Die Angst ist dein größte Feind - Polizistinnen erzählen -Volker Uhl (Hrsg.)

  • Erschienen 08/08
    251 Seiten ISBN- 10: 3492252176
    ISBN- 13: 978-3-492-25217-1


    Kurzbeschreibung:


    Im Fernsehen sehen wir patente Kommissarinnen, und wenn es brenzlig wird, kommt auch schon der hilfreiche Kollege um die Ecke, um sie zu beschützen. Doch wie sieht die Wirklichkeit aus? Hier berichten Polizistinnen erstmals von ihrer Arbeit: Wie sie Kinder in Not retten konnten, von dem Adrenalinschock, wenn der Täter körperlich ungleich stärker ist als sie selbst, von ihrem weiblichen Instinkt, der schon so manchen Täter überführte. Lebensnahe, authentische Geschichten über eine ganz besondere Herausforderung.



    Über den Autor:


    Gründer der Polizei-Poeten, bis März 2007 Kriminalbeamter und Konfliktberater bei der PD Ludwigsburg; nun stv. Fachkoordinator für Konflikthandhabung und Krisenmanagement an der Akademie der Polizei Baden-Württemberg in Freiburg im Breisgau.


    verh., 3 Kinder, lebt mit seiner Familie in der Nähe von Freiburg.


    (Von der Homepage der Polizeipoeten, nachdem BJ daraufhingewisen hat bei amazon steht Quatsch).

    Dazugehörige Homepage: www.polizei-poeten.de


    Meine Meinung:


    Der dritte Band der von Volker Uhl nicht geschriebenen, sondern herausgegebenen Geschichten umfasst diesmal neunzehn Erzählungen. Geschichten von unterschiedlicher erzählerischer Qualität unter Verwendung unterschiedlicher Stilmittel, zwischen fünfundvierzig Seiten lang bis drei Seiten kurz. Umfasst wird ein Zeitrahmen von über fünfzig Jahren, vom Beginn der fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts bis in unsere aktuelle Gegenwart.


    Janine ist keine Krankenschwester- aber sie kann nicht ausgehen, ohne dass sie als "Bulette" angemacht wird oder sich einer findet, der meint sie sollte sein Knöllchen kassieren- die einzige Hilfe erscheint ihr sich als Krankenschwester auszugeben. Ein Indianer kennt keinen Schmerz, meint Christine, die Uniform ist ihr Panzer in dem sie funktioniert und funktionieren muß- bis sie an einem posttraumatischem Belastungssyndrom fast zerbricht. Beziehungskrise beim Streifenteam der Autobahnpolizei- alle Kollegen meinen und sticheln die zwei hätten etwas miteinander, dabei sind sie Freunde, die im Dienst sich blind aufeinander verlassen müssen und können und die mit der Eifersucht ihrer Partner und der Sehnsucht nach deren Nähe zu kämpfen haben. Die Unnahbare wir von den Kollegen gemobbt, in die Verzweiflung getrieben. Fotos am Tatort, nur Fotos macht eine Erzählerin, Fotos in einer ausgebrannten Wohnung inmitten von Ascheflocken. Sie hält Distanz zur Wahrheit, der sie doch nicht entfliehen kann. Die Ohnmacht, wen man genau weiß wer der Täter ist, aber man kann es nicht beweisen, Kindesmißbrauch und Kindesvernachlässigung- das sind die Dinge, da müssen immer die Frauen ran.


    Berührende Geschichten, Geschichten, die selbst starken Tobak gewöhnten Menschen, wie ich das aufgrund meiner berufliche Nähe zu der Arbeit der Polizei meine zu sein die Tränen in die Augen treiben. Ich lese die Akten, sehe die Bilder. Diese Erzählungen sagen etwas aus, das in den Protokollen fehlt. Sie zeigen die Menschen, die Ängste und die Emotionen in den Uniformen, den Einzelnen und das Team. Die Menschen, die dazu da sind die Ereignisse aufzunehmen, sie zu verarbeiten zu Tatbeständen, die Menschen, die am Tatort das Grauen erleben, die Hirnmasse auf der Motorhaube, die im Gerichtsaal dann objektiv berichten sollen, sachlich über Erlebnisse, die alles andere sind als sachlich. Die Menschen, die nicht nur Erlebnisse und Protokollen verarbeiten müssen, sondern das erlebt auch selbst, in ihrem Leben einsortieren und verarbeiten müssen.


    Seit ich den ersten Band dieser Reihe gelesen habe gehe ich anders mit meinem Gegenüber in Uniform um. Selbst wenn ich im Gerichtssaal als Verteidiger nicht selten in einer Gegnerrolle zum Ermittlungsbeamten auftrete, das Wort "Bulle" im despektierlichen Sinne ist bei mir aus dem Sprachschatz gestrichen, der Respekt vor der harten und verantwortungsvollen Tätigkeit ist durch diese Bücher enorm gewachsen.


    Gut, mancher mag keine Kurzgeschichten, keine Erzählungen. Für dieses Buch lohnt es sich die Ausnahme zu machen und es einfach zu lesen.


    edit: Berichtigung

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

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  • Danke für die Rezi. Erst hier im Forum bin ich auf die Bücher von Volker Uhl aufmerksam geworden und obwohl ich keine Kurzgeschichten mag, stehen diese Bücher doch mittlerweile auf meiner Wunschliste.

    liebe Grüße
    Nell


    Ich bin zu alt um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein (Goethe)

  • Danke Beo für die Rezi...ich denke ich werde mir das Buch auch zulegen.


    PS: Kannst du die ISBN noch mit anfügen das man das Buch sieht? *büdde*

    LG Melanie
    :lesend


    „Egal wie tief man die Messlatte des geistigen Verstandes eines Menschen legt, es gibt jeden Tag jemanden der bequem darunter durchlaufen kann!“

  • Nein, "baby...", das mit dem "Dr." als Namenszusatz bei Volker, ist gar nicht so weit hergeholt. Denn, wer in der Homepage von Piper liest, wird fündig. Dort steht tatsächlich vom Dr. . . . (soll in Wirtschaft oder so promoviert haben). Also, ich jedenfalls habe das so in der besagten Homepage erst kürzlich gelesen.


    Gruß

  • Volker, ist definitiv kein Dr. und bei dem bei Amazon genannten Herrn, handelt es sich nicht um unseren Herausgeber.
    Da scheint ein Fehler vorzuliegen, welchen Volker aber bereits richtig stellt.


    Profiler, ich warte übrigens bezüglich unserer Emailkorrespondenz immer noch auf die Nennung deines Namens, ich finde es immer ein wenig unhöflich, wenn jemand mich kennt, sich aber weigert, mir zu sagen, wer er ist..... :wave


    Und für alle Interessierten verlinke ich dann das hier noch schnell...


    25.09.2008 Buchvorstellung der Polizeipoeten Band 3 in Freiburg

  • Hab das Buch bekommen, zu Lesen begonnen und nicht eher aus der Hand gelegt, bis es ausgelesen war. Zwischendurch brauchte ich allerdings immer wieder kurze Pausen zum Nachdenken, Nachsinnen, um das Gelesene nachklingen zu lassen.


    Polizistinnen erzählen aus ihrem Erfahrungsschatz. Entstanden sind Geschichten und Texte, die wenigstens in Ansätzen den Facettenreichtum dieses Berufs darstellen. Immer wieder geht es um den Umgang mit Gefühlen, die ja nicht ausbleiben können, wenn man tagtäglich an den sozialen Brennpunkten arbeitet, wenn man immer wieder mit dem Leid anderer Menschen, mit nervenaufreibenden Ereignis und nicht zuletzt mit Gefahren für sich und anderen konfrontiert wird. Die Autorinnen erzählen davon und geben uns damit die Möglichkeit hinter den Uniformierten auch Menschen zu erleben, die Feierabend haben (wollen) und doch den Beruf nicht mit der Uniformjacke ablegen können, für die Kollegen Tagesbegleiter sind und Menschen, auf die man sich u.U. blind verlassen können muß - wo Vertrauen und Vertrautheit entsteht, Nähe und Distanz bisweilen zu einem echten Problem wird und damit auch Enttäuschungen nicht ausbleiben.
    Wir fahren dabei einfach mit auf Streife, zu Ereignisorten, zu Bürgerinnen und Bürgern und schauen den Damen und ihren Kollegen bei der Arbeit zu.


    Besonders interessant finde ich einen Beitrag, in dem eine mittlerweile 84jährige Dame über ihre Zeit in der Kripo in den 50er Jahren berichtet und erzählt.


    Ich fand es spannend, interessant und sehr aufschlußreich. Bei manchen Texten habe ich kräftig schlucken müssen, um Tränen zu vermeiden. In anderen Situationen musste ich schmunzeln.
    Ich danke allen Autorinnen für ihre lebendigen Erzählungen. Ich kann das Büchlein allen empfehlen, die sich für die Arbeit der Polizei interessieren und die dabei wunderbare Menschen kennenlernen wollen.

  • Meine Belegexemplare sind dann heute auch angekommen, hab eben mal reingeschmökert und bin mit dem Bild sehr zufrieden. :-]


    @ Licht
    Danke für die nette Rezi... :wave

  • Zitat

    Original von Babyjane
    ... bin mit dem Bild sehr zufrieden. :-]


    kannste auch sein :)



    und dabei möchte ich noch ergänzen: es macht das Buch auch so sympathisch, dass man zu den Geschichten Gesichter sieht... nicht zu allen, aber doch zu einigen. BJ, wollten oder sollten nicht alle aufs Bild? Weißt Du da was drüber?

  • Ich weiß es nicht genau, kann mir aber vorstellen, daß einige Kolleginnen nicht wollten, ich habe es mir auch lange überlegt, ob ich mit den Poeten so in die Öffentlichkeit will, wie es nun mittlerweile der Fall ist.
    Bis jetzt waren die Rückmeldungen allerdings durchweg positiv und meine Befürchtungen im Bezug auf eine Veröffentlichung mit komplettem Namen und dem Wohnort sind zum Glück ausgeblieben, ich hoffe, daß das weiterhin so bleibt.


    Ich kann allerdings sehr gut verstehen, daß die ein oder andere Kollegin gesagt hat, lieber nicht.
    Bei anderen spielte vielleicht auch die Entfernung eine Rolle, die Susanne Eichel ist ja herum gereist und hat die Fotos bei den Autoren zu Hause gemacht, mein Foto stammt z.B. auch aus der Reihe für das Zweite Buch, damit sie nicht noch mal extra nach Kerpen reisen mußte.


    Woran es genau lag, kann ich dir nicht sagen.

  • @BJ
    Bist du auch in diesem Buch vertreten? Wenn nein, in welchem dann? Wenn ja - dann werde ich es mir auch kaufen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • @BJ
    Dann werde ich das Buch wohl gleich mal bestellen. Würdest du mir ggf. beim Eulentreffen auch eine Widmung reinschreiben? :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Babyjane
    :grin
    Das würde ich wohl machen


    Danke. Buch ist bestellt. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Babyjane
    Danke, Widmung gibts aber nur bei positiver Rückmeldung :schlaeger




    :rofl



    Nee, ist klar...... :grin :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Hab das Buch gestern auch bestellt nach den schönen Rezensionen:-] ...aber ich will auch ne BJ-Widmung *fußaufstampf*...warum wohn ich immer so weit weg von allem?:gruebel

    LG Melanie
    :lesend


    „Egal wie tief man die Messlatte des geistigen Verstandes eines Menschen legt, es gibt jeden Tag jemanden der bequem darunter durchlaufen kann!“