Arche-Verlag, 2007 erschienen
Gebundene Ausgabe: 188 Seiten
Originaltitel: Het satijnen bart
Aus dem Niederländischen von Marianne Holberg.
Handlung:
In seinem Roman "Das Herz aus Seide" hat sich Remco Campert stark von persönlichen Erfahrungen inspirieren lassen. Wieder steht ein in die Jahre gekommener Künstler, diesmal ein ehemals erfolgreicher Maler, im Mittelpunkt: Hendrik van Otterlo hat mit dem Leben abgeschlossen. In grimmiger Gelassenheit erwartet er sein, wie er glaubt, baldiges Ende. Da erreicht ihn die Todesanzeige seiner einstigen Geliebten. Sie löst ungebetene Erinnerungen aus und setzt eine schonungslose Abrechnung mit dem Selbstbetrug der Vergangenheit in Gang.
Zum Autor:
Remco Campert, geboren 1929, wuchs in Den Haag und Amsterdam auf. 1950-1966 Reisen durch Europa, Aufenthalte in Paris und Antwerpen. 1950-1966 Reisen durch Europa, Aufenthalte in Paris und Antwerpen. 1969-1979 Lektor bei "De Bezige Bij", Amsterdam. Kolumnen in "Haagse Post" und seit 1984 in "Volkskrant". Campert lebt in Amsterdam. 1951 erschien sein erster Gedichtband, seitdem veröffentlichte er ein umfangreiches Oeuvre (Prosa und Lyrik). Ausgezeichnet mit zahlreichen Literaturpreisen.
Meine Rezension:
Ein Roman, in dem das hohe Alter des Protagonisten eine wichtige Rolle in der Erzählperspektive spielt. Das ist letztendlich doch nicht so häufig und nach meinen Leseerfahrungen selten so gut gelungen wie hier.
Der fast 80jährige Maler Hendrik von Otterlo denkt zurück an die vergangenen Zeiten und seine in New York verstorbene Geliebte Cissy.
Gelungen sind auch die Nebenfiguren: Hendriks viel jüngere Bettina, die sich regelmäßig um ihn kümmert und sein gleichaltriger Freund Jongerius Jr., der ihn immer wieder besucht. Die Dialoge sind immer treffend.
Zwischen dem lebensbejahenden Jongerius und dem grantelenden Hendrik gibt es große Unterschiede schon von den Vätern her. Während Hendriks Vater im Konzentrationslager war, passte sich Jongerius Vater an. Ein Unterschied, der auf die nachfolgende Generation Einfluss hatte.
Hendrik und seine Halbschwester lernten sich erst spät besser kennen.
Einen milden Humor voller Ironie kennzeichnet die Erzählweise. Dabei ist der Maler mit seinem Hang zum Zynismus kein sympathischer Typ. Deshalb geht es auch darum, ob man sich auch im fortgeschrittenen Alter noch ändern und einen Neuanfang in Kunst und Leben machen kann.
Themen, Ton und Umsetzung des Romans sind wirklich sehr gelungen.