Titel: Die Geistigen
Autor: Salamon Dembitzer
Verlag: Weidle
Erschienen: März 2007
Seitenzahl: 185
ISBN-10: 3938803002
ISBN-13: 978-3938803004
Preis: 19.00 EUR
Salamon Dembitzer wurde 1988 in Krakau geboren und starb 1964 in Lugano. Ein Freund von Alfred Döblin und von Alfred Kerr ist er zeitlebens unter Garantie nicht gewesen; um das herauszufinden braucht man nur seinen Roman „Die Geistigen“ lesen. Teilweise werden diesen beiden bekannten Gestalten des deutschen Literaturbetriebes während der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts bitterböse karikiert. Vielleicht wäre hier etwas weniger mehr gewesen. Allerdings muss sich auch der damalige Chef der Kulturabteilung des „Berliner Tageblattes“ Fred Hildenbrandt eine ganze Menge von Dembitzer gefallen lassen. Ist er (Hildenbrandt) doch die Vorlage für die Figur des Frank Kerber. Alfred Döblin treffen wir als Dr. Abel Driglin und Alfred Kerr als Abel Krampf wieder.
In seiner Kritik am Literaturbetrieb der Weimarer Zeit mag Dembitzer sicher in vielen Dingen Recht haben, allerdings wirkt vieles bei ihm ein wenig plump und aufgesetzt. Es fehlt ihm die für ein solches Unterfangen notwendige Lockerheit und Distanz. Das Buch ist zwar nett zu lesen, es aber als einen Schlüsselroman der damaligen Zeit zu bezeichnen wäre ganz einfach zu viel der Anerkennung.
Eine junge Frau – im Buch lediglich „Die Bremerin“ – trifft in einem Sanatorium für die besseren Klassen eben auf diesen Abel Driglin. Sie folgt ihm nach Berlin und wird dort schnell die Geliebte des Redakteurs Frank Kerber, eines Masochisten, nachdem sie Driglin hat fallengelassen. Neue Männer treten in das Leben der Bremerin, die dann aber letztendlich ohne etwas dasteht, weil sie von den Männern erst ausgenutzt und dann beiseite geschoben wurde. Als Kerber durch einen Unglücksfall ums Leben kommt, hat sie endgültig ausgespielt. Ihre Eltern haben sich längst von ihr abgewendet und auch für Driglin stellt sie nur noch eine nervende Belastung da. Das Ende vom Lied, der Bremerin bleibt nur der Strich um zu überleben. Auch der von ihr protegierte Ungar Paprika stößt sie gnadenlos beiseite. In ihm sind durchaus Züge des 1900 geborenen Geza von Cziffra zu erkennen.
Während ihres Sanatoriumsaufenthalts hatte sie zudem noch einen Einzelgänger namens Grand kennen gelernt, mit dem sie es sich dann aber auch zu guter Letzt noch verscherzt, als sie sich ihm auf billige Art und Weise anbietet. Er wendet sich von ihr ab, obwohl er wohl während der gemeinsamen Sanatoriumszeit einen anderen Menschen in ihr gesehen hatte – aber nun sieht er sie vor sich in aller ihrer peinlichen Mittelmässigkeit.
Das Buch „Die Geistigen“ erschien zuerst 1934 in Holland. Dembitzer hat als Schriftsteller niemals den wirklichen Durchbruch geschafft. Das mag zu einem großen Teil auch an seiner Verbissenheit gelegen haben. Er wollte wohl immer als er wirklich zu leisten in der Lage war.
Das Buch ist sicher kein satirischer Roman, dazu liest er sich doch zu sehr wie eine Abrechnung. Ob die Charakterisierungen von Döblin und Kerr zutreffend sind vermag ich nicht zu sagen, in jedem Falle finde ich Döblin lesenswert und auch einige Kritiken von Kerr sind durchaus erfrischend.
In jedem Falle aber ein lesenswertes Buch, erfährt man doch auf diese Art und Weise sehr viel über den Literaturbetrieb der Weimarer Zeit, man sieht das aufgeklappte Messer in den Taschen der Kontrahenten und die gegenseitigen Gehässigkeiten und Eifersüchteleien sowie die jeweiligen Eitelkeiten sind gut beschrieben.