Sarahs Schlüssel - Tatiana de Rosnay

  • Sarahs Schlüssel - Tatiana de Rosnay



    Kurzbeschreibung


    Die zehnjährige Sarah wird im Sommer 1942 zusammen mit ihren Eltern von der französischen Polizei deportiert.Nach Tagen der Angst gelingt ihr die Flucht. Sie ist getrieben von dem Wunsch, ihren kleinen Bruder zu retten, den sie zu Hause in einem Wandschrank versteckt hat - Julia, eine amerikanische Journalistin, die mit ihrem französischen Mann in Paris lebt, entdeckt, dass die Familie ihres Mannes jahrzehntelang in einer Wohnung gelebt hat, die vor 1942 Juden gehörte. Schockiert begibt sie sich auf die Suche nach der jüdischen Familie - ohne zu ahnen, dass dies ihr Leben radikal verändern wird.



    Über die Autorin


    Tatiana de Rosnay wuchs in Paris und Boston auf und verbrachte
    mehrere Jahre in England. Seit 1984 lebt sie wieder in Paris. Sie arbeitet für verschiedene Zeitschriften, unter anderem ELLE und Psychologies, und hat mehrere Romane veröffentlicht.



    Meine Meinung


    Habe das Buch als Weltbildedition, da das Cover mir viel besser gefallen hat, als wie unten zu sehen. Das Buch wurde von mir regelrecht verschlungen und wurde mein "Monatshighlight".
    Es ist ein Spannendes und gleichzeitig ein sehr trauriges Buch.
    Geschrieben wurde es auf 2 Ebene: Geschichte und Gegenwart, was sich dann "zusammen schmilzt". Einmal über die Geschichte der kleinen Jüdischen Sarah die nach der Verhaftung der Juden, ihren kleinen Bruder aus dem versteckten Wandschrank retten will, aber später die Entdeckung macht, als sie aus dem Lager fliehen konnte... Dann die Zukunft über Julia, die über das Geschehene der berichten soll und einiges entdeckt (und entdecken will) über diese Sarah und ihr leben.


    Mein Fazit: Ein gut geschriebenes und emotional (ging es mir jedenfalls) trauriges Buch. Sehr lesenswertes, was ich nur jeden empfehlen kann :anbet


    Das Buch bekommt von mir die volle Zahl: 10 von 10

    :oha Lg Bellamissimo
    ~~~~~~~~~~~~~~
    Habent sua fata libelli- Bücher haben ihre Schicksale:pferd
    :lesend Der Fluch der Hebamme- Sabine Ebert
    Mit offenen Karten- Agatha Christie

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Bellamissimo ()

  • Paris 2002: Die Amerikanerin Julia Jarmond, die seit 25 Jahren in Paris lebt, mit einem Franzosen verheiratet ist und eine Tochter hat, soll für das amerikanische Magazin "Seine Scenes" einen Artikel über den 60. Jahrestag des "Vel d'Hiv" schreiben. Am 16.7.1942 wurden mehrere Tausend Juden, Männer, Frauen und Kinder, im Velodrome d'Hiver zusammengetrieben und schließlich nach Auschwitz transportiert.


    Bei ihren Recherchen stößt sie zum einen oft auf die Ablehnung oder Nicht-Wissen der Franzosen, zum anderen aber auf eine Familie, die in der Wohnung gelebt hat, die sie mit ihrem Mann beziehen soll, dessen Großmutter lange Jahre dort gewohnt hat.


    Die Geschichte, die bis etwa zur Hälfte aus zwei Sichtweisen geschrieben wird, nämlich zum einen in der Gegenwart aus Julias Sicht, zum anderen im Jahr 1942 aus Sarahs Sicht, hat mich sehr berührt. Was es mit Sarahs Schlüssel auf sich hat, war so schlimm zu lesen, das wird dem Leser ziemlich zu Beginn schon angedeutet, man hofft, dass es nicht so ist, doch leider ist es tatsächlich so, wie befürchtet. Da hatte ich so manches Mal Tränen in den Augen und habe das Buch nur in Abschnitten lesen können.


    Spannend zu lesen fand ich aber auch den Gegenwarts-Teil, wie Julia recherchiert, wie ihre angeheiratete Familie und andere mit der Vergangenheit umgeht und wie Julia mit den Entdeckungen weiterleben kann.


    Die Geschehnisse in Frankreich während dieser Zeit waren mir nicht bekannt, allerdings werde ich das nie vergessen können.


    Ich kann dieses Buch allen empfehlen, die sich um die Ereignisse rund um die Juden-Ermordung im zweiten Weltkrieg interessieren und was den Umgang damit in heutiger Zeit angeht.


    Von mir gibt es 10 Punkte.

  • :wave Danke für eure schönen Rezis. Ich habe das Buch erstmal auf meine WL gesetzt, aber ich fürchte, ich werde es mir bald zulegen. Was es mit dem Schlüssel auf sich hat, ahnte ich schon, als ich die Buchbeschreibung beim Weltbild las. Es klingt sehr traurig. :gruebel :gruebel

  • Sagen wir mal so: Es muss nicht immer ein Happy End zum Schluss geben, wie bei vielen Büchern der Fall ist. Es ist ein Buch , was einen mitnimmt. So erging es mir jedenfalls.

    :oha Lg Bellamissimo
    ~~~~~~~~~~~~~~
    Habent sua fata libelli- Bücher haben ihre Schicksale:pferd
    :lesend Der Fluch der Hebamme- Sabine Ebert
    Mit offenen Karten- Agatha Christie

  • Ich muß gestehen, daß ich über die Judenverfolgung in Frankreich bis dahin kaum etwas wußte. Dieses Buch ist sehr berührend und ich fand es hart zu lesen, besonders, da ich selbst einen kleinen Sohn habe. Dabei haben mir beide Geschichten gefallen: die von Sarah und die von Julia. Julia war mir übrigens äußerst sympathisch und ich fand ihre Geschichte keineswegs zu „schmalzig“.
    Wer jedoch mehr über die Judenverfolgung in Frankreich und die Rolle der französischen Polizei dabei erfahren möchte, sollte zu einem anderen Buch greifen. In dieser Hinsicht kann „Sarahs Schlüssel“ allenfalls ein Einstieg sein.

    liebe Grüße
    Nell


    Ich bin zu alt um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein (Goethe)

  • Vorneweg: Dieses Buch ging mir ganz schön an die Nieren!


    Erzählt werden, wie schon erläutert, zwei ineinander verflochtene Geschichten: Die des kleinen Mädchens Sarah, dass bei der Vertreibung durch die französische Polizei aus der Wohnung im Rahmen des Vel d'Hiv ihren kleinen Bruder im Geheimversteck im Schrank einschließt und die von Julie, einer Amerikanerin, die mit einem Franzosen verheiratet ist, und in besagte Wohnung einziehen will, ohne von der Vergangenheit zu ahnen.


    Beide Geschichten als solche sind interessant, jedoch macht gerade die Verquickung der Vergangenheit und der Gegenwart den Reiz aus. Immer wieder finden sich Berührungspunkte zwischen Julia und Sarah...


    Man erfährt einiges über die Beteiligung der französischen Polizei an den Zusammentreibungen von Juden im 3. Reich, allerdings noch viel mehr über die Verschwiegenheit und teilweise sogar Ignoranz in diesem Zusammenhang von den 'modernen' Franzosen.


    Besonders heftig, fand ich die Stelle, als


    Das fand ich ziemlich brutal und würde das Buch daher auch nicht uneingeschränkt für Jugendliche empfehlen.


    Etwas sonderbar fand ich am Ende

    Das hat mich irgendwie etwas gestört, denn irgendwie scheint die Vergangenheit im ganzen Buch so weit weg zu sein und dann macht es einem so bewusst, dass das 3. Reich und die damit verbunden Judenverfolgung eben doch noch nicht so lange vorbei ist

    Dies ist sicher ein gewollter Effekt ;-)


    Ich gebe dem Buch 9,5 von 10 Punkten ;-)

    "Show me a girl with her feet planted firmly on the ground and I'll show you a girl who can't put her pants on." (Annik Marchand)

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  • Das ist mir neulich beim Bertelsmann frecherweise als Schnäppchen in die Tasche gehopst. :wow Nach den Rezensionen hier bin ich schon sehr gespannt auf die Lektüre, allerdings wird es wohl noch ein Weilchen dauern.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ich habe es nun auch gelesen und bin noch sehr bewegt von der Geschichte.
    Zum Einen hatte ich auch noch nie über diese Pariser Juden-Depoartation gehört. Zum Anderen war ich sehr erstaunt wie scheinbar die Pariser mit dem Teil ihrer Gechichte umgehen. Insbesondere die Familie von Betrand.
    Sehr spannend auch die Erzählweise, wo sich zur Mitte zwei Stränge zusammen finden und dann zu einer werden. Auch wenngleich die ganze Geschichte viele Facetten hat, die irgendwie doch zusammen hängen oder zusammen führen.


    Anfanhs dachte ich noch, was ist diese Julia nur für eine schwache Frau und Betrand ein mieser Typ. Aber im Verlauf der Geschcihte drehen sich viele Charaktere, als sie mit vergessenen oder verschwiegenen Tatsachen konfrontiert werden und für sich eine Entscheidung treffen müssen.


    Das Ende habe ich zeitig voraus gesehen. Machte aber gar nichts. Es freute mich nur, dass ich es bestätigt fand.


    Batcat


    Schiebs nicht zu weit, es ist wirklich empfehlenswert!! :wave

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Das Vélodrome d'Hiver, einst ein Stadion für Radrennen und Konzerte in Paris, gibt es nicht mehr. Von seiner düsteren Bedeutung in der französischen Geschichte während des Zweiten Weltkrieges zeugt allein eine kleine, unscheinbare Tafel:
    "Am 16. und 17. Juli 1942 wurden 13152 Juden aus Paris und den Vororten verhaftet, nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Im Vélodrome d'Hiver, das einst an dieser Stelle gestanden hat, waren 1129 Männer, 2916 Frauen und 4115 Kinder unter menschenunwürdigen Bedingungen von der Polizei der Vichy -Regierung auf Befehl der nationalsozialistischen Besatzung zusammengepfercht worden. Es sei all jenen gedankt, die versucht haben, sie zu retten. Passanten, vergesst niemals!"


    Sarah Starzynski, ein 10-jähriges Mädchen, ist eines dieser Kinder. Ihre heile Welt und die ihrer Eltern Wladyslaw und Rywka zerbricht an jenem verhängnisvollen Sommertag im Jahre 1942 im NS besetzten Frankreich. Unter dem menschenverachtenden Decknamen "Operation Frühlingsbrise" bricht ein vernichtender Sturm über die Pariser Juden ein. Kurz vor ihrer Festnahme durch die französische Polizei versteckt Sarah ihren kleinen Bruder Michel. Sie sperrt ihn in einen geheimen Wandschrank, der ihnen zum Spiel schon oft als Versteck diente, um ihn so vor den Gendarmen zu schützen. Noch ist sie davon überzeugt, dass es sich bei all dem nur um einen Irrtum handeln kann und sie bald wieder freigelassen werden. So verspricht sie Michel, dass sie bald zurückkomme und ihn dann befreie, und lässt den Schrankschlüssel in ihre Tasche gleiten.
    Zeitsprung ins Jahr 2002. Die amerikanische Journalistin Julia Tézac geb. Jarmond lebt seit fünfundzwanzig Jahren in Paris und ist dort mit dem egozentrischen Bertrand Tézac verheiratet. Als "L'Américaine" ist sie auch nach so langer Zeit immer noch eine Fremde, die nicht ganz in die Stadt gehört, in der sie lebt. Ihre Ehe beginnt sich aufzulösen. Die Tézac-Familie ist höflich, aber distanziert. Nur ihre intelligente Tochter Zoë und ihre Freunde geben Julia die Unterstützung und Ermutigung, die sie dringend braucht. Julias Chef beauftragt sie, zum 60. Gedenktag der Zusammentreibung der Pariser Juden im Vélodrome d'Hiver einen Artikel zu schreiben. Während sie die schlimmen Ereignisse des Sommers von 1942 recherchiert, wird sie auf Sarahs Geschichte aufmerksam und nicht mehr losgelassen von der Frage, was aus ihr und ihrem kleinen Bruder Michel wurde. Während ihrer Ermittlungen stößt sie auf einen schrecklichen Zusammenhang zwischen ihrem Ehemann und der Familie Sarahs, ein schändliches Geheimnis, das seit sechs Jahrzehnten gehütet wurde. Auf diesem Weg entdeckt Julia ihr wahres Selbst - als Mutter und als Frau.


    Tatiana de Rosnay hat eine bewegende, tief ergreifende Geschichte geschaffen. Sie zeichnet dem Leser die grausame Realität der Shoah in eindrücklichen Bildern vor Augen, wie diese auch vor Frankreich nicht Halt machte, wie sich ihre menschenverachtende Brutalität entlud in der fürchterlichen Verfolgung und der Inhaftierung in Lagern wie Pithiviers und Beaune-la-Rolande, bevor von dort der Todeszug nach Auschwitz rollte. De Rosnays erschütternde Erzählung unterstreicht die französische Mitschuld an der Ermordung und Deportation der Juden in Europa, eine Tatsache, die erst von der Regierung Chirac Jahrzehnte später eingeräumt wurde. 55000 ausländische und 25000 französische Juden wurden in Frankreich unter dem Vichy-Regime Opfer der "Endlösung".
    De Rosnay erzählt die Geschichte zweier Familien, die durch Tod, Kummer und ein trauriges Geheimnis miteinander verbunden sind. Einen Roman über den Holocaust zu schreiben, stellt für einen Schriftsteller eine große Herausforderung dar. Das Leiden und die Ermordung so vieler Unschuldiger darf durch schriftstellerische Fiktion niemals verringert werden. Die Wahrheit der furchtbaren geschichtlichen Ereignisse hat unbedingt ethischen Vorrang vor jeglicher Fantasie. De Rosnay gelingt dies hervorragend mit einer erschütternden und fesselnden Geschichte. Mit großer Sensibilität erzählt sie von herzzerreißendem Verlust, grausamen Widrigkeiten, Schuld und Erlösung. So ist "Sarahs Schlüssel" ein aufschlussreicher, aufrüttelnder und vor allem zutiefst bewegender Roman. Eine Geschichte, die man nie mehr vergisst.

  • Da meine Mutter aus Frankreich stammt und selbst Geschichte unterrichtet hat, war mir die Rolle der Franzosen während der Besatzungszeit bekannt, aber in diesem Roman hat es mich total gepackt und ich war extrem traurig.


    Selbst jetzt zwei, drei Tage später denke ich an Julia und Sarah und an die Geschichte.


    Von mir gibts auch 10 von10 Punkten.

    Who is Keyser Soze?


    (\__/)
    (o ,o)
    (>_<) <- This is Bunny.


    Copy Bunny into your signature to help him on his way to world domination.

  • Habe dieses Buch auch vor einigen Monaten gelesen und selbst jetzt wenn ich Eure schönen Rezis lese bewegt mich Julia´s und Sara´s Geschichte wieder aus´s Neue. Ein sehr schönes, trauriges und berührendes Buch (taschentücher sind empfehlendswert).


    Von mir aus 10 Punkte

  • Meine Mutter hatte mir das Buch sehr ans Herz gelegt und ich bin dankbar für ihre Empfehlung, denn auch mich hat die Geschichte von Sarah sehr berührt und bewegt. Bisher hatte ich nur Bücher gelesen, die die Résistance in Frankrech thematisierten, über die Geschehnisse am 16. Juli 1942 wusste ich vorher nichts.
    Auch die beiden Erzählstränge haben sich meiner Meinung nach angenehm zusammengefügt und man hat so ein gutes Bild davon bekommen, wie die Franzosen heute mit dieser Vergangenheit umgehen.

    Nur eines ist vergnüglicher als abends im Bett, vor dem Einschlafen, noch ein Buch zu lesen - und das ist morgens, statt aufzustehen, noch ein Stündchen im Bett zu lesen.
    - Rose Macaulay -

  • Ich habe hier 10 Punkte verteilt.


    Zum Einen fand ich den Stil des Buches sehr schön, leicht zu lesen, aber nicht "platt".....ausserdem fand ich es großartig, etwas über die Judenverfolgung in F zu lesen, aus Deutschland kenne ich viele "Fakten", aber aus anderen Ländern.....wenig. Es ist aber kein "Geschichtsbuch", keine "Dokumentation", aber eine Geschichte, die in dieser Zeit spielen könnte und es wirkt sehr authentisch.


    Ich freue mich über jedes Buch mit dieser Thematik, eben weil man sich immer daran erinnern sollte und niemals vergessen.....


    Für mich ein sehr beeindruckendes (wenn auch trauriges) Buch, das ich nur empfehlen kann !


    Grüsse
    Andrea

  • Jetzt hab ichs mir grad gekauft :grin bin mal gespannt.


    edit: so jetzt bin ich etwa halb durch...was für ein schönes, aber sehr trauriges Buch.