Hier kann zu den Seiten 26 - Ende geschrieben werden.
'Effi Briest' - Kapitel 26 - Ende
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Ich habs soeben beendet.
Insgesamt hats mir gut gefallen.
Ich hätte zwar eher mit einem HappyEnd gerechnet, weil ja auch Innstetten oft an Effi denkt, aber wahrscheinlich war das zu der damaligen Zeit einfach nicht möglich.
Ich denke mir mal wieder, wie sich die Zeiten doch geändert haben, zum Glück. Wenn eine Frau Ehebruch beging, war es völlig normal, dass das Kind beim Vater bleibt. Da würden wir doch kämpfen für das Kind ohne Ende und die Schuldfrage bei einer Scheidung gibts ja auch nicht mehr.Zum Schluss haben sich Briest und Fr. von Briest gefragt, ob sie in der Erziehung was falsch gemacht haben. Und dann erkannt, dass das ein zu großes Feld ist und es dann beruhen lassen. Ich denke schon, dass die Heirat mit 17 nicht gut war für Effi (aus meiner Sicht heute). Früher hat man ja eh viel früher geheiratet als heute. Wobei die Scheidungen heute auch nicht geringer, im Gegenteil höher geworden sind. Aber das hat wohl andere Gründe...
Insgesamt lesenwerter Klassiker, nicht zu schwer zu lesen!!
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Ich bin jetzt mit Kapitel 26 fertig. Instetten hat Crampas Briefe gefunden. Ich frage mich schon, warum Effi diese Briefe aufgehoben hat. Sie hat ja, nachdem sie in Berlin war, noch über ein Jahr an ihrer "Schuld" getragen. Erst im zweiten Jahr hat sie die Affäre in Kessin gedanklich und wohl auch gefühlsmäßig überwunden und wohl tatsächlich die Liebe zu Instetten entdeckt. Warum hat sie dann diese Briefe aufgehoben? Eine Schwäche? Um nicht zu vergessen, dass sie sich einen Fehltritt erlaubt hat?
Warum hat Wüllersdorf das Duell nicht ausgeredet? Wenn er schon um Rat gefragt wird, hätte er m. E. stärker auf Instetten einwirken sollen. Denn der schwankte ja zwischen dem Duell und dem Verzeihen (Verjährung). Effi war so jung damals. Hätte er das nicht als Narretei abtun können?EDIT:
Crampas hat ja Frau und Kinder. Instetten muss sich also bewusst sein, dass er mit dem Duell eine Frau zur Witwe und Kinder zu Halbwaisen macht.
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Zitat
Original von Bouquineur
Warum hat Wüllersdorf das Duell nicht ausgeredet? Wenn er schon um Rat gefragt wird, hätte er m. E. stärker auf Instetten einwirken sollen. Denn der schwankte ja zwischen dem Duell und dem Verzeihen (Verjährung). Effi war so jung damals. Hätte er das nicht als Narretei abtun können?Das überlegen doch die Beiden. Dass sie es als Narretei abtun. Aber dann sagt Crampas, dass immer wenn über dieses Thema geredet wird, Wüllersdorf es weiß und dann evtl. unauffällig zu ihm schaut, oder Innstetten auch rot wird ... Und da wird Wüllersdorf überstimmt. Hoffe, Du weißt, welche Stelle ich meine.
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Zitat
Original von Bouquineur
Warum hat Wüllersdorf das Duell nicht ausgeredet? Wenn er schon um Rat gefragt wird, hätte er m. E. stärker auf Instetten einwirken sollen. Denn der schwankte ja zwischen dem Duell und dem Verzeihen (Verjährung). Effi war so jung damals. Hätte er das nicht als Narretei abtun können?EDIT:
Crampas hat ja Frau und Kinder. Instetten muss sich also bewusst sein, dass er mit dem Duell eine Frau zur Witwe und Kinder zu Halbwaisen macht.
Instettens Begründung, warum das Duel sein musste fand ich mehr als fadenscheinig. Nur weil er es Wüllersdorf erzählt hat und es somit jemand wusste konnte er es nicht auf sich beruhen lassen hätte er halt mal vorher nachdenken sollen Hinterher wussten es immerhin auch alle
Dass dann überhaupt kein Rede mehr von Crampas Frau war hat mich auch etwas verwundert. da hätte ich schon erwartet, dass noch was kommt.Effis Eltern hätte ich am liebsten eine runtergehauen. Nur weil das ihr gesellschaftliches Ansehen beschädigen würde wollten sie ihr Kind, das in Not war nicht aufnehmen Was geht denn mit denen ab? Na immerhin sind sie am Ende doch noch zu Vernunft gekommen.
Die Szene mit Annie fand ich sehr traurig, als Effi feststellen muss, dass da überhaupt keine Bindung mehr da ist. Da tat sie mir schon leid. Wobei ich hier Annie auch nicht verstehe, als Geert die Briefe gefunden hat war sie doch schon mindestens sieben. Da müsste sie sich doch dann eine Erinnerung an ihre Mutter haben, also verstehe ich nicht, warum sie sich da so extrem von ihrem Vater beeinflussen lässt.
Insgesamt kann ich sagen, dass mich dieses buch doch positiv überrascht hat, ich hab es mir deutlich schlimmer vorgestellt. In der Mitte war es zuwar recht langatmig, aber da gab es auch schon deutlich schlimmeres.
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Zitat
Original von bücherwurm89
Die Szene mit Annie fand ich sehr traurig, als Effi feststellen muss, dass da überhaupt keine Bindung mehr da ist. Da tat sie mir schon leid. Wobei ich hier Annie auch nicht verstehe, als Geert die Briefe gefunden hat war sie doch schon mindestens sieben. Da müsste sie sich doch dann eine Erinnerung an ihre Mutter haben, also verstehe ich nicht, warum sie sich da so extrem von ihrem Vater beeinflussen lässt.Instetten wird ja als "Pädagog" bezeichnet. Zudem haben wir ja bei der Sache mit dem Spuk festgestellt, dass er gut darin ist, Personen zu manipulieren. Annie hat ihre Mutter mehrere Jahre nicht gesehen. Jahre, in denen Instetten ihr seine moralischen Vorstellungen eingetrichtert und sie ihrer Mutter entfremdet hat. Vermutlich hat er Effi nicht gerade in gutem Licht dastehen lassen.
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Wenn ihr Interesse an der Interpretation von Christan Grawe habt, dann könnt ihr mir gerne eine PN schicken, dann maile ich sie Euch. Ich fand sie jedenfalls sehr aufschlussreich.
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Zitat
Original von Bouquineur
Instetten hat Crampas Briefe gefunden. Ich frage mich schon, warum Effi diese Briefe aufgehoben hat. Sie hat ja, nachdem sie in Berlin war, noch über ein Jahr an ihrer "Schuld" getragen. Erst im zweiten Jahr hat sie die Affäre in Kessin gedanklich und wohl auch gefühlsmäßig überwunden und wohl tatsächlich die Liebe zu Instetten entdeckt. Warum hat sie dann diese Briefe aufgehoben? Eine Schwäche? Um nicht zu vergessen, dass sie sich einen Fehltritt erlaubt hat?
Diese Frage habe ich mir auch mehrmals gestellt, während ich diesen letzten Teil gelesen habe. Und wieso mußte Instetten unbedingt nach den Jahren Crampas fordern? Wüllersdorf hat versucht, es ihm auszureden. Ich zitiere dazu aus dem 27. Kapitel:Zitat"Ihre Lage ist furchtbar, und Ihr Lebensglück ist hin. Aber wenn Sie den Liebhaber totschießen, ist Ihr Lebensglück sozusagen doppelt hin, und zu dem Schmerz über empfangenes Leid kommt noch der Schmerz über getanes Leid".
Instetten gibt zu, dass er eigentlich keinen Hass Crampas gegenüber empfindet, und ich hatte das Gefühl, er hätte schon verzeihen können, wäre da nicht die Gesellschaft. Instetten äußert sich dazu wie folgt:Zitat"Man ist nicht bloß ein einzelner Mensch, man gehört einem Ganzen an, und auf das Ganze haben wir beständig Rücksicht zu nehmen, wir sind durchaus abhängig von ihm. ging es, in Einsamkeit zu leben, so könnt ich es gehen lassen".
Leider läßt sich Instetten zu sehr von diesem Ganzen beeinflussen, so dass er sogar seine Tochter gegen die Mutter beeinflußt.
Auch die Eltern neigen anfangs dazu, sich gegen die Tochter zu stellen, um nur ja ihr Ansehen nicht zu ruinieren. Aufrichtige und ehrliche Anteilnahme erfährt Effi mehr von den "einfachen" Leuten, so steht ihr Roswitha treu zur Seite.Diesen letzten Abschnitt fand ich sehr bewegend, hat der Roman ja auch ein recht trauriges Ende. Für mich persönlich war es eine gute Erfahrung, das Buch wieder einmal zur Hand zu nehmen, denn ich denke, so manchen Abschnitt entdeckt man erst richtig, wenn man ihn öfter liest.
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bin jetzt auch fertig. muss sagen, bei mir kam kaum spannung auf. war nie so, dass ich das buch nicht aus der hand legen konnte.
trotzdem: tolle sprache und schön geschrieben.
vielleicht war ich ja einfach voreingenommen. hatte es schon einmal vor einigen jahren angelesen und wieder weggelegt... habe es aber diesmal durchgezogen
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Wir haben in unserem privaten Lesekreis heftig über das Buch diskutiert. Also mir hat Effi Briest richtig gut gefallen.
Unterschiedliche Meinungen gab es u.a. zu folgendem Inhalt: Hat Crampas Effie über die Erziehungsversuche des von Imstetten angelogen um sie gegen ihren eigenen Mann aufzubringen? Oder hat er die Wahrheit gesagt ( die meisten waren dafür dass er die Wahrheit gesagt hat)?
Warum hat Effie nach dem Wiedersehen mit Ihrer Tochter nicht um sie gekämpft?
Ist das zentrale Element des Buches, dass Effie nie eigene Entscheidungen trifft?
Was meint ihr dazu?
Ich kann immer noch nicht nachvollziehen warum von Instetten das Duell unbedingt wollte? Dass er er seinem Freund erzählt hat und wegen der Ehre dann nicht mehr anders konnte finde ich einen schwachen Grund einen Menschen umzubringen, der wegen seines Armes doch von vornerein weniger Chancen hatte.
Und warum hat Effi die Briefe von Crampas aufgehoben? So sehr geliebt hat sie ihn doch nicht, oder? Vielleicht wollte sie ja tief in ihrem Inneren dass die Briefe gefunden werden?!
Und traurig fand ich auch, dass Effis Eltern sie nicht zu sich holen sondern sie erst mal verstossen nachdem ihre Affaire ans Licht gekommen ist
LG Luthien
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Zitat
Original von Luthien
Warum hat Effie nach dem Wiedersehen mit Ihrer Tochter nicht um sie gekämpft?Effie trug nach damaligem Recht durch ihren Seitensprung die Schuld am Scheitern der Ehe. Niemand hätte ihr das Kind zugesprochen. Das ist die eine Seite. Vermutlich hat sie zudem von sich selbst keine gute Meinung mehr gehabt, sich als moralisch schwache, vielleicht sogar verwerfliche Frau gesehen und damit als schlechtes Vorbild für ihr Kind. Sie war "unwürdig", weiterhin für ihr Kind zu sorgen.
ZitatIst das zentrale Element des Buches, dass Effie nie eigene Entscheidungen trifft?
Ich glaub nicht, dass das ein bewusster Aspekt dieses Buches ist. Frauen trafen damals keine eigenen Entscheidungen. Alle Entscheidungen traf der Mann. Von Frauen wurde erwartet, dass sie dekorativ sind und keine Ansprüche stellen.
Zitat
Ich kann immer noch nicht nachvollziehen warum von Instetten das Duell unbedingt wollte? Dass er er seinem Freund erzählt hat und wegen der Ehre dann nicht mehr anders konnte finde ich einen schwachen Grund einen Menschen umzubringen, der wegen seines Armes doch von vornerein weniger Chancen hatte.Er hätte keinen Rückzieher machen können, ohne sein Gesicht zu verlieren. Ein Mann von Welt und Ehre, der eine Position hat in der Gesellschaft. Ein Rückzug wäre in seinen Augen ein Zeichen von Schwäche gewesen. Vielleicht dachte er, er macht sich unglaubwürdig, wenn er auf das Duell verzichtet.
ZitatUnd warum hat Effi die Briefe von Crampas aufgehoben? So sehr geliebt hat sie ihn doch nicht, oder? Vielleicht wollte sie ja tief in ihrem Inneren dass die Briefe gefunden werden?!
Das war ein Anfall von Rührseligkeit, würde ich sagen. Vielleicht um etwas zu haben, an dem man sich festhalten kann, wenn es in der Ehe besonders kalt zugeht. Siche erinnern an schöne Stunden. Klar war das gegen jede Vernunft, die Briefe zu behalten. Sie musste eigentlich damit rechnen, dass die Briefe irgendwann gefunden werden. Ob sie sich gewünscht hat, dass sie gefunden werden? Ich glaub nicht, dass sie sich wirklich so weit Gedanken gemacht hat. Zumal ihr klar sein musste, dass das ihr gesellschaftlicher und persönlicher Ruin gewesen wäre.
Zitat
Und traurig fand ich auch, dass Effis Eltern sie nicht zu sich holen sondern sie erst mal verstossen nachdem ihre Affaire ans Licht gekommen ist.Konventionen. Gesellschaftlicher Stand, Ansehen. Ich glaube, diese Dinge standen zu dieser Zeit über dem persönlichen Glück der Kinder. Sie haben Effie geliebt, das ja, aber auch sie konnten aus dem Korsett, das die Gesellschaft ihnen verpasst hat, nicht raus.
ZitatHat Crampas Effie über die Erziehungsversuche des von Imstetten angelogen um sie gegen ihren eigenen Mann aufzubringen? Oder hat er die Wahrheit gesagt ( die meisten waren dafür dass er die Wahrheit gesagt hat)?
Das war die Sache, dass Instetten permanent versucht hat, Effie zu lenken und klein zu halten. oder? Ich glaub schon, dass Crampas mit dieser Aussage recht hatte. Außenstehende sehen solche Dinge manchmal klarer als der Betroffene selbst.