Inhalt (geklaut)
Mandschurei im Jahr 1937: in den Wirren der japanischen Invasion widersetzt sich eine junge aristokratische Chinesin dem traditionellen, von der Familie vorgegebenen Weg und schließt sich einer Gruppe chinesischer Rebellen an. Während sie auf ihren großen Einsatz wartet, perfektioniert sie ihre Fähigkeit zur Konzentration und Kalkül beim Go-Spiel. Bis sich ein als Mandarin verkleideter japanischer Leutnant, ein Spion, unter die Spieler mischt und mit ihr ein leidenschaftliches, besessenes Duell aufnimmt – in das sich beide immer tiefer verstricken. Ein Duell, das in einer Tragödie gipfelt, wie sie nur auf eine große Liebe folgen kann.
Zum Autor
Shan Sa, geboren 1972 in Peking, veröffentlichte mit elf Jahren ihren ersten Gedichtband und wurde zum „Aufsteigenden Stern Pekings“ gekürt. 1989 emigrierte sie nach Paris, wo sie sich mit der Tochter von Balthus anfreundete, in dessen aus sie kalligraphiert, malt und schreibt. „Die Go-Spielerin“, ihr dritter Roman, wurde mit dem Prix Concourt des Lycéens ausgezeichnet und stand monatelang auf den französischen Bestsellerlisten.
Meine Meinung
Also zunächst einmal ist die Inhaltsangabe, die auf der ersten Seite des Buches angegeben ist, etwas irreführend. Die Go-Spielerin überbrückt keine „Wartezeit auf ihren großen Einsatz“ mit einem Go-Spiel, da sie sich eigentlich niemals bewusst aktiv den Rebellen anschließt. Sie ist eines Tages zur falschen Zeit am falschen Ort und gerät in eine Schiesserei zwischen den Rebellen und der Polizei und wird von zwei Studenten in Sicherheit gebracht. Mit diesen beiden Studenten freundet sie sich an – der eine wird ihr Liebhaber, der andere verliebt sich in sie. Lange Zeit weiß sie aber gar nicht, dass die beiden Studenten zu den Rebellen gehören, bis sie eines Tages früher von einer Party auf dem Anwesen des einen Studenten verschwindet, nur um am nächsten Tag zu hören, dass es in der selben Nacht noch eine Razzia auf diesem Anwesen gegeben hat, rebellisches Schriftgut im Keller des Hauses gefunden wurde und ihre beiden Freunde verhaftet wurden.
Mehr neben dieser Handlung geht sie regelmäßig auf den „Platz der Tausend Winde“, auf dem sich tagtäglich Go-Spieler treffen und spielt dort Go mit einem Fremden, den sie für einen Chinesen aus Peking hält. Dieser ist jedoch ein japanischer Soldat, der den Auftrag hat, beim Go-Spiel nebenbei die Chinesin auszuhorchen – in der Hoffnung dort irgendetwas zu erfahren. Da sie nichts weiß, erfährt er auch nichts, aber das weiß er ja nicht und er fühlt sich praktisch als Versager, weil er irgendwann eigentlich mehr wegen des Go-Spiels hingeht, als dass er wirklich brauchbare Informationen ausgräbt.
Das Buch ist im Präsens geschrieben und nicht wie die meisten Bücher in der Vergangenheitsform, was ich erstmal als gewöhnungsbedürftig empfunden habe. Das war auch ein Grund, warum ich das Buch lange Zeit nicht gekauft hatte, nur dass ich das vergessen hatte, als ich vor ein paar Wochen dann doch zugegriffen habe. Ich hab mich dann aber doch relativ schnell daran gewöhnt und zum Schluss, wird auch klar, warum das wohl so sein muss.
Die Kapitel sind recht kurz, meist nur 1-2 Seiten und es wird immer abwechselnd ein Kapitel aus der Ich-Perspektive der Chinesin und eins aus der Ich-Perspektive des Japaners erzählt. Keine Ahnung ob das eine Anspielung auf das Go-Spiel sein soll, wo man ja auch abwechselnd zieht.
Die Sprache ist irgendwie abgehakt/stakkato-artig. Die Sätze sind meist sehr kurz, manchmal nur zwei Worte („Wir marschieren.“). Die beiden Protagonisten interagieren kaum miteinander, reden auch während der gesamten Go-Partie (eine Partie zieht sich durch das ganze Buch) kaum drei Worte miteinander, sondern man liest praktisch zwei Geschichten parallel, nur dass die Wege sich hin und wieder überkreuzen und sie die gleichen Ereignisse aus unterschiedlichen Sichtweisen erleben.
Diese unterschiedlichen Sichtweisen sind irgendwie interessant – ich fand eigentlich Kapitel die aus der Perspektive des Japaners geschrieben wurden, fast noch interessanter, aber dieses Abwechseln hatte auch etwas für sich. An einer Stelle lehnt zum Beispiel der Japaner auf elegante Weise ab, bei der Folterung eines chinesischen Rebellen zuzuschauen, was ihm von seinem Boss als besonderer Leckerbissen angeboten wird und aus seiner Sicht ist es eher das Problem, wie er ablehnen kann, ohne dabei offen sagen zu müssen, dass er die Folter widerwärtig findet – gleichzeitig weiß man aber ganz genau, dass es sich bei dem Rebellen um einen der Freunde der Chinesin ist und danach liest man es noch mal aus ihrer Sicht, wo es dann eher um die Angst um ihren Freund geht.
Ich würde das Buch nun nicht zu meinen Lieblingsbüchern zählen, aber es war mal etwas anderes und ich hab es in einem Rutsch durchgelesen.
lg Iris