Originaltitel: „Staring at the Sun – Overcoming the Terror of Death”
Meine Rezension bezieht sich auf die englischsprachige Ausgabe. Die deutsche Ausgabe erscheint im September 2008.
Zum Buch
Gibt es ein Leben vor dem Tod? Über die Dinge im Leben, die wirklich wichtig sind ...
Die größte Herausforderung für den Menschen ist es, seiner eigenen Sterblichkeit ins Auge zu blicken. Die Angst vor dem Tod unterscheidet den Menschen vom Tier: Jede Religion, jede Kulturleistung ist ein Versuch, sich das Undenkbare begreiflich zu machen. Der amerikanische Psychoanalytiker und Bestsellerautor Irvin D. Yalom nähert sich in diesem Buch einer der größten Fragen der Menschheit sowohl auf der professionellen wie auch auf einer zutiefst persönlichen Ebene. "Auch ich fürchte den Tod wie jeder Mensch", schreibt Yalom, "er ist unser düsterer Schatten, der sich nicht abschütteln lässt." In seiner praktischen Arbeit hat er andererseits erfahren, wie sehr das Wissen um den nahen Tod bei vielen seiner Patienten zu einer vollkommenen Neuorientierung, ja Bereicherung führte. Wie sie auf einmal in der Lage waren, Entscheidungen zu treffen, die ihnen wirklich am Herzen lagen. "In die Sonne schauen" ist deshalb nicht nur eine Auseinandersetzung mit der Endlichkeit des Lebens, sondern auch ein Plädoyer für ein bewusstes Leben. "Es ist kein düsteres Buch", so Yalom, "meine Hoffnung ist vielmehr, dass wir begreifen, wie kostbar jeder Moment ist und wie tröstlich unser Miteinander, wenn wir unserer Endlichkeit, unserer kurzen Zeit im Licht, wirklich ins Auge sehen."
Über den Autor
Irvin D. Yalom wurde 1931 als Sohn russischer Einwanderer in Washington, D.C. geboren. Er gilt als einer der einflussreichsten Psychoanalytiker in den USA und ist vielfach ausgezeichnet. Seine Fachbücher gelten als Klassiker. Seine bislang drei Romane wurden international zu Bestsellern und zeigen, dass die Psychoanalyse Stoff für die schönsten und aufregendsten Geschichten bietet, wenn man sie nur zu erzählen weiß.
Meine Meinung
Das Buch ist eine Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit. Der Titel bezieht sich auf ein Zitat von François de la Rochefoucauld: „Le soleil ni la mort ne se peuvent regarder en face“ (Der Sonne und dem Tod kann man nicht ins Anlitz schauen). Während Yalom de la Rochfoucauld zustimmt, was die Sonne angeht, plädiert er mit seinem Buch dafür, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen. Er geht davon aus, dass jeder irgendwann in seinem Leben Angst vor dem Tod hat, auch wenn diese Angst nicht immer offensichtlich ist, sondern verdeckt sein kann durch andere psychische oder körperliche Symptome. In seinem Buch beschreibt er unterschiedliche Ängste, die Menschen haben können (zum Beispiel ist es ein Unterschied, ob man Angst vor dem Sterben oder Angst vor dem Todsein hat). Er geht auf verschiedene Möglichkeiten ein, mit der Angst vor dem eigenen Tod umzugehen. Das Buch ist humanistisch-säkular geschrieben. Während Yalom verschiedene religiöse Anschauung von Wiedergeburt oder Unsterblichkeit der Seele als valide Möglichkeiten ansieht, mit der Angst vor dem Tod umzugehen, geht er auf diese Möglichkeiten nicht näher ein. Yalom glaubt vor allem an ein Leben vor dem Tod und er stellt Ideen vor, wie man mit der Angst vor dem „Nicht-mehr-existieren“ umgehen kann und wie man sein Leben vor dem Tod sinnerfüllt leben kann. Für Mensche, die davon ausgehen, dass es nach dem Tod in irgendeiner Form weitergeht, ist das Buch vielleicht nicht das richtige.
Das Buch ist für Laien geschrieben, nur das letzte Kapitel richtet sich direkt an Therapeuten, wobei Yalom gleich sagt, dass er hofft, dass es für Nicht-Therauten auch verständlich ist und ich bin mir sicher, dass es auch so ist. Ich fand das Buch als Auseinandersetzung mit dem Thema „Angst vor dem Tod“ gut für Leser, die sich noch gar nicht mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Ich habe allerdings schon relativ viel von Yalom gelesen und auch Teile seines Lehrbuches über Existentielle Psychotherapie, so dass ich nicht viel Neues gefunden habe. Der Roman "Die Schopenhauer-Kur", der sich ja auch mit dem Thema auseinandersetzt, hat mir eigentlich besser gefallen. Trotzdem ist es ein warmherzig geschriebenes Buch, das ich zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod empfehlen würde.
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