Mögt ihr Prologe?

  • :gruebel Ich bin nicht so ein Fan von Prologen - Sicher, es gibt wirklich gute, aber das ist eher selten. Oft habe ich das Gefühl, ich müsse diese kleine Hürde noch nehmen, bevor ich anfangen kann und manchmal lese ich ihn nur kurz quer und blättere weiter und lese ihn später, wenn ich feststelle, dass mir die Geschichte gefällt und ich der Meinung bin, dass das, was ich zuerst nur überflogen habe, nun wichtig für die Handlung sein könne.

  • Zitat

    Original von Eskalina
    Oft habe ich das Gefühl, ich müsse diese kleine Hürde noch nehmen, bevor ich anfangen kann und manchmal lese ich ihn nur kurz quer und blättere weiter und lese ihn später, wenn ich feststelle, dass mir die Geschichte gefällt und ich der Meinung bin, dass das, was ich zuerst nur überflogen habe, nun wichtig für die Handlung sein könne.


    Ja, das mache ich auch oft so. Vor allem dann, wenn der Prolog absichtlich so kryptisch geschrieben ist, dass man ihn eh erst versteht, wenn man das Buch zu Ende gelesen hat. Sowas stört mich eher.

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Zitat

    Original von Eskalina
    :gruebel Ich bin nicht so ein Fan von Prologen - Sicher, es gibt wirklich gute, aber das ist eher selten. Oft habe ich das Gefühl, ich müsse diese kleine Hürde noch nehmen, bevor ich anfangen kann und manchmal lese ich ihn nur kurz quer und blättere weiter und lese ihn später, wenn ich feststelle, dass mir die Geschichte gefällt und ich der Meinung bin, dass das, was ich zuerst nur überflogen habe, nun wichtig für die Handlung sein könne.


    das geht mir auch so. Ein Prolog steht da wie eine Hürde, die erstmal genommen werden will, bevor man anfangen darf zu lesen. Deshalb bin ich immer geneigt, ihn erstmal zu überblättern.

  • Was ist das eigentlich für eine seltsame Frage - "Mögt Ihr Prologe"? Das klingt zwar nach "Esst Ihr gerne Parmesankäse?", dabei geht es aber um ein dramaturgisches Element, das sich nicht allgemein klassifzieren und eben beurteilen lässt.


    Zunächst einmal müsste man klären, was ein Prolog eigentlich ist. Ich habe zuweilen das Gefühl, dass manch ein Autor ganz automatisch "Prolog" über das erste Kapitel schreibt, obwohl es eigentlich ein stinknormales erstes Kapitel ist. Wer es richtig macht, erzählt im Prolog eine Vorgeschichte, die mit der Haupthandlung zu tun hat, aber nicht direkt zu ihr gehört (im Sinne des Handlungsablaufs). Manchmal finden Prologe andernorts oder zu anderen Zeiten statt als die Handlung des Romans selbst. Manchmal nimmt ein Prolog etwas vorweg, das man erst verstehen kann, wenn man den Roman zur Hälfte durchgelesen hat - oder bis zum Schluss (der Prolog baut einen langfristigen Cliffhanger auf). Zuweilen sind Prologe Einleitungen, die etwas erklären, das man wissen muss, um das Buch zu verstehen. Das geschieht häufig in SF/F-Romanen, bei denen im Prolog erklärt wird, was auf der neuen Welt so Sache ist oder wie das Herrschergeschlecht der Fantasywelt entstanden ist oder warum gerade der und der Krieg tobt usw.


    So gut wie nie sind Prologe überflüssiges Beiwerk, mit dem sich der Autor schmückt. Wenn es Sinn macht, stellt sich die Frage, ob man derlei "mag" oder nicht, überhaupt nicht, weil es zum Buch gehört, weil das Buch ohne den Prolog ein anderes Buch wäre, und dann müsste die Frage lauten: Mögt Ihr Bücher mit Prologen? Aber auch diese Frage hat leicht hirnamputierte Tendenzen, mit Verlaub. Es geht nicht um Käse oder Pizzabelag, sondern um ein Stilmittel, das je nach Buch und Autor ganz verschieden genutzt wird und ausfallen kann. Und deshalb ist es m.E. überflüssig, diese Frage allgemein zu stellen und zu beantworten.


    Allerdings machen es sich manche Autoren mit Hilfe dieses Mittels auch leicht, indem sie nämlich etwas erklären, das sie auch in die Handlung hätten einbauen können. Es ist tatsächlich etwas aufwendiger, im Rahmen der Haupthandlung Informationen zu liefern, die nötig sind, um die Welt oder das Setting zu verstehen, ohne dass man zum sog. "Infodumping" greifen muss. Das umschifft man mit einem erklärenden Prolog. Aber es gibt auch andere, siehe oben.

  • Ich kann mich Tom nur anschließen. Dachte, als ich den Topic Titel las "Was ist das wieder für eine überflüssige Frage?" :rolleyes
    Prologe erzählen im Normalfall die Vorgeschichte und gehören zum Buch.
    Da könnte ich auch demnächst ein Thema eröfnnen mit dem Titel "Mögt ihr Romane mit 555 Seiten?"
    Sorry, aber irgendwie ist das Thema überflüssig. :wave

  • Ich finde das Thema sehr gut, obwohl es tatsächlich ein wenig nach einem dieser 'kreuzen sie bitte an' Fragebögen klingt. :grin
    Nicht jeder nimmt ein Buch auch von der Literaturwissenschaftlichen Seite, sondern möchte einfach eine gute Storie lesen. Finde den Thread daher sehr interessant.


    Ich muss ehrlich zugeben, dass, wenn ich ein Buch aufschlage und Prolog lese, ich ein bisschen ein schlechtes Gefühl bekomme. Keine Ahnung, ob ich schon schlechte Erfahrungen damit gemacht habe, aber das ist es, was ich dabei empfinde. Ich lese ihn natürlich trotzdem, keine Frage. Ich muss mich auch nicht besonders überwinden, ihn zu lesen. Aber diese komische Vorahnung rückt mir nicht von der Pelle.
    Ich habe schon einmal überlegt, ob ich an den Prolog zu viele Ansprüche stelle. Bei einem Epilog ist das so. Ich muss dort das 'gesamte Buch' noch einmal vor Augen haben, wenn ich den Schluss lese und ich bin meistens sehr zufrieden, aber ein Prolog schafft oft nicht, mich derart zu begeistern, dass ich unbedingt lesen müsste. :gruebel

  • Ich mag Prologe! Ob im Buch, oder ganz besonders zu Beginn einer Radsportrundfahrt ! :lache


    Tom hat schon alles gesagt. Dem habe ich nichts hinzuzufügen.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

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  • Tom, das ist doch das Gleiche, oder nicht? Das Wort wäre mir egal, trotz allem kann es aber auch 3 Köpfe haben, wenn die Prologe mir wichtige Informationen zum Buch geben und ich dann denke "Oh, aha, wer, wie, was ist das und warum". Ich sagte ja nicht, dass ich sie nicht mag, sondern lediglich, dass mich ein merkwürdiges Gefühl befällt, was ich mir selbst nicht erklären kann. So, als ob ich Angst um eine genommene Überraschung hätte. Frage mich aber nicht, welcher Prolog mir das mal angetan hat. :grin
    Terry Pratchetts Scheibenwelt Romane verdienen anfangs das Wort Prolog, da sie eine Vorgeschichte zu der Scheibenwelt enthalten, aber wenig bis nichts über die folgende Geschichte erzählt. Auch Ken Folletts 'Die Säulen der Erde' hat einen schönen Prolog, der nicht zu viel verrät und trotzdem Interesse weckt.

  • Ich bin kein Freund von Prologen!


    Als Autor kann man das, was damit ausgedrückt werden soll, weitaus besser in den Roman einbauen und darin erklären.


    Ein Prolog, der sich erst im Lauf des Romans oder gar am Schluss auflöst, ist im Grunde nur störend.


    Führt er dagegen in die Geschichte ein, kann genau so gut 1. Kapitel darüber stehen.


    Gheron :wave

  • Warum soll die Frage denn sinnlos sein?


    Es gibt Menschen, die wollen, dass das Buch direkt losgeht, ohne irgendeine Vorgeschichte, und deshalb keine Prologe mögen (unabhängig davon, ob sie notwendig sind). Der Sinn des Threads ist, denke ich, herauszufinden, ob es Eulen gibt, die dieser Meinung zustimmen oder nicht. :wave


    (Viele mögen auch keine Arztbesuche, obwohl sie notwendig sind ... na gut, der Vergleich ist vielleicht nicht so ganz passend)

    Warum gibt es nicht nur die Berge, sondern auch Wälder und Flüsse und Seen? Alles hat seinen Wert für die Welt - nur ist es manchmal schwer, ihn zu erkennen. (Kai Meyer: Seide und Schwert)


    SuB: 8

  • Doch, es geht (mir zumindest) um Mögen oder Nichtmögen. Was ein Prolog alles sein kann, welchem Zweck er dient, weiß ich. Nur weiß der Leser das ja i.d.R. nicht sofort, wenn er das Buch aufschlägt und "Prolog" liest oder dann das erste Kapitel.


    Ich möchte wissen, wie Leser darauf reagieren, wenn sie erst einen Prolog lesen müssen, weil ich den Verdacht habe, dass der dem Autor wichtiger ist als dem Leser. Dass es darauf keine allumfassende Antwort gibt, ist mir durchaus klar.


    Tom, falls du darauf antwortest, würde ich dich um einen weniger dreisten Tonfall bitten, danke.

  • Die meisten Prologe, die ich in den von mir gelesenen Büchern fand, sind dergestalt, das sie -wie schon jemand erwähnte- kryptisch erscheinen und weit im Voraus der Handlung angesiedelt sind. Dann sind sie meist unverständlich, da man mit der Handlung des Romans noch nicht vertraut ist. Aber sie liefern Andeutungen.
    Ich speziel neige dazu, allzu geheimnisvolle Andeutungen recht schnell als das, was sie sind, aufzunehmen. Bei Filmen ist es ganz krass. Sag mir, das ein Film ein überraschendes Ende hat, und ich komm während der Handlung drauf. Sag mir es nicht, und ich bin überrascht. Einfach die Erwähnung, das man überrascht sein wird, bringt mein Hirn zum rattern. Ähnlich geht es mir aber auch bei Büchern mit Prologen. Es gab schon Prologe, die auf das Ende hin zielten und mich einfach deswegen schon früh auf die Lösung des ganzen brachten. Man darf mich nicht mit Überraschungen locken, dann entlarve ich sie meist. Und die meisten Prologe, die ich kenne, schreien ganz laut "ich bin so mysteriös, du wirst erst auf der letzten Seite erraten, was ich bedeute". Jaja..... :rolleyes

  • Ich versuchs nochmal zu präzisieren, vielleicht hab ich mich ja unklar ausgedrückt.


    Prologe können ein genialer Kniff sein oder überflüssig. Nur erfährt man das ja im günstigsten Fall erst auf der ersten Seite des ersten Kapitels. Meistens aber sehr viel später. Die eigentliche Geschichte beginnt mit dem ersten Kapitel.


    Wenn man also ein Buch aufschlägt und einen Prolog vor sich sieht, was löst das aus? Freude oder Widerwillen oder gar nichts? Man weiß ja noch nicht, ob es ein genialer oder überflüssiger ist.


    Ich empfinde ihn als einen mehr oder weniger großen Reisberg, durch den ich mich erst futtern muss, um an die Schokolade zu kommen. Natürlich stelle ich später oft fest, dass die Reis-Schoki-Kombination total lecker war. Aber anfangs sehe ich halt nur den Reis.


    Und da ist es durchaus doch eine Essens-, äh, Geschmacksfrage.

  • Ich gebe zu, erst durch diesen Thread bewußt über das Thema nachgedacht zu haben.


    Zitat

    Original von SabineW
    Wenn man also ein Buch aufschlägt und einen Prolog vor sich sieht, was löst das aus? Freude oder Widerwillen oder gar nichts? Man weiß ja noch nicht, ob es ein genialer oder überflüssiger ist.


    Wenn ein Prolog nicht auf den ersten Blick (bzw. erstes flüchtiges Drüberlesen) verständlich ist, hilft er mir, mich von der realen Welt zu verabschieden und ins Buch einzutauchen. Er ist der "Schalter", der betätigt wird, um von der Welt um mich herum in die im Buch zu wechseln. Fehlt der, müssen die ersten Sätze des ersten Kapitels das schaffen. Was sie aber nicht immer tun und ich dann bisweilen eine Weile für diese Reise brauche.


    Insofern bin ich eigentlich ganz froh um einen Prolog. Der signalisiert mir, daß ich bis zum eigentlichen Beginn der Geschichte dort angekommen bin. Und nicht erst mit den ersten Sätzen des "Hauptteiles" gleichzeitig auch diese Reise beginnen muß.


    Umgekehrt gilt das gleiche für einen Epilog: er entläßt mich aus dem Buch wieder in die reale Welt, im besten Falle mit einem Hinweis, was mit den Protagonisten weiter passiert (so sie noch leben).

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • um Deine Frage präzise zu beantworten:


    ich beginne ein neues Buch in der Regel mit Spannung und Vorfreude. Da ich ja Prologen nicht generell abgeneigt bin, ist es mir eigentlich auch erst einmal egal, womit ein Buch beginnt. Ich bin mir auch gar nicht so sicher, dass ich das Wörtchen "Prolog" überhaupt registriere.


    Die Empfindungen Freude, Ärger, Frust... die so ein Prolog auslösen könnte, kommen erst nach ein paar Seiten :-)



    Gegenfrage: wie empfindest denn Du als Autor das Prolog-schreiben? Ist es eine Bürde für Dich (dann lass ihn weg :-) ) oder eine Freunde (dann wird er bestimmt gut, als schreib ihn um himmelswillen :-) )

  • Och, ihr seid aber gemein zu den armen Prologen. ;-(


    Mir ist es total egal ob ein Buch einen Prolog hat oder nicht, ich bin da wie Leserättin, ich lese alles. Ob ein Buch direkt anfängt oder erst noch ein Prolog kommt, stört mich alles nicht, einen Prolog hat man doch schnell gelesen.