Hallo Ihr Lieben,
ich möchte Euch mal eine Passage aus meiner Geschichte präsentieren und Euch fragen, wie Euch die Passage gefällt?
Kritik ist willkommen, ich werde auf alle Antworten auch eingehen.
Ich bitte Euch um Eure ehrliche Meinung.
Hättet Ihr Lust es weiter zu lesen ? Gefällt Euch der Sprachstil ?
Einen Titel habe ich noch nicht.
Hier ein Ausschnitt:
Der Wecker klingelte unnachgiebig. Er klingelte wohl schon eine Weile, aber ich vernahm den nervtötenden Lärm erst allmählich. Warum muss auch immer so schnell Morgen sein? Ich wälzte mich im Bett um und war entschlossen das nervige Klingeln zu ignorieren, was mir trotz allmorgendlicher Übung nie gelang. Dieser verdammte Wecker gewinnt immer!
Ich richtete mich widerwillig auf, um mit halbverschlossenen Augen meine Schlappen mit den Füssen zu finden. Schwankend lief ich zum Bad in der Hoffnung heute mal nicht alles mitzunehmen, was mir im Weg steht. Ich lasse seit einschlägigen Erfahrungen nun grundsätzlich alle Türen offen in der Wohnung, das ist ganz praktisch, um nicht mehr dagegen zu laufen.
Angekommen im Bad ohne mir etwas unterwegs angetan zu haben versuchte ich mir mit eiskaltem Wasser die letzte Müdigkeit aus den Augen zu waschen und betrachtete mich im Spiegel wie die Tropfen langsam mein Gesicht herunterliefen.
„Oh Gott, selbst ein Chow-Chow sieht nicht so verknautscht aus wie Du!“ machte ich mein Spiegelbild an. Ich fühlte mich so abgeschlagen und energielos und das schon eine ganze Weile. Andere Menschen kennen das als Winterdepression, haben liebe Müh sich an die kalte Jahreszeit und das schnelle Hereinbrechen der Dunkelheit zu gewöhnen, was sich nach und nach legt. Ich scheine hingegen meine Winterdepression auch im Frühling nicht los zu werden.
Ich legte Musik auf, tapste tollpatschig in die Küche, um mir einen Kaffee zu machen. Mein Lebenselexier! Ohne den Kaffeekonsum, den ich an den Tag lege, würde sich wohl meine Aufwachphase bis in den späten Nachmittag ziehen, wenn ich überhaupt wach werden würde.
Als ich die Kaffeemaschine einschaltete, klingelte das Telefon. „Ja, Hallo ?“ meldete ich mich gähnend. „Hi Süße!“ quietschte Lucy ganz aufgeregt. „Na, schon aufgewacht? Bist Du schon aufgeregt?“
„Ja, beides!“ entgegnete ich nicht ganz wahrheitsgemäß. Unglaublich wie lebendig und gut gelaunt Lucy so Früh am Morgen war.
„Ich hole Dich in einer halben Stunde ab und lass durchklingeln, wenn ich da bin. Bis gleich!“ quietschte sie erneut ganz freudig, als ob wir zu einer Preisverleihung gehen würden, bei der einer von uns nominiert wäre. „Okay, bis gleich!“ brachte ich in einem bemüht freudigem Ton gerade so raus und legte auf. Halbe Stunde? Mein Gott, bin ich Superman?
Unglaublich, dass ich mich tatsächlich zu dieser Aktion breitschlagen habe lassen. Aber was hatte ich auch schon für eine Wahl. Es war Lucy`s Geburtstags-Gutschein für einen mysteriösen Kurs zu meinem 30. Geburtstag, welches wir heute einlösen würden. Ich halte zwar von diesem ganzen Eso-Quatsch überhaupt nichts, aber zu einem war es wohl ein sehr teures Geschenk, wie ich beim Surfen im Internet feststellen musste, und zum anderen würde ich Lucy das Herz brechen, wenn ich es abschlage. Sie ist zwar eine sonst sehr bodenständige Frau, hat eine tolle Karriere und eine überaus glückliche Beziehung, aber in diesem Punkt hat sie definitiv einen Ast ab. Was tut man nicht alles für Freunde, man liebt sie trotz ihrer Macken.
Aufgrund des Zeitdruckes trank ich meinen Kaffee in großen Schlucken, verzichtete auf mein Müsli und zog mich hastig um, indem ich in bequeme Kleidung schlüpfte, um das die Teilnehmer auf dem Informationsblatt der Veranstaltung freundlicherweise gebeten wurden. Während ich noch meine Tasche sortierte, klingelte auch schon mein Telefon zweimal und verstummte. Das war das Zeichen von Lucy. Ich schlüpfte schnell in meine Turnschuhe und eilte aus meiner Wohnung die Treppen herunter.
Lucy winkte schon hinter dem Steuer lächelnd vom weitem. Ich stieg ein und nach einer kurzen Begrüßung fuhren wir los. Lucy war total aufgedreht und sang gut gelaunt das Lied, welches aus dem Radio vor sich hin rauschte. Während der schlechte Empfang ihrer Singlaune keinen Abbruch tat, versuchte ich meine Verunsicherung so gut es ging zu vertuschen und wippte mit der Musik mit.
„Alles okay?“, fragte Lucy. „Ja, alles bestens!“ flunkerte ich Lucy heute schon ein zweites Mal an. Meine Gesprächigkeit lässt am Morgen zu wünschen übrig.
„Ich freue mich schon riesig!“ sagte Lucy aufgeregt. Diese Bemerkung war völlig überflüssig. Ihre Aufregung war gar nicht zu übersehen. „Für Dich ist es ja das Erste mal“, fuhr sie fort. „Ich hoffe es wird Dir gefallen.“
„Es wird sicher schön!“ beruhigte ich sie und hasste mich dafür, dass ich so heuchlerisch war. Denn mir gefiel nicht mal die Idee an sich, von der Teilnahme ganz zu schweigen.
„Was macht man denn so bei einer schamanischen Reise?“ fragte ich nun wirklich interessiert, auch wenn ich zugeben muss, dass mein Interesse vielmehr daher rührte, um sicher zu gehen, dass mich nichts Unangenehmes erwartete, zudem ich partout nicht bereit wäre. „Lass Dich doch überraschen“, entgegnete Lucy mir breit grinsend und setzte zum nächsten Song mit an. Na, das klang ja sehr beruhigend.
Wir bogen von der Hauptstraße rechts ab und Lucy wurde langsamer. „So, jetzt braucht uns das Universum nur noch einen Parkplatz schenken, den ich mir soeben gewünscht habe, und wir sind startklar“, kicherte Lucy. Manchmal fragte ich mich, ob Lucy diesen Mist tatsächlich glaubt oder mich nur veräppeln will. Aber bevor ich das noch kommentieren konnte, fuhr ein Auto gerade aus einem Parkplatz vor unserer Nase weg. „Siehste!“ erhob Lucy sichtlich stolz Ihre Stimme und lachte, als ob sie meine Zweifel bemerkte und ich konnte mir das Lachen auch nicht verkneifen, auch wenn meines eher hysterisch ausfiel.
Es war auch gleich ein Parkplatz vor der Türe des Veranstaltungsgebäudes. Lucy schloss den Wagen ab und wir gingen gemeinsam die Treppen hoch. Die Tür stand bereits einladend offen. Wir traten herein und der Duft von Duftkerzen und Räucherstäbchen flog uns entgegen. „Entspann Dich!“ flüsterte Lucy mir in den Hintern kneifend, die wohl meine Anspannung bemerkt hatte. Ich lächelte ertappt. Der Flur war hell gestrichen und an den Wänden hingen Gemälde von Engeln und irgendwelchen Fantasy-Gestalten, die vorwiegend in Pastelltönen gehalten waren. Lucy war schon öfters hier und führte mich daher schon zielstrebig in das Zimmer indem der Workshop stattfinden sollte. Wir traten herein und einige Teilnehmer waren schon da und übten sich in meditativer Entspannung. Die Stille irritierte mich und ich traute mich schon gar nicht zu grüßen, um niemanden zu stören.
Lucy machte es sich ebenfalls am Boden bequem und ich tat es ihr gleich, um nicht wie bestellt und nicht abgeholt da zu stehen. Mir war überhaupt nicht Wohl bei der Sache, an Entspannung meiner Selbst war gar nicht zu denken. Was würde mich jetzt wohl alles erwarten? Schamanisches Reisen! Mein Gott, Indianer sind toll aber kann man denn …Ich wurde in meinen Gedanken durch ein voluminöses „Guten Morgen, seid gegrüßt meine Lieben!“ unterbrochen und sah die Kursleiterin mit einem strahlenden Gesicht das Zimmer betreten. Herrlich, noch so eine, der schon in aller Früh die Sonne aus dem Hintern scheint! Sie hatte ein freundliches Gesicht und machte einen sehr ausgeglichenen Eindruck. An ihrem linken Ohr trug sie eine Feder als Ohrschmuck und Edelsteinketten um ihren Hals. Viel Zeit zum Mustern hatte ich nicht, da sie uns sogleich aufforderte einen Sitzkreis zu bilden. Wir setzten uns im Schneidersitz im Kreis auf die bunten Sitzkissen während sie eine CD auflegte.
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Herzlichen Dank für Eure Meinung!
Liebe Grüße,
Sibel