Irene Nemirovsky - Jesabel

  • Titel: Jesabel
    Autorin: Irene Nemirovsky
    Verlag: btb
    Erschienen: August 2008 als Taschenbuch
    Seitenzahl: 224
    ISBN-10: 3813502821
    ISBN-13: 978-3813502824
    Preis: 9.00 EUR


    Jesebel nicht diejenige, die den Propheten Elija ermorden wollte? So ganz habe ich den Titel dieses Buches nicht in Bezug zu seinem Inhalt bringen können, aber das ist wirklich nur von marginaler Wichtigkeit.


    Dieses Buch spielt im Paris der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Gladys Eysenach ist eine sehr attraktive Frau und seit ihrer Kindheit von dem Wunsch besessen, ihr Leben lang jung, schön und für die Männer begehrenswert zu bleiben. Für dieses Ziel ist ihr kein Preis zu hoch, selbst nicht das Leben ihrer Tochter. Das Buch beginnt damit, dass Gladys vor einem Pariser Schwurgericht des Mordes an dem jungen Bernard Martin angeklagt wird. Am Ende dieses ersten Abschnitts wird ein Urteil gesprochen und in einem Rückblick erfährt der Leser so dann, wie es zu dieser Tragödie kommen konnte.


    Irene Nemirovsky war Jüdin und wurde 1942 in Auschwitz ermordet. 1903 in Kiew geboren flieht sie vor der Oktoberrevolution mit ihrer Familie nach Paris. Ihr Roman „David Golder“ macht sie schlagartig zum Star der Pariser Literaturszene. In ihrem Buch „Erträumte Erinnerungen“ (zurzeit offenbar vergriffen) beschreibt die Tochter von Irene Nemirovsky Elisabeth Gille in einem autobiographischen Roman das Leben ihrer Mutter. Elisabeth Gille war fünf Jahre alt als man ihre Mutter nach Auschwitz deportierte.


    Mit „Jesabel“ ist Irene Nemirovsky ein echtes Meisterwerk gelungen. In einer ruhigen, aber trotzdem sehr einfühlsamen Sprache, schildert sie das Verlangen der Gladys Eysenach nach „ewiger Jugend“. Bemerkenswert ist, dass sie nicht verurteilt, sondern dem Leser letztendlich die Wertung überlässt. Der Schluss Buches mag vielleicht sogar vorhersehbar sein, fügt sich aber perfekt in die gesamte Erzählung ein, ein anderer Schluss wäre vielleicht auch zu banal gewesen. Großartig ist es der Autorin gelungen, dass nicht alltägliche Verhältnis zwischen Mutter und Tochter zu schildern. Obwohl sich beide offensichtlich lieben, ist Gladys nicht in der Lage ihrer Tochter das zu geben, was diese benötigt. Ihre Selbstbezogenheit geht soweit, dass sie dem Glück ihrer Tochter mit fadenscheinigen Argumenten im Wege steht und auch durch den Tod der Tochter nicht bereit ist neue Wege zu gehen.


    Ein faszinierendes Stück Literatur hält man mit diesem Buch in Händen. Und man kann der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG wirklich nur zustimmen wenn sie schreibt: „Eine Aufforderung an alle Liebhaber großer Erzählliteratur, in ihren Regalen reichlich Platz für die viel zu schnell vergessene Autorin freizuräumen.“


    Irene Nemirovsky eine wirklich großartige Erzählerin, viele von dieser Art gibt es nicht und gab es wohl auch nicht.


    Sehr lesenswert.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • :wow Ein unbekannter Freund.
    Hab noch nichts davon gehört, werde ich aber sofort notieren. Hört sich sehr gut an.
    Danke für die schöne Empfehlung, Salonlöwin! :knuddel1


    ...zum Ball
    wird gemacht!

    so many books...so little time



    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Eli ()

  • Ich habe heute mal in die Woman-Hörbuch-Edition reingelauscht: Andrea Eckert hat eine überraschend tiefe Frauenstimme, aber ich konnte mich nicht in die Geschichte hineinfinden. Das war ein Buch, das ich nicht hören, sondern eventuell lieber selber lesen möchte. Aber ist ja kein Schaden entstanden, die CD war bloß geliehen. :-)

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)