Die Lichtung von Jean Hegland

  • Kurzbeschreibung
    Aus den Prophezeiungen ist Wirklichkeit geworden: Alles bricht zusammen, die Wirtschaft, die Stromversorgung, das Klima. Die Schwestern Nell und Eva, 17 und 18, leben weit außerhalb am Waldrand. Wie betäubt vom Tod ihrer Eltern realisieren sie zunächst nicht, was um sie herum geschieht. Nachrichten von Krieg und Seuchen kommen, es gibt kein Benzin, keine Lebensmittel mehr. Nell und Eva müssen schlagartig erwachsen werden, um zu überleben. Eine erschütternd realistische Vision und eine tief berührende Geschichte.


    Meine Meinung
    Dieses Buch über zwei Schwestern, die lernen müssen mit und von der Natur zu leben, hat mich einerseits fasziniert, andererseits leicht verstört.
    Die Gründe, warum die beiden in diese missliche Lage geraten, erfährt man nicht wirklich. Es tauchen lediglich immer wieder Spekulationen und Gerüchte darüber auf.
    Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich "im Buch drinnen war". Vor allem die Vorgeschichte war mir etwas zu lange und anstrengend zu lesen.
    Dann faszinierte es mich jedoch immer mehr, zu sehen, wie sich die beiden in ihrem Wald zurechtfinden müssen.
    Ein außergewöhnliches Buch mit düsterer Endzeitstimmungatmosphäre.
    Das offene Ende schreit nach einer Fortsetzung.
    Ich gebe dem Buch 7 Punkte. :wave

  • Wow, welch ein Buch. Es hat mich sehr beeindruckt. Nicht nur durch diese angenehme, toll zu lesende Schreibweise von J. Hegeland, sondern eben durch die Stimmung die es ausstrahlt. Es ist eine dunkle, depressive Stimmung die einem entgegenkommt, doch man versinkt in der Geschichte und lebt mit den zwei Schwestern Nele und Eva in einer Welt wie sie die alten Vorfahren kannten. Allein leben sie in ihrem Haus i Wald und müssen lernen zu überleben. So lernen sie alles über den Wald der sie umgibt, wie sie von ihm leben können. Als eine der Schwestern schwanger wird (letztes Drittel des Buches) wird es nochmal schwerer...
    Das Buch besteht aus dem Jetzt und all den Erinnerungen von Nele, an die alte Zeit, als alles noch so normal war, als die Eltern noch lebten, als es Elektrizität, Internet und die City gab. Empfand es als eine gute Mischung. Von mir aus hätte es noch viele Seiten so weiter gehen können.


    Jederzeit könnte es, meiner Meinung nach, genauso kommen wie in diesem Roman, beängstigend. Irgendwie muss man man dringend mehr schätzen was man hat!


    Vergebe 9 Punkte.

  • Mir hat das Buch auch gut gefallen, muss aber zugeben, dass ich es erst im 2. Anlauf zu Ende gelesen habe. Ich bin noch etwas unschlüssig ob mir der Schluss gefällt.


    Ich finde das Thema "Mensch allein auf der Welt" sehr interessant, mir hat aber "Die Wand" die sich ja auch sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt besser gefallen.



    8 Punkte

  • Ich habe das Buch gekauft, weil ich hier im Forum die Rezension gelesen habe. Es hat mich keinen Moment enttäuscht.
    Besonders gut finde ich bei diesem Buch den relativ offenen Anfang und das offene Ende, dh man ist sofort Mitten in der Handlung, es wird nicht lange erklärt warum alles so gekommen ist und wie genau der Ablauf war. Schön finde ich, wie sehr die beiden Schwestern zusammenhalten und aufeinander achten, egal was passiert.
    Ich hätte noch weiter lesen können, die Beschreibung, wie sie lernen mit der Natur zu leben, selbst Gemüse anzubauen und die Ressourcen des Waldes zu nutzen fand ich unglaublich interessant.
    Eins meiner neuen Lieblingsbücher :grin
    10 von 10 Punkten von mir.

  • Dieses Buch ist ein Glücksfall. Hier traut eine Autorin ihrer Geschichte, läßt sie ganz langsam sich entfalten und nimmt uns Leser in den Sog des Rätselhaften und Unheimlichen mit, der sich Seite für Seite steigert.


    Wer Marlen Haushofers "Die Wand" mag, sollte auch Jean Heglands "Die Lichtung" lesen. Beide Bücher sind schwarz und romantisch - auf gnadenlose Art. Beide verbindet ein ähnliches Motiv und eine ähnlich düster-soghafte Grundstimmung.


    In "Die Wand" findet eine Frau sich eines Morgens von einer nicht sichtbaren, aber undurchdringlichen Wand umgeben, und die Welt hinter dieser Wand hat aufgehört zu existieren. Nach und nach verdichtet sich die Ahnung, daß allein der von der Wand umgebene Talkessel am Leben geblieben ist, daß diese Frau also die letzte Überlebende der Welt ist. Aber was ist passiert? Eine Umweltkatastrophe oder etwa ein militärisches Experiment, das schiefgelaufen ist? Bis zum Schluß wird diese Frage in "Die Wand" schmerzhaft im Raum stehen.


    Auch in "Die Lichtung" geht die Welt auf sonderbar ungeklärte, aber unaufhaltbare Weise zugrunde. Wir erfahren Gerüchte: Politische Putschs habe es vielleicht gegeben, Anschläge auch. Seuchen tauchten auf und griffen um sich, Klimakatastrophen geschahen - oder auch alles zusammen. Genaues weiß keiner, und nach und nach versiegen die vertrauenswürdigen Quellen, denn das Stromnetz bricht zusammen, Fernseh- und Radiostationen senden immer seltener, bevor sie nur noch Musik vom Band spielen und schließlich ganz verstummen.


    So wie in "Die Wand" ist es auch in "Die Lichtung" eine weibliche Kraft, die mit der Katastrophe umgehen muß und sie schließlich überlebt. Bei Marlen Haushofer war es eine Frau um die fünfzig. Bei Jean Hegland sind es zwei Mädchen, Geschwister, 17 und 18 Jahre alt.


    Es ist ein faszinierendes, ein feinfühliges und dennoch brutales Buch. Eins, das man mit immer größerem Erstaunen liest und für das man dankbar ist. Denn anders als andere Bücher, hinter denen allzu deutlich das Konstrukt, die Absicht des Autors/der Autorin oder ein pädagogischer Zeigefinger hervorscheint, nimmt dieses Buch einen mit. Es nimmt einen mit, im positiven und negativen Sinne: Es saugt dich ein und tut dir weh. Und dabei ist es so wunderbar reichhaltig und spannend, daß man es am liebsten in einem Zug lesen möchte, austrinken.


    Es packt einen am Herz und jenen Schichten des Geists, die wir noch aus der Kindheit kennen müßten - wenn wir Bücher lasen, wo Kinder ganz allein durch einen sibirischen Wald wandern mußten, wo sie sich über gefährliche Meere und durch ferne Abenteuer schlugen, wo sie ausgesetzt waren auf wilden Inseln oder in eisigen Welten -, und Jean Hegland schafft es, diese tiefe Sehnsucht wieder zu berühren.


    "Die Lichtung" ist ein Buch, das ich schon mehrfach gekauft und verschenkt habe, und das ich jedem und jeder empfehlen möchte, der und die Interesse an einer wunderbar geschriebenen Erzählung, einer fantasiereichen Sprache, an dunkler Romantik und ja: einer frauenorientierten Sichtweise auf heutige Probleme hat.


    Kauft es, lest es und verschenkt es! Von mir bekommt es 9 von 10 Punkten!
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  • Vielen Dank für diese Rezi; ohne sie wäre mir ein Leseerlebnis entgangen.


    In der Geschichte geht es nicht nur darum, wie es sein könnte, wenn unsere moderne Welt unterginge, und darum, wie man in der Natur überlebt, sondern auch darum, was es heißt, ein eigenständiger Mensch zu sein (eine Redewendung, die einige Male gebraucht wird) - und trotzdem Teil eines großen Ganzen, einer Familie, eines Dorfes, der Umwelt. Sie wirft Fragen auf, diese Geschichte. Ich habe inzwischen viel über Erziehung nachgedacht und wie nachhaltig sie unser späteres Leben beeinflusst. Nell und Eva wuchsen "frei" auf, im Haus auf der Lichtung mitten im Wald, gingen nicht zur Schule, lernten, indem sie den Wald erforschten, lasen und spielten. Dennoch sind sie als junge Erwachsene alles andere als frei - sie sind gebunden an das Haus, gefesselt von der Furcht, die ihre Mutter vor dem Wald hatte, gefangen in den Grenzen, die in ihrer Kindheit für das Eindringen in den Wald galten - und müssen lernen, wirklich eigenständig zu sein.


    Wundervoll geschrieben ist die Geschichte auch. Ich schließe mich dark swan an: LESEN !!!