Titel: Die Geschichte der RAF
Autor: Willi Winkler
Verlag: Rowohlt Berlin
Erschienen: September 2007
Seitenzahl: 527
ISBN-10: 3871345105
ISBN-13: 978-3871345104
Preis: 22.90 EUR (Gebunden)
Die Taschenbuchausgabe erscheint im Oktober 2008 für 9.95 EUR
Dreißig Jahre nach dem „Deutschen Herbst“ erschien dieses Buch über die RAF (Rote Armee Fraktion). Geschrieben hatte es Willi Winkler. Geboren 1957, hat in München und St. Louis studiert und Bücher von John Updike, Anthony Burgess und Saul Bellow übersetzt. Er war Redakteur des SPIEGEL und der ZEIT und schreibt heute für die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG. 1998 erhielt Willi Winkler den Ben-Witter-Preis.
Mit diesem Buch legt Willi Winkler eine komplette Biographie der RAF vor. Man erfährt sehr viel über die Gründe die zum Entstehen der RAF führten, Winkler schildert das Versagen der Politik und das Agieren von Polizei und Justiz. Wer die damalige Zeit erlebt hat wird sich sicher noch daran erinnern, wie man uns damals einzureden versuchte, der Rechtsstaat stünde am Abgrund. Dieses Buch räumt mit dieser Legende gründlich auf. Der Rechtsstaat war durch die RAF niemals in seinen Grundfesten gefährdet, er wurde ein wenig angekratzt – mehr war da aber nicht.
Willi Winkler bezieht deutlich Stellung und versinkt nicht in untauglichen Versuchen die Objektivität, die es eh nicht gibt, anzubeten. Er lässt nichts und niemanden aus der Verantwortung. Dem Leser wird sehr schnell klar, dass die RAF nur in ihren Anfängen konkrete politische Ziele verfolgte dann aber immer mehr im reinkriminellen Sumpf versank. Aus anfänglicher vorsichtiger Sympathie wurde Abscheu und völliges Unverständnis, gerade auch bei den „Kulturschaffenden“ dieses Landes wie Enzensberger und andere. Interessant auch die Entwicklung von Otto Schily, vom Anwalt der RAF zum Law-and-Order-Innenminister der Schröder-Regierung. Eine echte „Metamorphose“?
Ein flüssig geschriebenes, ein aufregendes Buch, man kann fast sagen ein spannendes Buch. Da wo andere meinen nur Fakten aufzählen zu müssen, da kommentiert Winkler eben auch diese Fakten. Seine Kommentare sind treffend, bissig und kommen immer auf den berühmten Punkt.
Ein politisches Sachbuch – sehr lesenswert.