'Effi Briest' - Kapitel 01 - 09

  • Ich hab schon ein bisschen angefangen, aber hab natürlich noch nicht den ganzen Absatz geschafft. Meine Schrift ist sehr, sehr klein. :-( Naja, dafür war das Buch günstig... Ich lese mit der verlinkten Ausgabe. Welche habt ihr so?


    Den Einstieg finde ich schon mal gut. Nicht allzu schwer zu lesen. Hoffe, es bleibt so.

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    ich hab die Ausgabe aus der Reihe Hamburger Lesehefte. Da ist die Schrift aber auch nicht größer. Ich habe gerade erst mit dem Hexenmal angefangen. Hoffe aber dass ich im Laufe der Woche zur Effi dazu stoße :-)


    Das Hexenmal habe ich ausgelassen, da "Das Zeichen des Ketzers" so spät kam. Da bin ich aber auch noch nicht ganz fertig. Ich versuche mich mal wieder an beiden Büchern. Mal schaun, wie es funktioniert... Also werde ich auch nicht so schnell mit der Effi sein. :wave

  • Ich habe eine alte Ausgabe des Bertelsmann-Clubs im Rahmen der "Jubiläumsbibliothek der deutschen Literatur", irgendwann Ende der 70er erschienen. Folgt im Text der 1962ff im Carl Hanser Verlag erschienenen, von Walter Keitel und Helmut Nürnberger herausgegebenen Edition "Theodor Fontane. Werke, Schriften und Briefe". Interessant daran sind die Anmerkungen zum Werk und Worterklärungen, die mir schon bei "Cécile" gute Dienste geleistet haben.


    Derzeit habe ich drei Leserunden in kurzem Abstand (bzw. gleichzeitig) und kaum Lust zu lesen, fast schon eine "Leseblockade". Das wird im Laufe der Woche hoffentlich besser; werde wohl etwas hinterherhängen. :rolleyes

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Primavera : Ich hab mir die selbe Ausgabe bestellt. Meine Schulausgabe hab ich nimmer gefunden, vielleicht ist die auch noch bei meinem Vater, wer weiß.
    Und ja, die Schrift ist echt super klein. Hab mich echt gewundert, dass das Buch so dick ist, habs viel dünner in Erinnerung gehabt. Naja, was solls.


    Bin jetzt bei Kapitel 5 und so langsam kommen die Erinnerungen wieder zurück *G* ... aber mehr wenn ich bis Kapitel 9 gekommen bin ;)

  • So, ich habe nun die ersten 9 Kapitel gelesen und mir gefällt es ganz gut. Es lässt sich auch ganz flüssig lesen. Ich hatte mal wieder Bedenken, weil es ja ein Klassiker ist.


    Der Charakter von Effi ist mir noch etwas unklar. Auf der einen Seite ist sie nicht die "Dame" - eher ein Wildfang (im Hause der Eltern), auf der anderen Seite hat sie Angst im Hause von Innstetten, ebenso vor ihm selbst. :gruebel Habe auch irgendwie das Gefühl, dass sie etwas oberflächlich ist. Sie heiratet Innstetten, weil er sehr viel Geld hat... Oder kam das jetzt nur so bei mir rüber? Ich bin gespannt, wie es weitergeht.


    Wie alt mag Innstetten sein, wenn er schon die Mutter hätte heiraten können? 40? Die Mutter ist wohl schon so 45 oder? Ich glaub, das stand irgendwo.


    Dieses Geräusch am Dachboden.. Da bin ich auch gespannt, was das wohl ist. Ich geh jetzt dann mal weiterlesen...

  • Ich glaube Instetten war ca. 38. Fast 20 Jahre älter als Effi, die ja 17 ist.


    Ja, Effi ist noch viel eher ein Kind als eine Dame. Jedenfalls noch lange nicht erwachsen. Sie nimmt ja auch viel mehr noch die beigebrachten Normen ihrer Eltern und der Gesellschaft an und denkt weniger daran was sie eigentlich möchte und was ihr wichtig ist. Das kommt wohl später.


    Oh und ich war auch recht angenehm überrascht, dass sich das Buch viel flüssiger lesen lässt, als ich es noch aus Schultagen in Erinnerung hatte, da habe ich mich damals nämlich ziemlich durchquälen müssen *G*

  • Zitat

    Original von LilStar
    Oh und ich war auch recht angenehm überrascht, dass sich das Buch viel flüssiger lesen lässt, als ich es noch aus Schultagen in Erinnerung hatte, da habe ich mich damals nämlich ziemlich durchquälen müssen *G*


    Ja, die Erfahrung mach ich auch immer wieder. In der Schule war das immer so schlimm zu lesen und jetzt flutscht es gerade so. Vllt. weil es heute kein Zwang ist oder wir einfach älter geworden sind. :gruebel

  • Zitat

    von Primavera:
    Ich lese mit der verlinkten Ausgabe. Welche habt ihr so?


    Ich hab die Reclam ausgabe. hab die ganz gerne... sind handlich, net teuer und haben meist nen tollen anhang. mir gefallen aber ebenso gut die hamburger lesehefte!



    Zitat

    von Primavera:
    Auf der einen Seite ist sie nicht die "Dame" - eher ein Wildfang (im Hause der Eltern), auf der anderen Seite hat sie Angst im Hause von Innstetten, ebenso vor ihm selbst. Grübeln


    Das hat mich echt gewundert!!! ich dachte immer, dass die mädchen schon viel früher "erwachsen" sein, oder sich zumindest so verhalten mussten.



    Aber anonsten gefällt mir der schreibstil ganz gut und mir macht es richtig spaß das buch zu lesen.

  • Zitat

    Original von Primavera
    Ich hab schon ein bisschen angefangen, aber hab natürlich noch nicht den ganzen Absatz geschafft. Meine Schrift ist sehr, sehr klein. :-( Naja, dafür war das Buch günstig... Ich lese mit der verlinkten Ausgabe. Welche habt ihr so?


    Den Einstieg finde ich schon mal gut. Nicht allzu schwer zu lesen. Hoffe, es bleibt so.


    Ich habe mir das Buch Anfang der siebziger Jahre gekauft und erstmalig gelesen. Es ist eine Ausgabe vom Emil Vollmer Verlag.
    Bis ich damit beginnen kann , wird's noch ein paar Tage dauern, denn eigentlich wollte ich mein angefangenes Buch erst fertig lesen. Kann aber durchaus passieren, dass ich schon mal 'reinspitze. ;-)

  • Durch ein Versehen habe ich den Lesetermin für mich auf den 5. gelegt und war etwas überrascht, hier schon so viele Beiträge vorzufinden. Aber wenn andere ebenfalls verspätet einsteigen, umso besser.


    Nun zum Buch. Ich habe eine Insel-Ausgabe.


    Ansonsten gefällt es mir bisher sehr gut. Ich habe es in der Schule nie lesen müssen und mir vorgestellt, es wäre schwer, anstrengend, unverständlich oder wenigesten schwierig, wie es Cecile war. Aber nein, es steckt voller Humor, der schon bei den sportlichen Übungen von Effi beginnt. Irgendwo habe ich gelesen, Fontane hätte das Buch recht schnell herunter geschrieben und bin der Meinung, dass dies überhaupt nicht schädlich gewesen ist, es ist unbeschwert, leicht und nicht mit Symbolen durchsetzt, die ich erst entziffern muss.


    Effi selbst gefällt mir, für ihre 17 Jahre ist sie eine passende Mischung aus kleinem Kind und abgeklärter Jugendlichkeit, die sich für einen Mann entscheidet, vielleicht auch entscheiden muss, der älter und vom Wesen her anders ist. Mehr dazu, wenn ich das Buch wieder in der Hand halte und meine Unterstreichungen finde.

  • Amüsant lesen sich die Qulitäten, die Effi und dem ihr noch fremden Instätten in Kapitel 1 zuschreibt: Landrat, gute Figur, männlich. Das ist zeitlos und weiblich, Fontane hat sich wunderbar in die Frauen hinein versetzt, vielleicht sollte ich schreiben, junge Frauen, denn gleich darauf kommen Schoten, dass er sich wegen der vergeblichen Liebe zur Frau Mama keineswegs umgebracht hat, das Adlige seltsame Namen tragen dürfen ... das ganze erste Kapitel hat etwas unbeschwertes, lustiges, frivoles und auch skuriles, eine Horde Teenager trifft aufeinander und werfen sich verbale Nichtigkeiten zu, ganz wie heute. Effi zeigt Herz für das nieder Volk, wenn sie den Diener nicht ihre Obstrest wegräumen lässt.


    Kapitel 2: In Fontanes Wortwahl findet sich ebenso Humor wieder. Den Herrn Papa Briest als wohlkonserviert zu bezeichnen ist sicher nicht üblich, die Mama als gelegendlich unkonventionell ... Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Effi sich wirklich frei entschieden hat oder ob sie nicht ein wenig durch gesellschaftliche Erwartungen, den leichten Druck der Mama und den eigenen Träumereien in die richtige Richtung geschoben wurde. Warum ein Mann wie Instetten sich für die Tochter einer verflossenen Liebe entscheidet, ohne dass ich jegliche sexuelle Faszination erkennen kann, ist mir nicht klar.


    Kapitel 3: Jeder ist der Richtige. Was für ein Satz ist dies? Hier prallen erwarteter Reichtum und noch nie verliebt gewesen sein bestimmt fest aufeinander. Effi muss in einer ganz auf Wohlstand ausgerichteten Welt groß geworden sein.


    Kapitel 4: Jeder quält seine Frau. Auch hier Witz, der ernste Inhalte verpackt. Ich bin mir noch nicht schlüssig, was ich von Effis Eltern zu halten habe. Mögen sie sich? Nehmen sie sich gegenseitig ernst? Was hier so leicht rüber kommt kann möglicherweise tiefste Gräben aufzeigen, zumindest vermute ich dass bei Fontane.

  • Ich habe die neue dtv-Ausgabe, da meine Deutschlehrerin das so beschlossen hat ;-)
    Zum Buch kann ich sagen, dass ich recht positiv überrascht bin, ich hatte doch deutlich schwerere Kost erwartet. Es liest sich aber doch recht gut und ich hatte noch keine großen Langeweile-Attacken, wie bei anderen Schullektüren. Hoffen wir, dass das so bleibt.
    Effi selbst scheint mir noch sehr kindlich zu sein, sie ist nicht so in-sich gefestigt, wie man es eigentlich von einer Baronin erwarten würde. Die Verlobung ging für meine Begriffe zuschnell von der Hand, was damals aber wohl üblich war. Aber ich verstehe nicht, wie Effi so schnell von Liebe sprechen kann. Sie kennt ihn kaum, sagt, dass sie sich vor ihm fürchtet, spricht aber gleichzeitig von der großen Liebe. Das zeigt wohl auch ihre Unreife, sie spricht einfach nur den Erwachsenen nach, ohne sich selbst groß Gedanken zu machen. Oder aber das zeigt ihren dringenden Wunsch nach der, von der damaligen Gesellschaft definierten, perfekten Ehe. Sie versucht es allen recht zu machen, und sich so gut es geht an die Umstände anzupassen.
    Ich finde, dass die meisten Charaktere bisher in sich widersprüchlich sind. Effi die so erwachsten und verantwortungsbewusst sein will aber eigentlich so kindlich, verspielt ist. Geert von Innstätten, der ständig beteuert, wie lieb Effi ihm ist, der ihre Meinung aber regelmäßig übergeht und von dem ich das Gefühl habe, dass sie selbst ihm herzlich egal ist, dass er lediglich eine vorzeigbare Frau an seiner Seite braucht.


    Aber insgesamt fand ich es faszinierend, wie liebevoll Fontane die Figur der Effi Briest gezeichnet hat. Man merkt, dass ihr Schicksal ihm wirklich am Herzen lag.

  • Mir kommt Effi auch sehr kindlich vor, aber sie ist erst 17 Jahre und damit Teenager, zudem sehr behütet und als Einzelkind aufgewachsen. Ich sehe sie das ganze Buch hindurch bisher nicht als Baronin, da sie als solche weder geboren noch erzogen wurde und da hinein zu wachsen verlangt einiges an Lebenserfahrung. Sich so jung schon wie eine würdige ältere Matrone zu benehmen ist viel verlangt und sie ist so lebenslustig., frisch, munter, unbefangen und naiv.


    Geert finde ich im Umgang mit seiner Frau auch schwierig. Er übergeht die gelegentlich, was ich einem 38jährigen Mann gegenüber einen 17jährigen Frau nicht ganz übel nehmen kann, aber er hat auch sonst eine zwiespältige Haltung ihr gegenüber. Im Grunde weiß ich nicht, was er an ihr findet. Das er sie nur als schöne Puppe haben möchte glaube ich fast nicht, dazu ist eine lethargischere Person eher geeignet, aber vielleicht hat er auch einfach nur kein Händchen für das weibliche Geschlecht, bisher war er ja Jungeselle. Die beiden haben keinen von tiefer Liebe geprägten Umgang und es sieht auch nicht so aus, als ob sie sich in diesem Punkt aufeinander zu bewegen würden.


    Ich finde die Figuren ebenfalls interessant gezeichnet, nur sind mir die Andeutungen oft zu angedeudet, mir werden manche Handlungen erst klar, wenn sie schon fast zu Ende gebracht sind.

  • Heute habe ich auch mit dem Buch angefangen. Ich habe es schon einmal gelesen, aber das ist über 30 Jahre her, und ich muss sagen, bis jetzt habe ich keinen Funken Erinnerung. :hmm
    Es war für mich damals keine Schul-Lektüre, ich habe es mir aus rein persönlichem Interesse gekauft. Das einzige, was ich noch über das Buch sagen kann, es hat mir damals sehr gut gefallen, im Gegensatz zu anderen Fontane-Werken.
    Effi ist ein typischer Teenager, noch sehr kindlich verspielt. Man merkt es, wie sie mit ihren Freundinnen herumalbert und mit ihnen zusammen die Stachelbeerhäutchen im Wasser versenkt. Ihre Mutter scheint sie auch noch mehr als kleines Mädchen zu betrachten, was sich schon in der Kleiderwahl wiederspiegelt.
    Die Verlobung und Heirat mit einem so viel älteren Mann kommt für meine Begriffe etwas plötzlich, und ich denke, Effi's Bemerkungen, sie würde ihren Verlobten lieben, kommt nicht von Herzen, sondern wurde eher unüberlegt von ihr dahingeplappert. Sie zählt ja auch auf, wen sie so alles liebt. :rolleyes Auch die Überlegungen über die Zusammenstellung ihrer Aussteuer (roter Lampion, exotischer Wandschirm, Pelzmantel) zeugen nicht unbedingt von Reife sonder eher von einer lebhaften Phantasie und Jungmädchenträumen. Wahrscheinlich war es für sie einfach aufregend, dass plötzlich ein Baron für sie interessiert und um ihre Hand anhält. In dem Alter fühlt man sich noch schnell geschmeichelt.
    Was Instetten's Beweggründe angeht, bin ich mir noch im Zweifel, vielleicht nahm er einfach die Tochter, weil er damals die Mutter nicht haben konnte.

  • Zitat

    Original von Klusi
    Was Instetten's Beweggründe angeht, bin ich mir noch im Zweifel, vielleicht nahm er einfach die Tochter, weil er damals die Mutter nicht haben konnte.


    Das war auch direkt mein Gedanke.

  • Ich bin mit dem ersten Abschnitt jetzt auch endlich fertig. Ich hab das Buch ja bereits damals in der Schule gelesen und nach und nach kamen auch die alten Erinnerungen wieder, aber irgendwie kam ich trotzdem nur sehr langsam vorran. Nun ja ...


    Bücherwurm : Ja, ich finde auch, dass Effi nicht wirklich weiß, wovon sie spricht, wenn es um die Liebe geht.


    Sie redet eigentlich nur nach, was sie offenbar von anderen gehört hat und was von ihr erwartet wird. Ein wenig durchschaut ihre Mutter sie ja, aber leider sieht sie wohl das wahre Ausmaß nicht, oder will es zumindest nicht sehen.


    Generell hat Effi wohl eine recht unrealistische Vorstellung vom wirklichen Leben und ihrer Zukunft. Das ist auch nicht verwunderlich, sie ist ja noch sehr jung.

  • Instettens Motive für die Hochzeit erschließen sich mir auch nicht. Ich frage mich wie das für Effi ist, einen Mann zu heiraten, der ein glühender Verehrter und vergeblicher Anwärter ihrer Mutter war (die, wenn ich das richtig verstanden habe, zwar nicht abgeneigt war damals, dann aber den Konventionen gefolgt ist und ebenfalls einen älteren und vermögenderen Gatten gewählt hat).


    Effi und Instetten haben sich nur einmal gesehen vor der Verlobung. Und danach gabs wohl fast nur Briefe. Was bewegt so einen Mann, ein halbes Kind zu heiraten?


    Effi, die so bescheiden ist - von allem nur das Erlesenste....


    Bei dem roten Lampion und dem Wandschirm musste ich auch schmunzeln :grin