'Der nützliche Freund' - Seiten 001 - 075

  • Mir hat die Leseprobe wirklich sehr gut gefallen, aber leider hält sie irgendwie überhaupt nicht, was ich erwartet habe.
    Die Leseprobe hat ja damit geendet, dass scheinbar der Mord an Leroc nun passiert ist, was ja auch die richtige Vermutung war. Aber statt dass nun die Ermittlungen endlich los gehen, tröpfelt die Story irgendwie nur so vor sich hin und man erfährt unglaublich viel Belangloses. Dieses Belanglose soll wohl auch dazu dienen die Charaktere mehr vorzustellen und zu zeichnen, aber meiner Ansicht nach ist das überhaupt nicht gelungen. Es sind recht steife und farblose Beschreibungen.


    Was ich auf den ersten Seiten allerdings wirklich nett fand, war die Erklärung, wie Geldwäsche funktioniert. Das war nun wirklich endlich auch für den Laien verständlich, das fand ich gut.

  • Ich bin bis jetzt nur zum ersten GG Kapitel gekommen, aber das war auch der Tiefpunkt bisher. Anfangs haben mich vor allem die Dialoge gestört. Die klingen für mich sehr hölzern und so redet man nicht, wobei es sicher auch schwer ist am Beginn das Grundgerüst für den Fall in einem Dialog zu schildern.


    Was mich bisher aber extrem stört ist die Überbemühtheit Wickerts, alles und aber auch wirklich alles zu erzählen. Ich mag es normal sehr gern, wenn ich durch Andeutungen in den Romanen reale Dinge erkenne, gerne auch etwas karikierend, hier sind es mir aber deutlich zu viel. Vor allem dann auch noch der Hinweis wegen der Wursthäute, dass die bald nicht mehr geliefert werden. Einerseits muss man den politischen Anlassfall kennen, um überhaupt zu wissen, worauf Wickert anspielt und es kommt zu dicht gedrängt auf zu wenig Raum.


    Dadurch bekommt die Geschichte etwas sehr schwerfälliges und behebiges.

  • Zitat

    Original von taciturus


    Dadurch bekommt die Geschichte etwas sehr schwerfälliges und behebiges.


    Das stimmt. Ich habe auch lange gebraucht, bis ich mich daran "gewöhnt" hatte.
    Vor allem ist es natürlich ein krasser Unterschied zu dem Buch von Anne Holt.

  • Es ist bisher genauso, wie ich es schon im Leseeindruck geschrieben hatte...etwas hölzern. Man merkt Herrn Wickert einfach den Journalisten zu sehr an. Er kann von dem Nachrichten-Stil nicht ganz loslassen und so klingt seine Wortwahl immer etwas gestelzt und trocken - wie ein Medienbericht eben. Leider geht das auf Kosten des Leseflusses und so liest sich die Geschichte auch nur recht langsam.


    Manche Sätze sollen wohl dem Buch eine französische Note verleihen, das liest sich aber irgendwie merkwürdig: "Bei Gericht gibt´s heute eine Coupe de Champagne, Marie Gastaud wird in ihr neues Amt eingeführt. Und da sie mich mitgenommen hat, gehört sich ein Act de présence."
    "...zwirbelte Gaston an seinem auvergnastischen Bart, der nach rechts und links außen und an den Enden nach vorn gezwirbelt wurde, und ging" Also von schöner Sprache kann man bisher auch nicht reden, aber ich bin mal gespannt, wie es weitergeht. :gruebel

  • So jetzt hab ich die ersten 75 Seiten gelesen. Mein Eindruck aus dem ersten Post bestätigt sich. Mittlerweile hat ein Gewöhnungseffekt zwar eine leichte Milderung herbeigeführt und es liest sich jetzt immerhin flüssiger, aber gefallen tut es mir immer noch nicht.


    Für mich verliert Wickert oft das wesentliche aus den Augen. Natürlich liegt da auch eine Gefahr der Vorverurteilung, weil ich jetzt ja noch nicht wissen kann, ob manche Episoden sich nicht irgendwie in die Krimihandlung einfügen werden, ist aber für mich bisher einfach nicht ersichtlich.


    Dazu kommt, dass zu viel gewollt erscheint. Da noch eine Anekdote und ja das könnte man noch erzählen und das. Einerseits entstehen bei mir bei diesem Beschreibungen keine Eindrücke, sondern es wird ein Programm abgearbeitet. Andererseits lenkt es von der eigentlichen Geschichte ab.


    Was mich auch noch stört ist die blockartige Abhandlung. Da kommt eine neue Person und dann wird ein Absatz gemacht und dann kommt eine Seite lang etwas zu der Person. Besonders auffallend war das bei Lerouc, wo dann die ganze Familiengeschichte abgehandelt wurde und gerade auch durch den Pathos entsteht eher eine Distanz.


    Auf den Geist geht mir auch dieser Versuch allen Dingen eine Vergangenheit zu geben. Wenn Margaux durch ein Schlüsselloch schaut, um Lerouc zu beobachten, fallt ihr beispielsweise ein, wie sie zu Weihnachten immer versucht hat zu spionieren. Wenn sparsam verwendet (und sinnvoll) kann das einer Person ja eine Charaktertiefe geben, so klingt es aber sehr gewollt, bemüht und irgendwie nach einem Pflichtprogramm, weil man halt irgendeinen Nachsatz zu etwas schreiben muss/will.


    Dann folgte die Szene mit der Chinesin. Da reagier ich auch ein wenig allergisch, weil sie mir doch sehr pauschal und undifferenziert erscheint und auch zu wenig schildert, um überhaupt beurteilen zu können, fällt aber schnell in Schwarz-Weiß malerische.


    Etwas fantasielos erscheinen mir auch die Kapitelüberschriften. Dann bitte lieber gleich nur Zahlen.


    Hoffentlich wird es noch besser. Im Sub schlummert auch noch ein anderes Buch von Wickert.

  • Zitat

    Original von Rosenstolz


    Das stimmt. Ich habe auch lange gebraucht, bis ich mich daran "gewöhnt" hatte.
    Vor allem ist es natürlich ein krasser Unterschied zu dem Buch von Anne Holt.


    Ja, da muss das Buch sicher auch ein schweres Erbe antreten. Gewöhnt hab ich mich jetzt schon an das neue Buch, aber der Gewöhnungseffekt hilft momentan auch nicht sonderlich. Aber ich hab noch die leise Hoffnung, dass es sich in Richtung eines interessanten Polit-Krimi entwickeln könnte. Die Anspielungen auf den Tschad schaffen auch noch einen Funken Interesse.

  • Der erste Abschnitt hat mich noch nicht überzeugt.


    Die Dialoge waren größtenteils hölzern, die vielen Kneipengespräche sollten wohl Pariser Flair verbreiten, aber ich fand sie fad, langweilig und detail-überfrachtet (das gefällt mir schon im richtigen Leben nicht, da will ich nicht noch davon lesen). Mit der Sprache kam ich auch nicht ganz klar. Über Sätze wie „Denn Zweck seines Handelns war stets die Mehrung des Ruhmes von Frankreich gewesen“ (S. 27) bin ich gestolpert, das hat den Lesefluss unterbrochen.


    Außerdem scheint es nur Namen mit J zu geben ... Jerome, Jacques, Jean, Jacqueline ... und in den Dialogen zwischen den vielen „J“`s kam ich immer durcheinander, wer nun wer ist. Außerdem gibt es Leute, die nur „G“ heißen und sonst keinen Namen weiter haben. Das kam mir vor wie zu viel James Bond geschaut ...


    Ich gebe meinen Vorschreibern Recht, dass es dem Wickert nicht gut tut, den Holt-Krimi vorher gelesen zu haben. Da fällt er sprachlich doch ziemlich ab.


    Zum Glück ist das Buch nicht dick. Sonst hätte ich jetzt ernsthaft über einen Abbruch nachgedach

  • Die Wurstpelle fand ich ganz witzig... :lache


    Aus dem Rest werd ich noch nicht ganz schlau.
    Ich habe allerdings beim Lesen auch dieses Gefühl der Bemühtheit und gewollten Intellektualität.
    Da werden Fremdworte benutzt, die einfach nicht nötig wären und irgendwann wirkt es albern... leider
    Die Geschichte an sich könnte glaub ich noch spannend werden, schaun wir mal...

  • Ich habe den ersten Abschnitt nun auch beendet und kann mich den anderen Meinungen hier zum Teil anschließen. Es liest sich ein wenig hölzern und ich habe Schwierigkeiten die wichtigen von den unwichtigen Dingen zu unterscheiden. Andererseits gefallen mit die Beschreibungen des Pariser Flair sehr gut, wozu m.M.n. auch die französischen Einwürfe passen. Nun wird es ja hoffentlich spannend (der Mord an Marc!) und ich werde weiterhin berichten.



  • Da muss ich Dir voll und ganz zustimmen. Irgendwie ist das Buch für mich noch ziemlich chaotisch. Ich hoffe ja mal, daß sich noch einige Sachen zusammenfügen, bis jetzt sind es mir auch zuviele Handlungsstränge.


    Das mit den Vornamen, die alle mit J anfangen hat mich auch ziemlich gestört, irgendwie komme ich damot komplett durcheinander.
    Ich muss immer überlegen, ob Jaques nun der Untersuchungsrichter oder der polizei Beamte ist. Als dann noch Jerome dazukam, wars in der Unterhaltung für mich komlett vorbei, ich konnte nichts mehr zuordnen.


    Naja, vielleichts wirds ja noch besser.... Ich hoffe ja doch sehr drauf.


    Übrigens scheint es wohl noch mehr Krimis mit Jaques Ricou zu geben, scheint wohl der dritte Teil einer Reihe zu sein.