allerdings mit viel Genuss:
jeden Tag höchstens ein oder zwei Kapitel, kein "Pageturner",
ganz so, wie es ursprünglich wohl veröffentlicht wurde: als Fortsetzungsroman. Mal sehen, ob ich das durchhalte.
allerdings mit viel Genuss:
jeden Tag höchstens ein oder zwei Kapitel, kein "Pageturner",
ganz so, wie es ursprünglich wohl veröffentlicht wurde: als Fortsetzungsroman. Mal sehen, ob ich das durchhalte.
Ich kenne das Buch auch und finde es einfach super schön geschrieben.
Auch die Verfilmung mit Gwyneth Paltrow und Ethan Hawke hat Flair. Wie die Beiden harmonieren und wie vor allem Ethan Hawke diesen kleinen, scheuen Jungen, der sich in das unerreichbare Mädchen verliebt, herüberbringt ist sehenswert.
Zu Ehren des vor genau 200 Jahren geborenen Autors und englischen Romanciers Charles Dickens gibt es zahlreiche Publikationen und Veranstaltungen. Auch der Carl Hanser Verlag hat sich etwas zu diesem Jubiläumsjahr einfallen lassen und den Roman "Grosse Erwartungen" von Melanie Waltz neu übersetzen lassen. Beim lesen dieses Buches hatte ich jederzeit das Gefühl einen Klassiker der Weltliteratur zu lesen und trotz Neuübersetzung verlangt die Sprache vom Leser immer noch etliches an Konzentration ab. Dennoch liest es sich angenehm flüssig und bereitet dem Leser, gerade weil sich der Roman vielleicht etwas langsamer lesen lässt, viele zauberhafte Lesestunden.
Die Geschichte handelt vom Waisenjungen Philip Pirrip dessen kindliche Zunge nicht verständlicheres bilden konnte als Pip und so wurde er fortan Pip genannt. Er wächst bei seiner älteren Schwester und ihrem Mann Joe in der Dorfschmiede in der Einöde des meist nebligen englischen Marschlands in den Schleifen der Flussmündung auf. Eines Tages muss er dem entflohen Sträfling Magwitch unter androhung schlimmster Qualen von seinen Fesseln befreien und ihm Essen bringen das er aus der Speisekammer seiner Zieheltern stibitzen muss. Diese kurze Begegnung sollte später ungeahnte Folgen haben ebenso wie die Bekanntschaft mit der skurrilen Miss Havisham und ihrer Pflegetochter Estella in die sich Pip prompt unglücklich verliebt.
Die Zeit vergeht und Pip steht in der Lehre zum Schmied in der heimischen Werkstatt bis eines Tages ein mysteriöser Anwalt auftaucht und verkündet das Pip zu einem ansehnlichen Vermögen kommen wird, sofern er sich in London zu einem Gentleman erziehen lassen will – anders gesagt zu einem Jungen mit Grossen Erwartungen. Der Traum eines jeden Menschen in Armut ist wahr geworden und die verstiegendsten Phantasien von der nüchternen Wirklichkeit übertroffen! Wer die/der grosszügige Wohltäter/in ist bleibt natürlich ein Rätsel und das Geheimnis bleibt über lange Zeit verhüllt. Über zwei Drittel des Romans erleben wir Pip in der Entwicklung zu und als Gentleman und wie er sich dank oder wegen seinem Reichtum zu verändern beginnt und das nicht nur zum Guten. Es ist ein Lebensabschnitt des sozialen Aufstiegs und Verschwendungssucht, später aber auch einer der seelischen Läuterung, der Selbsterkenntnis und menschlichen Reifung. Wie sagt man so schön, kein Lack kann die wahre Maserung des Holzes übertünchen und je mehr Lack man aufträgt desto unverkennbarer tritt die Maserung hervor.
Charles Dickens veröffentlichte diesen Bildungsroman 1860/61 Stück für Stück in seinem eigenen Magazin. Jede Woche ein neues Kapitel und das über zwei Jahre hinweg. Er beschreibt das zeittypische victorianische England mit all den Schattenseiten. Slums und Gefängnisse, Armut, Gewalt und Tod aber auch die Heuchelei der elitären Gesellschaft, die abgeschottete und gefühllose Welt der Snobs und Gentleman. Es ist viel menschliches und unwahrscheinliches in den tiefen der Charakteren zu finden. Die Namen einprägsam und nicht zufällig gewählt, Pip trifft allenthalben auf illustre Gestalten auf seiner Reise durchs Leben.
Charles Dickens ist ein Autor von Weltformat und dieses Buch bereitet dem Leser der bereit ist sich darauf einzulassen sehr viel Lesespass. Dennoch erlaube ich mir, mit einem schlechten Gewissen und all der Demut die ich dem Autoren entgegenbringe, zwei Eulenpunkte abzuziehen da es doch die ein oder andere Länge in dieser Geschichte hat. Dickens ist ein genialer Fabulierer mit überbordener Phantasie aber zwischendurch verliert er sich in den Figuren und den Handlungen und eine Kürzung bzw. Straffung an den richtigen Stelle wäre meiner Meinung zum Wohle des Romans gewesen. Alles in allem acht Eulenpunkte für einen lesenswerten Klassiker.
Edit: Gelesen habe ich das unten angehängte Buch
@ sapperlot
ja, das ist richtig schwer so einem Autor zwei Punkte abzuziehen - aber ich weiß genau, was Du meinst.
Danke für die schöne Rezi!
Vielen Dank, das klingt richtig gut. Ich habe mir das Buch auf die Wunschliste gesetzt.
(Der Preis ist ja ziemlich enorm - aber es gibt schließlich Geburtstage und Weihnachten)