Verlag Nagel&Kimche, 528 Seiten, Juli 2008
Originaltitel: La batalla del calentamiento
Übersetzt aus dem Spanischen von Sabine Giersberg
Handlung:
Argentinien, 1984. Pat Finnegan versteckt sich mit ihrer kleinen Tochter Miranda in einem Dorf in Patagonien vor einer mysteriösen Gefahr. Durch Zufall treffen die beiden auf Teo, einen Sprengmeister aus Buenos Aires, der sich unsterblich in Pat verliebt. Die beiden werden ein Paar, doch allmählich beginnt Teo an Pats Geschichte zu zweifeln. Ist Mirandas Vater wirklich tot, wie sie behauptet? Wovor genau ist Pat auf der Flucht? Figueras entfaltet mit Herz und grandiosem Erzähltalent ein farbenprächtiges Panorama des Lebens, in dem sich der Leser lustvoll verliert.
Zum Autor:
Marcelo Figueras, geboren 1962 in Buenos Aires, arbeitete als Journalist für verschiedene Zeitschriften, als Kulturredakteur für die Tageszeitung Clarín und als Redakteur der Zeitschrift Viva. Er veröffentlichte vier Romane und schrieb mehrere Drehbücher, etwa zum Roman Brennender Zaster von Ricardo Piglia und zu eigenen Romanen. Der Kinofilm Kamtschatka (Argentinien 2003, Regie Marcelo Piñeyro) wurde 2003 nominiert für den Oscar für den besten ausländischen Film. Der Roman erschien 2006 auf Deutsch bei Nagel & Kimche und wurde ein großer Erfolg.
Rezension:
Das Lied von Leben und Tod von Marcello Figuera, der für mich nahezu eine argentinische Entsprechung des US-amerikanischen Autors Thomas Pynchon ist, wird so komplex und prall gestaltet, wie der Titel schon impliziert.
Es ist die Geschichte des begabten Mädchens Miranda, die über Zauberkräfte verfügt und ihrer Mutter Pat(ricia), die sich auf der Flucht vor dem rätselhaften Vater befinden. Deshalb ist Pat ein paranoider, getriebener Charakter, besonders spannend und fast so ergreifend, wie die Schilderung des sympathischen, manchmal altklugen Kindes Miranda und die des gutmütigen Sprengmeister Teo. Groß von Gestalt und Herz, eine berückende Romanfigur.
Dafür sind die Nebenfiguren mehr auf ihrer Funktionalität beschränkt.
In den Kapitelüberschriften wird vorausblickend die Handlung wieder gegeben und es gibt sehr viele Kapitel in diesen ausufernden Roman. Das ist nur ein Beispiel für den großen Witz und die Tiefe, die das Buch besitzt.
Es gibt viele Andeutungen und Verweise auf Literatur, Musik und Politik und Zeitgeschehen. Der Autor weiß viel, sehr viel und er fordert einen aufmerksamen Leser.
Oft fühlt man sich überfordert, dabei ist der Text mit Leichtigkeit, fast spielerisch geschrieben.
Doch die ersten 300 Seiten durchblickt man nicht alles, da das Geheimnis der Verfolgung sehr gehütet wird. Deshalb äußere ich mich hier auch nicht mehr zu der Handlung, es lohnt sich, die Rätsel langsam auf sich einwirken zu lassen. Die Auflösung am Schluß kommt und überrascht.
Der Text besitzt eine große Musikalität und eine wuchtige Wirkung, wie man sie nicht jeden Tag erfährt.
Ich hüte ich davor, von einem Meisterwerk zu sprechen, da es anfangs viel Leerlauf gibt und der Leser doch vor einigen Schwierigkeiten gestellt wird.
Der Einsatz magischen Realismus und den Methoden eines Schelmenromans werden dem Leser nahegelegt und so wird es normal, wenn der Protagonist mit einem sprechenden Wolf auf Lateinisch über die großen Geheimnisse des Lebens plaudert.