Verlag: Goldmann
ISBN: 978-3-442-46550-7
Seiten: 316
Ausgabe: Taschenbuch
Preis: € 7,95
ET: 11.2007
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England 1772
Für den Naturforscher Joseph Banks ist die Pflanzenmalerin Mary Burnett seine große Liebe, aber ihre Beziehung ist nicht standesgemäß. Daher verlässt die schwangere Mary ihren Geliebten, um ihrem Kind diese Schande zu ersparen. Zum Abschied schenkt Joseph ihr den geheimnisvollen Vogel von Ulieta, den er von einer Forschungsreise mit Captain Cook mitgebracht hat. Seitdem gilt der Vogel als verschollen. Erst 200 Jahre später macht sich ein Wissenschaftler auf, den Vogel zu finden, und enthüllt damit die Geschichte dieser tragischen Liebe …
Meine Meinung
Nachdem ich von „Südwinde“ von Nicole C. Vosseler uneingeschränkt und restlos begeistert war und ich nicht vom Thema James Cook und Joseph Banks los kam, habe ich gleich im Anschluss „Die Pflanzenmalerin“ begonnen. Einerseits war es eine wirklich gute Idee, da ich noch ein wenig mehr über Joseph Banks erfahren habe, andererseits hatte das Buch natürlich einen recht schweren Stand und konnte letztendlich nicht an „Südwinde“ heran reichen. Dafür war das Buch einfach zu kurz. Denn Martin Davies erzählt auf 317 Seiten insgesamt drei Geschichten und das ist in meinen Augen auf so wenig Seiten nicht optimal machbar, obwohl die Idee an sich wirklich gut ist.
Davies erzählt die Geschichte des Tierpräparators Fitzgerald, der sich auf die Suche nach dem verschollen Vogel von Ulieta macht, den Joseph Banks über 200 Jahre zuvor geschenkt bekommen hat. Darin eingewoben ist die Liebesgeschichte zwischen Banks und seiner Geliebten Miss Mary Burnett, die mal aus Banks Perspektive und mal aus Marys Sicht erzählt wird. Als wäre das noch nicht mehr als ausreichend Stoff für einen Roman, hat sich der Autor noch einer dritten Geschichte gewidmet und erzählt, wenn auch nur am Rande, aus dem Leben von Fitzgeralds Großvater.
Der Aufbau hat mir gut gefallen, vor allem dass die Passagen über Fitzgerald nicht überwiegen, sondern sich mit denen über Banks und Miss Burnett gut die Waage halten. Das Buch liest sich gut und flüssig, wobei mich allerdings ab und an gestört hat, dass spezielle Fachbegriffe und historische Persönlichkeiten als bekannt vorausgesetzt werden. Wenn man keinerlei Vorkenntnisse über Cook und Banks besitzt, könnten sich dadurch viele Verständnisfragen ergeben. Leider haben sich auch ein paar Logik- und Sinnfehler eingeschlichen, die sich nicht so leicht überlesen ließen, sondern mich doch etwas verwirrt und aus dem Lesefluss gerissen haben.
Die Geschichten sind gut und solide erzählt, ich konnte mich durchaus mitreißen lassen und fand sowohl Gegenwart als auch Vergangenheit meist spannend erzählt. Allerdings kratzt mir der Roman viel zu sehr an der Oberfläche und wirkt am Ende etwas unvollständig und gehetzt. Tiefgründig und lehrreich ist er leider nicht, allerdings hat er mich gut und kurzweilig unterhalten und ich konnte noch eine Weile bei Joseph Banks verweilen. In wieweit die Affäre und der Vogel von Ulieta historisch fundiert sind, lässt der Autor den Leser leider nicht wissen, da er auf ein erklärendes Nachwort verzichtet hat.
Die Figuren konnten mich leider nicht verzaubern. Von Banks hatte ich zum Glück schon ein Bild im Kopf, so dass ich das für diesen Roman wenigstens übernehmen konnte. Alle Figuren blieben recht blass und oberflächlich, wenn auch Mary Burnett noch die meiste Ausstrahlung besaß. Ich konnte nicht mit ihnen leiden, mich nicht mit ihnen identifizieren oder eine Beziehung zu einer von ihnen aufbauen, so dass mir selbst die tragischsten Ereignisse und gelüfteten Geheimnisse nicht nah kamen. Richtig berühren konnten mich leider weder die Charaktere noch die Handlung.
Fazit: Ein kurzweiliger Unterhaltungsroman, der sich gut lesen lässt, aber sicherlich nicht zu meinen Lesehighlights zählen wird.
Meine Bewertung
6 von 10 Punkten