Schrei nach Stille - Anne Chaplet

  • Was ist denn hier los :lache Nun wieder zum Buch, was ich nicht habe und mir wohl auch jetzt nicht holen werde. Bei der Probe hatte ich schon das Gefühl, dass es mehr um die Personen, als um ein Vorankommen in der Geschichte geht. Aber ich dachte, das ändert sich und wird spannender.
    Und die einzelnen vorgestellten Personen waren auch nicht gerade neuartig. Schade...



    DAnke für die schöne Rezi :wave

  • 1968, Hippie-Zeit, Freie Liebe. Etwas Unerhörtes geschieht: Zwei Frauen und ein Mann gründen im beschaulichen Örtchen Klein-Roda eine Kommune, misstrauisch beäugt von den Einheimischen. Das Experiment der freien Liebe schlägt fehl, die Ablehnung der Dorfbewohner ist zu groß. Eine der Frauen verschwindet spurlos und über das Örtchen legt sich der Schleier des Vergessens.
    Knapp 40 Jahre später sorgt ein vermeintlich fiktiver Roman über die Erlebnisse dreier Blumenkinder für Furore. Wer ist die Autorin, die in eben jenes Haus gezogen ist, in dem sich die Geschehnisse damals ereigneten? Werden die Einheimischen jetzt von der Vergangenheit eingeholt?


    In Anne Chaplets neusten Roman betritt ein neuer Ermittler die Bildfläche. Giorgio DeLange, Kind italienischer Gastarbeiter, ist Beamter bei der Kripo Frankfurt und zuständig für die Beratung von Filmproduktionen und in genau dieser Funktion stößt er bei der Verfilmung des Romanes von Sophie Winter auf Hinweise, dass diesem ein reales Ereignis zugrunde liegt. Er stellt eigene Ermittlungen an und trifft dabe am Ende des Buches auf Paul Bremer, den Ex-Werbefachmann im Ruhestand und Protagonisten vieler Romane von Anne Chaplet, der ebenfalls per Zufall auf die alte Geschichte gestoßen ist. Es gibt noch eine dritte Perspektive, aus der Ann Chaplet erzählt. Der Perspektive von Sophie, der geheimnisvollen Autorin des Romanes, deren Gedankengänge im weitern Verlauf immer wirrer werden, der Gegenwart entgleiten und die Vergangenheit zurückkehren.


    Anne Chaplets Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig. Die kurzen Sätze, die manchmal nur aus einem Wort manchmal aus Aneinanderreihungen bestehen, denen gelegentlich auch schon mal die Anführungsstriche bei der wörtlichen Rede fehlen, sodass man nie sicher ist, ob es wirklich ausgesprochene Sätze oder vielleicht nur Gedanken sind, erfordern beim Lesen die höchste Konzentration und wirken mitunter sehr sperrig. Auch die Handlung selber folgt zuerst keinem roten Faden, verläuft teilweise parallel und gerade im ersten Abschnitt fehlt dem Leser oft die klare Richtung. Erst in den nächsten Abschnitten setzen sich nach und nach die Puzzlestücke zusammen, finden die Handlungsstränge zueinander und der Leser glaubt bald zu wissen, was 1968 in Klein-Roda passiert ist. Umso überraschender ist dann die Auflösung, mit der der Leser so nicht gerechnet hat und die ich sehr gelungen fand. Schwerer tat ich mich damit, das Ende zu akzeptieren, gegen das mein Rechtsempfinden noch nach Beendigung des Buches revoltiert hat.


    Anne Chaplet hat sehr, sehr viel Wert auf die Ausarbeitung ihrer Protagonisten gelegt, auf ihr Seelenleben, ihre Gefühle, ihre Empfindungen, was alle Figuren wirklich glaubhaft und nachvollziehbar macht und ihnen Tiefe verleiht.
    Ich mag solche Psychostudien, muss hier aber sagen, dass mir über diese gerade im ersten Teil der Kriminalfall zu kurz kam. Es hat gedauert, bis die Geschichte Fahrt aufgenommen hat.


    Bemängeln muss ich auch die Art der Einführung des neuen Ermittlers DeLange. Es findet sich im Buch weder eine Erklärung für seinen nicht gerade typisch Italienischen Nachnamen noch dafür, wie ein gebürtiger Italiener zur Deutschen Polizei gekommen ist. Da es sich bei diesem Buch um den Teil einer Reihe handelt, dachte ich, es wäre in einem der vorigen Bände erklärt worden, bis ich las, dass er hier zum ersten Mal ermittelt. Hier hätte ich mir etwas mehr an Information gewünscht.


    Wer Krimis ohne viel Blutvergießen mit psychologischem Tiefgang und einer Mischung aus dörflicher Atmosphäre und Großstadt mag, der ist mit diesem Buch gut bedient. Mich hat es jedenfalls auf die weiteren Bücher von Anne Chaplet neugierig gemacht.


    Wer neugierig geworden ist, kann sich gerne für das Wanderbuch melden :-)


    Wanderbuch: Schrei nach Stille - Anne Chaplet

  • Inhalt des Buches:
    In den 68-er Jahren ziehen zwei Frauen und ein Mann als Kommune in ein Haus, das schon früher negative Schlagzeilen machte, seitdem wird es „Heinrichs-Verhängnis“ genannt Dies geschieht in dem kleinen Dorf Klein-Rhoda, den Einheimischen sind die drei wie Dorn im Auge, denn es galt damals als unerhört, wenn ein Mann mit einer Frau zusammenzog ohne verheiratet zu sein. Eine der zwei Frauen verschwindet spurlos, doch keinen interessiert dies, alle es zu vergessen. Das Buch erzählt aus drei Blickwinkeln, aus dem von der Buchautorin Sophie Winter, die genau obenerwähnte Geschichte aufgeschrieben hat, aus dem von Paul Bremer, der zufällig von dem ganzen erfährt und aus dem Blickwinkel von Georgio, Jo, DeLange, einem Polizisten der Polizei, der bei der Verfilmung des Buches von der Autorin Sophie Winter als Berater tätig ist. Sophie Winter spielt dabei ein besondere Rolle, denn sie hat den Roman geschrieben hat und nur sie weiß, was wahr und was gelogen ist…


    Zur Autorin:
    Anne Chaplet wohnt mit drei Katzen in Oberhessen, Frankfurt am Main und Südfrankreich. Laut ihrem Pass heißt sie Cora Stephan und hat als promovierte Politikwissenschaftlerin und Historikerin zahlreiche Sachbücher verfasst. Für ihre Romane erhielt sie zweimal den Deutschen Krimipreis sowie den Krimipreis von Radio Bremen.
    Weitere Informationen zur Autorin gibt’s unter: www.anne-chaplet.de


    Aufmachung:
    Auf dem Buchcover findet sich ein Gesichtsausschnitt, der die Nase und ein Auge zeigt. Die Person ist stark geschminkt, vor allem das Auge ist ganz und gar mit schwarzem Lidschatten umrundet. Wer das Buch gelesen hat, weiß, dass die Aufmachung auf den Inhalt passt.
    Der Titel „Schrei nach Stille“ scheint eigentlich ein Widerspruch in sich, denn wenn man Stille verlangt, wieso sollte man dann schreien, dann erhält man ja keine Stille. Andererseits könnte man sich vorstellen, dass es sich um einen verzweifelten Schrei handelt, der unbedingt nach Stille fordert und nicht erreicht werden kann. Zum Inhalt passt der Titel natürlich insofern, da Sophie Winter sich auch nach Stille bzw. Vergessen sehnt.


    Eigene Meinung:
    BUCHKULTUR/ August,September 2008/Sylvia Treudl
    »Anne Chaplet (hat) einen wunderbaren neuen Krimi vorgelegt, der in bewährter Weise subtil arbeitet und auf genial verquickte Weise das Setting eines Dorfes der Gegenwart... und die sehr spezielle Rückschau auf die Flower-Power-Tage zusammenbringt. «
    Dieser Kommentar kann ich nur zustimmen.
    Ich muss allerdings zugeben, dass ich anfangs Probleme hatte mich in das Buch hineinzufinden. Es lag nicht am Inhalt, keineswegs, viel mehr an den Personen, die in ursprünglich noch sehr durcheinanderbrachte. Wahrscheinlich wäre es von Vorteil gewesen die vorherigen Teile der Reihe zu lesen, in denen die Personen vorgestellt werden.
    Die Sprache fand ich anfänglich noch sehr gewöhnungsbedürftig. Die kurzen Sätze, dann wieder nur ein Wort und ein Punkt usw. Doch mit der Zeit konnte ich mich immer besser in die Geschichte und die Personen hineindenken, da störte mich die Sprache dann nicht mehr, ganz im Gegenteil sie fing an mir zu gefallen.
    Am Anfang verlaufen mehrere Handlungen parallel und man weiß nicht gleich, dass diese miteinander verbunden sind. Die Auflösung der ganzen Geschichte hat mich ebenfalls überrascht, aber sie war dennoch gelungen. Wobei bei mir noch einige Fragen offen bleiben z. B. was der Mann bei der Beerdigung meint, wenn er sagt: „Ich nehme Abschied, von einer, die schon damals nicht gewusst hat, dass es mich gibt.“
    Anfänglich fehlte es dem Buch etwas an Spannung, welche den Leser an das Buch fesseln könnte. Doch mit zunehmender Handlung und Verstrickung nahm die Geschichte an Fahrt zu und ich konnte das Buch kaum aus den Händen geben.
    Ich habe schon lange keine Buch mehr gelesen, dass mich nach beenden so zum Nachdenken anregt.


    Wer ein Buch sucht, das zum Nachdenken anregt, in einer ländlichen Gegend mit viel Atmosphäre spielt und einen Krimi, der sich langsam entfaltet und wirklich hätte passiert sein können, der ist mit „Schrei nach Stille“ bestens bedient.


    Ich vergebe 9 von 10 möglichen Punkten.

  • Interessanter Sprachstil, ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber sehr angenehm zu lesen. Vorallem sehr bildhaft ohne schwülstig zu wirken.
    Die Geschichte plätschert vermeintlich locker dahin und die schockierden und wichtigen Informationen werden leicht und unauffällig in den Text eingewoben. Wer unaufmerksam ist, dem entgeht eine Menge, andererseites weiß der aufmerksame Leser schon sehr schnell, wo in etwa der Hase hinlaufen wird, am Ende des Buches.
    Extra hervoheben und lobend erwähnen möchte ich auf jeden Fall die wirklich authentische Schilderung der deutschen Polizeiarbeite. Im Anhange konnte ich lesen, daß die Autorin einen Berater hatte. Das Ergebnis aus dieser Zusammenarbeit kann sich sehen lassen. Sehr authentisch werden Kriminalhauptkommissar DeLange und seine Überlegungen und Gedankengänge, so wie seine Arbeit geschildert. Normalerweise habe ich immer etwas zu meckern, an Krimis und den dort aggierenden Ermittlern, hier war alles für mich zufriedenstellend.
    Die Geschichte an sich ist schlüssig und spannend, die Aufklärung am Ende nachvollziehbar und nicht an den Haaren herbei gezogen.
    Einzig ein bißchen zu viele Tode gab es mir am Ende, da hätte man ein paar Leichen einsparen können, die für die Geschichte an sich nicht wichtig gewesen wären.
    Auch war es ein wenig schwer in das Buch hinein zu finden, da ich die Vorgänger nicht kannte. Bis zur Mitte des Buches hatte ich mit den Personen und ihren Aufgaben und Tätigketen immer wieder Problem. Speziell Bremer konnte ich lange nicht wirklich einordnen, ist er nun Polizist, Pensionär oder was ? Da hätte ich mir ein wenig mehr Infos gewünscht. (Normalerweise lese ich solche Reihen auch eher chronologisch)
    Ein wenig vermißt habe ich ein Lesebändchen, beim Hardcover gehört das für mich eigentlich schon dazu und ihr fehlte es leider.


    Ich wurde gut unterhalten und werde sicher noch mehr von Anne Chaplet lesen, vorallem weil ich ihren Erzählstil wirklich faszinierend fand.

  • Hallo


    ich bin gerade mittendrin in Anne Chaplets "Schrei nach Stille" und ich habe Schwierigkeiten, es wieder beiseite zu legen. Die Einführung von DeLange war ein wenig hakelig, aber der etwas abgehakte Stil, währt ja nicht lange und das Wiedersehen mit Paul Bremer, dessen Fan ich seit "Caruso singt nicht mehr" bin, hat mich dafür mehr als entschädigt. Sophie Winter finde ich faszinierend und bin gespannt, wie es mit ihr weitergeht und Moritz Marx, der Ökofreak, dem es egal ist, ob das, was er im Einkaufswagen hat, gesund ist, hat mich zum Lachen gebracht. Der Humor kommt nämlich auch nicht zu kurz in diesem Roman. Mal ist er ganz offen, mal subtiler verpackt, beispielsweise, als Moritz Marx sagt: "1968 .... Irgendwie ist das Thema nicht totzukriegen" und Paul Bremer gleichzeitig den SPIEGEL zurück ins Regal stellt, der dieses Thema ja immer wieder groß aufmacht.


    Und die Spannung kommt bei all dem nicht zu kurz. Auch wenn sie sich langsam aufbaut ... weshalb ich jetzt hier auch nicht länger weiter schreiben kann, sondern weiter lesen muss. ;-)


    LG
    Inge

  • Kurzinhalt: Eine erfolgreiche Schriftstellerin zieht in ein Haus in eine dörfliche Gemeinschaft ein in dessen Umfeld vor vielen Jahren ein Mord begangen wurde.



    Mein Eindruck:


    Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Gerade der etwas abgehackte und kurze Schreibstil hat mit richtig gut gefallen und hat meiner Meinung nach die Spannung des Buches verstärkt.
    Anne Chaplet hat in diesem Buch eine düstere Atmosphäre geschaffen, trotz Frühling, der man sich nur schlecht entziehen kann. Der Anfang mit den Wassertropfen ist genial geschrieben und stimmt gut auf das Buch ein.


    Ein bisschen schade finde ich, dass man so wenig über den Ermittler (?) Bremer erfährt. Ich habe die vorherigen Bände der Serie nicht gelesen und bin mir deshalb manchmal zu uninformiert vorgekommen. Mir war auch nicht gleich klar, dass die SMSe einen Dialog darstellen sollen. Ich dachte es sei eine Person die die komplette SMS geschickt hat. Hier wäre es vielleicht besser gewesen darauf hinzuweisen, dass es sich um SMS und einen Dialog handelt.


    Interessant finde ich noch die Assoziation der Autorin zu den Jahreszeiten: Die Hauptperson heisst Winter, die Katze ist weiss wie Schnee und die Atmosphäre frostig. Und doch spielt das Buch im Frühjahr.


    Schrei nach Stille hat mich sehr gefesselt und ich denke jetzt noch über manche Ereignisse nach. Das Buch hat mich sehr neugierig auf die anderen Bücher der Reihe gemacht, die ich auch noch lesen möchte.

  • Ungewöhnlicher Krimi


    „Schrei nach Stille“ ist ein untypischer Krimi – es gibt keine Leiche um die herum ermittelt wird. Stattdessen findet man sich wieder mit einer älteren Frau in einem alten, leicht baufälligen Haus, einem verschwundenen Kind und einer Geschichte aus dem Jahr 1968:


    Sophie Winter hat einen Roman geschrieben, der von drei jungen Menschen der Hippie-Bewegung handelt. Sie leben in einem kleinen Dorf ihren Begriff der freien Liebe, werden von der Dorfbevölkerung angefeindet, bis schließlich eines der Mädchen bei einer Hassattacke stirbt.
    Das Haus, in dem Sophie Winter lebt, war der Schauplatz einer beinahe identischen Geschichte. Hat Sophie etwa autobiographisch geschrieben? Was ist damals wirklich passiert? Und wie passt der verschwundene Junge ins Bild?
    Nur ganz langsam führen die einzelnen Erzählfäden zusammen und führen zu einem überraschenden Höhepunkt.


    Dieses Buch hat mich richtig in seinen Bann gezogen, ich wollte es gar nicht mehr aus der Hand legen. Man wartet gespannt darauf, was damals im Jahr 1968 wirklich passiert ist und ob Sophie Winter und Angel ein und dieselbe Person sind.
    Ein kleiner Punkt ist mir aufgefallen: Anne Chaplet schreibt von einem schwarzweißroten Kater. Den würde ich gerne sehen… da diese Katzen immer weiblich sind. Es können zwar auch dreifarbige Kater geboren werden, aber diese sterben kurz nach der Geburt, weil sie ein Gen zuviel haben, hat mir mein Tierarzt mal erklärt.
    Das ist aber nur winziger schwarzer Punkt an einem ansonsten makellosen Buch. Ich kann es nur weiterempfehlen.

    Ich lese grade:


    Der Herr des Turms - Anthony Ryan
    ________
    Save the earth - it's the only planet with chocolate!

  • Zitat

    Original von Rosenstolz
    Ich habe das Buch noch nicht gelesen, aber dass dreifarbige Katzen immer weiblich sind, habe ich auch schon gehört.
    Und kann es eigentlich auch bestätigen.......


    Davon habe ich auch gehört, dass "Glückskatzen" fast immer weiblich sind...

  • Inhaltsangabe
    Warum ist sie zurückgekehrt? Ins Oberhessische, an den Ort, um den ihre Erinnerungen kreisen? Das Haus ist ihr unheimlich. Die Bäume scheinen es erdrücken zu wollen. Die Dorfgemeinschaft belauert sie, unwirtlich ist es und kalt. War es klug, ein Buch über damals zu schreiben? Über eine unmögliche Liebe und unbändigen Hass? Immerhin wurde Sophie Winters Roman ein Bestseller. Doch die Leute stellen plötzlich Fragen, auch Paul Bremer, ihr Nachbar. Und die Polizei. Was ist im Sommer 1968 geschehen? Warum verschwand die schöne junge Frau und warum wurde der Fall niemals aufgeklärt? Ein eindringliches Porträt der Bundesrepublik in einer ihrer größten Umbruchphasen.



    Über die Autorin
    Anna Chaplet ist das Pseudonym von Cora Stephan. Die vom Verlag aufgebaute fiktive Vita: -1958 in Kiel geboren, studierte Mathematik und Theologie und arbeitete lange Jahre als Lehrerin, Barfrau, Fitnesstrainerin und Börsenbrokerin in Frankfurt am Main. Sie lebt heute auf dem Land in Schleswig - Holstein- , stimmt nicht mit der wahren Welt der Cora Stephan überein. Erst Anfang 2002 lüftete Ann Chaplet ihr Geheimnis und man erfuhr, dass sich hinter dem Pseudonym die Publizistin und Sachbuchautorin Cora Stephan verbarg. Nach ihrem Studium der politischen Wissenschaften in Hamburg und Frankfurt am Main arbeitete die Journalistin als Lektorin, Übersetzerin, Dozentin und Rundfunkmoderatorin. Sie lebt in Frankfurt am Mein und Südfrankreich.


    Meine Meinung:
    Das Buch ist eines der besten, das ich je las!


    Ich finde es positiv, dass Anne Chaplet ihre Charaktere sehr gut beschreibt, da ich, wie es gerne habe, mich in die Personen sehr gut rein versetzten konnte. Ich hatte das Gefühl mit den Personen mitfühlen zu können. Jedoch ich das nur die kleine Nebensache nebenbei.


    Es war einfach eine klasse Story, die Anne Chaplet erzählt. Ich habe richtig mitgefiebert, und wollte immer wissen wie es weiter geht. Daher auch das schnelle beenden des Buches. Ich fande es schade, als der Roman vorbei war, und ich nicht weiter lesen konnte. Ich hatte mich jedoch auch ein bisschen gefreut, da ich nun weitere Bücher von Anne Chaplet lesen kann. Ab sofort gehört diese zu einen meiner Lieblingsautoren.


    Ein kleines Markel jedoch habe ich auch:
    Ich fande es nicht toll, dass man in zwischen den ganzen eindrücken der Personen hin und her "gezappt" ist. Dadurch ist bei mir ein wenig verwirrung aufgekommen.


    Jedoch allen in allem ist das Buch eines der besten, das ich je gelesen habe, und Anne Chaplet die Künstlerin des Charakterisieren der Personen!


    Empfehlen werde ich das Buch auf jeden Fall, koste es was es wolle!

  • Das Auffallendste an diesem Buch ist mit Sicherheit der Schreibstil von Anne Chaplet, den ich aber sehr schwer zu charakterisieren finde. Einerseits gibt es Szenen, die sehr detailliert geschildert werden, wo kleine Merkmale genau geschildert werden. Andererseits finden sich auch viele Szenen, in denen Anne Chaplet mit einem telegrammartigen Stil arbeitet. Oft auch nur kurze Satzfragmente gibt, manchmal nur Wörter. Anfangs verwirrend, weil man den liebgewonnen Stil nicht umtauschen will, in der Mischung ergibt sich aber ein rundes Ganzes, das funktioniert. Eindrucksvolle Bilder mit nachvollziehbaren Handlungen, aber auch Interpretationsspielraum für den Leser. Nicht alles steht ausdrücklich da, man muss aufmerksam lesen.


    Als störend empfand ich auch die Gedanken der Figuren, die oft wiedergegeben werden, aber oft in Dialoge hineinfallen. Diese Gedanken könnten aber genauso gut Antworten im Dialog sein, gerade auch, weil die nächsten Worte des Dialogpartners oft wie die Faust aufs Aug zu den Gedanken gepasst haben. Ein Gewöhnungseffekt hat aber auch hier Linderung verschafft.


    Zudem zeichnet sich das Buch durch einen klugen und intelligent aufgebauten Fall auf, der auch einige Fragen aufwirft, die man sich als Leser stellen kann. Geschickt werden falsche Fährten gelegt. Hinweise in die Handlung eingebaut. Man erahnt zwar grundsätzlich bald, wohin die Reise gehen wird, aber am Ende wartet die Lösung auch noch mit manch unerwartetem Element auf. Der Fall ist in sich logisch und ansprechend dargestellt.


    Es war das erste Buch, das ich von der Autorin gelesen habe und so bin ich auch mitten in die Serie gestartet. Hier hatte ich oft den Eindruck, dass mir Informationen fehlen. Dieser Eindruck war aber erstaunlicherweise gerade zu der Person, die auch erst neu in die Reihe eingeführt wurde, wie ich später in der Leserunde erfahren habe, am Stärksten. Die Rolle der die Serie tragenden Figur Paul Bremer bleibt mir durch das Buch bis zu letzt unklar.


    Für die Entwicklung der Figuren ist viel Raum reserviert. Das Privatleben von Giorgio DeLange kommt vielfach zur Sprache. Dadurch wird die Figur sehr plastisch. Auch wenn oft geballt Probleme aus dem Alltag auftauchen, bleibt das Verhältnis zu dem Krimi akzeptabel. Auch der Schauplatz Frankfurt und die Zeit 2008 finden ihren Niederschlag. Mit Gedanken der Figuren zu aktuellen Themen wie Klimawandel oder neuen Ermittlungsmethoden der Polizei.



    Insgesamt ein sehr ansprechender Krimi, der mich gut unterhalten hat, stellenweise aber auch leichte Stolpersteine hat. Gerade im ersten Viertel sind ein paar Unwägbarkeiten zu umschiffen. Obwohl eher ein ruhiger Krimi, greift auch schnell Spannung um sich. Ich vergebe 8 Punkte.

  • Sophie Winter, eine ältere Frau, zieht in ein Haus auf dem Lande in Oberhessen, dem man nachsagt, es bringe Unglück. Sie hat einen Bestseller geschrieben über eine Kommune der 60er Jahre, in der eine Frau zu Tode kommt. Wieviel Wahrheit steckt in diesem Buch ? Was hat das mit dem Dorf zu tun? Außerdem wird die Geschichte eines alleinerziehenden Polizisten mit zwei pubertierenden Töchtern erzählt und eine typische Dorfgemeinschaft mit ihren ineinander verwobenen Leben geschildert, die durch das Verschwinden eines Jungen in Aufruhr gerät. Alles sehr liebevoll mit einer lebendigen, bildhaften Sprache, an deren Eigenheiten man sich zwar erst gewöhnen muss, die mir dann aber viel Vergnügen bereitete.
    Die Handlung kommt ohne großen Paukenschag aus, sondern setzt auf genaue Beobachtung des typisch Menschlichen. Trotzdem herrscht eine unterschwellige Spannung, die nie nachlässt, sondern den Leser in Richtung Auflösung vorantreibt. Ein leiser Krimi ganz nach meinem Geschmack.


    Ich gebe 9 von 10 Punkten

  • "Schrei nach Stille" behandelt die Geschichte des Sommers 1968 in dem drei Hippies das kleine Dörfchen Klein-Roda mit ihrer ungewöhnlichen Lebensphilosophie aufmischen, was den Dorfbewohnern natürlich überhaupt nicht recht ist.
    40 Jahre später schreibt Sophie Winter, eine der damaligen Hippies, ein Buch über ihre Sicht der Ereignisse aus dem Jahr 1968, das für viel Wirbel sorgt. Als sie dann auch noch in ihr altes Haus von damals zieht, geschehen merkwürdige Dinge und ein Kind verschwindet. Paul Bremer und Hauptkomissar DeLange ermitteln unabhängig voneinander und decken die wahren Geschehnisse des damaligen Sommers auf.


    Zunächst einmal sei gesagt, dass das Buch der bereits fünfte Teil einer Reihe rund um Paul Bremer ist. Für jemanden, der die Vorgänger nicht kennt, ist es recht schwierig ins Buch rein zu kommen, da viel Hintergrundwissen einfach vorrausgesetzt wird. Für mich war es leider so. Ich kannte die bisherigen Bände nicht und konnte bis ca. zur Mitte des Buches mit den meisten Hauptpersonen nichts anfangen, ausgenommen DeLange, der wohl in diesem Band erstmalig auftritt. Dieser wurde von der Autorin gut beschrieben.
    Das Buch wird generell aus drei unterschiedlichen Blickwinkeln erzählt. Zunächst einmal aus der Sicht von Sophie Winter. Diese Passagen sind ein wenig wirr und konfus und obwohl diese Person wohl die einzige erzählende ist, die eigentlich das komplette Wissen über alle Geschehnisse haben müsste, erfahren wir von ihr nur wenig konkretes.
    Paul Bremer, der in Klein-Roda lebt, bringt ein wenig Einblick ins Dorf und seine Bewohner und deren Sicht der Geschehnisse des Jahres 1968.
    Der neue Ermittler DeLange klärt dann schlussendlich nahezu den kompletten Fall. Als Nebenhandlung geht es noch um sein Privatleben mit seinen Töchtern und seiner (Ex)-Frau, was eigentlich überhaupt nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun, dem aber doch große Aufmerksamkeit geschenkt wird.


    Zu erwähnen sei noch der Schreibstil von Chaplet. Dieser ist nämlich ein ungewöhnlicher, woran wahrscheinlich nicht jeder Freude haben wird. Mir hat dieser abgehackte Stil soweit gut gefallen, nur an einigen Stellen störte er mich ein wenig, vor allem dann, wenn der vorherige Text unglaublich flüssig war und dann nur noch abgehackte Sätze kamen.
    Ansonsten beschreibt Chaplet sehr bildreich und nüchtern die Umgebung, so dass sich der Leser gut in die Umgebung einfühlen kann.


    Der Schluss war mir persönlich an einigen Stellen zu vorhersehbar und an anderen Stellen nicht allzu gut nachvollziehbar.

  • Ein wenig hinein gestoßen und allein gelassen fühlte ich mich bei dieser Geschichte, denn man merkt nur zu deutlich, dass man mitten in einer Buch-Reihe gelandet ist, deren Protagonisten alle eine Vorgeschichte zu haben scheinen. Leider erschließt sich die dem Leser nicht so leicht und mehr als einmal hätte ich auf erklärende Worte zu dem einen oder anderen gehofft, doch vergeblich. Trotz dieses Kritikpunktes ergab sich dann aber zum Glück doch eine solch gut konstruierte Spannung, dass ich gern am Ball blieb.
    Ein altes Haus, eine einsame und geheimnisvolle Frau, die dort allein lebt und die einige Dorfbewohner zwar kennen, aber nicht zu mögen scheinen, dazu ein vermisstes Kind und ein vor Jahren verschwundenes junges Mädchen – es scheint, als ob noch einige Rechnungen offen sind und viele Dinge von damals, als die Frau schon einmal im Dörfchen wohnte, nun langsam aus der Dunkelheit auftauchen.


    Erschreckend realistisch erzählt Anne Chaplet von den Vorkommnissen `68 im Dorf Klein-Rhoda - einer Zeit, in der auf einer Seite Hippiebewegung, wilde Kommunen und die Vorstellung von freier Liebe das Land revolutionierten und auf der anderen Seite Intoleranz und Spießbürgertum die Gesellschaft beherrschten. Manchmal hätte ich mir einen etwas flüssigeren Schreibstil gewünscht, denn oft lesen sich die kurzen Sätze und eingestreuten sms-Dialoge ein wenig abgehackt und holprig, das aber machen die mit viel Liebe zum Detail geschilderten Hauptpersonen und die gut erdachte Story wieder wett und so wird es nicht der letzte Krimi sein, den ich von der Autorin gelesen habe

  • Gnade und Ungnade des Vergessens



    1. Vorbemerkung Mit großer Begeisterung habe ich die Nacht hindurch diesen Roman gelesen. 2.Vorbemerkung Drei autobiographische Ersteindrücke haben mich magisch angezogen: Auch ich bin Mitte der 70er Jahre von einer Großstadt (München) in eine Kleinstadt Oberhessens umgezogen. Außerdem gehöre ich in die 68er Generation und bekenne mich auch gerne zu einem Teil deren Ideale, die mir alles andere als peinlich sind.Und schlussendlich identifiziere ich mich mit dem Titel des Buches: Schrei nach Stille. Ich suche Stille in einer Zeit, in der überall dem Krach sogar per Gericht rechtgegeben wird. Überall wird die Freiheit derer geschützt, die in ihrer Freizeit Krach machen und feiern wollen, nirgendwo die Freiheit eines Menschen, der Ruhe sucht.Betroffene schreien nach Ruhe obwohl natürlich darin bereits ein Widerspruch liegt. Viele geben auch das Schreien auf und suchen Stille, z.B. in Norwegens und Kanadas Weiten, was die Auswandererzahlen belegen. Um den Übergang zum Roman zu finden: auch in einem oberhessischen Dorf findet man keine Ruhe, wie man an Sophie Winter sieht.



    Inhalt: Sophie Winter, in Frankfurt wohnhaft, schreibt einen Romanbestseller "summer of love". Der Roman handelt von dem Leben dreier Blumenkinder der 68er Jahre, die von Frankfurt in ein oberhessisches Dorf ziehen um in Ruhe ihre Freiheit zu genießen. Die Dorfbewohner aber, fühlen sich in ihrer Heimatidylle gestört durch diese Außenseiter, und machen ihnen das Leben äußerst schwer.Sascha, eines der Hippiemädchen verschwindet spurlos. Und Angel, hinter der sich Sophie Winter versteckt, deckt in diesem Buch knallhart das Verbrechen auf, dem Sascha zum Opfer gefallen ist. Sophie Winters Buch wird verfilmt und sie wagt es sich iin jenem oberhessischen Dorf ein Haus zu kaufen. und sich praktisch mitten in die Höhle des Löwen zu begeben. Der Zufall will es, dass in jenem Dorf Paul Bremer wohnt. Paul Bremer, den man bereits aus früheren Romanen von Anne Chaplet kennt. Ein ehemaliger Werbefachmann, auch ein ZUgezogener aus Rüsselsheim, aber doch ziemlich gut in die Dorfgemeinschaft integriert. Der Roman wird zu einem Teil aus Pauls Sicht erzählt, zum anderen aus Sophies und desweiteren aus der Sicht: Giorgio DeLange. Dieser ist Öffentlichkeitsverantwortlicher bei der Frankfurter Polizei und damit beauftragt die Filmarbeiten "summer of love" zu begleiten. Mit Hilfe seiner Freundin, der Staatsanwältin Anne, bekommt er Zugang zu der Akte Sascha und ist beteiligt an der Aufklärung dieses Verbrechens. Zusätzlich spielt noch die Suche nach dem vermissten Kind Luca eine Rolle. Außerdem: um meinen Obertitel aufzunehmen: Sophie leidet an schleichender Demenz, einem Zustand, den sie bewusst wahrnimmt. Mehr möchte ich nicht verraten. Kritik: Chaplet hat eine wunderbare Sprache. Bilderreich, anschaulich, pointiert und auch witzig. Sie trifft voll ins Schwarze, wenn sie die Dorf"idylle" eines oberhessischen Bauerndorfs schildert. Diese misstrauischen, starrköpfigen Einheimischen, die sich nicht scheuen auch Gewalt anzuwenden, wenn man denkt, dass die Idylle gestört wird. um zu zitieren, hauptsache, "die Gass ist gefegt". Ich fühle mich auch den übriggebliebnen 68ern nahe, verkörpert in wunderbarer Beschreibung von dem nickelbrille, spiegellesenden Moritz. Klar: es ist nicht ein oberhessischer Charakterzug, dass Fremde ausgeschlossen werden, inzwischen lebe ich in einem oberbayrischen Dorf, wo es nicht anders ist. Oft zog mich Chaplet mit ihren rasanten Wortcollagen in ihren Bann und den inneren Dialogen von Sophie. Man erlebt hautnah das Vergessen mit.


    Für mich ist das "Vergessen" eine ganz wichtige Spur in diesem Buch.. Gnade und Ungnade, die darin liegt. Auch Ruhe, die im Vergessen liegt, wenn die Demenz sich wie ein Nebel über das legt, was Sophie quält. Ich bin begeistert von dem Roman, auch von Paul Bremer, der eigentlich eine so mittelmäßige Figur ist. Ich empfehle Anne Chaplet sehr.


    Zusatz:
    Was mich sehr stört: dass mein Titel sowohl bei Vorablesen nocheinmal fast kopiert wurde und hier auch. Ich schrieb am 22. 8. dort die 2. Rezi und entdecke überhaupt ein Sammelsurium aus den Rezis.
    Hier ist mein Titel in Abwandlung übernommen worden, aber nie klar geworden warum dann dieser Titel über der Rezi steht. Ich finde es sehr bedauerlich so oft darauf zu stoßen, dass nicht die eigenen Köpfe rauchen. Um es freundlich auszudrücken.
    Falls ich das jetzt bei Jakob Hein auch entdecke, dann werde ich auf meinem geistigen Eigentum pochen.