John Connolly - Das dunkle Vermächtnis

  • Guten Tag,


    als erste Amtshandlung möchte ich Euch hier direkt eines meiner Lieblingsbücher vorstellen:


    Das dunkle Vermächtnis von John Connolly


    Kurzbeschreibung (aus Amazon.de)
    Excop Charlie Parker hat sich nach Maine an den Ort seiner Kindheit zurückgezogen. Als eine junge Frau und ihr Sohn von der Hand eines Unbekannten sterben, muß Parker die Verfolgung aufnehmen, denn die Lösung des Verbrechens liegt in der Geschichte seiner eigenen Familie. Und in den dunklen Wäldern von Maine, dem Ursprung eines mythischen Killers...



    Inhalt
    Die Geschichte beginnt mit zwei Ereignissen, die nur scheinbar nichts miteinander zu tun haben:
    1. Mitten im Wald kommt es zu einer Schiesserei zwischen der Polizei und Entführern (einer Gangsterboss- Tochter). Nutzniesser ist Billie Purdue, der die Überlebenden erschießt und mit dem Lösegeld verschwindet.
    2. Eine alte Frau rennt panisch aus einem Altenheim und nimmt sich spektakulär das Leben. Offensichtlich aus Angst vor jemandem.


    Charlie "Bird" Parker wird in die Geschehnisse eingebunden, da er beim oben genannten Billy Purdue Geld eintreiben soll, und zwar im Auftrag von dessen Ex- Frau. Als diese jedoch ermordet wird und Billy verschwindet, beginnt "Bird", Billy zu suchen und trifft auf jede Menge Leichen, Mörder, Mafiosi und einem Menschen, der Aufgrund seiner schrecklichen Taten zu einer Art Mythos wurde: Caleb Kyle.



    Persönlicher Eindruck
    Dieses Buch ist von Anfang an definitiv hardboiled und düster. Ausserdem ist es der zweite Teil einer hervorragenden Serie rund um Charlie "Bird" Parker. Ein Ex- Cop, der im genialen ersten Teil der Serie "Das schwarze Herz" (lese ich gerade) seine Familie durch den "Fahrenden Mann" verloren hat. Damals schon tief am Boden, haben ihn die Ereignisse in seinen Grundfesten erschüttert.
    Ihm zur Seite stehen Angel und Luis, ein schwules Pärchen, wie es skurriler nicht sein kann: Angel ist ein hervorragender Einbrecher, Luis ein Auftragskiller, der seine Aufträge mit einer Art sozialem Gewissen selektiert. Solche Assistenten muss man sich erstmal ausdenken :grin
    Der Schreibstil ist definitiv literarisch, bildgewaltig und jederzeit dazu in der Lage, eventuelle logische Schwächen oder auch die Tatsache, dass sich hier Psychopathen, Killer und Mafiosi gegenseitig auf die Füße treten, komplett auszugleichen.
    Ich bin nur zufällig an dieses Buch (Mängelexemplar) geraten und werde nun systematisch und chronologisch die komplette Reihe lesen.


    LG,
    crycorner

    Enttäuscht vom Affen, schuf Gott den Menschen.
    Danach verzichtete er auf weitere Experimente.

    - Mark Twain -

  • Ich bin auch ein Fan der Parker-Reihe von John Connolly :-) Hier meine Rezi zum dunklen Vermächtnis:



    John Connolly: Dark Hollow
    - deutscher Titel: Das dunkle Vermächtnis -



    Inhaltsangabe:
    “Caleb Kyle, Caleb Kyle, when you see him, run a mile”


    Als Rita Ferris, eine junge Mutter, und ihr kleiner Sohn durch einen unbekannten Mörder sterben, stürzen Vergangenheit und Gegenwart auf Charlie Parker ein.
    Noch immer aufgewühlt von der Jagd nach dem Mörder seiner Frau und seiner Tochter hat „Bird“ Parker sich ins winterliche Maine seiner Kindheit zurückgezogen. Aber seine Rückkehr weckt die Geister der Vergangenheit und bewegt ihn, sich an der Jagd nach Billy Purdue, Ritas Exmann und Hauptverdächtigem, zu beteiligen.
    Als die Zahl der Toten steigt, wird klar, daß noch jemand auf der Jagd nach Billy Purdue ist; jemand, der Parker fast so gut kennt wie er sich selbst - und daß des Rätsels Lösung in der Vergangenheit zu suchen ist. In der bewegten Geschichte von Parkers Großvater und einem mysteriösen Mörder: einem Monster, bekannt als Caleb Kyle…




    Allgemeines:
    Es handelt sich um den zweiten Roman aus der Serie um Bird Parker:


    1. Das schwarze Herz (Every Dead Thing)
    2. Das dunkle Vermächtnis (Dark Hollow)
    3. In tiefer Finsternis (The Killing Kind)
    4. Die weiße Straße (The White Road)
    5. Der brennende Engel (The Black Angel)
    6. The Unquiet
    7. The Reapers (noch nicht erschienen)



    Beurteilung:
    Bird Parker hat seinen Job als Polizist aufgegeben, der Großstadt den Rücken gekehrt und sich in das Haus seines verstorbenen Großvaters ins ländliche Maine zurückgezogen. Der Todestag seiner Frau und seiner Tocher jähren sich zum erstenmal und Bird will sich von allem abschotten.
    Eigentlich will er Rita Purdue nur einen Gefallen tun, als er ihren Ex-Mann Billy aufsucht, der keinen Unterhalt für den kleinen Donnie zahlt. Tatsächlich erhält er Geld von Billy und macht sich keine Gedanken, woher ein Loser wie Billy plötzlich soviel Geld hat - ein Fehler, wie sich nur allzubald herausstellen soll. Denn zwei Tage später sind Rita und ihr zweijähriger Sohn tot und Billy ist wie vom Erdboden verschluckt.
    Jetzt erst wird Bird klar, daß Billy das Geld von der Mafia gestohlen hatte, und die hält sich an den letzten Menschen, der Billy gesehen hat: Bird Parker!
    Als Bird sich also notgedrungen an Billys Fersen heftet, erkennt er, daß er es nicht „nur“ mit der Mafia zu tun hat: ein altes Übel, das schon seinen Großvater verfolgte, kreuzt seinen Weg. Caleb Kyle - ist er tatsächlich nur ein Mythos und Kinderschreck, oder doch ein Mensch aus Fleisch und Blut?


    Der Erzählstil erinnerte mich auf Anhieb an die Spenser-Romane von Robert B. Parker, allerdings hat Bird eine Besonderheit: er kann Geister sehen. Dabei erscheinen ihm nicht nur seine Frau und seine Tochter, sondern auch andere Mordopfer, wie z.B. Rita und ihr Sohn Donnie. Diese Szenen führten bei mir schon zu einer Gänsehaut und machten das Buch durchaus lesenswert :kreuz
    Einiges wird jedoch schlicht und einfach zu detailliert geschildert, seien es nun Landschafts- oder Waffenbeschreibungen. Und man ist zwar durchaus an Birds Privatleben interessiert, aber sein jahrelang zurückliegendes Verhältnis mit der Frau des örtlichen Sheriffs hätte man nicht alle drei Seiten erneut lesen müssen.


    Mit etwas weniger langatmigen Beschreibungen und ein paar Geistererscheinungen mehr wäre es ein großartiger Thriller mit Gänsehaut-Garantie geworden. So ist es zwar immer noch eine spannende Geschichte, jedoch nichts, was sich wirklich unter der Masse an (Mystery-)Thrillern abheben würde.

    liebe Grüße
    Nell


    Ich bin zu alt um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein (Goethe)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Nell ()

  • "Das schwarze Herz" und der Folgeband "Das dunkle Vermächtnis" sind meiner Meinung nach die besten "Bird"-Romane. (Ist für 'ne Rezi bei mir allerdings schon zu lange her). In den nächsten Büchern flacht mir die Serie zusehr ab, und wird immer mehr zum "Gruselkrimi", was eigendlich sehr schade ist. "Die Insel" ist aber noch sehr empfehlenswert und zeigt Connolly auf der Höhe seines Könnens!

  • Zitat

    Original von Bodo
    "Das schwarze Herz" und der Folgeband "Das dunkle Vermächtnis" sind meiner Meinung nach die besten "Bird"-Romane. (Ist für 'ne Rezi bei mir allerdings schon zu lange her). In den nächsten Büchern flacht mir die Serie zusehr ab, und wird immer mehr zum "Gruselkrimi", was eigendlich sehr schade ist. "Die Insel" ist aber noch sehr empfehlenswert und zeigt Connolly auf der Höhe seines Könnens!



    Stimmt! Die Insel hat mir auch sehr gut gefallen. :-) Dazu gibt es übrigens hier einen Thread.

    liebe Grüße
    Nell


    Ich bin zu alt um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein (Goethe)

  • Hallo Bodo und Nell,


    "Die Insel" liegt ganz oben auf meinem SUB. Die beste Ehefrau von Allen hat mir "Das schwarze Herz", "Die Insel" und "Der letzte Tanz" (Deaver -> Rhyme/Sachs- Serie 2. Teil) zum Geburtstag geschenkt.


    Die Rezi zu Die Insel habe ich schon gesehen :grin


    Ja, bzgl. der weiteren Bände in der Bird- Reihe bin ich auch mal gespannt, da das Geister- Thema ja anscheinend einen immer stärkeren Schwerpunkt erhält und die persönliche Einbindung in die Fälle abnimmt. Ich sehe das noch ein wenig skeptisch, aber vermutlich bleibt die Serie dennoch auf einem sehr hohen Niveau, oder?


    Grüße,
    crycorner

    Enttäuscht vom Affen, schuf Gott den Menschen.
    Danach verzichtete er auf weitere Experimente.

    - Mark Twain -

  • Hallo Nell,


    schöne Rezension!
    Ich würde den zweiten Teil allerdings nicht in die Mystery- Thriller- Ecke stellen. Seine "Gabe", Geister zu sehen hat für die Story selbst keinen besonderen Nutzen. Für mich ist das nur eine leichte Würze, die dem Charakter "Bird" noch eine 4. Dimension geben soll.
    Und, wenn ich das durch andere Rezensionen richtig verstanden habe, um eine Einleitung zu finden, diese Dimension für die nächsten Bücher der Serie ein wenig zu öffnen und evtl. auch Plot- relevant werden zu lassen.


    Grüße,
    crycorner

    Enttäuscht vom Affen, schuf Gott den Menschen.
    Danach verzichtete er auf weitere Experimente.

    - Mark Twain -


  • Danke für das Kompliment! :-)
    Deshalb hatte ich das Mystery auch in Klammern gesetzt. Die anderen Bände habe ich noch auf dem SuB, ich bin gespannt, ob die Geister in den Folgebänden eine größere Rolle spielen werden.

    liebe Grüße
    Nell


    Ich bin zu alt um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein (Goethe)