je gelesen habe! (Vielen Dank Marion!!! :wave) Die eigendliche Handlung ist die eines Kriminalromans: Ein Mann verfolgt eine Frau, um seine Unschuld zu beweisen, und die Polizei und einige Dunkelmänner sind ihrerseits hinter dem Verfolger her. Aber die Welt in der sich das alles abspielt ist die Welt von morgen, mit all ihren Möglichkeiten. So haben technische Geräte ein eigenes Bewusstsein, was so einfache Dinge wie den Morgenkaffee aufsetzen zu einer durchaus komplizierten Angelegenheit werden lassen, wenn die Kaffemaschiene überhaupt noch da ist und sich nicht mit anderen ihrer Art gen Süden auf den Weg gemacht hat.


    -"Wie willst Du ins Haus kommen?"
    -"Durch die Hintertür. Der Wecker ist mit dem Schloß befreundet."


    Die Jagd nimmt immer phantastischere Züge an, denn die geheimnisvollen Anzugträger, die hinter Hap und seinen Freunden her sind, scheinen nicht von dieser Welt zu sein, nur was wollen sie? Warum taucht der geheimnisvolle Fremde immer wieder auf und gibt ebenso rätselhafte wie entscheidende Hinweise?
    Ein wirklich phantastischer SF-Thriller der eigenen Sorte, denn obschon er in der Zukunft spielt, sind die Menschen doch irgendwie gleich geblieben. Nur ihre Umgebung und ihre Möglichkeiten haben sich verändert, und man sollte es sich zweimal überlegen, bevor man gemein zu einem Kühlschrank ist!

  • Soeben ertauscht. :-] [SIZE=7]Irgendwohin müssen doch meine ganzen Tickets.[/SIZE] Die Rezi lässt auch ein interessantes Buch hoffen, jetzt bin ich mal gespannt.

  • Leider hat Smith nach "R.E.M." und "Geklont" - die mir beide gut gefallen haben - nichts mehr veröffentlicht. Weiß jemand, warum?


    Das hier schrub ich seinerzeit (vor neun Jahren) zu "R.E.M.":


    Hap Thompson ist der Protag, eine Figur, die sich jeder Autor erträumt: Schnippisch, clever, schnell und eloquent, aber gleichzeitig eine Randexistenz, sich auf dem schmalen Grat der gerade noch goutierten Kriminalität bewegend, sympathisch und kein bißchen nervig. Rasant und einfallsreich erzählt "R.E.M." von den Verstrickungen Thompsons, in die er gerät, als er einen vermeintlich guten, halblegalen Job annimmt, nämlich den, die Angstträume valider Kunden zu kompensieren. Natürlich überschreitet er die gesetzten Grenzen des Jobs, wittert das schnelle Geld, als er auch noch Erinnerungen "übernimmt". Eine Kundin linkt ihn, als sie ihm die Erinnerung an einen Mord überträgt, was ihn fortan zum gejagten vermeintlichen Täter macht.


    Doch die Handlung ist eigentlich zweitrangig, zumal die "kleine" Erpressungs- und Alien-Entführungsgeschichte zwar nicht vorhersehbar, aber doch wenig überraschend ist. Nein, es ist vielmehr die Welt- und Menschensicht des Protags, das lakonisch- saloppe Betrachten der Geschehnisse um ihn herum, das "R.E.M." (Originaltitel: "One of us") überaus lesenswert und vergnüglich macht, und natürlich das ungemein hohe Tempo. Nicht nur für SF- Fans dringende Empfehlung.


  • Michael Marshall hat z.Zt. die Straw-Man Trilogie veröffentlicht. Die Rezis findest du hierzu hier:


    "Der zweite Schöpfer" Michael Marshall


    und


    Engel des Todes - Michael Marshall

    Gruss Hoffis :taenzchen
    ----------------------
    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
    ----------------------

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Hoffis ()

  • @ Tom:


    Dieses solltest Du Dir noch zulegen, es lohnt sich. Smith hatte eigendlich geplant, seine Thriller nur unter Michael Marshall zu veröffentlichen, um sie von seinen SF-Romanen abzugrenzen. Er hat es nur den Rowohltleuten nicht gesagt! :-]