Mögt ihr Prologe?

  • Oder eher nicht?


    Zunehmend stelle ich (als Leser) fest, dass ich Prologen eher mit dem Gefühl begegne: Naja, die Hürde muss halt genommen werden. I.d.R. sind die ja erstmal losgelöst von der eigentlichen Handlung, und man kann erst sehr viel später, womöglich gar am Schluss, im Nachhinein noch erfahren, was da ablief. Nur, will oder muss man das dann noch wissen? Ein anderer Grund ist die Einstimmung. Aber auch da frag ich mich, warum ich ZWEI Einstimmungen brauche, denn der Beginn der eigentlichen Geschichte tut das doch auch.


    Es kann natürlich viele andere Gründe für Prologe geben. Aber meistens sind sie so beschaffen, dass man zweimal in die Geschichte einsteigen muss. Und da hilft es mir nicht unbedingt, dass der Prolog, die kleine Vorgeschichte, mich in ihren Bann gezogen hat. Ich habe schon ein Buch abgebrochen, WEIL der Prolog so gut war. Denn die Szenerie des ersten Kapitels war so völlig anders, dass klar war, ich muss erst das ganze Buch lesen, bis ich die Hintergründe erfahre. Ich wollte aber keine "andere" Geschichte lesen, um das zu erfahren. Ohne den Prolog hätte ich sie aber vermutlich gelesen.


    Wie seht ihr das? Prologe, überflüssig und eigentlich Marotte des Autors? Oder willkommener Einstieg?

  • Meistens ja. Aber wie so oft, kommt es immer wieder darauf an, ob es zur Geschichte passt. Vor allem bei spannungsgeladenen Büchern ist es aber meistens ein zusätzliches Spannungselement und ist dem Roman dienlich.


    Gern hab ich es auch, wenn im Prolog nicht eine Rückblende, sondern eine Vorblende ist und ich dadurch eine Szene, die im chronologischen Ablauf erst später befände, bereits vorher gezeigt bekomme und sich dann die Handlung auf dieses Ereignis hinentwickelt.


    Gerade auch Vorgeschichten lese ich gern lieber in einem Prolog kompakt, als zu lang im eigentlichen Roman ausgewälzt. Insofern sehe ich einen Prolog auch nicht als Möglichkeit für Autoren zwei Anfänge zu schreiben, weil ich einen Prolog nicht als eigentlichen Anfang der Handlung lese und ihn daher idR auch mit einer anderen Einstellung lese.


    Wobei mir aber auch wieder zu allen gesagten Dingen Romane einfielen, wo mir genau das Gegenteil zugesagt hat.

  • Ich habe keine generelle Abneigung gegen oder Vorliebe für Prologe, wenn sie gut gemacht sind (also Spannung erzeugen und neugierig machen), mag ich sie sehr gerne :-) Meistens habe ich sie allerdings im Laufe des Buchs wieder vergessen - vor allem dann, wenn mich die aktuelle Handlung so mitreißt - und wenn sich die beiden Handlungen zusammenfügen oder erklären, bin ich ganz baff :lache Aber ich BRAUCHE keinen Prolog, um in ein Buch hineinzukommen.

  • Ich brauche auch nicht unbedingt einen Prolog um in die Geschichte zu finden. Meist find ich sie noch recht interessant; manche wenige jedoch so überflüssig das ich sie überlese...


  • :write :write :write


    Schliesse mich vollinhaltlich an, meistens ja, aber wie wir als Juristen immer auf klare Fragen antworten: Das kommt darauf an..

  • Also ich kann mich da nur SabineW anschliessen.
    Prologe brauchte ich nicht wirklich. Mich irritieren sie nur, wenn sie z.B. zu weit vorgreifen und wenn dann an einer völlig anderen Stelle das Buch anfängt.

    Diese Eintrag wurde bisher 47 mal bearbeited, zultzt gerade ebend, wegen schwere Rechtsschreipfeler.

  • Tjach.... Also ich mag Prologe, jedenfalls deutlich lieber als Epiloge, die kommen mir oft vor wie ein Nachklatsch und machen das Buch meistens ziemlich zuckersüß, weil da dann sowas steht wie: Und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende... Bei Harry Potter fand ich den Epilog sowas von zum K...


    Aber das ist nicht das Thema:


    Was macht für mich einen guten Prolog aus bzw. was unterscheidet ihn von einem schlechten?


    Da ist zum einen der Titel: Ich finde, wenn ein Prolog schon so heißt, weiß man, was kommt. Oder mit einer Jahreszahl überschrieben ist, die sich von dem Rest des Buches völlig unterscheidet. Da weiß man schon als Leser, daß man irgendwie etwas liest, was außerhalb der eigentlichen Geschichte ist. (Wobei ich den Schimmelreiter mit seiner doppelten Rahmenhandlung auch so ein wenig als Prolog empfinde, dort ist es mir aber eindeutig einen Tick zu viel!)


    Desweiteren muß ein Prolog neugierig machen. Und ich vergesse ihn nicht, im Gegenteil, oft denke ich darüber nach, daß ich einen festen Punkt im Fortlauf der Geschichte schon kenne und wie die Erzählung wohl dahin kommen wird - denn meist ist es doch überhaupt nicht zu erkennen, wo es hingeht. Und manchmal bin ich richtig stolz, wenn ich mir was zusammengereimt habe, das dann ungefähr hinhaut.


    Also wäre mein Fazit: Ich finde Prologe toll, wenn sie gut gemacht sind - aber ich brauch sie auch nicht unbedingt! Ein Beispiel für einen gelungenen Prolog übrigens ist Charlies Klopsi!

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • Ein Prolog macht nur dann Sinn wenn er auch zur Geschichte passt und man ihn in der Geschichte wiederfindet. Ein Prolog einer Geschichte nur voranstellen, "weil man das so macht" halt ich für nicht so gut. Ein Prolog soll Erklärungen bieten für die Dinge, die einem erst mit dem Fortgang der Geschichte klarwerden.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Es kommt auf den Prolog drauf an.
    Wenn es gut zur Geschichte passt und nichts vorwegnimmt oder so, dann hab ich kein Problem damit. Ansonsten muss es nicht sein.
    Aber eigentlich ist es mir egal ob es einen Prolog gibt oder nicht.

  • Zitat

    Original von milla
    Ich habe keine generelle Abneigung gegen oder Vorliebe für Prologe, wenn sie gut gemacht sind (also Spannung erzeugen und neugierig machen), mag ich sie sehr gerne :-) Meistens habe ich sie allerdings im Laufe des Buchs wieder vergessen - vor allem dann, wenn mich die aktuelle Handlung so mitreißt - und wenn sich die beiden Handlungen zusammenfügen oder erklären, bin ich ganz baff :lache Aber ich BRAUCHE keinen Prolog, um in ein Buch hineinzukommen.


    :write

  • Ich mag Prologe, weil sie mich neugierig auf die Geschichte machen. Dann hab ich noch einen zusätzlichen Ansporn, falls das Buch zwischendrin mal eine langweilige Stelle haben sollte. Ich lese dann weiter, weil ich davon ausgehe, dass es noch spannend wird.
    Na ja, aber es stimmt schon, der Prolog muss zur Geschichte passen, gut geschrieben sein und er darf nicht zu viel verraten.

  • Mh, wenn sie da sind, dann lese ich sie auch - könnten ja wichtig sein.
    Aber generell könnte man für mich Prologe weglassen, denn meist habe ich den wieder vergessen, bis ich an der Stelle bin, wo er "wichtig" ist.


    Außerdem finde ich, dass diese oft langweilig geschrieben sind und man erstmal gar nichts damit anfangen kann, wie aus dem Zusammenhang gerissen, und dann denkt man erstmal: :pille


    Aber jut, wenn se halt da sind, werden sie auch gelesen!!

  • Für mich darf der Prolog nicht zu lang sein, er sollte auch keine eigenständige Geschichte enthalten. Muss ich erst eine Tausendjährige Legende lesen und werde im ersten Kapitel mit völlig anderen Lebensumständen und Protagonisten konfrontiert, nervt es mich sehr.
    Ist der Prolog aber sehr kurz und dient vor allem der Spannungssteigerung, finde ich ihn gelegentlich ganz interessant.

    "Das Schicksal macht Fehler. Eigentlich sogar ziemlich oft. Es kommt nur selten vor, dass jemand in der Lage ist, es auch zu bemerken."
    aus Eine Hexe mit Geschmack von A. Lee Martinez

  • Ich könnte auf die Prologe verzichten. Teilweise verwirren sie mich, denn wie Sabine schon sagt, manchmal versteht man sie erst am Ende des Buches.


    Wenn die Spannung gut aufgebaut wird, dann finde ich den Prolog richtig überflüssig, weil ich ihn dann sogar sehr schnell vergessen habe oder die Tatsache vergessen habe, dass es einen Prolog gibt.

    :write "Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein." -Albert Einstein-


    :lesend

  • Ich hab eigentlich nichts gegen Prologe, aber meistens hab ich nach ein paar Seiten schon vergessen, was im Prolog stand und erst wenn ich später drüber nachdenke, fällt mir ein: Da war doch was.


    Aber Prologe stören mich nicht.

    Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele.
    - Cicero


    :lesend Harlan Coben - Ich vermisse dich

  • Zitat

    Original von Toebi
    Ich könnte auf die Prologe verzichten. Teilweise verwirren sie mich, denn wie Sabine schon sagt, manchmal versteht man sie erst am Ende des Buches.


    Wenn die Spannung gut aufgebaut wird, dann finde ich den Prolog richtig überflüssig, weil ich ihn dann sogar sehr schnell vergessen habe oder die Tatsache vergessen habe, dass es einen Prolog gibt.


    Toebi besser hätte ich es nicht sagen können.

    Diese Eintrag wurde bisher 47 mal bearbeited, zultzt gerade ebend, wegen schwere Rechtsschreipfeler.

  • Stimmt Prologe können einen ziemlich in die falsche Bahn lenken, und oft werden sie erst später überhaupt sinnvoll- wenn überhaupt. Aber gerade diese Ungewissheit gefällt mir oft sehr gut.
    Jedoch gibt es auch Bücher, die manchmal eine ganze historische Abhandlung beinhalten und man erstmal schnaufen muss. Gott sei DANK, ändert sich der Stil dann später meist radikal und es geht richtig los


    Also wie ihr sagt, er kann gefallen, kann aber auch sehr überflüssig oder sogar meinungsverzehrend sein. :wave

  • Wenn ich so drüber nachdenke. :gruebel


    Ich mag Prologe, vor allem (da ziehe ich mir jetzt vermutlich den "geballten Eulenzorn" zu), wenn sie eine Ahnung vom Ende geben. Das (reale) Leben bietet mehr als genug an Überraschungen, ungewissen und schlimmen Ausgängen, da will ich wenigstens in Büchern eine gewisse Sicherheit. Insofern empfinde ich es als beruhigend, teilweise sogar Hilfe, wenn ich einem spannenden Buch, oder einem mit vielen tragischen Ereignissen, ein Hinweis auf das Ende gegeben wird.


    Bisweilen habe ich auch festgestellt, daß ich durch einen auf den ersten Blick etwas rätselhaften Prolog das Buch aufmerksamer gelesen habe, weil ich wissen wollte, was der mit der Geschichte zu tun hat.


    Insgesamt: ich bin für Pro- wie Epiloge. Weil ich letztlich nämlich auch ganz gerne wissen möchte, was mit den Protagonisten nach Ende des Buches passiert, zumindest in groben Zügen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • interessant, da hab ich noch nie drüber nachgedacht!


    wenn ich mal so überlege, fällt mir auf, dass es mich nervt, wenn ich einen spannenden Prolog lese, so richtig drin bin und dann abrupt Schluss ist und die Geschichte ganz anders weitergeht und ich erst einmal keinen Zusammenhang zwischen Prolog und dem Hauptteil sehe. Wenn es mich auf ein mögliches Ende (das kann ja dann ganz anders sein...) hinweist und ich einen Zusammenhang zur Geschichte finde, mag ich Prologe.


    Als aktuelles Beispiel fällt mir die "Zwölfte Nacht" ein - dort erlebt man ja sozusagen durch Kinderaugen eine Hinrichtung mit. Relativ schnell ist klar, dass es sich bei dem Kind nur um die Tochter der Protagonistin handeln kann. Selbst wenn man sich in Geschichte nicht gut auskennt, ist dieser Prolog auch ein Hinweis darauf, dass das Buch nicht mit einem Happy End enden wird. Das finde ich ganz angenehm, weil man sozusagen schon drauf vorbereitet wird und dann am Schluss nicht enttäuscht ist. Der Übergang zwischen Prolog und eigentlichem Buch ist auch gut gemacht - es wirkt ja so, als würde dem Kind die Geschichte seiner Eltern erzählt werden. Für mich ein absolut stimmiger Einstieg!