Piper, 448 Seiten, Oktober 2007 als Taschenbuch erschienen
Mit einem Nachwort von Monika Lustig
Originaltitel: La Zia Marchesa
Übersetzt aus dem sizilianischen Italienisch von Monika Lustig
Handlung:
Es soll ein Fest werden, das den Gästen und den Einwohnern des kleinen sizilianischen Ortes Sarentini unvergeßlich im Gedächtnis bleibt. So wird die Taufe der kleinen Baronesse Costanza Safamita zu einem prächtigen Ereignis im Palazzo und auf der Piazza unter duftenden Oleanderbäumen und blühendem Jasmin. Es ist das Jahr 1859, und wenigstens für einen Tag soll die Feier die Sorge um die politischen Unruhen auf der Insel vertreiben. Dem kleinen Mädchen wird nie wieder so viel Aufmerksamkeit und Wohlwollen beschieden sein. Entspricht sie doch mit ihrer unbändigen Natürlichkeit und dem fragwürdigen roten Haar so gar nicht dem Ideal der eleganten aristokratischen Gesellschaft Palermos. Dabei ahnt niemand etwas von dem Schatten, der über ihrer Herkunft liegt, und von dem düsteren Geheimnis, das die Familie Safamita hinter ihrer prunkvollen Maske zu verbergen hofft. Ein atemberaubendes Familienepos, ein faszinierendes Porträt einer ungewöhnlichen Frau, eine sinnliche Entdeckung Siziliens, geschrieben von einer Autorin mit phantasievollem Sprachgefühl und einer ganz besonderen Persönlichkeit.
Zur Autorin:
Simonetta Agnello Hornby, 1945 in Palermo geboren, verließ gegen den Wunsch ihrer adligen Familie früh ihre Heimat, um im Ausland zu studieren. Sie lebt seit über dreißig Jahren in London, wo sie sich viele Jahre als Anwältin für benachteiligte Eltern und Kinder einsetzte. Nach der Veröffentlichung ihrer beiden weltweit erfolgreichen Romane »Die Mandelpflückerin« und »Die Marchesa« konzentriert sie sich nun auf ihre literarische Karriere.
Meine Rezension:
Der Roman beschreibt in beeindruckender Weise das Leben der sizilianischen Adeligen Constanza Safamina, spätere Marchesa Sabbiamene von Geburt und Kindheit an, dabei geliebt vom Vater, abgelehnt von der Mutter, mit einem Geheimnis um ihre Herkunft umgeben, einer schwierigen und komplizierten Ehe bis hin zum Tod. Constanza ist dabei eine komplex geschilderte Protagonistin, die einer Tante der Autorin nachempfunden ist und die man einfach gerne haben muss.
Constanza ist eine Außenseiterin in ihrer Gemeinschaft im ausgehenden 19. Jahrhundert, durch ihre Hagerkeit und roten Haare, ihrer bescheidenen doch intelligenten Art nicht beliebt. Als sie sich verliebt, wird sie zuerst nicht zurückgeliebt, jedoch ist sie aufgrund ihres Vermögens unabhängig und sogar emanzipiert. Ihr späterer Mann, der verschuldete und untreue Marchese wird seine Gefühle ihr gegenüber noch ändern. Durchaus eine der spannenderen Liebesgeschichten, die ich in letzter Zeit gelesen habe.
Anfangs ist der Roman aufgrund seiner komplizierten Erzählperspektive verwirrend.
Es erzählt hier die ehemalige Amme der Marchesa die Lebensgeschichte Constanzas auf ihre eigene, subjektive Art. Dann verselbstständigt sich der Erzählstil, korrigiert die Amme und füllt die Leerstellen aus.
Der Stil ist gewöhnungsbedürftig und fordernd, doch voller Reichtum, mit Verwendung einer symbolhaften Sprache, die eine große Wirkung eines Schirokkos entwickelt.
Wenn zum Beispiel Kekse gebacken und gegessen werden, ist das so genussvoll beschrieben, das erinnert an den Film Chocolat.
Es werden in den vielen Kapiteln jeweils sizilianische Wortspiele und eine kurze, manchmal ironische Zusammenfassung vorgesetzt.
Dem Roman ist ein Stammbaum und ein Personenverzeichnis angefügt sowie ein wirklich informatives Nachwort der Übersetzerin, in der die Feinheiten des sizilianischen Italienisch mit seinen Andeutungen, Anspielungen und einer Sinnlichkeit, die auch in der Übersetzung noch spürbar sind, thematisiert werden.