Ju Honisch- Das Obsidianherz

  • Kurzbeschreibung (laut amazon):
    München 1865. Ein magisches Manuskript, dessen Inhalt in den falschen Händen von ultimativer Zerstörungskraft sein kann, ist verschwunden. Der britische Agent Delacroix erhält den Auftrag, die Schrift aufzuspüren und zurückzubringen, wobei ihm zwei junge bayerische Offiziere sowie ein Magiewissenschaftler hilfreich zur Seite stehen. Doch auch das Böse trachtet in mannigfaltiger Form nach der Macht des Manuskripts, um die Welt in ein Abbild seiner eigenen grausamen Phantasien umzuwandeln.
    Nichts von all dem ahnt Miss Corrisande Jarrencourt, eine junge Dame, die in München nur einen wohlsituierten Ehemann sucht. Ins Geschehen hineingezogen muss sie feststellen, daß es auf dieser Welt Dinge gibt, von deren Existenz sie bis dahin nichts ahnte ...



    Über die Autorin war nicht wirklich viel zu finden. Sie hat bislang einen Kurzegschichtenband veröffentlicht und ist zudem Liedermacherin und Sängerin. „Das Obsidianherz“ ist ihr erster Roman.



    Eigene Meinung:
    Durch eine liebe Eule (danke nochmals :wave) wurde ich auf dieses Buch aufmerksam gemacht und muß sagen: ich habe die Lektüre keine Sekunde bereut.
    Es fällt genau in mein Beuteschema- würde es in London anstatt in München spielen, würde ich sagen, es handelt sich um viktorianische Phantastik. Das Setting ist neu und unverbraucht, aber dennoch wirklich atmosphärisch geschildert. Die engen gesellschaftlichen Konventionen und die Schamhaftigkeit von Corrisande (zumindest in manchen Bereichen :grin) hat mich manches Mal im positiven Sinne an Grazia aus Sabine Wassermanns „Das gläserne Tor“ erinnert.
    Die phantastische Komponente fügt sich so natürlich in das historische Setting ein, daß man fast hätte glauben können, die Sí und Magie existierten wirklich. Auch die Darstellung der Sí hat mich überzeugt- wahrlich keine kleinen geflügelten, süßen Feenwesen, sondern ganz anders als die Menschen und uns doch wieder nicht unähnlich.
    Die Erzählperspektive wechselt von Kapitel zu Kapitel, dennoch schafft die Autorin, daß die Handlung spannend bleibt und vorangetrieben wird. Der Leser, der ja mehr Informationen hat als die handelnden Personen, beginnt schon bald mit zu fiebern und mit zu raten. Davon hätte sich Gordon Dahlquist eine dicke Scheibe abschneiden können. Dessen „Glasbücher der Traumfresser“ interessieren mich zwar inhaltlich brennend, allerdings ist das Ganze so zäh, daß ich über die ersten drei Kapitel noch nicht herausgekommen bin- wenigstens machen sie sich gut im Regal. ;-)


    Mich hat das „Gesamtpaket“ wirklich überzeugt (von kleineren Längen zu Beginn der Geschichte mal abgesehen) und gerade weil es in meiner kleinen, bevorzugten Lesenische der Phantastik so wenige Veröffentlichungen gibt, bin ich besonders kritisch. Frau Honisch braucht sich vor einem Vergleich mit internationalen Autoren nicht zu verstecken :anbet.
    Ein großes Lob muß ich wohl auch dem Verlag Feder&Schwert aussprechen, der sich getraut hat abseits der ausgelutschten Phantastik-Themen zu veröffentlichen. Bleibt zu wünschen, daß die Leser das auch durch viele Käufe belohnen. Ich bin jedenfalls auch bei den Nachfolgebänden (die wohl schon geschrieben in der Schublade der Autorin liegen und im gleichen Setting spielen) wieder mit dabei.

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)

  • Danke für die schöen Rezi, grottenolm! :knuddel1
    Ich werde das Buch im Auge behalten.

    Versuche zu kriegen, was du liebst, sonst bist du gezwungen, das zu lieben, was du kriegst
    :lesend"Herren der Unterwelt;Schwarzer Kuss" Gena Showalter

  • Tolle Rezi, ich kann die Eindrücke von grottenolm nur bestätigen. Dieses Buch ist einfach extraklasse, ich habe es nur so verschlungen. Das Gute, die Autorin hat schon Bd. 2 + 3 geschrieben und diese werden wohl in näherer Zukunft wieder bei Feder & Schwert erscheinen. Momentan schreibt die Autorin an Band 4.

    Ein schönes Buch ist wie ein Schmetterling. Leicht liegt es in der Hand, entführt uns von einer Blüte zur nächsten und lässt den Himmel ahnen. (Lao-Tse)

  • So nun meine bescheidene Rezi:


    Zum Inhalt:
    Ein geheimnisvolles Manuskript, mit dem man die Welt nach seinen wünschen verändern bzw. beherrschen kann, wird von den verschiedensten Parteien gesucht. Nachdem es von jemand Unbekannten entwendet wird, steht ein ganzes Münchner Nobelhotel unter einem magischen Bann, der alle übernatürliche Wesen gefangen hält. Die Personen in ihm, sollen bald einen Höllentrip erleben, wobei nicht nur der Stolz, die Liebe und das Leid auftreten werden. Neben tapferen Soldaten, einer arroganten Opernsängerin, finden sich auch Magier und andere übernatürlich Wesen im Hotel. Die junge Corrisande sucht derweile im selbigen ihren "Traummann", muss aber bald feststellen, dass dies kein Aufenthalt wie immer ist. Jeder wird in den Fall verstrickt und bald merken alle, dass nichts so ist wie es scheint und sich ihre Welt verändern wird- besonders die der Corrisande.



    Meinung:
    Die Idee mit den übernatürlichen Wesen der Fey ist schön ausgedacht. Aus den verschiedensten Perspektiven erfahren wir nicht nur etwas über die Charaktere, sondern auch immer häppchenweise etwas über die Beschaffung des Manuskriptes oder der Vernichtung des Bösen. Dadurch entstehen manchmal Wiederholungen, die mir auch oft zu viel waren. Aber man hat auch das Gefühl direkt über allen zu stehen und mehr zu wissen, als die Figuren. Diese sind sehr gut ausgearbeitet und kommen glaubwürdig rüber. Sie gehören verschiedensten "Gattungen" und Herkünften an , aber machen auch eine Entwicklung im Roman durch.


    Der Leitfaden ist durchgängig gut, aber im mittleren Teil wurde es mir zu langatmig, da die Geschichte des Manuskriptes nicht vorankam, sondern immer um den heißen Brei geredet wurde. Später merkt man, dass es für die Charktere und den Showdown wichtig ist. Die Spannung ist hauptsächlich im ersten und letzten Drittel zu finden und es liest sich immer sehr leicht, aber nicht anspruchslos. Die Sprache enthält keine ständigen Wortwiederholungen, sondern ist durchdacht und reif. Ebenso die Perspektivwechsel und die etwas ältere Sprache der Figuren überzeugt.


    Interessant ist, dass der Roman fasst nur im Hotel spielt und man trotzdem nie davon zu wenig bekommen kann. Im Buch selbst gibt es immer wieder bestimmte Leitthemen, die mir aufgefallen sind. Zum einen geht es um Sehnsucht. Nach richtiger Liebe, nach Blutdurst, nach Anerkennung und Macht. Besonders, die Liebe suchen einige Figuren in diesem Buch, aber auf verschiedenste Weise. Auch der Wunsch nach Freiheit und dem Ausbrechen aus gesellschaftlichen Korsetts treten hervor, besonders bei der Corrisande. Interessant ist auch, dass Rassismus miteingesponnen wurde. Denn ein z.b. verrückter Magier , der sich an der Menschheit für all den Pein rächen will , erinnert sehr an die Nazis oder Verurteile gegen andere Wesen bzw. Schichten treten auf.


    Im Ganzen ein sehr gutes Buch. Meine Bewertunge hat Abstriche, die wohl sehr subjektiv sind. Da ich den mittleren Teil viel schwächer als die anderen fand und wirklich riesige Motivation aufbringen musste, wegen der teilweise langamtigen Sprache, weiterzulesen. Auch hätte ich mir mehr über das Manuskript gewünscht, was eher nebensächlich ist und wohl erst in folgenden Romanen mehr beleuchtet wird. Das fand ich schade, es hätte ruhig mehr Verschörungstheorien geben können. Aber der elegante Stil mit historischen und fantastischen Elementen in dieser Art Liebesroman, fügen sich perfekt ein.


    Ich geben 7/10 Punkten.

  • Ja also das war eine tolle Rezi! Die mich gleich mal dazu verleitet dieses Buch auf mein WL zu setzen.. Leider wird es noch ein bisschen warten müssen! Aber ich will es unbedingt! :beleidigt

  • Na ja, kleines TB das ist doch etwas übetrieben, :grin Band 1 hat zumindest an die 600 Seiten, ich habe mir nämlich das Buch schon zugelegt. Band 2, soll dann 800 Seiten haben, wenn das tatsächlich so ist, kann ich es sogar verstehen, dass es geteilt wurde. Leider werden inzwischen ja viele TB in der gleichen Preisklasse angeboten.


    LG sassenach

    Ein schönes Buch ist wie ein Schmetterling. Leicht liegt es in der Hand, entführt uns von einer Blüte zur nächsten und lässt den Himmel ahnen. (Lao-Tse)

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