'Effi Briest' - Kapitel 19 - 25

  • Ich bin jetzt fast durch mit diesem Abschnitt.


    Ich dachte mir - laut Klappentext - dass die Geschichte zwischen Effi und Crampas viel mehr beschrieben wird. Aber jetzt ist sie bereits in Berlin und die Sache ist vorbei. Waren ihre Spaziergänge in Kessin alles und man konnte sich den Rest denken? :gruebel

  • Da muss man wohl von ausgehen. Ich war da auch etwas irritiert drüber.Schließen konnte man das - wenn überhaupt - wohl aus der Situation, in der Instetten Effi berichtet, dass sie nach Berlin gehen und Effi vor ihm mit einem "Gott sei Dank" auf die Knie sinkt. Genau wie Instetten kam auch mir der Gedanke, dass da wesentlich mehr war. Weiterer Hinweis möglicherweise das ständige Verpassen von Roswitha bei den Spaziergängen.


    Zum einen wohl wieder ein Thema, das tabu war, zum anderen war Fontane der Akt des Ehebruchs selbst aber wohl nicht so wichtig wie dessen Folgen. Crampas selber rückt ja auch nicht weiter ins Geschehen bzw. in den Mittelpunkt. Bislang bleibt er jedenfalls austauschbar. Kein Held auf dem weißen Pferd. Man merkt, dass es in diesem Buch nicht um ihn geht, sondern wirklich nur um Effi und die Konventionen.

  • Über die Sache mit Crampas war ich auch etwas irritiert, das einzige, was ich mir denken kann, dass da war, war die Geschichte in der Kutsche wo die beiden allein sind und er ihre Hand so eifrig küsst. Und daraus soll man dann ablesen, dass die beiden eine Affäre haben :rolleyes In meiner Definition ist eine Affäre auch eigentlich nix einmaliges, aber hier scheint es dann ja doch so gewesen zu sein. Mehr Andeutungen konnte ich jedenfalls nicht finden.
    Außerdem hätte ich eigentlich erwartet, dass Effi diese Affäre benutzt (also aus eigenem antrieb darauf eingeht) um aus ihrem tristen Umfeld zu entkommen. aber stattdessen vergeht sie ja fast vor Schuld.
    Die Beziehung zu ihrem mann scheint auch nicht gerade die beste zu sein, wenn sie ihn schon ob ihrer ominösen Krankheit anlügt, nur um nicht zurück zu müssen. Statt, dass man miteinander redet.


    Mir fällt bei diesem buch regelmäßig unangenehm auf, dass andauernd neue personen "eingeführt" werden, bzw. sie werden in einem gespräch aufgegriffen und vom Leser wird erwartet, dass er sofort mitkommt und weiß worum es geht. Blöder Realismus!
    Auch viele Handlungen werden übersprungen und dann nur vage im nachhinein angedeutet und man soll auch wissen, was los war. also entweder ch bin zu doof für dieses Buch oder es ist absichtlich so geschrieben, dass man nichts versteht. :fetch Zum Beispiel- glaube ich- dass gegen Ende dieses Abschnitts plötzlich einige Jahre (7?) vergangen sind und Effi auf Kur geschickt wird. Und das wird dann mal eben so in einem Nebensatz abgehandelt.

  • Mir macht diese Schreibweise auch etwas zu schaffen. Man muss sich vieles einfach zusammenreimen. Einerseits ahnt man, dass Effi ein Verhältnis hat, aber ihre Reaktion Roswitha gegenüber fand ich auch ziemlich befremdlich, dass sie ihr Kindermädchen quasi wie ein wenig doof hingestellt hat, weil sie sich dauernd "verpaßt" haben. Und als Roswitha sich nur einmal etwas mit Kruse unterhält, kriegt sie gleich einen größeren Vortrag von Effi, dass dieser ja verheiratet sei und sie sich deshalb zurückhalten soll. Effi's Meinung nach waren die beiden bei ihrem Gespräch ja schon sehr vertraut, da Roswitha ihm einen Schnurrbart anmalen wollte. :rolleyes
    Letztendlich kann man dann schon ahnen, wen Effi anscheinend im Lauf ihrer Spaziergänge getroffen hat, als sie vor ihrer Abreise nach Berlin einen Abschiedsbrief schreibt und Crampas dann am Hafen erscheint und ihr aus vorderster Reihe zuwinkt.

  • Zitat

    Original von bücherwurm89
    Über die Sache mit Crampas war ich auch etwas irritiert, das einzige, was ich mir denken kann, dass da war, war die Geschichte in der Kutsche wo die beiden allein sind und er ihre Hand so eifrig küsst. Und daraus soll man dann ablesen, dass die beiden eine Affäre haben :rolleyes In meiner Definition ist eine Affäre auch eigentlich nix einmaliges, aber hier scheint es dann ja doch so gewesen zu sein. Mehr Andeutungen konnte ich jedenfalls nicht finden.


    Der Handkuss war nur der Auftakt. Mehr wird von Fontane zwar zu dem Thema nicht angedeutet, es finden sich aber später weitere Hinweise in den Briefe, denen man entnehmen kann, dass es keine einmalige Sache war.
    Christian Grawe deutet Effis Weigerung, Instetten auf den Besuchen zu den Nachbarn zu begleiten, als weiteren Hinweis auf die Affäre. Offenbar hat sie danach Mühe gehabt, die Rolle als Instettens treue Gattin aufrecht zu erhalten.

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Der Handkuss war nur der Auftakt. Mehr wird von Fontane zwar zu dem Thema nicht angedeutet, es finden sich aber später weitere Hinweise in den Briefe, denen man entnehmen kann, dass es keine einmalige Sache war.


    Zu den Briefen bin ich erst gekommen, nachdem ich diesen Beitrag verfasst habe. Als ich diese Stelle dann gelesen habe ist mir auch aufgefallen, dass da noch was gewesen sein musste. ;-) Aber trotzdem danke :knuddel1