Felicitas Hoppe gehört seit einigen Jahren bereits zu den gefeierten jüngeren deutschsprachigen Autorinnen. Mit "Iwein Löwenritter" hat sie ihr erstes Jugendbuch vorgelegt.
Erzählt wird der bekannte Stoff aus dem Artuskreis, der zunächst von Chrétien de Troyes, im deutschen Hochmittelater dann in der Version Hartmanns von Aue für die kontinentale Leserschaft schriftlilch fixiert wurde. Iwein ist der beste Ritter am Hofe Artus' langweilt sich aber trotz seines großen Ansehens sehr und zieht deshalb aus, um Abenteuer zu erleben. Im Land nebenan gewinnt er auf seiner ersten aventiure einen Zweikampf gegen den Hüter der Gewitterquelle, entkommt mithilfe der klugen Lunete seinen Verfolgern und gewinnt nach und nach das Herz der schönen Laudine, der Ehefrau des Hüters der Gewitterquelle. So wird er zum Herrscher über das "Land Nebenan" und lebt in Frieden, bis König Artus, dessen Haushofmeister Keie und Iweins bester Freund Gawein ausziehen, um Iwein zu suchen. Gawein vermisst Iwein sehr und appeliert an dessen Ehrgeiz und Freiheitsdrang, indem er ihn beschwört, mit ihm auf weitere Abenteuerfahrt zu gehen. Laudine willigt schweren Herzens ein, doch verlangt sie Iweins Rückkehr nach Ablauf eines Jahres, da ihre Liebe sonst schweren Schaden nehmen müsse. Es kommt, wie es kommen muss, Iwein und Gawein gehen als die tapferen und hochdekorierten "Blauen Zwillinge" in die Geschichte ein, doch Iwein vergisst sein Versprechen und kehrt zu spät ins "Land Nebenan" zurück - mit schwerwiegenden Folgen. Laudine will ihn nicht wiedersehen, Iwein wird vor Schmerz wahnsinnig und irrt gramgebeugt durch die Wildnis, um die Erinnerung an die glücklichen Tage zu verdrängen. Doch die Frau mit den weißen Händen holt ihn ins Leben zurück, da sie seine Hilfe benötigt und nach vollbrachter Tat verschreibt sich Iwein nur noch einem Ziel: Durch Tapferkeit und Verlässlichkeit die Verzeihung Laudines zu erlangen.
Felicitas Hoppe erzählt in einem sehr geschmeidigen Märchenton die Erlebnisse Iweins. Als Fan mittelalterlicher Epik und ihrer phantastischen Stoffe, konnte mich dieses Buch sehr überzeugen, wie ich überhaupt finde, dass sich diese Stoffe ausgezeichnet für Kinder eignen. Die Erzählstrukturen sind wenig komplex, die Charaktere leicht zu durchschauen, falls sie überhaupt Tiefe gewinnen. Die verhandelten Themen sind von exemplarischer Bedeutung, im vorliegenden Fall können etwa die grenzen der persönlichen Freiheit bzw. Loyalitätsstrukturen wunderbar einfach diskutiert werden.
Der Verlag hat das Buch allerdings zum Jugendbuch erklärt, zum Selbstlesen ab 12 Jahren. Das finde ich zu alt. Ich halte "Iwein Löwenritter" für ein ausgezeichnetes Vorlesebuch, mit kurzen Kapiteln und einer leicht verständlichen Sprache. Bei dieser Verwendung sehe ich kein Problem für Kinder ab dem Schulalter.
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