Beverly Lewis - Die Erlösung der Sarah Cain

  • Inhalt:


    Als moderne Frau hatte sie nur Spott übrig für ihre Schwester, die das einfache Leben einer Amisch wählte. Fassungslos dagegen macht sie die Nachricht von ihrem Tod. Und wie konnte ihre Schwester bei der Wahl eines Vormundes ausgerechnet auf sie kommen? Wer will von ihr verlangen, eine Karriere und ein Leben voller Spaß aufzugeben, um fünf Amisch-Waisen aufzuziehen? Und was wird aus Bryan, dem Mann an ihrer Seite? Bei ihrer Ankunft in Lancaster County trägt Sarah schwer an einem Kummer, der so ganz anders ist als das Leid ihrer kleinen Nichten und Neffen.


    Meine Meinung


    Es ist doch immer wieder sehr spannend, etwas über die so völlig anders lebenden Amish zu erfahren. Der Verzicht auf die Segnungen des modernen Lebens wie Elektrizität, fliessendes warmes Wasser und Autos. Obwohl hier die Amish nicht so streng sind, Strom und Telefon sind vorhanden und werden genutzt, genauso wie Plastikbehälter. Eine modern aufgewachsene Frau - Ivy - entschließt sich, dem Luxus zu entsagen und ein einfaches gottgläubiges Leben zu leben. Als sie stirbt, soll Sarah, eine moderne Karrierefrau, die Vormundschaft über ihre fünf Kinder übernehmen.


    Das Buch handelt hauptsächlich von Sarah, die durch einen Unfall ihren Job als Lehrerin aufgegeben hat und sich von Gott abgewandt und Immobilienmaklerin geworden ist und von Libby, der ältesten Tochter Ivys, die die Schule schon beendet hat, Lehrerin wird und Levi heiraten möchte - aber genauso auch weiterhin für ihre Geschwister dasein möchte. Und Bryan ist auch nicht der Mann an Sarahs Seite - das wäre er nur zu gerne.


    Am Anfang lässt sich das Buch auch noch ganz gut lesen, die beiden Zivilisationen prallen aufeinander und Sarah versucht zu ergründen, warum ausgerechnet Sie so vom Schicksal gebeutelt wurde. Zum Schluss hin ging mir aber alles zu schnell, Sarah findet Gott und Vergebung, Bryan wird auch von heute auf morgen tiefreligiös - das alles innerhalb von zwei Wochen. Auch kommt zum Schluss das Predigerische sehr zum Vorschein, das hab ich bei Karl May schon nicht gemocht.


    Wer etwas über das Leben und die Bräuche des moderneren amishen Leben erfahren möchte ist hier bestimmt richtig, es ist ein ruhiges, besinnliches Buch. Es gibt keine große Action, hauptsächlich geht es nur um Gefühle und das einfache Leben, und natürlich um den Glauben an Gott - der wird schon alles richten.


    LG
    Patty

  • “Sounds to me like you’ve come a long way in just two weeks.“ (Seite 301)*



    316 Seiten, 14 Fotos aus der Verfilmung, 1 Foto der Autorin mit der Hauptdarstellerin, kartoniert
    Deutscher Titel: Die Erlösung der Sarah Cain
    Verlag: Bethany House, Bloomington MN, 2007
    ISBN-10: 0-7642-0403-3
    ISBN-13: 978-0-7642-0403-6




    Meine Meinung


    Und damit ist auch schon etwas angesprochen, was dem Buch fehlt: für einen weiten Weg sind die rund dreihundert Seiten etliche zu wenige. Wie tinkerbell schon schrieb, ging manches etwas schnell, nur kurz beschrieben, vonstatten. Die „Bekehrung“ von Brian etwa wurde überhaupt nicht beschrieben, sondern einfach als stattgefunden erwähnt. Sicher steht er nicht im Mittelpunkt, dennoch hätten ein paar Sätze dazu schon sein sollen.


    Ich habe es gerne, wenn in Büchern (oder Filmen) verschiedene Kulturen, Welten aufeinanderprallen, und die zwangläufig entstehenden Konflikte eben nicht mit Waffen, sondern dem „Kopf“, durch miteinander Reden und miteinander Umgehen gelöst werden. Der Vergangenheit verhaftet bin ich sowieso seit Kindheit eher denn der Zukunft. (Nicht umsonst bin ich seit meiner Jugend Mitglied im Förderkreis eines deutschen Freilichtmuseums.) Insofern ist das Szenario „moderner Mensch trifft auf Amish“ wie geschaffen für mich. Es ist auch viel die Rede von den sich ergebenden Schwierigkeiten, als Sarah Cain in Lancaster County eintrifft. Dennoch gewöhnt sie sich recht schnell und (zu?) problemlos ein. Was allerdings zu Beginn vielleicht verwundern mag, erklärt sich im weiteren Verlauf des Buches, in welchem man immer mehr über das bisherige Leben Sarahs erfährt, eben durch ihre Vergangenheit. Es hat bisweilen den Eindruck, als ob hier nicht zwei Welten aufeinander prallen, sondern es eines Anstoßes bedurfte, um lange verschüttetes in Sarah Cain wieder zum Vorschein, zum Tragen zu bringen.


    Auch der Titel wird im Laufe der Handlung verständlich, wenn schrittweise enthüllt wird, wovon die Protagonistin eigentlich innerlich verfolgt wird.


    Gut gefallen hat mir die Beschreibung der Lebensweise der Amish; wenn ich das mit dem bißchen, was ich derzeit weiß, vergleiche, ist es sehr gut recherchiert. Es klingt auch an, daß es sogar bei den Amish verschiedene Richtungen („Alte“ und „Neue“) gibt, die nicht alle jeglichem Fortschritt negativ gegenüber stehen. Wenn man in Betracht zieht, aus welcher Familie die Autorin, die mitten im „Amish-Land“ geboren wurde und aufgewachsen, ist - kein Wunder, daß sie dieses Leben so gut beschreiben kann.


    Ich habe das Buch im amerikanischen Original gelesen. Immer wieder tauchen (alt-)deutsche Begriffe und Redewendungen auf, denn im Amish-Land wird oft noch ein veraltetes Deutsch gesprochen. Wie das in einer Übersetzung wiedergegeben wird, kann ich mir nicht so recht vorstellen. Hier als Beispiel ein paar Stellen (in der Form, wie sie im Buch vorkommen):


    „Sei so gut - please“ (Seite 54)
    „Es dutt mir leed - I am sorry“ (Seite 56)
    ‘Twasn’t her place to condemn, though she thought it en Sin und e Schand - an sin and a shame. (Seite 146)
    Lydia had never thought of en alt Maed like Miriam. (Seite 147)
    Da Herr sei mit du - the Lord be with you!“ (Seite 241)


    Es ist ein ruhiges Buch, in dem etwas von der, hm, gottgefälligen Beschaulichkeit des Amish-Lebens lebendig wird. Gerade durch die Begegnung damit und in Gestalt der fünf Kinder ihrer verstorbenen Schwester, für die Sarah Cain sorgen soll, entwickelt sich die Handlung, wird die Protagonistin mit ihrer Vergangenheit konfrontiert und - anfangs gegen ihren Willen - zu deren Aufarbeitung gezwungen. Das hätte streckenweise durchaus noch einige Seiten mehr vertragen; wenn ich es recht bedenke, ist das aber mein einziger richtiger Kritikpunkt.


    Daß es am Ende gut ausgeht, hat tinkerbell schon geschrieben; ist allerdings von einem solchen Buch auch überhaupt nicht anders zu erwarten. Und wer weiß, vielleicht ist das plain life unserer Hektik und ach so großen Modernität doch überlegen. Zumindest was die Zufriedenheit mit dem Leben und das Mitmenschliche betrifft.




    Kurzfassung:


    Ein ruhiges Buch, das nicht nur einen Einblick in das Amish-Leben gibt, sondern darin eingebettet sich mit der Frage nach Schuld und Vergebung befaßt. Und das zumindest bei mir das Interesse nach mehr Informationen über die Amish und ihr Leben geweckt und mich innerlich ruhig und zufrieden zurückgelassen hat.




    Sinngemäße Übersetzung:
    * = „Ich habe den Eindruck, Du hast einen weiten Weg in gerade mal zwei Wochen zurückgelegt.“



    NB.
    Jetzt bin ich auf die Verfilmung gespannt. < Klick > - da ist die DVD bei amazon.co.uk. In Europa scheint der Film nicht veröffentlicht worden zu sein, es gibt auch nur eine Region-1-DVD.
    < Klick > - die englische Wikipedia-Seite zum Film mit komplettem Inhalt. Der Film weicht vom Buch sehr erheblich ab.
    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Wie erwähnt, wurde das Buch verfilmt. Die Covergestaltung meiner oben verlinkten Buchausgabe zeigt Gestalten aus dem Film (Sarah Cain sowie die fünf Cottrell-Geschwister). Der Film ist in Europa nie erschienen, drum lohnt sich ein Extra-Film-Thread auch nicht. Wobei klar ist, weshalb der Film in Europa nicht herauskam. In eine säkulare Welt wie der unseren, in der alles überaus nüchtern und realistisch sein muß, paßt dieser Film nicht. Zumal er in manchen Szenen durchaus einen gewissen, äh, Kitsch- und Taschentuchfaktor hat (hielt sich aber in Grenzen, ich hatte in der Hinsicht mehr erwartet). Wenn man weiß, daß er im Foxfaithmovie Programm ist, von Belief Pictures mit produziert wurde, ist eigentlich alles klar, oder? Wer sehr säkular, antireligiös bzw. antichristlich eingestellt ist, wird mit dem Film nicht zurecht kommen. Das ist aber auch nicht die Zielgruppe, und bei dem Stoff sollte das ohnehin offensichtlich sein.


    Ich habe mir die DVD aus den USA kommen lassen und inzwischen angesehen. Es gibt, wie schon erwähnt, sehr grundlegende Unterschiede zwischen Buch und Film.


    Während im Buch Sarah zu den Kindern zieht, ist es im Film umgekehrt. Auch ist sie keine Immobilienmaklerin, sondern (in letzter Zeit etwas erfolglose) Journalistin.


    Ich habe eine Weile nachgedacht, doch die Änderungen machen durchaus Sinn. Der Kontrast „Englischer - Amish“ kommt so besser zur Geltung, als dies bei anderer Darstellung möglich gewesen wäre. Auch hier war ich wieder froh, im Original zu sehen (gut, es gibt nur englischen Ton), weil die Amish-Kinder untereinander bisweilen Pennsylvania-Deutsch sprechen. In einer Synchronisation würde das völlig verloren gehen.


    Trotz der Länge von rund 103 Minuten und einer langsamen Erzählweise, geht manches doch etwas schnell und hätte mehr ausgebaut werden können. Auch die Konflikte, die die Kinder beim Einleben in Portland haben, werden zwar deutlich, hätten aber eine bessere Ausarbeitung verdient gehabt.


    Sarah Cain fand ich gut besetzt, auch die Kinder entsprachen weitgehend den Vorstellungen, die ich mir vom Buch her gemacht hatte. (Gut, in meinem Buch sind Fotos aus dem Film. :rolleyes ) Nur Brian Ford hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt. Aber das war zu verkraften.


    Alles in allem ein ruhiger, gefühlvoller Film. Eher nix für harte Realisten und „Säkularisten“, ansonsten würde ich ihn als „Wohlfühlfilm“ einordnen, den ich mir bei „Seelenmassagebedarf“ sicher noch das eine oder andere Mal ansehen werde.


    Eine Verlinkung zu amazon.de ist nicht möglich, ich gebe hier daher einen Link zu amazon.com an, weil dort mehr Beschreibung als auf amazon.co.uk vorhanden ist.


    < Klick > - hier nochmals der Link zur englischen Wikipedia-Seite zum Film mit komplettem Inhalt.



    Edit. Ergänzung und Berichtigung.

  • Übrigens gibt es den Soundtrack auf CD. Wunderschöne Musik, die derzeit in einer Endlosschleife im CD-Player läuft. Der instrumentale Teil erinnert sehr stark an John Barry; als ob der Komponist Mark McKenzie bei John Barry studiert hätte. (Lt. seiner Biographie hat er aber u. a. bei Pierrre Boulez studiert, allerdings u. a. auch für John Barry orchestriert).


    Ich verlinke hier zu amazon.co.uk, wo man in die Tracks hineinhören kann. Ich habe meine CD allerdings auch in den USA bestellt.

  • Die Erlösung der Sarah Cain – Beverly Lewis


    Meine Meinung zum Roman:
    Ein angenehm zu lesender und interessanter Roman, der aufgrund seines zugänglichen Stiles in nur einer Lesenacht geschafft werden kann.
    Den obigen Rezensionen kann ich nur zustimmen und schreibe jetzt nur noch, was mir im speziellen aufgefallen ist.
    Der Roman ist zu Gunsten der Behandlung des Themas relativ undramatisch und ruhig gehalten.
    Das Thema ist der Zusammenprall und allmähliche Annäherung zweier Welten und unterschiedlicher Lebensführungen. Sarah Cain kommt, nachdem ihre Schwester gestorben ist und 5 amishe Kinder hinterlässt, voller Skeptizismus in das ihr fremde Amish-Land.
    Hier möchte ich aber betonen, dass Sarah keineswegs spöttisch über die Amish urteilt, wie der Klappentext nahelegt. Im Gegenteil halte ich das vorsichtige Abtasten der handelnden Personen für sehr realistisch.


    Von ihrer Schwester war sie sehr entfremdet, seit vielen Jahren hatte sie sie nicht mehr gesehen, auch der Briefwechsel war sehr knapp. Für die Kinder ist ihre Tante aufgrund ihrer Ansichten und Kleidung sehr fremd, und doch ihre einzige Hoffnung, nicht auseinander gerissen zu werden. Besonders die älteste, Lydia, genannt Liddie, setzt sich intensiv mit Sarah auseinander.
    Sarah schleppt auch noch ein Trauma aufgrund eines Unfalls aus ihrer Vergangenheit mit sich rum. Nicht zuletzt deswegen hält sie auch ihren Freund Bryan auf Distanz.


    Anhand von Tagebüchern der Verstorbenen kommt es auch zu einem posthumen Dialog zwischen Sarah und ihrer Schwester. In der Summe bricht das Sarahs Sichtweise auf.
    Der Einsatz solcher literarischen Mittel funktioniert fast unmerklich und gut, es wird glaubwürdiger als eine offene Konfrontation, die in der Regel nur für verhärtete Ansichten sorgt.


    Das Ende kommt etwas zu schnell, die Änderungen der Denkprozesse der Protagonisten benötigen eigentlich noch mehr Raum. Eigentlich hätte ich auch gerne noch mehr Details über das Leben der Amish bekommen. Dennoch kann man zufrieden sein. Ich werte den Roman mit 8 von 10 Punkten.

  • Mir gefallen die Büchr von Beverly Lewis sehr sehr gut.


    Mein erstes, wleches ich gelesen habe, war "Die Erlösung der Sarah Cain". Die Welt der Amsih und vor allem der Schreibstil der Autorin haben mich fasziniert und so habe ich noch andere ihrer Werke gelesen und es befinden sich auch noch etliche auf meiner Wunschliste.


    Empfehlen kann ich vor allem auch die Trilogie "Das Schicksal der Katie Lapp".


    Wer gerne Bücher rund um das Leben der "Amish" liest, dem sei auch die Autorin "Wanda Brunstetter" z.B. mit dem Roman "Annas Geheimnis" ans Herz gelegt.


    Generell finde ich die Romane aus dem Francke Verlag sowie von Gerth Medien sehr schön, meistens sehr christlich angehaucht, was ja nicht schlecht sein muss. Auf alle Fälle nicht alltägliche Lesekost.


    --Schusselchen--

  • Für Januar 2011 ist die Neuauflage des (leider) seit längerem vergriffenen Buches als TB geplant. :-)
    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")