Fragen Sie den Papagei - Richard Stark

  • Parker ist zurück und muss schon wieder vor der Polizei flüchten. Aber keiner rennt für immer - Parker lässt sich von dem Landei Tom Lindahl retten, welcher ihm, der dringend Geld braucht, einen lukrativen Jobvorschlag unterbreitet.


    Die frühen Parker-Romane waren schnelle und dreckige Großstadt-Thriller, die der einsame Wolf Parker auf der Suche nach einträglichen Jobs durchstreifte. Partner hatte er nur wärend der Überfälle - die selten so abliefen wie geplant und somit immer für eine interessante Story gut waren. (In einigen Romanen ist der Teilzeit-Schauspieler Grofield sein Partner, der von Stark auch eigene Geschichten auf den Leib geschneidert bekam)
    In das hier verwendete Kleinstadt-Setting mag sich Parker nicht recht einfügen, so reizvoll dieser Kontrast auch auf den ersten Blick erscheinen mag: Großstadgangster gegen Landei-Gauner.
    Es bleibt ein guter, ordenlicher Thriller, den ich durchaus gerne gelesen habe, allerdings weckt dieses Buch in mir auch den Wunsch, die guten alten Richard-Stark-Romane wieder hervorzukramen.
    Bei den noch ausstehenden Parker-Storys warte ich auf die veröffentlichung bei dtv, in der Hoffnung das der alte Haudegen einen würdigen Abgang hinkriegt.

  • Meine allererste Begegnung mit Parker und ich bin begeistert.


    Parker ist ein Dieb, ein professionler Verbrecher. Es ist sein Beruf.
    Der nüchterne Erzählstil passt total zum Protagonisten. Leidenschaftslos nimmt er hin, was kommt, analysiert es und handelt entsprechend. Wie sollte da die Gefühlswelt des Protagonisten geschildert werden? Er hat keine!


    Für mich ist gerade das Fehlen emotionaler Auslotung der Figur das Spannende an dem Roman. Es lässt jede Menge Freiheit für eigene Gedanken und Interpretationen. Ich empfand den Stil des Krimis als erfrischend klar und den Plot als spannend.


    Die Rolle des Papageis - grandios. Der Autor hat durchaus Humor.


    Für mich war es das erste Buch von Richard Stark, aber garantiert nicht das Letzte.


    Für diesen Krimi gebe ich 9 von 10 Eulenpunkten.

  • Zu diesem Buch habe ich nur gegriffen, weil ich es für einen Wettbewerb angemeldet habe. Ohne große Erwartungen habe ich mit dem Lesen begonnen und war überrascht, wie schnell mich die Geschichte in ihren Bann gezogen hat.


    Lindahl lebt zurückgezogen und verbittert in dem kleinen Ort Pooley. Indem er sich aus Frustration und Selbstverachtung mit dem flüchtigen Verbrecher Parker zusammentut, hofft er sein Leben zu ändern. Doch bald fällt es ihm schwer mit den Ereignissen Schritt zu halten und er kommt sich vor wie ein Rodeoreiter, der zum ersten Mal in seinem Leben auf einem wildbockenden Bronco sitzt, und dass ein Sturz eine unglaubliche Katastrophe nach sich ziehen würde.


    Parker wird als abgebrühter und kühler Gangster beschrieben, der schnelle Entscheidungen trifft. Er ist frei von jeglicher Emotion und das Einzige, was ihn vom Töten abhält, ist die Tatsache, dass das nur die Motivation der Polizei erhöht ihn zu schnappen. Wenn es sich jedoch nicht vermeiden lässt, dann tötet er ohne jegliche Reue.
    Er dringt in den Mikrokosmos dieser Kleinstadt ein und wirbelt das Leben einiger Einwohner durcheinander. Er weht durch ihr Leben wie ein kalter Wind durch Herbstblätter und es ist interessant welche Eigenschaften und Reaktionen der Betroffenen dabei zu Tage treten.


    Mit Parker hat Richard Stark eine Figur geschaffen, die ich trotz (oder gerade wegen) ihrer kriminellen Energie und Emotionslosigkeit faszinierend finde.


    Ich gebe 8 von 10 Punkten

  • Ich habe dieses Buch eigentlich nur gelesen, weil es von den Wortführern in meinem Krimi-Treff so hochgelobt wurde und ich mal sehen wollte, was diesen Leuten so gut gefällt - und weil ich ein Buch eines toten Autors fürs Bücherbingo brauchte... ;-)


    Tja, also mein in mein normales Beuteschema bei Krimis fällt es nicht, aber es hat mir nicht schlecht gefallen. Ein bisschen hat mich Parker an den Driver aus James Sallis' gleichnamigem Roman erinnert und ich muss sagen, ich mag solche Typen. Endlich mal kein gestörter Psychopath mit Kindheitstrauma, sondern einfach ein knallharter Berufsverbrecher, der aber doch auch über ein Art Berufsethos verfügt. Diese Kerle sind in neueren Krimis leider kaum noch zu finden, aber gerade darum hat es Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen.


    Es war zwar nicht so wirklich spannend, da ja irgendwie von vorneherein klar war, dass Parker da schon wieder rauskommen wird, aber es war trotzdem unterhaltsam. Warum das Buch nach dem Papagei benannt ist, der ja nun wirklich nur eine verschwindend kleine Nebenrolle spielt, ist mir zwar nicht ganz klar geworden, aber egal.


    Ich habe das Buch übrigens im Original gelesen und es hat mir auch sprachlich sehr gut gefallen. Nicht zuviel Slang, einfach geradlinig und schnörkellos - das hat genau zu Parker gepasst. Dass man kaum Einblicke in Parkers Charakter und seine Gedankenwelt bekommt, fand ich in sich stimmig, denn ich glaube, dass ein Typ wie Parker weder besonders viel Tiefgang hat noch über viele Emotionen verfügt. Und Gedanken macht er sich allenfalls um sich selbst und darum, wie er den nächsten Coup angehen soll bzw. heil aus einer Situation wieder rauskommt, aber mehr auch schon nicht.


    Ich vergebe 8 Eulenpunkte! :-)


    LG, Bella